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Car Connectivity

Hyundai Ioniq: Plug-in-Hybrid und Elektro im Praxistest

Autoren: Michael Peuckert und Dirk Waasen • 31.7.2018 • ca. 4:45 Min

Inhalt
  1. Hyundai Ioniq: Drei Antriebsarten im Vergleich
  2. Hyundai Ioniq: Plug-in-Hybrid und Elektro im Praxistest

Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid im Praxistest Gefühlt völlige Unabhängigkeit von der Tankstelle und eine praxisnahe Reichweite von weit über 1000 Kilometern zeichnen den Plug-in-Hybrid aus. Wer Zugang zu einer Steckdose oder einer Ladestation hat oder gern weit fährt, der sollte sich den P...

Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid im Praxistest

Gefühlt völlige Unabhängigkeit von der Tankstelle und eine praxisnahe Reichweite von weit über 1000 Kilometern zeichnen den Plug-in-Hybrid aus.

Wer Zugang zu einer Steckdose oder einer Ladestation hat oder gern weit fährt, der sollte sich den Plug-in-Hybrid genauer anschauen. Per klassischer Steckdose ist die 8,9-kWh-Batterie in gut zwei Stunden aufgeladen und spendet dann bei moderater Fahrweise Kraft für bis zu 58 Kilometer, die wir im Stadt-Landstraßen-Mix auch erreichten. Bei Unterschreiten der von Hyundai definierten Kapazitätsgrenze, die aus Batterieschutzgründen vor Erreichen der vollständigen Entladung einsetzt, greift der Verbrenner ein, der den Ioniq dann mit seinem 43-Liter-Tank tatsächlich über die 1000-Kilometer-Marke hieven konnte. Auf der bewusst sehr hügelig gewählten Testfahrt spielte der Plug-in gegenüber dem Hybrid seine Vorteile aus: Bergab speicherte die größere Batterie eben deutlich mehr Energie, die dann im Tal wieder in elektrische Reichweite umgesetzt wird. Am Ende ergab das einen halben Liter Unterschied im Verbrauch oder rund 100 Kilometer mehr Reichweite als beim Hybrid. Wirklich faszinierend für Techies ist aber eher die Rekuperationsanzeige, die bergab die elektrische Reichweite nach oben zählt. 

Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid Ladestand
Voll geladen: Drei Leuchtdioden im Armaturenbrett signalisieren den Ladestatus. Nach gut zwei Stunden sind wieder 50 Kilometer drin – perfekt im Nahverkehr.
© Hyundai

Entspanntes Fahrgefühl

Um den Schnitt nicht zu versauen, haben wir den Sportmodus nur kurz aktiviert und so erlebt, wie sich der Ioniq Plug-In-Hybrid in ein verblüffend fahraktives Auto verwandelt, das aufgrund seines Drehmoments richtig gut nach vorne geht. Viel faszinierender ist aber, wie uns die Ioniqs im Bemühen um wenig Energieverbrauch zu besseren, weil entspannteren Fahrern machten. Dazu trug auch die Solidität des Hyundai bei. Hier knarzte, knackte oder polterte rein gar nichts. Weit besser als erwartet gaben sich auch Connectitivity und Infotainment. Das System war nicht nur im Handumdrehen mit dem Smartphone vernetzt, es glänzte auch mit hervorragender Sprachqualität in Sende- und Empfangsrichtung. Das 7-Zoll-Display im Cockpit versprühte High-Tech-Charme und der zentrale Monitor ließ sich auch bei gleißendem Sonnenschein noch gut ablesen. Zum gefühlt tonnenschweren Handbuch mussten wir praktisch nie greifen, da sich alle über den Touchscreen gesteuerten Menüs selbst erklärten. Kein Glücksgriff war einzig das Infinity-Soundsystem, das mit dünner Brust und wenig Durchsatz vor sich hin spielte, aber nie so begeistern konnte wie das Auto.

Hyundai Ioniq Elektro im Praxistest

Die Realreichweite von 240 Kilometern des Ioniq Elektro reicht für die meisten Alltagssituationen vollkommen aus.

Ich gebe zu, dass ich zu Beginn gewisse Vorurteile gegenüber Elektroautos gehegt habe. Aber irgendwie hat mich der Ioniq Elektro dann doch neugierig gemacht und so bin ich kurz nach der Anlieferung der drei Autos in die Tiefgarage entschwunden. Bei der ersten Begutachtung fällt mir sofort positiv auf, dass sich der Ioniq in der E-Variante äußerlich kaum von seinen beiden Brüdern, dem Ioniq Hybrid und dem Plug-in-Hybrid unterscheidet. Der Innenraum empfängt mich mit einem funktional-eleganten Ambiente. Ich bin positiv von der Anmutung des Cockpits eingenommen. Während unseres ausgiebigen Praxistests hat sich bei mir ein ganz neues Fahrerlebnis eingestellt. Ich fühle mich, bedingt durch das ausbleibende Motorengeräusch, irgendwie entschleunigt. Mit jedem gefahrenen Kilometer wächst zudem der Ehrgeiz, die kalkulierte Reichweite des Autos durch eine vorausschauende Fahrweise nach oben auszubauen. Möglich wird das durch ein sparsames Energiemanagement und die sogenannte Rekuperation. Dabei wird die frei werdende Energie durch Verzögerung zurück in den Akku gespeist. Die Intensität der Verzögerung kann ich ergänzend über Paddel am Lenkrad in vier Stufen regulieren. 

Hyundai Ioniq Elektro Ladeanschluss
Der Ladeanschluss des Ioniq Elektro ist sowohl kompatibel zu Ladekabeln mit Typ 2 oder aber ICCB-Steckverbindungen
© Hyundai

Reichweitenberechnung im Navi

Im täglichen Pendelverkehr zwischen Wohnort und Arbeitsplatz meistert der Hyundai seine Aufgaben ruhig und unaufgeregt. Abends wird an der heimischen Steckdose per mitgeliefertem Ladeequipment über Nacht aufgeladen. Lediglich während unserer gemeinsamen Tour nach Österreich galt es über das Navigationssystem zu prüfen, an welchen Ladestationen pausiert werden muss, um den Akku nachzufüllen. Das Navi unterstützt, indem es einen exakten Radius der aktuellen Reichweite in der Kartendarstellung ausweist. Wenn es allerdings in die Berge geht, gilt es zu beachten, dass die Reichweite mit jedem gefahrenen Kilometer deutlich schneller sinkt, als vom System zuvor kalkuliert. Ich hatte in Österreich auf gefahrenen 300 Metern bergauf einen Reichweitenverlust von einem Kilometer. Mein Fazit fällt nach zweiwöchiger intensiver Nutzung überaus positiv aus. Ich habe den Ioniq Elektro nur ungern wieder hergegeben. Die verbrauchsarme, unaufgeregte Fortbewegung hat mich insbesondere im täglichen Pendelverkehr überzeugt. Der Ioniq Elektro hat mit Sicherheit nicht den Anspruch ein Langstreckenläufer zu sein, alles andere meistert er aber mit Bravour. Bleibt für mich die Erkenntnis, dass Vorurteile dazu da sind, um ihnen mit eigenen Erfahrungen zu begegnen.

Connectivity 

Die Ioniq-Modelle bieten ein rundes Connectivity-Paket. Live-Dienste gibt es aber nur über eine externe Datenverbindung.

Hyundai gibt seinen Ioniq-Modellen ein rundes Connectivity-Paket mit auf den Weg zum Käufer. So lässt sich das Smartphone einfach per Bluetooth koppeln und der Fahrer kann die gute Sprachqualität der Freisprechfunktion nutzen.Apropos Smartphone: Über den USB-Anschluss, ein Klinken-anschluss für Musik ist ebenfalls vorhanden, lässt sich nicht nur Musik wiedergeben, sondern auch das Smartphone ins Infotainmentsystem einbinden. Dazu beherrschen die Ioniqs sowohl Apple Carplay als auch Android Auto. Ist ein entsprechendes Smartphone verbunden und eingerichtet, so erscheint auf dem Bildschirm ein entsprechendes Symbol und die jeweiligen Smartphone-Funktionen für Musikwiedergabe und Navigation lassen sich über den Touchscreen des Hyundai steuern. Zudem können so auch Apple Siri und Google Assistant als Sprachassistenten genutzt werden. Die Tasten dazu findet der Fahrer idealerweise am Lenkrad. Für Onlinedienste ist ein Wi-Fi-Modul integriert, das sich die Daten von einem Hotspot, etwa vom Smartphone, holt und so Zusatzfunktionen bietet.

Hyundai Ioniq Wireless-Charging
Alle drei Ioniq-Modelle kommen mit einer speziellen Ablage für induktives Laden nach QI-Standard.
© Hyundai

Infotainment

Das Infotainmentsystem weist ein paar Lücken auf, kann aber mit simpler Bedienung und feiner Darstellung punkten.

Ab der Style-Ausstattung sind die Ioniqs mit einem hochauflösenden 8-Zoll-Navigations- und Infotainmentsystem in der Mittelkonsole gerüstet. Die Bedienung aus Touchscreen, darunter liegenden Tasten für die wichtigsten Funktionen sowie Dreh-/Drückregler für Lautstärke und Auswahl entpuppt sich in der Praxis als sehr gute Lösung. Dazu gesellt sich die bequeme Bedienung über Lenkradtasten. Der Startbildschirm zeigt eine Splitscreen-Ansicht aus Karte und Audioquelle. Eine Berührung, und schon ist der Nutzer bei der jeweiligen Funktion. Die Navigation an sich gefällt im Test mit kurzer und logischer Routenberechnung sowie verschiedenen Anzeigemodi wie etwa einer Splitscreen-Darstellung für die nächsten Manöver oder POIs (Sonderziele). Mit Onlineanbindung gibt es dann auch Live-Services für Stau-, Wetter- und Online-POIs von Tomtom, dann klappt es auch mit einer Stauumfahrung in Echtzeit. Musik gelangt von einem DAB+-Radio, per Bluetooth-Verbindung oder über den USB- sowie AUX-Anschluss zu den Lautsprechern, ein CD-Laufwerk gibt es nicht. Das Soundsystem von Infinity konnte klanglich allerdings nicht so recht überzeugen.

Hyundai Ioniq Infotainment
Die clevere Splitscreen-Anzeige sorgt für Übersicht auf dem Display und schnelle Erreichbarkeit der Funktionen.
© Hyundai