Canton Chrono SL 586.2 im Test
Für rund 2.400 Euro offeriert Canton ein Paar Standboxen mit Keramikhochtöner. Doch können die Lautsprecher namens Chrono SL 586.2 klanglich überzeugen? Unser Test liefert die Antwort.

Keramik ist eines der härtesten Materialien, aus denen man Lautsprechermembranen bauen kann, und war lange Zeit auch eins der teuersten. Nur in den Boxen der allerobersten Preisklasse fanden sich die weißlich schimmernde Konen und Kalotten wieder.Canton setzt seit einigen Jahren ein Verfahren ein,...
Keramik ist eines der härtesten Materialien, aus denen man Lautsprechermembranen bauen kann, und war lange Zeit auch eins der teuersten. Nur in den Boxen der allerobersten Preisklasse fanden sich die weißlich schimmernde Konen und Kalotten wieder.
Canton setzt seit einigen Jahren ein Verfahren ein, mit dem sich solcher Hochtöner auch in bürgerlichen Preisklassen realisieren lässt, und mit der Chrono-SL-Serie steht eine solchermaßen bestückte Drei-Wege-Box in den Fachhandels-Hörräumen.

Möglich wird das, indem eine eigentlich aus reinem Aluminium bestehende Kalottenmembran von beiden Seiten oxidiert wird. Bei diesem von Chemikern auch Eloxal-Verfahren genannten Vorgang wird eine Schichttiefe von bis zu 25% des ursprünglichen Metallsin Aluminiumoxid umgewandelt.
Diese auch Korund genannte Keramik besitzt akustisch deutlich günstigere Eigenschaften als das Leichtmetall selbst, insbesondere was Härte und Steifigkeit angeht, durch die Kombination aus harter Oberfläche und relativ gesehen weicher Alu-Innenlage werden zudem Resonanzen hervorragend unterdrückt.
Technik der Canton Chrono-SL-Serie
Damit die harte Membran nicht zu unerwünschten Bündelungseffekten neigt, verbreitet eine ausgeklügelte Kombination aus Gitter, Waveguide und Schalllinse den Abstrahlwinkel im oberen Bereich und begrenzt ihn im unteren.
Unter 3000 Hz übernimmt ein reinrassiger Aluminium-Mitteltöner mit doppelt gefalteter Sicke, der aus Phasengründen oberhalb der Kalotte plaziert wurde.

Unter 300 Hz wiederum spielt ein Pärchen Alu-bestückter Bässe, die dasselbe Außenmaß von 16 Zentimeter aufweisen wie der Mitteltöner, sowie ein Downfire ausgerichtetes Reflexrohr auf einen Sockelkanal, mit dem konstante akustische Ankopplung an das Außenvolumen gegeben ist, unabhängig davon, ob die Box auf Teppich, Parkett oder Steinboden steht.
Praxistest
Auch im Hörraum gab sie sich auffallend unbeeindruckt von der Positionierung und legte sowohl wandnah als auch frei aufgestellt mit einem knackig-tiefen Bass los. Der bei Mark Knopflers „El Macho“ sogar eine beeindruckende, fast dominante Souveränität an den Tage legte, als spielte hier eine mit deutlich mehr Membranfläche ausgestattete Box.
Die Stimme positionierte sie wie festgenagelt ins Panorama, der Meister schwebte sogar über der Stereobasis, kam dem sichtlich beeindruckten Hörer aber zuweilen auch nahe wie ein Rockstar in einem Club-Konzert ohne Security-Graben.
Klassische Aufnahmen mit deutlich mehr Raum kam das etwas gelegener, Dvoraks „Agnus Dei“ aus dem Requiem (RCO Live) baute einen großen, kirchenähnlichen Raum für die Tenorstimme von Klaus Florian Voigt auf, der hier nicht kindlich, sondern aus den mittleren Registern kräftiger erklang als sonst.
Fazit
Überhaupt gab sich die Canton im Raum etwas mittenpräsenter, ohne aber die besonders zart und feinziseliert aufgelösten Höhen zu vernachlässigen. Viel Dynamik auf der Aufnahme kam ihr entgegen, so die Percussions/Holzblasexperimente des Native Future Projekts, das hier mit schier unglaublicher Energie und etwas übertriebenen Trommelschlägen intoniert wurde. Canton beweist mal wieder die hohe Qualität des Keramikhochtöners, hier in Kombination mit einer klanglich sehr erwachsenen Standbox.