On-Ear-Kopfhörer
Grado SR225x im Test
Grados Prestige-Modelle erinnern auch in der aktuell vierten Generation an Kopfhörer aus den 1940er-Jahren. Gleichwohl gibt es wichtige technische Updates, wie unser Test des neuen SR225x zeigt.

New York ist nicht die Stadt, in der sich die Räder langsam drehen. Umso bemerkenswerter, dass dort Grado Labs seit Jahren „ihr Ding machen“, nahezu unbeirrt von irgendwelchen Modeströmungen.
So sehen die offenen Grado-Hörer anno 2021 aus, wie sie immer aussahen: nach Retro-Technik (was sie keinesfalls sind). Das gilt auch für den neuen SR225x. Er ist mit 299 Euro der zweitteuerste Vertreter der vor etwa 20 Jahren eingeführten Prestige-Serie und folgt dem SR225e (hier unser Test).
Dass die HiFi-Schmiede aus Brooklyn derart wertkonservativ unterwegs ist, findet der Autor symphatisch und mutig – gerade in Zeiten, die nach immer neuen Reizen verlangen. Manche Themen hakt man daher bei den New Yorkern gerne als Schrulligkeit ab. Beispielsweise das in der vierten Prestige-Generation noch immer störrische Anschlusskabel.
Firmeninhaber John Grado, so der Importeur, möchte kein dünneres Kabel, bis ihm jemand ein besserklingendes anschleppt. End of discussion! Immerhin konnte er sich für die neue „x“-Serie dazu durchringen, die Strippe zu überarbeiten. Als Schlankheitskur erwies sich die Maßnahme für die Zuleitung allerdings auch nicht.
Wie sehen die technischen Details der SR225x von Grado aus?
Für das neue nunmehr textile, achtadrige, knapp 1,80 Meter lange Zuleitungskabel verwenden die Amis erstmals „super“-geglühtes Kupfer. Es soll für reineren Klang sorgen. Am Ende der Strippe befindet sich jetzt auch ein zeitgemäßer 3,5-Millimeter-Anschluss; ein „klassischer“ 6,3-Millimeter-Adapter liegt dem SR225x ebenfalls bei.

Wofür seht das "x" bei der SR225x von Grado?
Das erwähnte „x“ steht bei der neuesten Prestige-Generation vor allem für die überarbeiteten Treiber, die beim SR225x satte 40 Millimeter durchmessen und die Grado in Brooklyn traditionell selbst fertigt.
Sie verfügen aktuell über etwas dünnere und somit auch leichtere Membranen sowie leistungsstärkere Schwingspulen aus hochreinem, langkristallinem Kupfer. Mit nur 0.05 Dezibel an Kanalabweichung gibt Grado die Antriebseinheiten für das Modell SR225x als besonders eng toleriert an.
Wie bei ihren Moving-Iron-Tonabnehmern, ergibt sich die Modellhierarchie damit auch bei den Kopfhörern nicht nur über die Technik, sondern ebenso über die jeweilige Selektionsstufe. Der SR225x rangiert deshalb über dem „kleineren“ SR125x, weil Grado seine Ingredenzien sorgfältiger aussiebt und noch feiner aufeinander abstimmt.
Diese Information ließ den Schreiber dieser Zeilen übrigens aufhorchen, denn er besitzt den SR125x privat. Doch dazu gleich mehr im abschließenden Hörtest. Handeln wir zuvor den Technikpart ab und gehen auf eine paar Punkte ein, die unsere geschätzten Messlaborkollegen eruiert haben.
Wie hoch ist der Maximalschalldruck der der SR225x von Grado?
Beispielsweise die sehr hohe Belastbarkeit des On-Ear-Hörers: 120 Dezibel an Maximalschalldruck sprechen eine deutliche Sprache, ebenso 40 Ohm Impedanz, die den sauber gefertigten SR225x in einer niedrigen Impedanzklasse verorten. Da sein Wirkungsgrad hoch ist, spielt er allürenlos an einfachen Ausgangsstufen von Rechnern, Smartphones und Kopfhörerverstärkern aller Art
Wie ist der Tragekomfort der SR225x von Grado?
Last, but not least ein paar Worte zum Komfort des ohne Kabel 190 Gramm leichten Hörers: Der Brille tragende Testredakteur würde diesen als gut bezeichnen. Bei ausgedehnten Hörsitzungen sind Druckstellenbildungen allerdings möglich. Der Autor besitzt aber einen großen Kopf und ist in dieser Hinsicht eher empfindlich. Daher empfand er die gegenüber dem Vorgängermodell SR225e zusätzliche Kopfbügelpolsterung auch als willkommene Ergänzung.
Funktionen: Grado SR225x
Funktionen | Wert |
---|---|
Typ: | On-Ear |
Schallpegel: | 120 dB |
Impedanz bei 1 kHz: | 40 Ω |
Prinzip: | offen |
System: | dynamisch |
Wie schneidet der Hörvergleich der SR225x von Grado ab?
Den Hörtest absolvierte der Autor vorrangig mit seinem MacBook Air, über das er Musik in der höchsten Auflösung mit bis 24 Bit/192 Kilohertz streamte. Am USB-C-Ausgang des Mac hing der DAC/Kopfhörerverstärker hip-DAC von iFi Audio. Der erste Gedanke, der dem Chronisten nach ein paar Takten von Händels Messias mit Trevor Pinnock (DG) durch den Kopf schoss, war: „Der Neue klingt ein gutes Stück wärmer und im Mittelhochton kontrollierter.“
Nicht dramatisch, aber doch recht eindeutig war auch der Abstand zwischen dem SR125x und dem SR225x (der Tester muss es zähneknirschend zugeben): Big Brother klang nicht nur etwas sonorer und vielschichtiger und somit auf die Dauer natürlicher; er konnte vor allem feinste Details besser aus ihrem musikalischen Kontext herauslösen, beispielsweise das zarte Continuo-Cembalospiel bei Quantz-Flötenkonzerten mit James Galway (RCA/BMG).
Insgesamt tönte der SR225x so, wie man einen guten Grado-Kopfhörer kennt: ausdrucksstark. Dabei luftig, weiträumig und farbenfroh – und trotz aller Detailfülle immer damit beschäftigt, das musikalische Geschehen agil voranzutreiben. Beim SR225x kommen im Übrigen beileibe nicht nur Klassik-Fans auf ihre Kosten: Sein Bass klang insbesondere bei Popmusik herrlich punchy.
Wie der SR225x zeigt, haben Grado Labs ihre Prestige-Baureihe sorgsam überarbeitet. Das sorgt dafür, dass die Generation „x“ nun noch ein bisschen präziser und aufschlussreicher tönt. Wir lernen daraus: In Brooklyn drehen sich die Räder langsamer, aber in die richtige Richtung.
Fazit
Stellvertretend für die gesamte Prestige-Serie können wir dem SR225x attestieren, dass Grado seine bekannte Baureihe an vielen Stellen behutsam weiterentwickelt hat. Insbesondere im Klang setzt sich die Generation „x“ von den Vorgängermodellen etwas ab. Sämtliche Musik klingt sonorer und im Mittelhochton reifer. Der gemessene HT-Abfall macht sich kaum bemerkbar.