Nothing Ear Stick im Test
Nach den Ear (1) bringt das Startup Nothing weitere Kopfhörer auf den Markt. Es handelt sich um halboffene Earbuds, also Kopfhörer, die wie die Airpods eingehängt werden, ohne den Gehörgang zu verschließen. Das Design ist eigenwillig und der Anspruch hoch. Connect hat die Ear Stick getestet.

Die Nothing Ear Stick sind für 119 Euro erhältlich und damit 30 Euro günstiger als die Nothing Ear (1). Sie haben außerdem einen anderen technischen Ansatz. Sie sind also keine Nachfolger, sondern erweitern das Portfolio von Nothing nach unten....
Die Nothing Ear Stick sind für 119 Euro erhältlich und damit 30 Euro günstiger als die Nothing Ear (1). Sie haben außerdem einen anderen technischen Ansatz. Sie sind also keine Nachfolger, sondern erweitern das Portfolio von Nothing nach unten.
Earbuds versus In-Ears
Mit dem halboffenen Design sind Kopfhörer gemeint, die keine Gummiaufsätze haben, die den Gehörgang verschließen, bekannte Vertreter sind die Airpods von Apple. Diese Modelle werden also nicht in das Ohr gesteckt, sondern in die Ohrmusche eingehängt. Der Vorteil: Man kann sie den ganzen Tag lang tragen, ohne das ein unangenehmes Druckgefühl entsteht. Weil der Gehörgang nicht verschlossen wird, schottet man sich nicht akustisch von der Umgebung ab, sondern bekommt alles mit und kann sich mit den eingehängten Earbuds ganz normal unterhalten. Mit diesem Konzept sind aber auch Nachteile verbunden: Zum einen ist eine aktive Geräuschunterdrückung gar nicht oder nur eingeschränkt möglich – man kann sich also nicht akustisch abschotten. Zweitens ist der Klang vor allem im Bass- und Mittenbereich nicht so druckvoll, weil der Schall nicht so gerichtet übertragen wird.

Nothing Ear Stick: Design und Verarbeitung
Bereits die mit Punktschrift gestaltete Website macht klar, dass Nothing anders sein möchte als der Mainstream. Ein wichtiger Teil der Verkaufsstrategie sind eine besondere Kundenansprache und ein einzigartiges Produktdesign. Die vom OnePlus-Mitgründer Carl Pei aufgebaute Marke macht das sehr clever. Bestimmte Designelemente ziehen sich durch alle Produkte, so dass man die Marke schnell wiedererkennt. Das Nothing Phone hat eine transparente Rückseite und die ersten In-Ears von Nothing, die Ear, haben einen transparenten Bügel. Auch die neuen Ear Stick erlauben Einblicke in das technische Innenleben.
Ein größerer Hingucker ist aber das Case, das ebenfalls transparent ist und in der Form eines gestreckten Zylinders gestaltet ist. Wenn man das obere Ende dreht, gibt der Zylinder die Kopfhörer frei. Das sieht sehr stylisch aus und ist ein großes Alleinstellungsmerkmal, aber nach ein paar Drehern gewöhnt man sich daran und wird sich der Nachteile bewusst: Das Case nimmt mehr Platz weg als die kompakten quadratischen/rechteckigen Cases von Apple oder Samsung. Die kann man unauffällig in der Hosen- oder Hemdtasche verstauen, während der Zylinder mit einem Durchmesser von 3 Zentimetern und einer Länge von 9 Zentimetern dick aufträgt. Wenn man ihn nicht aufstellt, rollt er auch gerne mal weg. Kurz und gut: Das Case mit seinem innovativen Drehmechanismus ist ein Hingucker, erweist sich im Alltag aber als unpraktisch.

Auch bei den Earbuds setzt Nothing nicht auf ein Design von der Stange. Während die Airpods klassisch an der Ohrmuschel eingehängt werden, sind die Stick ballonförmig gestaltet und füllen die Ohrmuschel komplett aus. Man hängt sie auch ein, muss aber gleichzeitig leicht drücken. Nothing nennt es "Half-In-Ear-Design". Es sorgt für einen festen und bequemen Sitz am Ohr. Während unseres Tests sind die Earbuds kein einziges Mal herausgefallen. Der Tragekomfort ist sehr gut, auch nach längerer Zeit spürt man sie kaum im Ohr. Das liegt auch daran, dass sie mit 4,4 Gramm außerordentlich leicht sind, fast so leicht wie die Airpods mit 4 Gramm.
Wer kleine Ohren beziehungsweise kleine Ohrmuscheln hat, sollte die Earbuds aber vor dem Kauf ausprobieren. Ein Kollege klagte über ein leichtes Druckgefühl, weil die Ballons der Earbuds zu groß waren.
Die Verarbeitung ist top, hier gibt es ebenfalls nichts zu kritisieren. Der Spritzwasserschutz nach IP54 ist klassentypisch.

Soundqualität
Die Bauform erlaubt es Nothing, einen besonders großen Treiber einzubauen: Statt der vielfach üblichen 11 Millimeter (Airpods) ist die Membranfläche 12,6 Millimeter groß. Das reicht für tiefe Bässe und klare Höhen bei hoher Lautstärke. Aufgrund des halboffenen Designs ist der Klang aber nicht so detailliert wie mit geschlossenen InEars, es fehlen Details und Auflösung in den Mitten. Das ist aber der Bauform geschuldet. Der Klang ist gut und mit Apples Airpods vergleichbar.

Steuerung und App
Beim Nothing Phone sind alle Einstellungen direkt im System implementiert. Der Ansatz des Unternehmens ist ja, Technik so einfach wie möglich zugänglich zu machen – die Parallelen zu Apple sind unübersehbar. Für alle anderen Android-Smartphones oder iPhones gibt es die runderneuerte Nothing X App im App Store oder Play Store.
Man kann die wichtigsten Funktionen natürlich auch ansteuern, ohne das Smartphone einzuschalten. Der Steg an den Kopfhörern ist berührungsempfindlich. Wenn man ihn zusammendrückt, pausiert die Wiedergabe, dabei dient ein dezentes Knackgeräusch als Eingabebestätigung, längeres Drücken regelt sie Lautstärke. Sie Steuerung funktioniert präzise und zuverlässig, hier gibt es nichts zu kritisieren.
Wir hätten uns aber noch ein paar mehr Funktionen gewünscht, der Blick herüber zu Sonys LinkBuds, zeigt, was möglich ist: Speak-to-Chat, die die Wiedergabe unterbricht, wenn man spricht; eine adaptive Lautstärkeregulierung, die die Lautstärke automatisch an die Umgebung anpasst. Auch die Unterstützung für HiRes-Audio und für Sprachassistenten fehlt.
Akkulaufzeit
Nothing gibt die Laufzeit mit beeindruckenden 7 Stunden an, in der Praxis haben wir 6 Stunden erreicht. Das ist ein guter Wert, vor allem mit Blick auf das niedrige Gewicht der Earbuds. Über das Case kann man sie viermal Nachladen, dann muss auch das Case an die Steckdose. Kabelloses Aufladen via Qi wird nicht unterstützt. Man kann das kritisieren, aber bei einem Preis von 119 Euro wäre alles andere eine Überraschung gewesen.

Fazit: Bequeme Alternative zu Airpods und Linkbuds
Die Nothing Ear Stick leisten sich keine Schwächen und ragen mit einem besonderen Design aus der Masse heraus. Das ist ihre große Stärke. Wer Wert auf die Ausstattung legt ist mit Sonys Linkbuds aber besser beraten. Die sind für 120 Euro bei Amazon & Co erhältlich, bieten aber mehr Funktionen, zum Beispiel die Anbindung an einen Sprachassistenten oder Speak-to-Chat. In jedem Fall sind die Nothing Ear Stick eine Bereicherung für das überschaubare Angebot an halboffenen In-Ears.