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Smartphone-Betriebssysteme

Android 9 vs. iOS 12 im Vergleich: Fazit und mehr

Autor: Andreas Seeger • 24.10.2018 • ca. 3:10 Min

Die Entwicklung des Systems läuft bei Apple und Google ähnlich: Spätestens um die Mitte des Jahres wird eine Version für Entwickler veröffentlicht, damit diese mit der Anpassung ihrer Apps beginnen können. Daraufhin folgt eine für jeden zugängliche Beta-Phase, in der die Unternehmen wertvol...

Die Entwicklung des Systems läuft bei Apple und Google ähnlich: Spätestens um die Mitte des Jahres wird eine Version für Entwickler veröffentlicht, damit diese mit der Anpassung ihrer Apps beginnen können. Daraufhin folgt eine für jeden zugängliche Beta-Phase, in der die Unternehmen wertvolles Feedback sammeln. Das wird eingearbeitet, bevor im Herbst die finale Version erscheint. Und dann folgt der Unterschied: Während Apple bereits den Update-Knopf für alle Geräte gleichzeitig gedrückt hat, trudelt Android P erst nach und nach auf den 2018er-Topmodellen ein, viele günstigere Geräte dürften gar kein Update erhalten. Die Zahl der Phones aus dem Jahr 2017, die Android P bekommen werden, kann man an einer Hand abzählen, während Apple sogar das iPhone 5s aus dem Jahr 2013 mit aktueller Software versorgt.

Zusammengewachsen

Android und iOS nähern sich immer weiter an. Und das aus gutem Grund. Es gibt im Prinzip nur noch drei wesentliche Unterschiede.

Es gibt nicht wenige Stimmen, die sich über die zunehmende Ähnlichkeit der beiden wichtigsten mobilen Betriebssysteme beklagen. Wenn alles im Einerlei verschwindet, so das Argument, dann hat der Nutzer keine echte Auswahl mehr. In der Tat lässt sich eine Konvergenz beobachten: Die Nutzeroberflächen sehen immer ähnlicher aus, die Funktionalität ist auf beiden Systemen bis auf ein paar Ausnahmen gleich. Der Grund dafür ist simpel: Die Evolution der Systeme führt die Entwickler in eine Optimierungsspirale, die die Bedienung auf einem kleinen Display zunehmend perfektioniert. Und weil das Interface so klein ist, sind auch die kreativen Spielräume begrenzt.

Es gibt eben nicht mehrere Wege, um Funktion X auf dem kürzesten Weg zu erreichen oder Information Y übersichtlich einzublenden. Es gibt meistens nur einen Weg. Ein gutes Beispiel dafür sind die gestaffelten Benachrichtigungen, die Google bereits mit Android 8 eingeführt hat. Apple hat diese in iOS 12 mehr oder weniger übernommen, weil es schlicht die beste Darstellungsform ist, um viele Benachrichtigungen auf 5 bis 6 Zoll übersichtlich darzustellen.

Im Gegenzug hat Google bei der Gestensteuerung den Weg eingeschlagen, den Apple im letzten Jahr mit iOS 11 und dem iPhone X vorgegeben hat. Von der wechselseitigen Übernahme guter Lösungen profitieren am Ende beide Systme, sie werden sich aber auch immer ähnlicher.

Android 9 und iOS 12 im Vergleich: Project Treble
Mit „Project Treble“ vereinfacht Google Updates bereits seit Android 8, weil eine neue Version keinen neuen Chipsatz-Treiber mehr benötigt. Ob sich die Situation dadurch verbessert, hängt aber von den Smartphone-Herstellern ab.
© Google / Montage: connect

Der Kunde ist das Produkt

Es gibt aber allen Ähnlichkeiten zum Trotz drei fundamentale Unterschiede, die in den jeweiligen Geschäftsmodellen von Apple und Google wurzeln. Während Apple den Großteil seiner Gewinne mit dem Verkauf von Hardware erwirtschaftet, ist Google ein Software-Unternehmen, das sein Geld vor allem mit Werbung verdient. Und wenn Werbung den Kunden gezielt ansprechen soll, dann ist es erforderlich, so viel wie möglich über diesen zu wissen. „Wenn unser Kunde unser Produkt wäre, könnten wir viel Geld damit verdienen“, erklärte Apple-Chef Tim Cook nach dem Skandal um Facebook und Cambridge Analytica. „Wir haben uns entschieden, das nicht zu tun.“ Je stärker die Themen Datenschutz und Privatsphäre in den Vordergrund rücken, desto besser kann Apple sie als Verkaufsargumente benutzen.

Teure Eintrittskarte

In dieser Logik kann man das iPhone auch als Eintrittskarte in ein Ökosystem begreifen, das die Sammlung von Nutzerdaten weniger stark in den Vordergrund stellt als Google mit Android. Der Eintrittspreis ist allerdings hoch. Während Android auf einer Vielzahl von Geräten in allen Preisklassen läuft, ist nur eine überschaubare Zahl von iPhone-Modellen verfügbar, die allesamt sehr teuer sind. Ein weiterer Aspekt ist die Geschlossenheit der Plattform. Weil Apple die Hardware und die Software kontrolliert, ist iOS zwar perfekt auf die iPhones abgestimmt, aber auch stärker reglementiert. 

Apple lässt dem Nutzer weniger Gestaltungsspielraum bei der Anpassung der Benutzeroberfläche und legt Wert darauf, dass die eigenen Apps und Dienste genutzt werden. Android dagegen ist als offene Plattform gestartet und die damit einhergehende Flexibilität spürt man, wenn man sich die Benutzeroberflächen und Cloud-Dienste anschaut, die Huawei oder Samsung über das System gestülpt haben. Sie gewähren mehr Freiheiten bei der Anpassung der Oberfläche und mehr Möglichkeiten zur Nutzung von Funktionen und Diensten Dritter. 

Der Software-Support, der in Zukunft immer wichtiger wird, leidet allerdings unter der Fragmentierung, die eine unvermeidliche Begleiterscheinung dieser Offenheit ist. Google steuert mit dem Android- One-Programm und Software-Optimierungen wie Project Treble gegen, hinkt aber noch deutlich hinterher. Beim Software-Support, und das ist neben dem Datenschutz und der Offenheit der dritte Unterschied, hat iOS die Nase vorn.