Canton Smart A45 im Test
Ein Lautsprecher ist ein dummer Diener. Stimmt nicht: Canton zeigt mit der Smart A45 wie viel Intelligenz, wie viel Spielfreude, wie viel Vielfalt ein Klangwandler haben kann – vollaktiv und schlau. Lesen Sie hierzu unseren Test.

Dagobert Duck ist kein gutes Vorbild. Als erfolgreicher Lautsprecher-Hersteller sollte man nicht im Geld baden wollen. Stattdessen sind schlaue Neu-Investitionen gefragt und ein Riecher für die Zukunft des Marktes. Alles drei hat Canton: das Geld, den Riecher und das Sendungsbewusstsein. So ha...
Dagobert Duck ist kein gutes Vorbild. Als erfolgreicher Lautsprecher-Hersteller sollte man nicht im Geld baden wollen. Stattdessen sind schlaue Neu-Investitionen gefragt und ein Riecher für die Zukunft des Marktes. Alles drei hat Canton: das Geld, den Riecher und das Sendungsbewusstsein.
So haben die Firmenchefs früh beschlossen, dass ihre Lautsprecher intelligent und vollaktiv werden müssen. Canton erschuf ein Modul, einen Baustein, der in fast alle Modelle des Katalogs eingebaut werden kann: im Rücken, statt in der Frequenzweiche.
Ein Lautsprecher, der dieses Modul trägt, wird hausintern nun „smart“ genannt. Die Smart A45 haben wir in unseren Hörraum bestellt. Sie kam nicht allein. Der oberste Chefentwickler von Canton brachte sie persönlich.
Frank Göbl hat das Gesicht und den Klang der Company im Taunus geprägt. Wir kennen viele Entwickler, aber Meister Göbl ist ein besonderer Könner: Er hat das Ohr und die ethischen Grundsätze. Seine Lautsprecher messen sich wundervoll ehrlich – eine schnurgerade Linie im Frequenzgang.
Unser Labor freut sich, wir freuen uns auch. Denn die Ehrlichkeit kann man hören. Doch wie reagieren die Lautsprecher auf das Aktiv-Modul? Ist es ebenso geradlinig wie seine passiven Brüder?
Klares Ja. Auch hier wird nicht gemogelt, nicht angefettet. Das einzige, was partout nicht stimmen will, ist der Preis. 3600 Euro veranschlagt Canton für eine hochgewachsene Standbox mit fünf Chassis.

Da muss man nicht den Taschenrechner bemühen. Immerhin spart man das Geld für eine Endstufe, für eine Vorstufe und für einen Wandler. Der einzige Haken ist eher eine Chance: Diesen Lautsprecher gibt es nicht beim Händler um die Ecke – Canton vertreibt ihn direkt über die hauseigene Webseite.
Einfach bei „online exklusiv“ klicken und sich überraschen lassen. Denn neben dem moderaten Preis gibt es auch ein verführerisches Versprechen: Elegant nach Hause bestellen – und wenn es nicht gefällt, räumt Canton ein 30-tägiges Rückgaberecht ein. Als Interessent kann man nichts falsch machen, es gibt kein Risiko.
Vier Chassis sehen identisch aus. Hier schwingt eine Membran aus einem Keramik-Wolfram-Mix. Das sieht elegant aus bei einer Diagonale von 18 Zentimetern. Das oberste Chassis wird als Mittelton-Produzent abgestellt, die unteren Membranen rackern unter 160 Hertz für den Bass.
Über 3100 Hertz springt der Hochtöner an – mit 2,5 Zentimetern aus Keramik. Alle Chassis wurden von Canton erdacht und bei Canton gemacht. Die Bassreflexenergie wird gen Boden gefeuert.

Perfektes Finish
Die Augen dürften sich auch am Rahmen der Chassis erfreuen. Diese zeigen keine bösen Schrauben, sondern einen edlen Aluminium-Ring. Allerdings gibt es kein Furnier, sondern nur Lack – wahlweise in Schwarz oder Weiß.
Das Finish ist perfekt, das hat Anfassqualität und abermals Eleganz. Das Gehäuse selbst ist wuchtig, mehrfach verstrebt, wirkt optisch aber elegant – eben durch den perfekten Lack und den geschwungenen Fuß. Die Frontbespannung hält natürlich magnetisch. Das macht was her im Wohnzimmer. Zudem wird der Kabelflut Einhalt geboten.
Zwischen den Lautsprechern wird das Signal vom Master zum Slave übertragen – bei audiophilen 24 Bit. Als Quelle kann ein Player oder ein Streamer aufspielen – einfach über das optische oder koaxiale Kabel am Master anschließen. Die passenden Kabel legt Canton freundlicherweise mit üppigen drei Metern in den Lieferumfang.
Wer es ganz kabellos mag, kann auch einfach sein Smartphone zücken und die A45 per Bluetooth ansteuern. Wer es hyper-audiophil will, wird sich hingegen für den Kontakt per XLR entscheiden. Die Lautstärke wird über die mitgelieferte Fernbedienung gesteuert.
Hierüber können auch so komplexe Einstellungen wie eine Lip-Sync-Funktion bei Filmwiedergabe vorgegeben werden. Wie überhaupt im Inneren des Smart-Moduls ein Wandler für Dolby und DTS sitzt. Als Krönung können alle Smart-Lautsprecher auch in ein komplexes Multiroom-System eingebunden werden.

Tempo und Rausch
Wir haben uns ja bereits als Freunde des Hauses Canton geoutet. Nach diesem Test sind wir endgültig zu Fans aufgestiegen. Die Smart A45 zog uns in den Bann. Das war das ideale Verhältnis von Analyse und Spielfreude.
Nirgends ein verhuschter Bass, alles hatte Kontur und Druck. Ganz große Testmusik ist beispielsweise Orffs „Carmina Burana“. Riccardo Muti hat für die EMI die ekstatischste Version eingespielt. Die dynamische Spannbreite ist gewaltig, die Ausbrüche fordern das Maximum von Endstufen und Lautsprechern.
Im Herrenchor „In taberna“ schildert Orff ein festliches Gelage – alle trinken und preisen den Alkohol. Es pulsiert leise, dann bricht die Spielfreude aus dem Orchester hervor – es wird richtig laut. Alles nur in Sekundenbruchteilen. Die Canton zeigte das Tempo, den Rausch, die Lust an der puren Dynamik. Großartig und maximal souverän. Hier klingt die Zukunft des High Ends.
Fazit
Manche Menschen haben Angst, sich einen neuen Lautsprecher zuzulegen. Canton macht die Wahl leicht. Einfach per Internet bestellen, 30 Tage ausprobieren. Wir garantieren: Keiner wird diesen tollen Lautsprecher zurücksenden.