Vergleichstest
Standlautsprecher von Audium, Naim, Voxativ und Zu Audio
Die einen lieben sie, die anderen schreiben ihnen unüberwindbare Schwächen zu: An Breitbändern scheiden sich die HiFi-Geister. Doch die Konzepte dieser vier Probanden könnten sie versöhnen.

ine normale Box besteht mindestens aus Hoch- und Tieftöner - so der weit verbreitete Mainstream-Ansatz. Schon allein deswegen eilt Breitband- und Fullrange-Konzepten das Image des Outlaws voraus: Ihr symbiotisches Auftreten mit bizarr anmutenden Hornkonstruktionen, schwächsten Röhren-Amps und allerlei Zauber-Tuning nötigt dem HiFi-Fan für gewöhnlich eine Mischung aus Kopfschütteln und Ehrfurcht ab. "Das ist echt Hifi für Erwachsene", entfuhr es denn auch dem Kollegen Bernhard Rietschel, als der erste Breitbänder in der Redaktion eintraf. Doch jenseits aller Highend-Magie gibt es auch elektroakustische Gründe für den Einsatz der Alleskönner-Chassis: Da sie alle ortungsrelevanten Frequenzen aus einem Punkt und ohne Interferenzen abstrahlen, können sie zumindest theoretisch eine stabilere und homogenere Bühne abbilden. Die kann zudem von einer stetigeren Bündelung ohne Sprungstelle zwischen Mittel- und Hochtöner profitieren. Für die Anpassung empfindlicher Röhren-Amps sind hohe Wirkungsgrade und gleichmäßig gutmütige Lasten zudem ein klarer Vorteil.
Alles aus einer Quelle
In der Entwickler-Praxis ergibt sich bereits beim Chassis-Design ein Stolperstein: Um Höhen adäquat wiedergeben zu können und den Schall in den oberen Bereichen nicht zu stark zu bündeln, sollte der Töner möglichst klein sein; um wiederum Bass mit ordentlichen Schalldrücken abstrahlen zu können und die Wiedergabe nicht durch zu großen Membranhub und damit einhergehende Intermodulationen zu verfälschen, sollte er wiederum möglichst groß sein. Ein Zielkonflikt, der sich nur durch Kompromisse lindern, aber nie ganz lösen lässt.
Die Inspiration zu diesem Thema gab die englische High-End-Schmiede Naim: Ihre neue Ovator verband ein Punktstrahlerchassis mit zwei Basstönern für die Schwerstarbeit. Das Biegewellen-Chassis ist revolutionär neu, das Grundkonzept dagegen gibt es schon: kleiner Breitbänder plus Bass-Unterstützung - nach diesem schon von Audiodata, Manger und Ikon Akustik praktizierten Rezept (AUDIO 9/06) erdachte der deutsche Spezialist Audium seine kleine Comp 5, an der nicht zuletzt der äußerst günstige Preis von 2000 Euro reizt.
Neue Wege, alte Wege
Den umgekehrten Weg beschreiten die hierzulande noch wenig bekannten Spezialisten vom US-Hersteller ZU Audio: Sie verbauen einen kompromisslos großen Breitbänder und ergänzen ihn nur "ganz oben" durch einen Bändchen-Superhochtöner. Doch auch der klassisch-puristische Fullrange-Ansatz mit einem einzelnen Chassis nebst unterstützendem Basshorn ist noch en vogue. Als Vertreter dieses Konzepts lud AUDIO die junge Firma Voxativ ein, deren Kooperation mit Schimmel Pianos auch optische Leckerbissen verheißt. Ein fünftes Konzept freilich fehlt an dieser Stelle: Die John Blue JB 3 fühlte sich bei den Miniatur-Boxen sichtlich wohler.
Fazit
Verschiedener könnten Boxenkonzepte kaum sein. Kompakt, homogen und holographisch die Audium: Das kommt nach Entspannung lechzenden Audiophilen, die beim Amp konservativ denken, wie gerufen. Die ZU mag es dagegen riesig, schnell und explosiv: Von dynamischem Jazz über Rock bis zu elektronischer Musik - hier ist Adrenalin angesagt. Selbst mit zarten Röhren-Verstärkern geht wirklich die Post ab - wow!