Battlefield 6 im Test: Die Rückkehr zu alter Stärke – mit kleinen Wunden
Seit Battlefield 3 und Battlefield 4 wünschen sich Fans kaum weniger als einen würdigen Nachfolger. Lange mussten sie warten. Bis jetzt. Bis Battlefield 6.
Lange Zeit sah es nicht gut aus für Electronic Arts’ traditionsreiche Shooter-Serie. Nach dem Fehltritt Battlefield 2042 stand die Marke vor einem Scherbenhaufen: verwirrende Spezialisten-Klassen, kaum zerstörbare Umgebungen und Karten, die sich leer und unverbunden anfühlten. Nun soll Battlefi...
Lange Zeit sah es nicht gut aus für Electronic Arts’ traditionsreiche Shooter-Serie. Nach dem Fehltritt Battlefield 2042 stand die Marke vor einem Scherbenhaufen: verwirrende Spezialisten-Klassen, kaum zerstörbare Umgebungen und Karten, die sich leer und unverbunden anfühlten. Nun soll Battlefield 6 die Wende bringen – und tatsächlich: Schon nach den ersten Gefechten wird klar, dass sich Battlefield 6 auf seine Wurzeln besinnt.
Statt der unbeliebten Spezialisten feiern vier Klassen ihr Comeback – Sturm, Versorgung, Pionier und Aufklärung. Jede Klasse hat eigene Stärken, Ausrüstung und Gadgets, die das Teamspiel wieder ins Zentrum rücken. Besonders gelungen: kleine, aber clevere Ergänzungen wie eine tragbare Leiter oder mobile Spawnsender, die taktische Tiefe und Flexibilität schaffen.
In eingespielten Vierer-Squads, in denen jeder seine Rolle kennt, entfaltet das Spiel seine ganze Stärke. Das Gefühl, gemeinsam ein Ziel zu stürmen, Verwundete unter Beschuss in Deckung zu ziehen oder im letzten Moment ein Fahrzeug auszuschalten, erinnert an die besten Zeiten der Reihe.
Battlefield 6 im Test: Karten und Modi - Klassik trifft frische Ideen
Im Mittelpunkt stehen wie immer die groß angelegten Multiplayer-Schlachten. Acht Modi sind zum Start an Bord – bekannte Varianten wie Eroberung oder Durchbruch treffen auf neue Ansätze wie Eskalation. Letzterer überzeugt besonders durch seine Dynamik: Wenn sich die Fronten verschieben und Zielpunkte im Laufe der Partie verschwinden, entsteht ein intensives Hin und Her, das gerade zum Ende hin erstaunlich spannend wird.
Auch die Kartenqualität ist durchweg hoch. Neun Maps führen Spielerinnen und Spieler rund um den Globus – von den Häuserschluchten New Yorks über Kairo bis ins Pamir-Gebirge. Besonders das „Mirak-Tal“, ein zerbombtes Dorf inmitten schlammiger Hügellandschaft, hat das Potenzial zum Klassiker.
Kleinere Modi wie Team Deathmatch sind ebenfalls enthalten, wirken im Vergleich zum Hauptspiel jedoch eher wie nette Dreingaben. Hier geht ein Teil der taktischen Vielfalt verloren – schnelle Gefechte ja, Battlefield-Feeling eher weniger. A propos Battlefield-Feeling: Wer auf riesige Maps gehofft hat, wird enttäuscht. Die Karten sind zwar groß, aber nicht so riesig, dass man sich darauf verlieren würde. Das verhilft Battlefield 6 dazu, besonders dicht zu wirken.
Battlefield 6 im Test: Technik, Sound und Atmosphäre - Fast an der Genre-Spitze
Wenn Battlefield 6 eines aber wirklich meisterhaft beherrscht, dann ist es die Inszenierung. Die akustische Kulisse ist schlicht beeindruckend: Geschosse pfeifen, Explosionen hallen über das Schlachtfeld, Kameradinnen und Kameraden rufen sich Befehle zu – man spürt förmlich, wie dicht und beklemmend diese virtuelle Kriegswelt geworden ist.
Das Gunplay steht dem in nichts nach. Waffen fühlen sich präzise, wuchtig und individuell an. Jede der rund 45 Knarren hat ein eigenes Rückstoßmuster, das erlernt und gemeistert werden will. Aufsätze und Modifikationen motivieren zusätzlich, ohne das Spiel in unnötige Komplexität zu treiben.
Grafisch präsentiert sich Battlefield 6 auf der PS5 in Bestform: scharfe Texturen, atmosphärische Beleuchtung und flüssige Animationen vermitteln ein glaubwürdiges Schlachtfeld. Lediglich in der Kampagne stören stellenweise steife Gesichtsanimationen das ansonsten sehr stimmige Gesamtbild.
Battlefield 6 im Test: Großes Badabumm!
Eines der großen Versprechen vor Release war die Rückkehr echter, physischer Zerstörung. Und ja – wenn ganze Gebäudeteile unter Raketenbeschuss zusammenbrechen, ist das ein spektakulärer Anblick. Doch in der Praxis bleibt der Nutzen begrenzt. Viele Strukturen sind nicht zerstörbar, andere lassen sich zwar sprengen, bieten aber keinen taktischen Mehrwert. So bleibt das System visuell eindrucksvoll, aber spielerisch nur bedingt relevant – gerade im Vergleich zu Titeln wie The Finals.
Auch Panzer, Jets und Transportfahrzeuge feiern ihre Rückkehr – und fühlen sich endlich wieder wuchtig an. DICE hat es geschafft, das Fahrgefühl glaubwürdig umzusetzen, wenngleich die Steuerung etwas Eingewöhnung verlangt. Ein gelungenes Detail ist zudem das neue Wiederbelebungssystem, bei dem man Gefallene in Deckung ziehen kann – eine kleine, aber entscheidende Verbesserung.
Noch Nachholbedarf gibt es beim Fortschrittssystem: Der Aufstieg verläuft recht langsam, was die Motivation auf Dauer etwas dämpfen kann. Auch kleinere Bugs und Ungereimtheiten – etwa fehlerhafte Spawns oder schwächelnde Gadgets – trüben das ansonsten sehr stabile Bild leicht.
Battlefield 6 im Test: Die Kampagne … mehr Pflicht als Kür
Während der Multiplayer nahezu durchweg überzeugt, ist die Einzelspielerkampagne das schwächste Glied der Kette. Die rund fünfstündige Story bleibt blass, klischeehaft und dramaturgisch uninspiriert. Zwar profitiert sie vom starken Gunplay und einigen gelungenen Setpieces, doch lahme KI-Gegner, lineare Missionsstrukturen und fehlende Abwechslung lassen wenig Spannung aufkommen.
Positiv ist die audiovisuelle Präsentation: Zwischensequenzen und Musikuntermalung sind hochwertig inszeniert. Inhaltlich bleibt jedoch kaum etwas hängen – eine solide, aber belanglose Ergänzung, die man einmal spielt und dann schnell vergisst.
Battlefield 6 im Test: Fazit
Battlefield 6 ist keine Revolution, aber ein beeindruckendes Comeback. DICE hat verstanden, was die Fans wollen: glaubwürdige Schlachtfelder, klassenbasiertes Teamplay und eine dichte, packende Atmosphäre. Der Multiplayer liefert genau das – dynamisch, fordernd und mitreißend.
Kritik gibt es bei der Kampagne, kleineren Balance-Problemen und dem etwas zähen Fortschrittssystem. Doch all das sind Schwächen, die sich durch künftige Updates ausmerzen lassen. Nach dem Desaster von 2042 ist Battlefield 6 endlich wieder ein Spiel, das stolz den Namen der Reihe trägt.