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Internet aus dem All

Internet per Satellit: So funktioniert die Technik

Internetanbindung per Satellit erfordert spezialisierte Technik, die meist deutlich teurer ist als für andere Breitbandzugänge. connect erklärt welche Technik dahinter steckt und wie sie funktioniert.

Autor: Hannes Rügheimer • 23.5.2024 • ca. 5:05 Min

Internet per Satellit
Internet aus dem All: Die Technik
© naratrip / shutterstock.com / Montage: connect

Die auf GEO-Satelliten wie Viasat KA-SAT oder Eutelsat Konnect basierenden Angebote erfordern in der Regel eine normale Sat-Antenne. Da aber eine größere Bandbreite als für TV-Signale nötig ist, sollte sie 80 Zentimeter Durchmesser haben, je nach geografischer Lage und Position des verwendeten S...

Die auf GEO-Satelliten wie Viasat KA-SAT oder Eutelsat Konnect basierenden Angebote erfordern in der Regel eine normale Sat-Antenne. Da aber eine größere Bandbreite als für TV-Signale nötig ist, sollte sie 80 Zentimeter Durchmesser haben, je nach geografischer Lage und Position des verwendeten Satelliten sogar mehr (etwa 95 cm). In jedem Fall muss die Sicht von der Sat-Schüssel zum Satelliten unbeeinträchtigt sein – Abschattung durch Bäume oder Gebäude sind durch einen günstigen Montageort zu vermeiden.

Internet per Satellit: So funkitoniert es
Satellitenkommunikation ausgereizt Senden (Tx für engl. transmit) und Empfangen (Rx, receive) der Daten übernimmt ein spezialisiertes Sat- Modem. Es ist an einer Sat-Antenne („Schüssel“) angeschlossen, die freie Sicht zum verwendeten Satelliten braucht. Wie beim Sat-TV-Empfang bündelt ein LNB (Low Noise Block Converter) die Signale – in diesem Fall wird aber ein internettauglicher LNB („ILNB“) benötigt, der hohe Bandbreiten und zusätzlich die Sendefunktion für den Rückkanal unterstützt.
© Brdy

Internet-LNB für bidirektionale Übertragung

Die Sende- und Empfangseinheit an der Sat-Antenne, der LNB (Low Noise Block Converter) muss explizit für den bidirektionalen Internetverkehr ausgelegt sein, sprich: zusätzlich zum Empfangen auch senden können. Manche Anbieter nennen dies „ILNB“ (Internet-LNB). Um über dieselbe Sat-Schüssel auch TV zu empfangen, braucht man einen Multifeed-Adapter und einen eigenen LNB für Sat- TV, weil das Fernsehsignal von anderen Satelliten ausgestrahlt wird als die Internetdienste.

Der Internet-LNB wird in diesem Fall mit einem Sat-Modem verbunden – über jeweils ein Kabel für das Senden und Empfangen. Dafür bieten manche Anbieter wie SkyDSL die Auswahl zwischen einem Standardmodem und einem „Sat-Router“ mit WLAN. Stattdessen kann man jedoch auch einen herkömmlichen WLAN-Router wie zum Beispiel eine Fritz!box hinter dem Sat-Modem anschließen.

Die für Satelliten-Dienste verwendeten Frequenzbereiche werden im Sat-Slang im Übrigen als Ka-Band (26,5 bis 40 GHz) und Ku-Band (12 bis 16 GHz) bezeichnet. Grundsätzlich deckt das Ku-Band größere Areale ab als das Ka-Band, während Letzteres höhere Bandbreiten überträgt und deswegen für Sat- Internet bevorzugt wird.

Grundsätzlich stellt der jeweilige Anbieter die geeignete Hardware zur Verfügung – entweder zum einmaligen Kauf, wofür schnell einige Hundert Euro zusammenkommen, oder zur monatlichen Miete. Bei der Bestellung sollte man schon berücksichtigen, welche Optionen benötigt werden, zum Beispiel TV-Empfang oder WLAN. Auch Telefonie ist über die Satelliten möglich, dafür kommt in der Regel VoIP (Voice oder IP) zum Einsatz.

In der Regel sorgt dann ein separater VoIP-Router für den Anschluss der Endgeräte – sinnvoll ist aber, dass der Sat-Anbieter einen VoIP-Tarif mit Flatrates zum Beispiel für Telefonate ins deutsche oder europäische Festnetz oder Mobilfunknetz im Portfolio hat. Dass die Sprach-Datenpakete über den normalen Internettarif laufen, sollte man vermeiden – sowohl im Hinblick auf die Kosten als auch wegen der dann gegebenenfalls fehlenden Voice-Priorisierung.

Internet per Satellit: Tripple Play
Triple Play via Satellit: Neben der Breitband-Internetanbindung kann der Satellit auch Telefonie und TV-Empfang in die Haushalte liefern. Alle drei Dienste stehen über die Kopfstation des Satellitenanbieters bereit.
© Novostream

LEO-Systeme sollten beweglich sein

Der prinzipielle Aufbau ist bei Nutzung der deutlich niedriger um die Erde laufenden LEO-Satelliten – derzeit im Wesentlichen Starlink – nicht anders. Da diese aber ihre relative Position zum Empfangsort ständig ändern, ist der Einsatz einer motorischen Sat-Antenne sinnvoll, die ihre Ausrichtung der Flugbahn des Satelliten nachführt.

Für den Empfang in Fahrzeugen wie Wohnmobilen oder Booten sind außerdem spezielle Hochleistungsantennen sinnvoll. Ganz allgemein empfiehlt es sich, sich vor der Bestellung einer Sat-Schüssel ein wenig in die FAQs und Technik-Beschreibungen des jeweiligen Angebots einzulesen und dabei immer das eigene Nutzungsszenario im Blick zu behalten.

Internet per Satellit: Satellit als Übergangslösung
Satellitenanbindung als Übergangslösung: Beim Internetausbau in Kommunen kann Satellitenanbindung auch als Zwischenlösung dienen, zum Beispiel bevor eine spätere Glasfaserversorgung realisiert wird. Um die Hausanbindung günstig zu halten, kann sie sogar per WLAN erfolgen.
© Eusanet/Satspeed

Spezielle Angebote für Geschäftskunden und Co.

Die Tarife, die einige Anbieter für Sat-Internet für Geschäftskunden bereithalten, können sich auch für Power-User lohnen – allerdings sind sie mit ihren höheren Datenraten und Datenvolumina auch deutlich teurer als reine Privatkundenangebote. Die verwendete Technik unterscheidet sich nicht zwingend – es sei denn, das Angebot ist zum Beispiel auf die Kombination mit einer langsamen DSL-Leitung oder als Fallback für eine andere Internet-Verbindung ausgelegt. Dies erfordert üblicherweise spezielle Hybrid-Router, die beide Internet-Verbindungen gleichzeitig bedienen oder zwischen ihnen umschalten können.

Einige Profi-Dienste richten sich speziell an Kommunen – hier kann eine Sat-Kopfstation fehlende andere Breitband-Angebote ersetzen. Allerdings zeigte sich in den letzten Jahren, dass solche Lösungen angesichts steigender Datenmengen sich häufig nach einiger Zeit nicht mehr rechnen. Darum sind viele einschlägige Anbieter dazu übergegangen, solche Sat-Dienste nur noch als Zwischenlösung zu vermarkten, bis vor Ort Glasfaser oder andere Festnetzlösungen verfügbar werden.

GEO, MEO, LEO – der Orbit macht den Unterschied

Satellitensysteme unterscheiden sich in der erster Linie in ihrer Entfernung zur Erdoberfläche – also der Höhe der Umlaufbahn.

In einer Höhe von 35.786 Kilometern entspricht die Umlaufgeschwindigkeit eines Satelliten exakt der Erdrotation. Die Folge: Der Satellit behält seine relative Position zur Erdoberfläche – er befindet sich somit auf einer geostationären Umlaufbahn (engl.: Geostationary Earth Orbit, GEO). Die große Entfernung bewirkt aber lange Signallaufzeiten – die Latenz beträgt fast eine halbe Sekunde, exakt 477 Millisekunden.

Umlaufbahn von GEO-Satelliten
Umlaufbahn von GEO-Satelliten
© Gigabitbüro des Bundes/BMVI

MEO (Medium Earth Orbit) heißen Umlaufbahnen in Höhen zwischen 8000 und 20 000 Kilometern. MEO-Satelliten bewegen sich kontinuierlich über die Erdoberfläche. Das ist für bestimmte Anwendungen – wie der Wetterbeobachtung – erwünscht. Um eine größere Abdeckung zu erzielen, sind mehrere Satelliten nötig. Diese Konstellation senkt die Latenz auf 110 bis 400 Millisekunden.

Umlaufbahn von MEO-Satelliten
Umlaufbahn von MEO-Satelliten
© Gigabitbüro des Bundes/BMVI

LEO-Satelliten (Low Earth Orbit) fliegen in nur in 250 bis 2000 Kilometern Höhe. Für die globale Abdeckung sind auch hier Konstellationen erforderlich. Die Latenz sinkt aber auf 3 bis 27 Millisekunden.

Umlaufbahn von LEO-Satelliten
Umlaufbahn von LEO-Satelliten
© Gigabitbüro des Bundes/BMVI

FAQ

Welche Art von Satellitenschüssel benötige ich für Satelliten-Internet?

  • Für Satelliten-Internet wird in der Regel eine Sat-Antenne mit einem Durchmesser von mindestens 80 cm benötigt, abhängig von der geografischen Lage und dem verwendeten Satelliten. Manchmal sind auch größere Durchmesser erforderlich.

Was ist ein Internet-LNB und warum brauche ich ihn?

  • Ein Internet-LNB (Low Noise Block Converter) ist eine Sende- und Empfangseinheit, die für bidirektionalen Internetverkehr ausgelegt ist. Er ermöglicht sowohl das Senden als auch das Empfangen von Daten.

Kann ich mit derselben Satellitenschüssel auch Fernsehen empfangen?

  • Ja, das ist möglich. Sie benötigen dazu einen Multifeed-Adapter und einen separaten LNB für TV-Signale, da diese von anderen Satelliten ausgestrahlt werden als die Internetdienste.

Welche Frequenzbänder werden für Satelliten-Internet verwendet?

  • Satelliten-Internet nutzt hauptsächlich das Ka-Band (26,5 bis 40 GHz) und das Ku-Band (12 bis 16 GHz). Das Ku-Band deckt größere Areale ab, während das Ka-Band höhere Bandbreiten ermöglicht und daher bevorzugt wird.

Welche Hardware wird für Satelliten-Internet benötigt und wie kann ich sie bekommen?

  • Die notwendige Hardware wird vom Anbieter zur Verfügung gestellt und kann entweder gekauft oder gemietet werden. Die Kosten für den Kauf können mehrere Hundert Euro betragen.

Ist Telefonie über Satelliten-Internet möglich?

  • Ja, Telefonie über Satelliten-Internet ist möglich und wird in der Regel über VoIP (Voice over IP) realisiert. Ein separater VoIP-Router sorgt für den Anschluss der Endgeräte. Es ist sinnvoll, einen VoIP-Tarif mit Flatrates für Telefonate zu nutzen.

Was ist bei der Nutzung von LEO-Satelliten wie Starlink zu beachten?

  • Bei LEO-Satelliten, die sich ständig relativ zur Erde bewegen, ist eine motorische Sat-Antenne notwendig, die ihre Ausrichtung der Flugbahn des Satelliten anpasst. Spezielle Hochleistungsantennen sind für den Empfang in Fahrzeugen wie Wohnmobilen oder Booten empfehlenswert.

Gibt es spezielle Angebote für Geschäftskunden?

  • Ja, es gibt spezielle Geschäftskundentarife, die höhere Datenraten und Datenvolumina bieten, jedoch auch teurer sind. Diese Tarife können auch als Fallback für andere Internetverbindungen oder in Kombination mit langsamen DSL-Leitungen genutzt werden.

Was sollte ich bei der Bestellung von Satelliten-Internet beachten?

  • Es ist wichtig, die FAQs und technischen Beschreibungen der jeweiligen Anbieter sorgfältig zu lesen und das eigene Nutzungsszenario zu berücksichtigen. Auch sollte man sich überlegen, ob zusätzliche Optionen wie TV-Empfang oder WLAN benötigt werden.