Highend für einen guten Preis
Motorola Edge 40 Pro im Test
Nach dem ThinkPhone bringt Motorola ein weiteres Highend-Smartphone nach Deutschland. Das Edge 40 Pro ist mit den neuesten Technologien ausgestattet und kostet trotzdem ein paar hundert Euro weniger als ein Galaxy S23+. Gibt es einen Haken?

Während sich das ThinkPhone (zum Test) vor allem an Geschäftskunden richtet, ist das Edge 40 Pro ein schnittiges Oberklasse-Smartphone, das in Konkurrenz zu Samsungs S23ern (zum Test) und Xiaomis 13er-Serie (zum Test) steht. Auch Sony hat mit seinem 2023er Flaggschiff Xperia 1 V gerade einen eleganten Wettbewerber vorgestellt. Der ist mit 1.400 Euro aber deutlich teurer als das Edge 40 Pro, so wie alle der genannten Modelle: Das Galaxy S23+ steht bei 1.200 Euro, das Xiaomi 13 Pro bei 1.300 Euro. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob es gute Gründe für die Preisdifferenz gibt oder ob Motorola einen absoluten Geheimtipp im Portfolio hat.
Design: Elegant gerundet
Optisch kann das Edge 40 Pro schon mal sehr gut mithalten. Vorne setzt Motorola auf Gorilla Glas Victus, das an allen vier Seiten gerundet ist, also nicht nur an den langen Seiten rechts und links. Die Krümmung ist oben und unten nicht so ausgeprägt, unterstreicht aber den eleganten Look. Dazu tragen auch die Displayränder bei, die an allen Seiten symmetrisch ausfallen und sehr schmal sind. Wenn man von vorne draufschaut, besteht das Edge 40 Pro praktisch nur aus Display.
Die Rückseite gefällt mit einer rauen Oberfläche aus geätztem Glas, die unempfindlich gegen Fingerabdrücke ist. Das Verfahren führt außerdem zu einem leichten Glitzereffekt, der allerdings nicht aufdringlich ist, sondern vielmehr gut zum dezent-eleganten Gesamteindruck passt.

Aufgrund des Displayformates von 20:9 ist die Bauform gestreckter als bei vergleichbaren Smartphones wie dem Galaxy S23+, dadurch liegt das Phone besonders schmal in der Hand. Etwas ungewohnt ist auch die tiefe Positionierung des Fingerabdrucksensors im unteren Drittel des Displays. Die Erkennungsrate ist sehr gut, zudem ist der Entsperrvorgang gedankenschnell erledigt – ein Zeichen für den starken Prozessor und das gut darauf abgestimmte Betriebssystem.
Zusammengehalten werden Vorder- und Rückseite von einem Aluminiumrahmen, der sehr verwindungssteif ist. Haptik und Verarbeitung sind spitze, die hohe IP-Zertifizierung, die das Smartphone bis zu 30 Minuten in flachem Süßwasser schadlos überstehen lässt, ist dabei das Tüpfelchen auf dem i.

Motorola Edge 40 Pro technische Daten
- Preis und Speicher: 899 Euro mit 12/256 GB
- Farben: Schwarz, Blau
- Größe und Gewicht: 161 x 74 x 9 Millimeter und 199 Gramm
- SoC: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2
- Display: OLED mit 165 Hz, 6,67 Zoll im Format 20:9 und 2.400 x 1.080 Pixel
- Hauptkamera: Ultraweitwinkel mit 50 MP und F2.2, Weitwinkel mit 50 MP und F1.8, 2x Tele mit F1.6
- Frontkamera mit 60 MP
- Konnektivität: 5G, LTE, WiFi 7 Ready, WiFi 6E, Bluetooth 5.3, USB-C mit DisplayPort
- Nano-SIM + eSIM
- Akku mit 4.600 mAh
- System: Motorola My UX mit Android 13
- Besonderheiten: wasserfest nach IP68, Stereoklang mit Dolby Atmos, 125-Watt-Netzteil und Schutzhülle mitgeliefert
OLED hell, SoC schnell
Das 6,7 Zoll große OLED stellt Inhalte mit 2.400 x 1.080 Pixeln dar, was eine in der Preisklasse typische Auflösung ist. Das gestreckte 20:9-Format findet man dagegen nur bei wenigen Smartphones. Untypisch ist auch die hohe Bildwiederholrate von 165 Hertz, die meisten Topmodelle gehen bis maximal 120 Hertz. Warum Motorola die Hertzrate so weit hoch schraubt, können wir nicht nachvollziehen, da ein Unterschied zwischen 120 und 165 Hertz mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar ist.

Was man sehen (und messen) kann: Die Anzeige ist sehr leuchtstark und liefert eine exzellente Kontrastausbeute, sodass man auch in einer hellen Umgebung noch gut Inhalte ablesen kann. Nur im direkten Sonnenlicht muss sich das OLED einem Galaxy S23 geschlagen geben, das beim Boost noch ein paar Leuchtstufen höher schaltet. Nichtsdestotrotz gehört das Panel zu den besseren seiner Klasse, Motorola macht hier alles richtig.

Zum Prozessor muss man nicht viel sagen, Qualcomms Snapdragon 8 Gen 2 ist die erste Wahl für alle Top-Smartphones in der ersten Jahreshälfte 2023, bei Performance und Leistung spielt das Edge 40 Pro entsprechend ganz vorne mit. Auch beim Speicher ist man mit dem Phone auf dem neuesten Stand, weil Motorola mit LPDDR5X und UFS4.0 die aktuellen Standards bedient. In Deutschland wird ausschließlich die Speicherkonfiguration 12/256 GB verkauft, eine Erweiterungsmöglichkeit gibt es nicht. Dafür kann man das Edge 40 Pro mit einer Nano-SIM und einer eSIM parallel nutzen – nach IP68 ist eSIM die zweite grundlegende Verbesserung im Vergleich zur 2022er Generation von Motorola.

Auch sonst ist die Connectivitiy sehr umfangreich: Der USB-C-Port untersützt DisplayPort 1.4, außerdem funkt das Phone nach den aktuellen Standards Bluetooth 5.3 (inklusive HiRes-Audio) und WiFi 6E. Es ist zudem WiFi 7 Ready und somit gut für die Zukunft gerüstet. Einzig den modernen Nahfunkstandard Ultra Wide Band haben wir vermisst.

Kamerasystem: Eine lange Brennweite fehlt
Die 50-Megapixel-Hauptkamera ist mit einer 1,8/6-mm-Optik samt Bildstabilisator bestückt und fotografiert entweder mit der maximalen Auflösung oder mit 12 Megapixeln. Die Bildqualität ist bei allen drei von uns getesteten Helligkeitsstufen überzeugend. Dabei empfehlen wir 12 Megapixel, nur in Ausnahmesituationen mit sehr viel Licht werden feine Strukturen bei voller Auflösung etwas deutlicher abgebildet. Auffällig ist die harte Bildabstimmung: Kontraste und Schärfe werden hochgezogen.

Das Zweifachzoom
Ein optisches Zweifachzoom ist selten geworden, weil sich die Hersteller in der Regel für ein längere Teles entscheiden und bei kleinen Zoomstufen auf die Hauptkamera zurückgreifen. Motorola geht einen anderen Weg, vor allem um für Porträtaufnahmen mit Hintergrundunschärfe gut gerüstet zu sein - hier macht das Edge 40 Pro einen richtig guten Job. Das kurze Tele überzeugt auch bei wenig Licht, weil es das Qualitätsniveau selbst bei Dunkelheit auf einem konstanten Niveau halten kann. Allerdings stellt sich die Frage nach dem praktischen Nutzen, denn der Vergrößerungsfaktor ist so klein, dass man auch einfach mit der Hauptkamera fotografieren kann, die in jeder Hinsicht überlegen ist.
Das Superweitwinkel
Das Superweitwinkel kann wie die Hauptkamera mit zwei Auflösungen fotografieren, mit 12 und 50 Megapixeln. Das Fotografieren mit 12 Megapixeln ist bei allen Lichtbedingungen die bessere Option, die Aufnahmen bekommen in unserem Testlab bei viel und bei wenig Licht die Wertung „sehr gut“. Es gibt nur wenige Smartphones, die ein solches Qualitätsniveau bei dieser Brennweite erreichen - wer viel mit dem Superweitwinkel fotografiert, ist mit dem Edge 40 Pro goldrichtig.
Motorola Edge 40 Pro Testergebnisse Kamerasystem
Kamera | Bewertung |
---|---|
Ultraweitwinkel: | sehr gut (86 Punkte) |
Weitwinkel: | überragend (95 Punkte) |
Fotoqualität Weitwinkel hell: | überragend |
Fotoqualität Weitwinkel dunkel: | sehr gut |
Fotoqualität Weitwinkel Nacht: | überragend |
Zweifachzoom optisch: | gut (75 Punkte) |
Langes Tele: | - |
Kameraqualität gesamt: | gut (75 Punkte) |
Software: Update auf Android 16
Motorola My UX ist eine angenehm dezente Oberfläche im Stil von Googles nativem Android. Statt alle Symbole und Menüs zu verändern, fasst der Hersteller die eigenen Features und Extras in zwei Apps zusammen.
In der Moto-App kann man die umfangreiche Gestensteuerung aktivieren, etwa die legendäre Hackgeste, mit der man die Taschenlampe ein- und ausschalten kann. Eine weitere Geste ist der Doppeltipper: man öffnet eine App, indem man zweimal mit dem Finger auf die Rückseite klopft. Wir hinterlegen hier in der Regel Google Wallet, sodass an der Kasse ein Klopfer reicht, um zu bezahlen. Hier sind auch die Einstellungen zur Randbeleuchtung hinterlegt: Bei verpassten Nachrichten kann man die Displayränder des OLED dezent pulsieren lassen.
Die zweite App ist Moto Secure, die erste Anlaufstelle für alle Sicherheits- und Datenschutzfunktionen. Hier kann man den Schutz des Phones überprüfen und steuern und hat einfachen Zugriff auf alle zugehörigen Apps und Einstellungen.

Es gibt einige Besonderheiten zu entdecken, die man in dieser Form nicht bei anderen Herstellern findet: Über Aktivierung der „Sperrbildschirmsicherheit“ kann man verhindern, dass jemand das mobile Netzwerk oder das Wi-Fi auf einem gesperrten Gerät ausschaltet. Und damit sich neugierige Augen das Muster der gedrückten Zahlen der Bildschirmsperre nicht merken können, aktiviert man „Wechselndes PIN-Layout“, das das Zahlenlayout des Sperrbildschirms jedes mal neu durchmischt.

Ebenfalls mit dabei ist Ready For, das die einfache Verbindung des Smartphones mit einem beliebigen Display oder TV erlaubt. Genauso wie die Software-Ausstattung hat Motorola auch den Software-Support stetig verbessert: Das Edge 40 Pro bekommt „3+4“, also 3 neue Android-Versionen und 4 Jahre lang Sicherheitspatches. Deutlich wird: In Puncto Software ist das Edge 40 Pro gut ausgestattet. Nur eines haben wir wieder mal vermisst, weil Motorola beharrlich darauf verzichtet: Es gibt keine Always-on-Funktion für das Display.
Lange Akkulaufzeit, aber da geht noch mehr
Das Edge 40 Pro ist mit einem 4.600 mAh starken Akku ausgestattet, der über das mitgelieferte 125-Watt-Netzeil in rekordverdächtigen 23 Minuten wieder voll aufgetankt werden kann. In nur 9 Minuten hat man den Akku wieder auf 50 Prozent. Kabelloses Aufladen wird unterstützt, dauert mit einem Durchsatz von maximal 15 Watt aber deutlich länger. Auch Wireless Reverse Charging lässt sich aktivieren, um Peripheriegeräte aufzuladen.
Die Akkulaufzeit bewegt sich mit 12:40 Stunden in unserem genormten Testverfahren auf einem sehr guten Niveau, in der Praxis kommt man damit etwa anderthalb Tage ohne Steckdose aus. Auffällig ist allerdings dass Samsung beim Galaxy S23+ mit 15:30 Stunden noch einmal deutlich mehr raus holt, obwohl das Austattungsniveau mit 4.700 mAh, Snapdragon 8 Gen 2 und 6,7 Zoll OLED sehr ähnlich ist. Wir tippen hier auf die hohe Bildwiederholrate von 165 Hertz als Ursache. Die lässt sich in den Einstellungen auf 120 Hertz reduzieren.

Gute bis sehr gute Funkeigenschaften
Die eigentlich gute Sprachqualität wird von einer Auffälligkeit getrübt: Die Lautstärke in Senderichtung ist relativ niedrig - das gleiche hatten wir bereits beim ThinkPhone kritisiert. Wer mit dem Edge 40 Pro telefoniert, wird also unter Umständen nicht optimal vom Gegenüber verstanden.
Bei den Funkeigenschaften zeigen beide Daumen dagegen nach oben, im 5G-Netz überzeugt die Sendeleistung im für Deutschland wichtigen 3,6-GHz-Band auf ganzer Linie. Wer Haare in der Suppe sucht, wird bei der etwas niedrigen Empfindlichkeit bei 3,6 GHz und 700 MHz fündig, aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau.
Fazit: Ernsthafte Alternative
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ja, das Edge 40 Pro ist ein Geheimtipp. Die einzige große Schwäche ist der Verzicht auf eine lange Brennweite, beim Zoomen sind die eingangs erwähnten Flaggschiffe der Konkurrenz besser. Aber das 2x Tele bietet dafür die optimale Brennweite für Porträts mit Hintergrundunschärfe und macht hier einen sehr guten Job. Auch die Selfies mit dem hochauflösenden Sensor, die per Pixel Binning auf 15,1 Megapixel runtergerechnet werden, haben uns sehr gut gefallen. Motorola hat in den letzten Jahren sein Portfolio stetig verbessert und mit dem 40 Pro ist man endlich so weit, eine ernsthafte Alternative zu Samsung & Co anbieten zu können.
Motorola Edge 40 Pro Testergebnisse
Motorola Edge 40 Pro | Testergebnisse Punkte |
---|---|
Preis (Euro): | 899 |
Preis-Leistungs-Verhältnis: | sehr gut |
AUSDAUER (max.125): | überragend (125) |
AUSSTATTUNG (max. 210): | sehr gut (179) |
System (max. 55): | 53 |
Display (max. 35): | 35 |
Connectivity (max. 25): | 20 |
Kamera (max. 80): | 60 |
Features (max. 15): | 11 |
HANDHABUNG (max. 40): | gut (32) |
Handlichkeit (max. 20): | 12 |
User Interface (max. 5): | 5 |
Verarbeitungsqualität (max. 15): | 15 |
MESSWERTE (max. 125): | gut (101) |
Akustik (max. 35): | 29 |
Senden und Empfangen (max. 90): | 72 |
LTE-Bewertung: | gut |
5G-Bewertung: | sehr gut |
connect-URTEIL (max. 500): | 437 sehr gut |
Motorola Edge 40 Pro Messergebnisse
Motorola Edge 40 Pro | Messergebnisse |
---|---|
CONNECTIVITY | |
max./mittlerer Durchsatz WLAN (Mbit/s): | 1.063/771 |
mittlerer Durchsatz WLAN mit Dämpfung (Mbit/s): | 290 |
AKUSTIK-MESSUNG | |
Sende-/Empfangsrichtung (Sprechen/Hören) | |
Lautstärke (dB): | 4..4/20.1 |
Klang (MOS/max. 5P.): | 4.0/3.3 |
Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5P.): | 3.9 |
Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5P.): | 3.4 |
AUSDAUER | |
typ. Ausdauer max. Hz. (Stunden): | 12:40 |
Ladezeit bis 50/100 Prozent (Minuten): | 9/23 |
DISPLAY | |
Helligkeit/Boost (Candela): | 513/961 |
AUDIOPLAYER | |
max. Lautstärke Lautsprecher (dB): | 85 |