Standboxen

Canton SL 596 im Test

3.5.2018 von Andreas Günther

Die Canton SL 596 überzeugt im Test mit hoher Detailtreue und robustem Gehäuse - und das zu einem überschaubaren Preis. Unser Geheimtipp!

ca. 4:15 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Canton SL 596 im Test
Wandnah oder frei aufstellen, Brillanz durch Anwinkeln zum Hörer regeln, Akustik neutral, Hörabstand ab 2,5 m.
© Canton

Pro

  • stattliches Bassfundament
  • weites Panorama
  • dazu noch hervorragend im Timing

Contra

Fazit

Audio-Klangurteil : 92 Punkte; Preis/Leistung: überragend

Für diesen Lautsprecher lohnt es sich, mit der Form zu brechen: Beginnen wir mit der Klangbeschreibung. Wir hatten ein sauberes Klangbild erwartet – doch die Chrono SL 596 DC von Canton schleuderte uns schönste Wahrheiten entgegen. Das war überaus plastisch und wunderbar präzise – von der Raumabbildung bis zum hintersten Winkel der harmonischen Geschlossenheit. 

Ein Superlautsprecher, ohne Frage. Nur das Preisschild will nicht stimmen: Mit 2400 Euro spielt diese Standbox weit über ihrer Preisklasse. Wie haben die das gemacht? Vor allem haben sie einen der besten Entwickler der Branche: Frank Göbl ist ein Großmeister der Zunft, unangefochten. Der Mann hat Ohren für die höchsten audiophilen Werte und ein finanzielles Bewusstsein – er weiß, wie sich auch mit überschaubaren Mitteln großer Klang erzeugen lässt.

Für die Chrono SL 596 DC griff er ins Schatzkästchen der bestehenden Canton-Eigenentwicklungen. Da wären etwa die neuen Titanium-Membranen für den Mittel- und die Tieftöner. Recht komplex hat Göbl dazu eine dreifach gefaltete Sicke entwickelt, die nicht nur einen stattlichen Hub erlaubt, sondern auch maximale Kontrolle über das Schwingverhalten der Membran selbst gibt. High-Tech Made in Germany. 

Canton SL 596
Canton hat für Mittel- wie Tieftöner Membranen aus Titanium entwickelt. Zudem wurde die Sicke dreifach gefaltet, was stattlichen, kontrollierten Hub möglich macht.
© Canton

In der Höhe setzt Canton auch auf eine Eigenentwicklung: Hier schwingt eine Membran aus einem Aluminium-Mangan-Composit. Davor liegt eine Rundung aus massivem Aluminium, die als Wave-Guide dient. Auch das ist Feinkost und geht sauber bis zu 40 Kilohertz hinauf. Zudem punktet die Chrono SL 596 DC mit ihren Äußerlichkeiten. Das Gehäuse wirkt hochstabil, die Lackierung perfekt. Als Zugabe gibt’s ein feines Bi-Wiring- Terminal. 

Der Bassreflexkanal pustet gen Boden auf die wuchtige Basisplatte. Die Frontabdeckung hält magnetisch, was unschöne Bohrlöcher erspart. Kurzum: Das ist eine bildschöne, leistungsstarke Standbox, an der nur eines irritiert: Sie ist für kleineres Geld zu haben, als ihre Klang- und Verarbeitungsqualität es ahnen lassen würden. Nun ja – den Kunden freut’s. Und das Hörteam auch. 

Als ersten Testhappen haben wir in diesem Fall John Lennon aufgelegt, das berühmte „Imagine“ in 24 Bit und 96 Kilohertz. Mit den ersten Takten des Klaviers war der Raum abgesteckt. Viel Luft und Drive brachte die Chrono SL 596 DC in den Hörraum ein. Dann der Einsatz der Singstimme und des Schlagzeugs – wunderbar stellte das die Canton vor die Lautsprecherachse. 

Ohne Frage: Das war ein Klangbild der höchsten Klasse. Es kam ernsthaft die Frage auf, warum man etliche tausend Euro mehr für größere Luxuslautsprecher ausgeben sollte – hier waren bereits weit über 90 Prozent einer maximal vorstellbaren, highendigen Klangqualität zu haben. Aber leise – lassen wir die Chrono SL 596 DC als das rangieren, was sie ideal ist: ein Geheimtipp.

Canton SL 596
ELEGANT GELÖST: Canton feuert seine Bassreflexenergie in der Chrono SL 596 DC nach unten. Hierfür wurde eigens eine Bodenplatte mit passgenauen Spikes geschaffen. Ebenfalls ehrenwert: das großformatige, massive Bi-Wiring-Terminal.
© Canton

Die Wucht des Basses

Für einen vollständigen Test müssen wir auch Klassik gehört haben. Wieder haben wir eine Aufnahme in 24 Bit und 96 Kilohertz zugestreamt: Herbert von Karajan dirigiert die Berliner Philharmoniker in Verdis „Requiem“, soeben frisch erschienen bei der Deutschen Grammophon. Die Aufnahme wurde in einer enormen Weite eingefangen – das ist das berühmte Cinemascope-Format, für das Karajan nicht selten auch gescholten wurde – vermutlich, weil es nicht jede Kette wiedergeben konnte. 

Und kaum in der Perfektion, wie es uns mit der Canton Chrono SL 596 DC gelang. Das war ein echtes Erlebnis: Jedes Instrument vor seinem Pult schimmerte aus einem enorm weiten Panorama heraus. Dazu kam die Wucht des Basses im „Dies Irae“ – hier zeigte die Canton, welch stattlichstabilen Tiefbass sie in das Klangbild einbringen kann. Wir gin- gen über zum ganz großen Opern-Spektakel: Georg Solti dirigiert Straussens „Elektra“. Diese Oper ist mit handelüblichen Maßen nicht zu messen, hier ist alles überbordend. 

Beispielsweise das Orchester, das in keinen Graben passt – die meisten Opernhäuser müssen dafür anbauen. Dann das Sujet selbst: Es geht um Heldenmord, um Muttermord, um magische Äxte und grausame Götter. Die Solti-Aufnahme selbst stammt aus den 60er-Jahren in Wien. Die Decca-Tontechniker haben damals ihre Mikrofone vor legendären Sängern aufbauen dürfen, an der Spitze Birgit Nilsson in der Titelrolle.

Canton SL 596 - Frequenzweiche
ALLES AUS EINER HAND: Canton kauft auch bei der Weiche nicht zu. Alles entstammt der hauseigenen Fertigung.
© Canton

Druck und Feinheit

​Das klingt in dem aktuell veröffentlichten Master in 24 Bit/96 Kilohertz wie am ersten Tag. Unfassbar diese Wucht und Präzision. Diese Opernaufnahme schneidet sich ins Bewusstsein. Die Wiener Philharmoniker spielen mit einer derart brachialen Tonenergie, dass es manche Lautsprecher durchschneiden könnte. Nicht so die Chrono SL 596 DC. Sie hält mit, saugt sich durch die gewaltigen Impulse. 

Nehmen wir nur den Auftritt der Klytämnestra. Hier peitscht die Klangenergie im Wortsinn – eine schlaflosmanische Gattenmörderin wird angekündigt. Die Canton erschuf daraus ein Drama im Kleinen, jeder Einsatz verfügte über Druck und Feinheit, dazu kam der​ weit gespannte Phrasierungsbogen. In Sachen Auflösung spielt dieser Lautsprecher unter den Meisterwerken der Branche mit. 

Herrlich auch der Dialog zwischen Elektra und Klytämnestra – hier hat Strauss die Maße der Harmonie erreicht. Er spielt mit neuen Klangfarben, die die Chrono SL 596 DC mit wunderbarer Analyse in den Hörraum stemmte. Im Finale dieser Oper gehen dann so manche Boxen in die Knie: Da toben mehr als hundert Musiker im Orchester, es braust ein Fortesturm durch die Pulte – Elektra steht auf dem höchsten Punkt ihres Triumphs vor dem Kollaps. Ein gewaltiger Tanz entbrennt. Die Dynamik schwellt bis ins Maximale an und bricht dann zusammen. Hier beginnen schwache Lautsprecher zu komprimieren. Aus dem Orkan wird ein Säuseln. Die Canton beherrschte sämtliche Schattierungen – das war orgiastisch schön.​

Testsiegel audio 4/18 Canton Chrono SL 596 Empfehlung
Testsiegel audio 4/18 Canton Chrono SL 596 Empfehlung
© WEKA Media Publishing GmbH

Fazit

Das ist fast ein Gewissenskonflikt: Es heißt ja „Geheimtipp“, damit möglichst wenige etwas davon mitbekommen. Aber wir machen es publik: Die Chrono SL 596 DC ist ein Superlautsprecher, der eigentlich zu wenig kostet. Für überschaubares Geld ist hier ein toller Wandler zu haben, der enorme Klanglust in den Raum zu fluten versteht. Ein großartiger Mix aus Ordnungsliebe und Drive.

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