Standboxen
Klipsch RF-52 II im Test
Die Klipsch RF-52 II bringt Wirkungsgrad und gepflegte Klangkultur überzeugend in Einklang. Im Test zeigt sich, was die kleine Standbox, was sie leistet.

Wenn die Klipsch RF-52 II ein Whisky wäre, dann ein rauchiger Schotte für echte Kerle. Aber bitte im schlanken Flachmann, denn im Vergleich zur massigen RF-7 II, sozusagen einer Magnum-Pulle, ist sie gerade in der Taille echt zierlich.
Aber natürlich kommt sie in Wahrheit aus den USA - und hat es faustdick hinter den Ohren: Horn-Power ist angesagt. Die Form des Tractrix-Horns ist mit der Kunststoff-Schallwand aus einem Stück gegossen; und dahinter sitzt kein quietschender Billigtöner, sondern eine hochwertige Einzoll-Kalotte aus dem Space-Werkstoff Titan. Damit man richtig Stoff geben kann, hat das Teil einen eigenen Kühlkörper.
Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen
Schon ab 1700 Hertz ist also ordentlich Musik drin. Was tiefer geht, müssen die beiden Tieftöner wegschaffen, ihre Cerametallic-Membranen sollen das Beste aus Metall und Keramik vereinen. Eine Extra-Einladung bekommen sie nicht mehr, sondern müssen als flotter Zweier Seit' an Seit' arbeiten. Dabei hilft ein enormes Rohr, um echte Bass-Salven auch von hinten abfeuern zu können.
Born in the USA
Rauschende Partys macht auch die Klipsch mit, dafür sprechen schon allein ihr hoher Wirkungsgrad von über 88 Dezibel und ihre sensationell niedrige AUDIO-Kennzahl von 47. In diesem Punkt macht der Amerikanerin kein Konkurrent in diesem Test etwas vor. Doch die RF-52 II kann im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin auch in audiophiler Hinsicht voll und ganz überzeugen. Die mächtige Orgel und der Chor von Cesar Francks Messe (Tetu, Aeolus) wirkten nicht nur -äußerst differenziert und luftig.
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Die US-Box beeindruckte auch mit überzeugender Räumlichkeit und exzellentem Fokus. So trugen die beiden behörnten Wandler Klassik ausgesprochen knackig und -zackig vor, enthielten sich dabei aber jeglicher Aufdringlichkeit oder Schärfe. Sehr schnell wurde klar, dass die umfang-reichen Modifikationen, die vor allem die Hochtöner betrafen, zu einem deutlichen Klangfortschritt führten.
Turbopower für die Orgel
Auch mit dem Orgelsolo von ebenjener SACD bewies die RF-52 II Kontrolle und Nachdruck in den unteren Oktaven. Es schien, als hätte der Organist einen -Turbo gezündet, ohne damit die Wieder-gabe ins Schlingern zu bringen. Ein Kollege meinte prompt: "Die Klipsch gibt mächtig Gas."

Umso erfreulicher, dass der Lautsprecher dabei sehr ausgeglichen wirkte und die Musik in gewisser Weise schwerelos in den Raum stellte. Mit dieser grandiosen Abbildung und Dynamik hatte die US-Abordnung bei Rock und Pop leichtes Spiel. Die präzise, druckvolle Basslinie im Titelsong des Albums "Soldier Of Love" von Sade ging unter die Haut. Und die Drums in der Live-Version des Eagles-Klassikers "Hotel California" profitierten von der Fähigkeit, Konturen mit extremer Präzision nachzuzeichnen.
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Kein Wunder, dass in den Hörtestnotizen Beschreibungen wie "dynamisch grandios" und "sensationelle Attacke" auftauchten. Ebenfalls positiv fiel die Klipsch durch ihre große Abbildung auf, die sich sehr gut von den Boxen löste.
Punkte-Polster verdient
Schwächen ließ die US-Klangbotschafterin lediglich erkennen, wenn sie zu viele Information auf einmal verarbeiten musste, etwa bei Mahlers "Lied von der Erde" (Tilson-Thomas, SFO). Dann stellte die Klipsch Homogenität vor Auflösung und ließ Stimmen etwas gepresst klingen - bei einem Preis von 800 Euro aber kein ernsthafter Kritikpunkt.
So gelang der RF-52 II eine wahrlich starke Vorstellung, die sie mit 75 Punkten nicht nur knapp vor die Quadral Argentum 390 bringt: Die Verbesserungen bescheren der Neuauflage auch ein stattliches Polster von vier Punkten auf die in der April-Ausgabe 2007 getesteten RF-52.