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Honor 6 Plus im Test
Das Honor 6 Plus orientiert sich im Design am iPhone 5s. Doch kommt das Mittelklasse-Smartphone im Test auch technisch an das Vorbild heran?
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Huawei spendiert dem Honor 6 Plus eine Aluminiumleiste, die u-förmig um das Smartphone herumläuft. Diese Zierleiste als Rahmen zu bezeichnen, wäre aber übertrieben, denn die Unterseite bleibt davon ausgespart, hier muss mattes Polycarbonat reichen. Im Prinzip hätte Huawei sich diesen Designtrick sparen können, denn das Gehäuse wird mit dem Metall nur marginal aufgewertet. Das soll nicht heißen, dass das Honor 6 Plus billig wirkt, vielmehr entspricht das Design dem Preis: gute Mittelklasse, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Mit seiner kantigen Kastenbauweise und dem Schwergewicht von 165 Gramm liegt das Smartphone allerdings nicht besonders gut in der Hand - Interessenten sollten den 5,5-Zoll-Riesen daher vor dem Kauf ausprobieren.
Die Verarbeitung ist sehr gut, diesbezüglich muss man sich also keine Sorgen machen, der Abstand zur Oberklasse wird aber an einem Detail deutlich: Die Abdeckungen der Kartenhalter auf der rechten Seite schließen nicht plan mit der Aluminiumleiste ab, sondern sind einen halben Millimeter tiefer eingelassen. Keine große Sache bei einem 400-Euro-Smartphone, aber bei einem iPhone 6 (Test) oder auch bei einem Huawei P8 (Test) wäre so ein Patzer ausgeschlossen.

Heller Bildschirm, alte Software
Das 5,5 Zoll große IPS-LCD zeigt Inhalte nicht nur sehr scharf (1920 x 1080 Pixel), sondern auch sehr hell an - die Leuchtkraft von 500 Candela liegt auf einer Höhe mit dem iPhone 6. Unter dem Display gibt der Kirin 925 den Takt vor, ein von Huawei entwickelter 64-Bit-Prozessor mit acht Kernen und 3 GB Arbeitsspeicher. Die Power-CPU bietet also Leistung satt, hat allerdings einen Makel: Die 925er-Generation war bereits in den Huawei- Flaggschiffen des letzten Jahres, etwa dem Ascend Mate 7 (Test), eingebaut, die Topgeräte 2015 sind mit dem Nachfolger Kirin 930 ausgestattet.
Weil die Entwicklung von Prozessortreibern ein Nadelöhr ist, das oft darüber entscheidet, ob ein Smartphone ein Update auf eine neue Android-Version erhält, besteht die Möglichkeit, dass das Honor 6 Plus bei der Software keine großen Sprünge machen wird. Schon die Tatsache, dass Huawei das Gerät mit der veralteten Android-Version 4.4.2 ausliefert, die von Google bereits Ende 2013 vorgestellt wurde, ist ein Beleg dafür, dass dieses Thema vom Hersteller nicht besonders ernst genommen wird. Immerhin: Ein Update auf Android 5 wurde für den Spätsommer/Herbst 2015 in Aussicht gestellt.
Das Android-System wertet Huawei mit einer eigenen Benutzeroberfläche (EMUI 3.0) auf, die dem ZTE-Pendant MiFavor 3.0 zum Verwechseln ähnlich sieht. Beide Unternehmen setzen auf eine an das iPhone angelehnte Benutzerführung, bei der alle Apps auf den Homescreens gesammelt werden, der Android-typische App-Drawer, der Anwendungen und Einstellungen in einem separaten Menü sammelt, entfällt also.
Außerdem implementiert Huawei ein paar sinnvolle Extras, an erster Stelle steht ein umfangreiches App-Management, das dem Nutzer Werkzeuge in die Hand gibt, um die Hintergrundaktivität und den Datenhunger von Apps gezielt zu steuern. Die Benutzerführung auf dem Honor 6 Plus ist ohne Frage sehr gelungen, die veraltete Android-Version ist und bleibt allerdings ein großes Manko.

LTE nur mit Einschränkungen
Als Dual-SIM-Smartphone verfügt das Honor über zwei Einschübe für SIM-Karten, die unterschiedlich groß sind (Nano-SIM und Micro- SIM). Im Gegensatz zu vielen anderen Doppeldeckern unterstützen beide Steckplätze alle Funkstandards von GSM bis LTE.
Allerdings ist der zweite Steckplatz gleichzeitig auch die Schnittstelle für die Micro-SD-Karte - das bedeutet, dass keine Speichererweiterung möglich ist, wenn man zwei SIM-Karten nutzen will. In Anbetracht der Tatsache, dass auf dem Gerät 25 GB verfügbar sind, fällt diese Einschränkung aber nicht stark ins Gewicht.
Schwerwiegender ist da schon die eingeschränkte Unterstützung des LTE-Spektrums: Das 800er-Band, das vor allem außerhalb der Städte zum Einsatz kommt, wird vom Honor 6 Plus nicht erkannt. Die LTE-Frequenzen um 2600 und 1800 MHz kann das Smartphone zwar nutzen, letzteres wird aber nur von der Telekom hauptsächlich in Städten eingesetzt. Wer einen LTE-Tarif hat, sollte also einen Bogen um das Huawei-Modell machen.
Akku macht zu früh schlapp
Auch bei der Akkupower kann der Display- Riese nicht überzeugen: Eine Laufzeit von 5:51 Stunden im connect-Nutzungsmix ist allenfalls unteres Mittelfeld - nicht nur die meisten Top-Smartphones halten länger durch, auch viele Einsteiger- und Mittelklasse-Geräte haben einen längeren Atem. Auf diesem Preisniveau ist eine so kurze Laufzeit einfach zu wenig.
Diese Einschätzung gilt im Prinzip für das gesamte Smartphone-Paket, das Huawei schnürt. Das Honor 6 Plus schafft es nicht, Glanzpunkte zu setzen, auch die Kamera ist kein Highlight. Abgesehen von Dual-SIM bietet es kaum Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger Honor 6 (Test). Und eine gute Alternative zu iPhone 6 und Galaxy S6 (Test) ist dieses Modell schon gar nicht.