Kopfhörer
Dan Clark Aeon 2 Closed im Test
Dan Clark kennt man nur in ausgesprochenen Kopfhörer-Zirkeln. Hinter dem geschlossenen Aeon 2 verbirgt sich eine Offenbarung. Lesen Sie unseren Test hierzu.

Zwischen Marken wie Beyerdynamic oder Sennheiser sticht Dan Clark Audio nicht nur mit seinen eigenwilligen Produkten hervor. Die Story dahinter klingt auch spannend. Weil der Musikliebhaber aus San Diego, USA, gemeinsam mit seiner Frau im Homeoffice arbeitete, fürchtete er, der nach außen dringende Sound seiner offenen Kopfhörer könnte seinen Ehefrieden gefährden.
Doch geschlossene Hörer stellten Clark klanglich nicht zufrieden. Also nahm er die Sache selbst in die Hand. Das führte zur Unternehmensgründung 2012 und einem ansehnlichen Track Rekord: In den vergangenen acht Jahren meldete der Amerikaner fünf Patente an, entwickelte 14 Kopfhörer und sammelte internationale Awards gleich reihenweise ein.
In Deutschland kennen ihn dennoch nur ein paar Insider. Dabei bereitet Clark in den USA bereits den nächsten Coup vor. Auf der Start-up-Plattform „Start Engine“ wirbt er um Investoren, die mit einem Mindesteinsatz von 238,70 Dollar Anteile seiner aufstrebenden Firma erwerben können. Wenn es nach den Eindrücken geht, die der Aeon 2 schon beim Auspacken hinterlässt, hat das Unternehmen beste Wachstums- Chancen.
Wer die schwarze Schachtel öffnet freut sich nicht nur an dem in Silber aufgedruckten Hinweis auf der Innenseite des Deckels „Enjoy!“ Aus dem im Lieferumfang enthaltenen Hardcase kommt ein Hörer entgegen, den man im gefühlten Listenpreis auf das Zwei- oder Dreifache von dem taxiert, was wirklich dafür zu berappen ist.

Der 970-Euro- Hörer bietet nicht nur ein funktionelles und eigenständiges Design mit praktischem Faltmechanismus. Auch die Materialwahl und Verarbeitung überzeugen. Der durch ein Lederband gefederte Kopfbügel besteht wie die Teile des Gehäuses aus Titan-Legierung. Das Äußere des an den Rändern rotmetalliclackierten Gehäuses wurde aus Aluminium und Sichtkarbon gefertigt.
Die Ohrpolster schmiegen sich mit extrem softem synthetischem Protein-Leder aus Japan an den Kopf an und schließen die Ohren mit sanftem Druck komplett ein. Auf dem Haupt wirkt der Aeon 2 völlig schwerelos, obgleich der Over-Ear stattliche Abmessungen aufweist.
Dank der hochwertigen Leichtbauwerkstoffe ermittelte das Labor ein Gewicht von 350 Gramm ohne Kabel. Apropos Kabel: Dem Aeon 2 liegt ein 1,8 m langes, in Stoff gehülltes Kabel mit 4-Pin XLR-Steckern für die beiden Ohrmuscheln bei. Der vergoldete 3,5-mm-Klinkenstecker lässt sich über einen verschraubten Adapter an die Quelle anpassen.

Dan Clark hat seinen geschlossenen Hörer (Typenzusatz „closed“ – es gibt auch eine offene Version) sowohl für den mobilen Einsatz als auch für die Verwendung zu Hause ausgelegt. Mit seiner Impedanz von 13 Ω ließ sich der Magnetostat selbst am iPhone einen sehr ordentlichen Pegel bei toller Spielfreude entlocken.
Wer die ausgeklügelten Planar- Magnetic-Treiber richtig ausreizen möchte, kommt allerdings an einem zünftigen Kopfhörer- Verstärker oder für unterwegs einem smarten Micro- Amp wie dem Ultrasone Naos nicht vorbei. In jeder der beiden Hörkapseln arbeitet ein 62 mm x 34 mm großer Single-Ended- Planar-Magnetic-Lautsprecher hinter hauchdünnem Stoff, der von einer sehr luftigen Stegkonstruktion gehalten wird.
Durch Matching soll der Aeon 2 eine Kanalgleichheit von 0,5 dB erreichen und sich mit +/- 2 dB an die Referenzkurve anschmiegen. Der Hörtest endete nicht nach der eigentlichen Klangbeurteilung. Selbst am Schreibtisch hörte der Verfasser dieses Berichts mit seinem iPhone noch weiter bis zur letzten Zeile.

Den Dan Clark will man gar nicht mehr absetzen. Das liegt nicht nur am herausragenden Tragekomfort, sondern maßgeblich an der Freude, die er mit Songs aus allen Bereichen vermitteln kann. Der Klang kommt ohne Ecken und Kanten aus, verschleiert aber gleichzeitig nicht das geringste Detail.
Die auf der warmen Seite der Neutralität angesiedelte Abstimmung verleiht Stimmen Schmelz und Ausdruck. Das trägheitlose Ansprechen und die extrem feine Auflösung lassen einen gerade bei Live-Aufnahmen eine Fülle von Details bis hin zu einzelnen Zwischenrufen im Publikum entdecken.
Die Transparenz und Räumlichkeit des Aeon 2 erreichen nicht einmal die meisten offenen Hörer, den knackigen, satten Bass sowieso nicht. Clarks Konstruktion begeistert selbst nach stundenlangem Hören immer wieder aufs Neue und sollte ohne die beigelegten Einlage-Pads pur genossen werden.
Fazit
Vereinigt das Beste aus allen Welten: Er isoliert von der Außenwelt und drückt im Bass wie ein geschlossener Hörer, bietet aber die Transparenz und Räumlichkeit offener Konstruktionen. Dazu lässt sich mit dem perfekt sitzenden, schwerelosen Over-Ear die Feinzeichnung eines Magnetostaten auch unterwegs am Smartphone erleben.