Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
AUDIO+stereoplay Must-Have

Musiktipps: Jazz Alben für die Ewigkeit

Autor: Frederick Heinz • 11.6.2025 • ca. 6:35 Min

Charles Mingus - Mingus Ah UmMFSL/Sieveking Sound (Hybrid-SACD) ...

Charles Mingus - Mingus Ah Um

MFSL/Sieveking Sound (Hybrid-SACD)

Charles Mingus - Mingus Ah Um
Das Artwork des Albums wurde vom US-amerikanischen Grafikdesigner Sadamitsu Neil Fujita gestaltet. Fujita hatte sich als Designer von Buchcovern und Jazzalben einen Namen gemacht. Unter anderem stammt auch das berühmte Artwork von Dave Brubecks Time Out von S. Neil Fujita.
© MFSL / Columbia (Sony Music)

Charles Mingus - Mingus Ah Um

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik4,5 von 5
Klang 4 von 5

Sogar Rock-Gitarrero Jeff Beck coverte „Goodbye Pork Pie Hat“. Die unsterbliche Ballade gehört zu den Glanzstücken auf dem Longplayer „Mingus Ah Um“ aus dem Jahr 1959. Der Titel des parodiert die Lateinlehrer-Attitüde für Adjektiv-Endungen (-us: männlich, -a: weiblich, -um: sächlich). Musikalisch brillieren Mingus und sein Septett mit rasantem Hardbop und spannungsstarkem Blues, die den Longplayer zu einem der besten aller Jazz-Zeiten machen.

Diese bärenstarke Scheibe gab es schon auf Single-Layer-SACD, als Doppel-LP 45 rpm und jüngst von Green Corner in einer Stereo/Mono-Kombi Doppel-CD. Rob LaVerde konnte für MFSLs Hybrid-SACD (mit achtseitigem Booklet) offenbar die originalen Stereo-Master der Dreikanal-Produktion überspielen, denn insbesondere der DSD-Layer klingt runder und offener als bisherige Ausgaben.
Rezension von: Lothar Brandt

Ähnlich:

Miles Davis - Birth Of The Cool

Eagle Rock (DVD, Blu-ray, Blu-ray + DVD, 2 DVDs)

Miles Davis - Birth Of The Cool
Die Dokumentation des preisgekrönten Regisseurs Stanley Nelson zeigt das Leben des legendären Jazzmusikers Miles Davis. Das zum Teil unveröffentlichte Material umfasst Live-Auftritte, Studioaufnahmen und Outtakes.
© Eagle Rock

Miels Davis - Birth Of The Cool

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik4,5 von 5
Klang 4
Bild3,5 von 5
Regie 4

Dummerweise sind die größten Künstler oft die kompliziertesten Menschen. Miles Davis, als Jazztrompeter ein unfassbares Genie, hat gelitten wie ein Hund und leider auch andere leiden lassen. Die Hauptursache seiner Probleme benennt dieser Dokumentarfilm unmissverständlich: Rassismus. Dass sein Vater Zahnarzt und wohlhabend war, wird den jungen Miles in Illinois nicht beschützt haben. Als er 1949 in Paris Juliette Greco kennen- und lieben lernte, merkte er, wie das Leben sein kann ohne Rassismus.

Mir der typischen, nach einer Operation rau geworden Stimme, erzählt er, wie entsetzlich es war, in die USA zurückzukommen. Seine Drogensucht, seine Frauen – dieser Film zeichnet alles nach, aber noch mehr seine Karriere. Seine unglaublichen Quintette, die elektrische Phase, die Zusammenarbeit mit Prince – Faszination ohne Ende.
Rezension von: Sebastian Schmidt

Ähnlich:

Scott Hamilton, Andrea Pozza - Who Cares?

Fonè/In-Akustik (Hybrid-SACD)

Scott Hamilton, AndreaPozza - who cares
Der amerikanische Jazz-Saxophonist Scott Hamilton macht seinem Ruf alle Ehre und präsentiert mit dem italienischen Pianisten Andrea Pozza eine Auswahl des amerikanischen Mainstream-Jazz. Die puristische Aufnahme verzichtet gänzlich auf klangverändernde Hardware wie Effektgeräte oder Equalizer.
© Fonè / In-Akustik

Scott Hamilton, Andrea Pozza - Who Cares?

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik3,5 von 5
Klang 5 von 5

Die Produktionen von Giulio Cesare Ricci für sein Label Fonè genießen unter Audiophilen den allerbesten Ruf. Nimmt der italienische Extrem-High-Ender doch mit feinsten Equipment in ausgesuchten Räumen auf – einen Querschnitt brachte Schwesterblatt stereoplay auf der Covermount-CD 1/21. Der amerikanische Tenorsaxofonist Scott Hamilton zählt zu seinen Stammkünstlern; ihn bannte er im Oktober 2013 im Hotel Il Castello mit dem Pianisten Andrea Pozza in Stereo-DSD auf die Festplatte.

Die beiden spielen sich entspannt und klangschön durch acht Standards, wobei sie Hamiltons Drummer Alfred Kramer in „All Of Me“ an der Snare unterstützt. Die 2014 veröffentlichte SACD legt Fonè neu auf – und die faszinierende Aufnahme hat kein Gran ihrer herrlichen Räumlichkeit in natürlichem Hall, ihres Detailreichtums und ihrer prallen Dynamik verloren.
Rezension von: Lothar Brandt

Ähnlich:

Oscar Peterson - On A Clear Day
The Oscar Peterson Trio Live In Zurich, 1971

Mack Avenue/In-Akustik (CD)

oscar peterson - on a clear day - the oscar peterson trio live in zurich 1971
Während der Europatournee des Oscar Perterson Trios 1971 entstand dieser Live-Mitschnitt im Kongresshaus Zürich.
© Mack Avenue

Oscar Peterson - On A Clear Day: The Oscar Peterson Trio Live In Zurich, 1971

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik4,5 von 5
Klang 4 von 5

Welch ein Trio: der kanadische Top-Pianist Oscar Peterson, der dänische Vorzeige-Kontrabassist Niels-Hennig Ørsted Pedersen und der spitzenmäßige US-Drummer Louis Hayes. Erstaunlich, dass die drei nur auf einem Studioalbum zusammen zu hören waren: „Great Connection“, das 1974 erschien, aber schon 1971 aufgenommen wurde. Also unmittelbar vor der Europatour, die sie am 24. November nach Zürich führte.

Der Schweizer Rundfunk schnitt im Kongresshaus mit, was die vergleichsweise hervorragende Klangqualität erklärt. Geplant war keine Live-LP, weshalb die drei bei den acht Mehr-oder-Weniger-Standards Vollgas geben, viel riskieren – und alles gewinnen. Von Mini-Schnitzern und Petersons lustvollem Mitquäken mal abgehört, ist das virtuose, oft rasante Kunst, die sich wahrhaft gekonnt von Schablonen löst. Peterson war halt der Beste. Rezension von: Lothar Brandt

Ähnlich:

Jacintha - Here’s To Ben
(A Vocal Tribute To Ben Webster)

Groove Note/Sieveking Sound (UHQCD)

Jacintha - here's to ben
Die aus Singapur stammende Sängerin Jacintha Abisheganaden huldigt auf ihrer fünften LP (ihrem ersten Jazz-Album) dem großen Jazz-Tenorsaxofonisten Ben Webster (1909-1973).
© Groove Note/Sieveking Sound (UHQCD)

Jacintha - Here’s To Ben (A Vocal Tribute To Ben Webster)

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik4 von 5
Klang5 von 5

Diese Scheibe katapultierte die Singapurianerin Jacintha Abisheganaden 1998 in die erste Liga der audiophilen Ladies. Auf ihrem fünften Longplayer, 2001 dann als SACD auch ein Renner, zollte Jacintha dem großen Jazz-Tenorsaxofonisten Ben Webster (1909–1973) Tribut, mit Teddy Edwards (sax), Kei Akagi (p), Darek Oles (b) und Larance Marable (dr) spürte sie dem großen Balladier einfühlsam nach.

Die Aufnahmen hat Groove Note jetzt auf Ultra High Quality CD mit zusätzlicher MQA-Codierung veröffentlicht. Schwerer als das für ultragenaue Pit-Spuren taugliche Material oder als die „Master Quality Authenticated“ fällt ins Gewicht, dass die schön ausgestattete CD noch immer fantastisch transparent und enorm präsent klingt. Wer eines der nummerierten 1000 Exemplare ergattern kann, darf sich glücklich schätzen.
Rezension von Lothar Brandt

Ähnlich:

  • Ben Webster: Seven Classics Albums (4 CDs zum Sonderpreis)
  • Jacintha: The Girl From Bossa Nova

Nathan Davis - The Hip Walk

MPS/Edel (CD, LP 180g Gatefold)

Nathan Davis - The Hip Walk
The Hip Walk gilt als eines der besten Alben des amerikanischen Modern-Jazzmusikers Nathan Davis und ist bei Sammlern sehr begehrt. Jetzt ist es auf dem Saba-Nachfolgelabel MPS neu erschienen.
© MPS/Edel

Nathan Davis - The Hip Walk

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik4 von 5
Klang3,5 von 5

Der Unternehmer Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS) und der Journalist ­Joachim-Ernst Berendt waren ein Dreamteam. Der eine, Hersteller der SABA-Rundfunkempfänger, liebte den Jazz, der andere kannte sich in der Szene bestens aus. Als HGBS einen Vorläufer des Kassettenrecorders auf den Markt bringen wollte, gründete er das Kassetten- und LP-Label SABA, auf dem 1965 „The Hip Walk“ des Tenor- und Altsaxofonisten Nathan Davis erschien.

Die Chemie in der Session-Band stimmte: Davis und Carmell Jones (tr) wunderbare, oft vom Cool Jazz beeinflusste, manchmal aber auch heißere Chorusse. Eine Top-Rhythmusgruppe, bestehend aus Francy Boland (p), Kenny Clarke (dr) und dem Kontrabassisten Jimmy Woode sorgten für die swingende Basis. Toll, dass das Sammlerstück auf dem SABA-Nachfolger MPS jetzt neu aufgelegt wurde.
Rezension von Werner Stiefele

Ähnlich:

Ella Fitzgerald - 100 Songs For A Centennial

Verve/Universal (Box-Set, 4 CDs)

Ella Fitzgerald - 100 Songs For A Centennial
Geburtstags von Ella Fitzgerald ist die 4-CD-Box "Ella Fitzgerald - 100 Songs For A Centennial" erschienen. Die umfassende Werkschau der großen amerikanischen Jazzsängerin dokumentiert den Beginn ihrer Karriere bis hin zu ihrem Höhepunkt.
© Verve/Universal

Ella Fitzgerald - 100 Songs For A Centennial

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik3,5 - 5 von 5
Klang2,5 - 4 von5

Wann gehört ein Lied in das Great American Songbook? – Es muss auf einer Platte von Ella Fitzgerald (1917–1996) veröffentlicht worden sein. Mindestens die Hälfte der hier zu hörenden Balladen und Hits würden auch ohne die Jazz-Diva heute zum Kulturschatz der Menschheit – nicht nur der Amerikaner – zählen. Doch „A Tisket A Tasket” und andere Trallala-Liedchen wurden erst aus ihrem Munde zu großen amerikanischen Songs geadelt.

Diese Werkschau dokumentiert ihren Karrierebeginn als Bigband-Sängerin und ihre Blütezeit als Chefin im Ring, die von Oscar Peterson, Duke Ellington und anderen Spitzenkräften des Verve-Labels im Studio begleitet wurde. Den Höhepunkt markiert „Mack The Knife”, bei dem sie den Text vergaß und ihn spontan zu einem heute noch gültigen Scatgesang-Meisterwerk umfunktionierte.
Rezension von Winfried Dulisch

Ähnlich:

Louis ­Armstrong - Louis In London
Live At The BBC,London/1968

Verve/Universal (CD, LP auch in Transparent Forest Green Vinyl)

louis-armstrong-louis-in-london-live-at-the-bbc-1968
Louis Armstrongs „Louis in London (Live At The BBC, 1968)“: Ein legendärer Auftritt, erstmals komplett und remastert, mit Jazzklassikern und Hits wie „What A Wonderful World“.
© Verve/Universal

Louis ­Armstrong - Louis In London (Live At The BBC,London/1968)

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik 5 von 5
Klang 3 von 5

Ein Song hatte es dem Trompeter und Sänger Louis Armstrong besonders angetan: Die mit Klischees gespickte Ballade „When It’s Sleepy Time Down South“, in der ein in die Nordstaaten migrierter Schwarzer die Abendstimmung in den Südstaaten romantisch verklärt. Seit den 1930er-Jahren eröffnete er seine Konzerte mit diesem Song – auch ­jenes vom 2. Juli 1968, das die BBC aufzeichnete.

Mit seiner raspeligen Stimme begrüßte er „everybody“, und dann reihte er seine größten Hits, darunter „Indiana“, „Hello, Dolly!“, „Blueberry Hill“, „Mack The Knife“, „Rockin’ Chair“ und „What a Wonderful World“ aneinander, bis sich sein Sextett mit „When The Saints Go Marching In“ verabschiedete. 47 Minuten lang heizten Armstrong und seine „All Stars“ dem Publikum ein. Großartige Soli, dichtes Ensemblespiel und ein blendend aufgelegter Armstrong machen diese Fernsehproduktion zu einem Highlight des Dixieland.
Rezension von: Werner Stiefele

Ähnlich:

Louis Armstrong - Satchmo – A Musical Autobiography (3 CDs, 2001)

Art Tatum - Jewels In The ­Treasure Box
The 1953 Chicago Blue Note Jazz Club Recordings

Resonance Records/Harmonia Mundi (Box-Set: 3 CDs, Booklet; Box-Set: 3 LPs 180g)

art-tatum-jewels-in-the-treasure-box-the-1953-chicago-blue-note-jazz-club-recordings
„Jewels in the Treasure Box“: Unveröffentlichte Live-Aufnahmen von Jazz-Legende Art Tatum, aufgenommen 1953 im Chicagoer Blue Note Club. 3-LP-Set, neu gemastert mit seltenen Fotos und Erinnerungsstücken.
© Resonance Records/Harmonia Mundi

Art Tatum - Jewels In The ­Treasure Box - The 1953 Chicago Blue Note Jazz Club Recordings

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik4,5 von 5
Klang 2 von 5 (historisch)

Art Tatum (1909–1956) war einer der virtuosesten Jazzpianisten. Auf seinen Studioalben, insbesondere den Boxen „Solo Masterpieces“ und „Group Masterpieces“ (beide Pablo Records) zeigt er seine distinguierte Meisterschaft. Dass er auch anders konnte, verdeutlichen die rund drei Stunden vom August 1953 aus dem Blue Note Jazz Club Chicago.

Hier stieben Funken, es perlen Pianoläufe, Tatum verschränkt rasante Melodieführung und ähnlich aufwühlende Begleitung kunstfertig. Das Programm umfasst 39 Jazz- und Broadwayhits jener Jahre. Völlig auf die Musik konzentriert, verbreiten Tatum, Everett Barksdale (g) und Slam Stewart (kb) mit Stopps, Tempo- und Rhythmuswechseln sowie einem unendlichen Melodienreichtum gute Laune. Nur vor einigen Solonummern bittet Tatum, den Geräuschpegel zu senken. Eine packende Live-Aufnahme!
Rezension von: Werner Stiefele

Ähnlich:

Dave Pike Set - Infra-Red

MPS/Edel (CD, LP)

dave-pike-set-infra-red-cover
Das 1970 erschienene Album „Infra-Red“ des Dave Pike Set kombiniert Jazz mit Rock- und Folk-Elementen, angeführt vom Vibraphonisten Dave Pike und dem Gitarristen Volker Kriegel. Ein Fusion-Klassiker, jetzt neu gemastert!
© MPS/Edel

Dave Pike Set -Infra-Red

Vollbild an/aus
Bewertung
Musik 5 von 5
Klang4,5 von 5

Das war neu. Das prickelte. Als das Dave Pike Set am 15./16. Juni 1970 „Infra-Red“ aufnahm, hatte das kurz zuvor erschienene Miles-Davis-Album „Bitches Brew“ die Jazz­welt mit vom Rock beeinflussten Trance-Nummern in Unruhe versetzt. Der US-Vibrafonist Pike und der deutsche Gitarrist Volker Kriegel brachten mit ihrem von Rock und Folk beeinflussten Album kammermusikalische Gelassenheit in den Strom der neuen Klänge.

Dem Zeitgeist entsprechend, zupft Kriegel im „Raga Jeeva Swara“ die indische Sitar, Hans Rettenbacher leitet „Send Me The Yellow Guys“ mit ­einem Free-Kontrabasssolo ein. Das Titelstück ist gar völlig improvisiert. Ansonsten schaffen die drei Supermelodiker und Drummer Peter Baumeister eine heimelige Atmosphäre. Das analoge Remaster der Original-Analogbänder bildet das Meisterwerk detailgenau ab.
Rezension von: Werner Stiefele

Ähnlich: