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High End Plattenspieler

Technics SL-1300G im Test: Puristisches Direktantrieb-Laufwerk mit High-End Klang

Technics verortet sein neues Plattenspieler-Laufwerk in der eigenen „Grand Class“. Die Ausstattung reduzierten die Japaner zudem auf das puristische „HiFi-Design“ ohne einige lieb gewordene Details. Reicht das für die große Klang-Klasse?

Autor: Lothar Brandt • 4.2.2025 • ca. 4:35 Min

Online-Siegel
überragend
TechnicsSL-1300G
Preis/Leistung
Januar 2025 Zum Produkt
Online-Siegel
161 Punkte
TechnicsSL-1300G
AUDIO Benchmark
Januar 2025 Zum Produkt
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Technics liefert den SL-1300G ohne serienmäßig montierten Tonabnehmer in der abschraubbaren Headshell aus. Die meisten High-End-Systeme harmonieren mit dem mittelschweren Arm.
© Technics

So, genau so haben viele Analog-Fans sich einen neuen Technics-Plattenspieler gewünscht. Äußerlich von allem highendfernen Tand befreit, nur noch von ganz fern an die „Disco-Plattenspieler" der legendären 1200/1210- Familie, gegründet anno 1970, erinnernd. Und innerlich mit all den techn...

Pro

  • sehr ruhige, aber druckvolle Darstellung
  • sehr stabile Raumabbildung
  • selbst bei Klaviermusik ohne jegliche Tonhöhenschwankung
  • exzellente Messwerte

Contra

  • Discjockeys werden Pitch-Regler und Strobo vermissen

Fazit

Keine Frage, der Technics SL-1300G erreicht klanglich High-End-Regionen. Er spielt mit herausragender Ruhe, ­ohne auch nur ein Gran musikalischer In­tensität preiszugeben. So, genau so muss das sein. Das ist wirklich die Große Klasse.

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So, genau so haben viele Analog-Fans sich einen neuen Technics-Plattenspieler gewünscht. Äußerlich von allem highendfernen Tand befreit, nur noch von ganz fern an die „Disco-Plattenspieler" der legendären 1200/1210- Familie, gegründet anno 1970, erinnernd. Und innerlich mit all den technischen ­Finessen gerüstet, die seit dem Comeback der Japaner auf dem Vinyl-Markt ihre neue Dreher-Generation auszeichneten.

Und so, genau so tritt der brand­neue SL-1300G auf. Immerhin schon 3.000 Euro teuer, verströmt er eine Aura noblen Under­statements. Technics ordnet ihn im hauseigenen Ranking in die „Grand Class“ ein – was man hier durchaus im britischen Sinne auch als „Gentlemen’s Class“ lesen kann. So ganz klar sind die Kriterien der Japaner für diese Einstufung freilich nicht – sieht man vom gehobenen ­audiophilen Anspruch mal ab.

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Technics verzichtete beim SL-1300G auf Stro­boskop-Leuchte und Tellermarkierungen ebenso wie auf den Pitchregler.
© Technics

Denn auch der rund 1.000 Euro günstigere SL-1200 GR2 gehört laut Technics in die Grand Class. Und spielt sich zwar schon in den Klang-Adel, weist jedoch noch einige, ähem, proletarische, tanztempeltypische Merkmale auf. Die beim SL-1300G unauffälliger Eleganz Platz machen, sprich: schlicht nicht mehr da sind.

So verschwand auf der rechten Oberseite der Aluminium-Deckplatte der leicht protzige Pitch-Regler, mit dem Discjockeys die Drehzahl und damit die Beats pro Minute manipulieren und bei aufeinanderfolgenden Stücken im Übergang angleichen können. Im highfidelen Gebrauch eher unüblich. Und man komme bitte nicht mit Musikern, die so Tonhöhe und Tempo zu Übungszwecken angleichen können: Die haben schon längst digitale Trainingshilfen.

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Technics wuchtet jeden Teller aus und beschriftet ihn danach mit „Balanced“.
© Technics

Ohne Light-Show

Eher den Augenmenschen verweigert der 1300er die blaue Stroboskop-Leuchte links des Tellers. Die macht am SL-1200 GR2 noch eine schöne Show, wenn sie die entsprechenden Markierungen am Tellerrand so anflackert, dass sie bei korrekter Geschwindigkeit stillzustehen scheinen. Im SL-1300 G zeigt sich der Rand des aus­gewuchteten, aus Alu-Druckguss und ­Messing kombinierten, mit Gummi-Auflagematte etwa 3,6 Kilogramm schweren Tellers schmucklos in glatt polierter Schräge.

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Der Direktantrieb schöpft seine Kraft aus gleich zwei vibrationshemmenden Rotoren.
© Technics

Sein Antrieb – eingeschaltet mit der großflächigen Drucktaste links außen, mit den kleineren Tasten in der Rundenzahl pro Minute eingestellt – blieb im Prinzip der gleiche wie beim 75 Jahre alten Urahn SP-10: direkt. Ohne Mittler wie Reibrad oder Riemen zwischen Motor und Platten­teller, die Motorachse entspricht zumindest geometrisch der Tellerachse.

Allerdings verfeinerten die Technics-Techniker den Antrieb in der aktuellen Generation nochmals erheblich. Nachdem sie in der Comeback-Riege ab 2016 schon etliche Kinderkrankheiten des theoretisch zwar haus­hoch überlegenen, in der Praxis jedoch problembehafteten Direct Drive (Stichworte: Vibra­tionen, Polruckeln) ausgemerzt hatten.

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Der Delta-Sigma-Antrieb im zusammengebauten Zustand. Gut zu erkennen sind die Plattentellerachse und die drei Gewindehülsen, mit denen der Plattenteller mit dem Antrieb verschraubt ist.
© Technics

So dreht jetzt ein eisenkernloser Motor seine Runden, aus denen das Rastmoment oder Polruckeln nahezu vollständig verschwunden sein soll. Was natürlich der Laufruhe ebenso entgegenkommt wie die vibrationsmindernde Doppel-Rotor-Konstruktion. Schließlich überträgt sich nicht nur die Motorkraft, sondern auch jedes Vibrieren, Zittern, Zuckeln direkt auf den Teller und damit in die Nadel. Statt wie zum Beispiel bei Riementrieblern noch durch den Mittler abgemildert zu werden.

Eine bei jeder Antriebsart mit konven­tionellen Elektro­mo­toren entscheidende Rolle spielt auch immer die Steuerung, sprich: die Kontrolle und Korrektur der Drehzahl. Die integriert Technics jetzt spannenderweise auf digitaler Ebene in sein Delta-Sigma genanntes Antriebs­konzept. Per sogenannter Pulsweiten-Modulation (PWM), ursprünglich aus der Digital-Verstärkertechnologie stammend, kontrolliert ein integrierter Schaltkreis (IC) ein möglichst vibrationsarmes – oder eben unverzerrtes – Antriebssignal.

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Herzstück des Antriebs ist die digitale Motorsteuerung, bei der Technics auf Technologien wie Delta-Sigma-Wandlung und Pulsweitenmodulation zurückgreift.
© Technics

Mit überragenden Messwerten

Was sich kompliziert liest und in der ­Umsetzung alles andere als trivial ist, führt bei Technics’ Delta-Sigma-Drive zu wirklich überragenden Messergebnissen. Das Testlabor ermittelte Gleichlaufschwankungen von weniger als 0,05 %. Dieser Spitzenwert liegt schon nahe am Laborrekord.

Und auch beim Rumpel-Geräuschspannungsabstand – grob gesagt der Abstand zwischen Störgeräusch bei laufendem Betrieb und Ruhe – legte der Technics mit 74 dB mit Schallplatte und 79 dB mit dem sogenannten Messkoppler absolute Traumwerte vor. Das ist um so erstaunlicher, als der Spieler das Netzteil, bei vielen Platten­drehern wie dem Dual CS 618 Q aus guten Gründen ausgelagert, ebenfalls in sein zweischichtiges (BMC plus Alu-Druckguss), rund 13 Kilogramm schweres Chassis ­integriert.

technics-sl-1300g-chassis
Die zweischichtige Gehäusekonstruktion macht den SL-1300G extrem stabil. Mit Verstärkungsrippen auf der Oberseite zwischen Motor und Tonarm konnten Steifigkeit und Schwingungsdämpfung weiter optimiert werden.
© Technics
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In Sachen Gleichlauf zählt der SL-1300 G mit zu den laufruhigsten Laufwerken, die wir je vermessen haben. Das Diagramm zeigt die Schwankung über die Zeit, mit nur 0,05 % Abweichung, bewertet nach IEC-386 und 2-Sigma gemittelt. Auch die Absolutdrehzahl wird mit −0,03 % ­exakt eingehalten (o. Abb.).
© WEKA Media Publishing GmbH
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Rumpelspetkrum (5 bis 500 Hz): Aus dem Eigengeräusch der DIN-45544-Mess-­Schallplatte (rot) tauchen noch leise Netzbrumm-Frequenzen bei 50, 150 und 200 Hz auf. Sonst verursacht der Antrieb keine nennenswerten Eigengeräusche, wie auch die hervorragenden Störabstände von 74 dB mit Schallplatte und 79 dB mit Koppler (blau) unterstreichen.
© WEKA Media Publishing GmbH

Nun ist der Antrieb beim Analog-Laufwerk das eine, der Tonarm das andere. Und auch hier gibt der effektiv 230 Milli­meter lange, traditionell s-förmig ge­bogene Aluminium-Ausleger keinen Anlass zum Tadel. Die hochpräzisen, kardanischen Lager sind spielfrei. Dank per Überwurfmutter abnehmbarer Headshell, mehreren Gegengewichten und vor allem einer grandiosen Tonarmhöhen-Einstellung am Rändel­rad bleibt man bei der Tonab­nehmer-Bestückung nahezu frei.

Mit fantastischer Ruhe

Der Tester bestückte den Technics SL-1300 G mit diversen High-End-Pickups, dann aber auch mit den 750 Euro teuren und damit auch preislich gut passenden Tonabnehmern Hana SL MK II und SH MK II. Was Laufwerk und Arm zu deren sehr guten Abschneiden bei­trugen, lässt sich in vier Worten zusammen­fassen: Ruhe, Raum, Druck und Details.

Nachdem der Tester mit etwas Mühe ein adäquates Tonarmkabel – das mitgelieferte erschien ihm etwas dürftig – in die recht tief unterm Chassis verborgenen, aber tonarmnahen Cinch-Anschlüsse und Erdungsdreh appliziert hatte , nahm das Vergnügen seinen Lauf. Dessen Solldrehzahl in jeweils 0,7 Sekunden Hochlaufzeit nach Ausschalten erreicht war.

technics-sl-1300g-anschluesse-gegengewicht-fusse
Die vier intern komplex bedämpften und gut dämpfenden Füße lassen sich einfach auf die richtige Höhe drehen.
© TEchnics

Selbst mit anspruchsvollster Klaviermusik bewies der Technics seine überragende Laufruhe und tonale Neutralität. Zum Beispiel mit den „Englischen Suiten“ von Johann Sebas­tian Bach in der superben aktuellen Einspielung von Zhu Xiao-Mei auf dem modernen Steinway-Flügel:Der japanische Spieler zeigte keinerlei Schwächen.

Das vor allem in langsamen Sätzen so gefürchtete „wow and flutter“ minderwertiger Plattenspieler, ihr Zittern und Zagen beim Ausklingen lang gehaltener Töne, ihr wankel­mütiges Umherwandern im Raum – nichts davon war auch nur ansatzweise zu vernehmen. Dafür tönte der Kirchenraum der Auf­nahme förmlich greifbar. In allen seinen Dimensionen.

Bei Mono-Aufnahmen wie Frank SinatrasSing And Dance“ blieben Stimme und Orchester über alle Tonhöhen und Lautstärken sauber abgezirkelt in ­der imaginären Mitte. Und wenn dann Carlos Santana und seine Band wild pluckernd mit lateinamerikanischer Percussion zur Sache gingen, ging der Direkt­triebler mit vollem Elan mit.

Diese dynamisch druckvolle ­Spielfreude hat der Autor auch schon bei erheblich teureren Spielern manchmal schmerzlich vermisst. Genau wie die ­luftige Transparenz, mit der der Technics zarteste Klanggespinste wie die von ­Annette Peacock auf „An Acrobat’s Heart“ zum Schwingen brachte.

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Technics SL-1300G: Fazit

Keine Frage, der Technics SL-1300G erreicht klanglich High-End-Regionen. Er spielt mit herausragender Ruhe, ­ohne auch nur ein Gran musikalischer In­tensität preiszugeben. So, genau so muss das sein. Das ist wirklich die Große Klasse.

technics-sl-1300g-mit-staubschutzhaube
Natürlich hat auch die Staubschutzhaube des SL-1300G das typische Bullauge über dem Tonarmlager.
© Technics

Technische Daten

Vollbild an/aus
Testmuster Technics SL-1300G
Listenpreis (UVP)3000 Euro
Garantie2 Jahre
KONTAKT
VertriebPanasonic Marketing Europe GmbH
Internetwww.technics.com/de/
Telefon+49 32 221096337
AUSSTATTUNG
Maße (B × H × T):45,3 × 17,3 × 37,2 cm (Haube geschlossen)
Gewicht:13,2 kg
Typ: Plattenspieler (ohne System)
Antrieb: direkt
Geschwindigkeiten:33/45/78 U/min
Drehzahlumschaltung
Arm-Höhenverstellung
Füße höhenverstellbar:
Pitch-Regelung:
Vollautomat/Endabschaltung: ✘ / ✘
Besonderheiten: Schaltnetzteil integriert
Plattenspieler
Tonabnehmer, einbau, tipp, werkzeug
Tonabnehmer Benz Micro Wood S L, Kuzma KC 2, Lyra Delos, Ortofon Cadenza Blue, Ortofon Cadenza Red
Hintergrund und Einstellungen: Phono-Amps Das Zusammenspiel von Tonabnehmer und Phonovorverstärker
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