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Testbericht

VW Passat Discover Pro im Test

VW feiert den neuen Passat als die bislang radikalste Überarbeitung der VW-Mittelklasse. Ob das Modell und insbesondere das Navigationssystem Discover Pro tatsächlich neue Maßstäbe setzen kann, klärt der Test.

Autor: Oliver Stauch • 18.11.2014 • ca. 5:00 Min

VW Passat Discover
VW Passat Discover
© Volkswagen

Das erfolgreichste VW-Modell ist? Nein, nicht der Golf, sondern der Passat. Dank seiner Verbreitung über den gesamten Globus verkauften die Niedersachsen allein im Jahr 2013 1,1 Millionen Stück weltweit - inklusive aller Derivate, versteht sich. Da darf bei einem Modellwechsel nichts, aber...

Pro

  • umfangreiche Funktionen
  • faire Aufpreise
  • gelungenes Active Info Display mit hoher Qualität
  • Tablet-Anbindung mit in den Sitzen integrierter Docking Station
  • einfache Bedienung

Contra

  • Mirrorlink mit noch wenigen kompatiblen Apps
  • unscheinbare Optik und Grafik

Fazit

Alles neu und dennoch vertraut - der Passat betont die VW-Tugenden gekonnt. Mit Mirrorlink und Tablet-Anbindung wagt er sich sogar in neue Bereiche vor. Frischer Wind in der Mittelklasse!

  Gut

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Das erfolgreichste VW-Modell ist? Nein, nicht der Golf, sondern der Passat. Dank seiner Verbreitung über den gesamten Globus verkauften die Niedersachsen allein im Jahr 2013 1,1 Millionen Stück weltweit - inklusive aller Derivate, versteht sich. Da darf bei einem Modellwechsel nichts, aber auch gar nichts, schief gehen.

Platz, mehr Platz, Passat

Umso überraschender: Obwohl sich der neue Passat optisch auf den ersten Blick nur gering von seinem Vorgänger unterscheidet, betont VW, dass "alles an diesem Auto neu" ist. Tatsächlich wirkt der neue Passat eher wie ein alter Bekannter, dem man sich routiniert und ohne große Aufregung nähert. Auch wenn man im Innenraum Platz nimmt, kommt einem zunächst alles vertraut vor - und riesig: Nicht, dass der Vorgänger klein war, aber vor allem auf den hinteren Plätzen wähnt man sich fast wie in der Langversion einer Oberklasse-Limousine, so fürstlich fällt das Raumangebot aus.

Auch vorne sitzt man wunderbar, alles sieht durch und durch nach Passat aus. VW würzt das Ganze mit noblem Chromschmuck: Die horizontal über die gesamte Breite reichenden Lüftungsschlitze betonen die Breite des Fahrzeuges. Polierte Oberflächen versprühen nicht mehr den hemdsärmeligen Charme früherer Zeiten, als die Passats innen noch so aussahen, als könne man mal eben mit dem Gartenschlauch drübergehen. Nein, das Ganze wirkt sehr gekonnt und hochwertig.

Dazu passt auch das neue Fahrgefühl: Der Passat ist Dzwar zwei Millimeter kürzer als sein Vorgänger, aber mit 4,76 Metern immer noch ein Trumm - und lässt sich dennoch erstaunlich leichtfüßig und agil über enge Landstraßen zirkeln. Hier kann jeder schnell fahren - ob er sollte, sei dahingestellt.

Volkswagen, VW Passat Discover
Fast schon old school: Das Touchscreen-Multimedia- System Discover Pro erinnert an die guten, alten Doppel-DIN-Autoradios.
© Volkswagen

Active Info Display

Zum connect-Thema: In Sachen Infotainment und Fahrerassistenz rüstet VW mächtig auf. Ins Auge fällt bei entsprechend ausgestatteten Modellen zunächst das "Active Info Display" für 650 Euro Aufpreis, das zunächst nur in Verbindung mit dem größten Navigationssystem Discover Pro (2180 Euro) zu haben ist.

Wie im neuen TT der Konzerntochter Audi ersetzt das 12,3 Zoll große Display die klassischen Rundinstrumente und ermöglicht in Maßen eine Personalisierung der dargestellten Informationen: Tacho und Drehzahlmesser können auf Wunsch verkleinert werden, um etwa der Kartendarstellung des Navigationssystems oder den Anzeigen der Fahrerassistenz mehr Raum zu geben, auch die Flächen innerhalb der virtuellen Zeiger können mit verschiedenen Informationen belegt werden.

Volkswagen, VW Passat Discover
SMARTPHONE, TABLET UND 3-D der Einpark- Assistent begeistert mit coolen 3-D-Ansichten
© Volkswagen

Die Möglichkeiten sind bewusst in engem Rahmen gehalten, vor allem um die konservativere Klientel nicht zu verschrecken - zukünftig dürften auch unterschiedliche Designs oder gar Skins Einzug halten. Frei programmierbar - wie hier und da zu lesen - ist es hingegen nicht.

Das Konzept geht auf: Schon nach wenigen Metern hat man sich an die Anzeige gewöhnt, vor allem in Kombination mit der Navigationskarte. Diese stellt mit ihrer hohen Auflösung von 1440 x 540 Pixeln und einer ebenso klaren wie scharfen Darstellung an dieser Position einen echten Fortschritt dar.

Mirrorlink und Apps

Das zugehörige Navigationssystem Discover Pro basiert ebenfalls auf einer neuen, leistungsfähigeren Hardware, die frische Funktionen ermöglicht: Man kann nun ähnlich wie in Google Maps die Route mit dem Finger verschieben, um zum Beispiel Zwischenziele anzusteuern oder eine ganz andere Routenführung zu wählen. Grafisch hat sich auf dem 8-Zoll-Display dagegen wenig getan: Design und Bedienelemente entsprechen der Vorgängergeneration, sodass sich VW-Fahrer gleich zurechtfinden.

Neu ist die Mirrorlink-Technologie: Wie im ebenfalls dieses Jahr vorgestellten Polo setzt VW voll auf den Standard, der es ermöglicht, Apps von Android-Smartphones auf dem Display des Navigationssystems darzustellen und zu bedienen. Knackpunkt der Technik ist die bislang recht zögerliche Unterstützung der Hard- und Software-Anbieter auf der Smartphone-Seite.

Volkswagen, VW Passat Discover
Willkommen in der Zukunft: Das Active Info Display für 650 Euro Aufpreis stellt die Instrumente volldigital dar und kann in engen Grenzen vom Benutzer personalisiert werden.
© Volkswagen

Hier kooperiert VW nun eng mit Samssung, die ihrerseits möglichst viele Phones fit fürs Auto machen wollen: Neben dem S4 mini und dem S5 sind auch schon die Newcomer Note 4 und Note Edge in der Kompatibilitätsliste zu finden (www.mirrorlink.com bei "Product Listing", nur Mirrorlink Version 1.1). Auch HTC ist mit dem One M8 vertreten.

Für App-Hersteller hat das Mirrorlink-Konsortium die Prüfbedingungen vereinfacht und die Kosten reduziert, sodass man nun in Kürze tatsächlich mit einer Vielzahl neuer Apps rechnen kann. Dennoch: Das geringe App-Angebot macht Mirrorlink derzeit noch zu einer eher langweiligen Angelegenheit.

Der Nutzen der vier bereits verfügbaren VW-Apps wie MyGuide (POI-Suche) oder Shared Audio (Musikstreaming via WLAN) ist begrenzt, die angekündigten Apps von Drittherstellern wie Aupeo oder Glympse dürften das System aber einen Schritt voranbringen. Die Anbindung des Smartphones im Testwagen lief jedoch noch immer nicht richtig rund.

Volkswagen, VW Passat Discover
Rückschau: Die App "Drive and Track" zeichnet den Fahrverlauf auf und wertet danach Kurvenfolge, Lenkwinkel, Steigung und andere Fahrdaten aus.
© Volkswagen

Dafür wurden die Online-funktionen des Navigationssystems integriert, von VW Car-Net genannt. Enthalten sind Stauinfos, Google-Suche und -Karten, dazu Parkplatzinfos, Benzinpreise, Wetter und Nachrichten. Car-Net ist im ersten Jahr kostenlos, ein weiteres Jahr kostet 79 Euro, zwei weitere 135 Euro. In Verbindung mit der Mobiltelefonschnittstelle Premium für 475 Euro hat der Passat sogar ein eingebautes UMTS-Mobilteil mit WLAN-Hotspot und Bluetooth-SIM-Access-Profil.

Wer das nicht braucht: Das Discover Pro kann auch über Bluetooth kommunizieren; die Sprachsteuerung mit der SMS-Vorlesefunktion ist ebenfalls Standard.

Rearseat-Tablet

Richtiges Neuland betritt VW bei der Option "Volkswagen Media Control", die zwischen 75 und 265 Euro Aufpreis kostet. Hierbei handelt es sich um eine Tablet-Anbindung via WLAN, die den Heckpassagieren Zugriff auf die Funktionen des Discover Pro ermöglicht: Die Navigation sowie der Zugriff auf die Musikwiedergabe kann somit auch von hinten erfolgen: praktisch bei Chauffeursfahrten, bestimmt nervig, wenn Kinder ständig an der Lautstärke spielen.

Volkswagen, VW Passat Discover
Ausbaufähig: Die Gesamtzahl kompatibler Mirrorlink-Apps ist noch sehr überschaubar - aber VW beteuert, dass es in Kürze sehr viel mehr Auswahl geben wird.
© Volkswagen

Aber es ist eben Neuland - hier werden wir noch viele spannende Anwendungen sehen. Und wer ganz klassisch lieber einen Film genießen will, freut sich über die speziell für Samsung-Tablets angebotene Docking Station im Rücken der Vordersitze.

Alle Assistenz-Systeme

Bleibt nur noch, die Assistenz- Systeme zu erwähnen: Der neue Passat bietet einen Einpark-Assistenten (mit sehenswerten 3-D-360-Grad- Animationen), der auch vorwärts in die Lücke findet und rückwärts mit einem Anhänger rangieren kann.

Dazu gibt es einen Tempomat mit Abstandshalter- Radar und City- Notbremsfunktion, Fernlicht mit Ausblendung des Gegenverkehrs sowie einen Spurhalte-, Auspark- und Wechsel- Assistenten sowie eine Verkehrszeichenerkennung.