Lylu Tablet für Senioren im Test
Die Share Economy macht auch vor Senioren-Tablets nicht halt. Das deutsche Startup Lylu überrascht mit einem Tablet, das auf den ersten Blick unverschämt teuer ist. Bei genauerem Hinschauen wird deutlich, dass das Gerät nur Teil eines umfassenderen Service-Angebotes ist.

Marktüberblick und PreiseDas Lylu Tablet kann man nicht kaufen, sondern ausschließlich mieten: Das Lylu Monatspaket kostet 59 Euro pro Monat, wer sich für ein Jahr verpflichtet, zahlt 39 Euro pro Monat. Auf das Jahr gerechnet sind das 708 Euro beziehungsweise 468 Euro. In diesem Paket enthalten i...
Marktüberblick und Preise
Das Lylu Tablet kann man nicht kaufen, sondern ausschließlich mieten: Das Lylu Monatspaket kostet 59 Euro pro Monat, wer sich für ein Jahr verpflichtet, zahlt 39 Euro pro Monat. Auf das Jahr gerechnet sind das 708 Euro beziehungsweise 468 Euro.
In diesem Paket enthalten ist eine LTE-Karte, die bereits im Tablet steckt, wenn es zum Kunden kommt. Außerdem eine Geräteversicherung, die das Tablet gegen Stürze und Fallenlassen absichert, und ein üppiger Lieferumfang, bestehend aus Kunstledercase mit Hartschaleneinfassung, das auch als Ständer fungiert, einem magnetischen Ladekabel und einem Stylus/Stift.

Das Emporia Tablet wird zusammen mit einem Ladedock für 300 Euro verkauft. Auch das Doro Tablet (zum Test) ist mit 340 Euro ein Schnäppchen gegenüber dem Angebot von Lylu. Einmal kurz durchgerechnet: Der jährliche Mietpreis für ein Lylu Tablet ist höher als der Kaufpreis für zwei Seniorentablets.
Hinzu kommt, dass Lylu seine Hardware nicht selbst produziert, sondern von Samsung einkauft. Beim Lylu Tablet handelt es sich um ein Galaxy Tab A8 LTE, ein Einsteigertablet, das man bei Amazon für 250 Euro kaufen kann.
Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, warum man überhaupt das Angebot von Lylu nutzen sollte.

Software-as-a-Service für Senioren und Angehörige
Wenn man genauer rechnet, dann ist Lylu gar nicht so teuer. Denn ein SIM-Vertrag und eine Geräteversicherung kosten im Schnitt 20 Euro pro Monat. Lylu spricht von unlimitiertem Datenvolumen, die Kosten für einen vergleichbaren Mobilfunktarif wären also sogar noch höher. Hinzu kommt, dass das Startup einen out-of-the-box-Ansatz vertritt, den andere auf Senioren spezialisierte Anbieter wie Doro oder Emporia nicht so konsequent verfolgen.
Das Lylu Tablet schaltet man ein und alles ist bereits eingerichtet: Die für Senioren angepasste Oberfläche bietet nicht einfach einen E-Mail-Client – der E-Mail-Client ist bereits vollständig konfiguriert, man kann sofort E-Mails verschicken. Denn zum Service von Lylu gehört auch eine eigener E-Mail-Server, der auf dem Tablet bereits vorkonfiguriert ist.

Der Eintrag „Videotelefonie“ öffnet einen Zoom-Raum, in den man per E-Mail andere einladen kann. Auch Whatsapp ist so konfiguriert, dass man sofort los schreiben kann.
So langsam kristallisiert sich heraus, dass es durchaus Szenarien gibt, in denen sich das teure Abomodell lohnt: Die Oma muss für 8 Wochen in die Reha? Man kann das Lylu Tablet dorthin liefern lassen, so kann sie per Video mit Familie und Enkeln in Kontakt bleiben. Da alles bereits vorbereitet ist und auch die Einwahl in ein WiFi-Netzwerk nicht nötig ist, kann Oma direkt starten.

Wenn es mit der Bedienung hakt und etwas unklar ist, kann man den Kundenservice anrufen, die Nummer ist prominent auf der Innenseite der Verpackung abgedruckt und auch in der Benutzeroberfläche wird mehrfach darauf verwiesen.
Der entscheidende Punkt dabei ist, dass man als Angehöriger komplett aus dem Prozess der Einrichtung und der Erklärung herausgenommen wird. Lylu ist in diesem Kontext mehr ein Service-Dienstleister, der ein Rundum-Sorglos-Paket anbietet, und weniger ein Hardware-Verkäufer.

Einen Nachteil sehen wir aber in der Geschlossenheit der Software. Denn Lylu gestattet es nicht, Apps auf dem Tablet zu installieren, es gibt weder einen Play Store, noch einen alternativen App Store.

Galaxy Tab S8 LTE (2022) ist eine gute Hardware-Basis
Den Unterbau stellt das bereits erwähnte Galaxy Tab A8 LTE, eines der wenigen Modelle in der unteren Preisklasse, die auch mit LTE angeboten werden. Wir können dem Tablet ein gutes Zeugnis ausstellen. Die Verarbeitung ist tadellos, das 10,1 Zoll große Display bietet eine hohe Auflösung und eine gute Helligkeit. Der Prozessor Unisoc T618 liefert eine angemessene Performance ohne lange Wartezeiten. Auch die Akkulaufzeit ist mit 9:10 Stunden im Battery Mark von PC Mark zufriedenstellend. Kritisch sehen wir allerdings den kleinen Speicher von nur 32 GB und das Fehlen eines Fingerabdrucksensors. Auch die Kameraqualität überzeugt nicht, was bei Videochats ein Handycap sein kann. In Anbetracht der hohen Mietpreise hätte Lylu gerne ein höherpreisiges Tablet als Basis nehmen können.
Fazit: Einschalten und sofort Loslegen
Dass das Abomodell von Lylu auf Dauer nicht günstig ist, ist offensichtlich. Wenn so ein Tablet über drei oder vier Jahre im Einsatz ist und über 1.500 Euro kostet, dann sollte man überlegen, ob man nicht einfach ein Modell von Doro oder Emporia kauft und ein bisschen Zeit in die Einrichtung investiert. Aber was, wenn man selbst technisch nicht versiert ist? Was, wenn keine Zeit da ist? Was, wenn eine schnelle und kurzfristige Lösung gesucht wird? Diese Nischen füllt Lylu mit seinem out-of-the-box-Ansatz sehr gut aus. Dieses Tablet nimmt Senior aus der Box und legt nach dem Einschalten direkt los. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.