Netz-Test in Deutschland
Was O2 leistetMit dem dritten Platz im letzten Jahr und dem dritten Platz beim diesjährigen Netztest könnte man meinen, alles sei bei O2 beim Alten geblieben. Doch die Daten lassen auch eine differenziertere Analyse zu.Die diesjährige Reiseroute, die zum guten Teil über kleine La...
Was O2 leistet
Mit dem dritten Platz im letzten Jahr und dem dritten Platz beim diesjährigen Netztest könnte man meinen, alles sei bei O2 beim Alten geblieben. Doch die Daten lassen auch eine differenziertere Analyse zu.
Die diesjährige Reiseroute, die zum guten Teil über kleine Landstraßen führte, hat O2 nicht gut getan. Zumindest dann nicht, wenn man einen Netzbetreiber in erster Linie als Sprachtelefonieanbieter sieht. Denn im letzten Jahr konnten die Münchner in diesem Terrain mit den D-Netzbetreibern in Sachen Qualität und Verbindungsstabilität noch gut mithalten.

Auf den im Allgemeinen gut versorgten Autobahnen und Bundesstraßen, über die die letztjährige Route führte, konnte O2 mit nur 0,5 Prozent nicht erfolgreicher Anrufe, einem MOS-Wert von 3,9 für die Sprachqualität und einer Rufaufbauzeit von 3,5 Sekunden sogar eine Spitzenplatzierung erzielen.
Dem stehen auf der diesjährigen, versorgungstechnisch schwierigeren Strecke rund fünf Prozent nicht erfolgreich geführter Gespräche gegenüber, die mittlere Sprachqualität (MOS) ist mit einem Wert von 3,7 vernehmbar schlechter als bei T-Mobile und Vodafone. Wobei in Sachen Übertragungsqualität besonders die mit 5,6 Prozent hohe Anzahl an deutlich vernehmbar gestörten Sprach-Samples (MOS < 2,7) auffällt.
Schwerer Stand im ICE
Für Menschen mit sensiblen Ohren, die viele Gespräche auf Überlandfahrten führen, ist O2 damit weniger empfehlenswert. Auch in den Repeater-Wagen von ICEs hat O2 weiterhin einen schweren Stand. Früher konnten die in die Waggons eingebauten Mobilfunksignalregeneratoren mit dem O2-Netz gar nichts anfangen, doch beim Umbau werden sie nach und nach gegen O2-fähige Repeater ausgetauscht.

Dass dieser Umbau noch lange nicht abgeschlossen ist, belegt der große Abstand im Prozentsatz erfolgreicher Gespräche gegenüber E-Plus. So reicht es am Ende nur für eine zufriedenstellende Bewertung in Sachen Sprachqualität bei O2.
Bei der Datenübertragung hingegen bewegen sich die Münchner langsam von E-Plus in Richtung auf die großen Netzbetreiber zu. So verliert O2 beim Internetseitenaufruf im Schnitt gerade mal eine Sekunde auf die beiden Großen.
Das ist ein verschwindend kleiner Unterschied, insbesondere, wenn man dies in Relation zum Zeitvorteil von knapp 28 Sekunden gegenüber E-Plus setzt. Damit erreicht O2 rund die fünffache Geschwindigkeit von E-Plus, im letzten Netztest waren die Münchner nur etwa doppelt so schnell.
Datenraten verdoppelt
Auch beim E-Mail-Download nimmt O2 Speed auf. Mit 761 kbit/s lassen sich selbst größere E-Mails in überschaubarer Zeit herunterladen, gegenüber den letztjährigen Messungen hat der Netzbetreiber aus München seine Datenraten hier verdoppelt. Damit kann er seinen Vorsprung vor E-Plus deutlich ausbauen, doch Vodafone und T-Mobile bleiben vorerst auf Distanz. Immerhin, O2 arbeitet daran.
So wurde - nach Abschluss des Netztests 2008 - der EDGE-Ausbau in nicht UMTS-versorgten Gebieten gestartet, bis Ende des Jahres sollen deutschlandweit 4500 Standorte EDGE-fähig sein. Parallel dazu treiben die Münchner auch den Ausbau bestehender UMTS-Netze auf HSDPA voran. Die Umstellung auf den Datenturbo ist laut O2 zuzeit zu 75 Prozent erfolgt, bis Ende des Jahres sollen alle UMTS-Zellen die schnellere Gangart beherrschen.
Auch soll die UMTS-Versorgung bis Ende 2009 auf 60 Prozent steigen, was zusammen mit EDGE einen wunden Punkt in der insgesamt guten Datentransfer-Bilanz ausmerzen könnte: die vergleichsweise niedrige Erfolgsrate beim Datei-Download im ländlichen Raum. Auch beim E-Mail-Upload liefert O2 nicht die für große Anhänge vorteilhafte Geschwindigkeit. Doch die beiden wunden Punkte bestätigen nur umso deutlicher, wie nah O2 beim Datentransfer aufs Handy im urbanen Raum den beiden Großen gekommen ist.
Kommentar

Mit zusammen fünf Prozent Gesprächsaufbaufehlern und ungewollten Abbrüchen sowie gut fünf Prozent nahezu unverständlicher Sprach-Samples bekleckert sich O2 nicht mit Ruhm. Zusammen mit Problemen in Repeater-ICEs ist die Sprachqualität nur befriedigend. Ein wenig Fehlertoleranz sollten O2-Nutzer also mitbringen. Doch ein Teil der beobachteten Störungen kann am schnell vorangetriebenen Netzausbau liegen. Der hat den Datenfunk seit letztem Jahr vorangebracht.
Auch wenn das Hochladen von Daten und der ländliche Raum noch Verbessserungsbedarf zeigen, bewegen sich die Münchner beim E-Mail-Download und beim Abrufen von Internetseiten schnell auf die großen Netzbetreiber zu, was O2 im Zusammenspiel mit günstigen Flatrates attraktiv macht.