OnePlus 6 im Test
Mit feinem Display, potenter Hardware und schickem Outfit möchte Oneplus mit dem 6 eine günstige Alternative zum Huawei 20 Pro und Samsung Galaxy S9+ sein. Allerdings schwächelte die Kamera beim Testgerät.

Langsam aber sicher mausert sich Oneplus zu mehr als einem Geheimtipp. Der chinesische Hersteller besitzt eine treue Fangemeinde und konnte bereits in der Vergangenheit mit seinen Modellen OnePlus 5 und OnePlus 5T bei connect mit ausgezeichneten Ergebnissen für Aufsehen sorgen. Nun steht mit ...
Langsam aber sicher mausert sich Oneplus zu mehr als einem Geheimtipp. Der chinesische Hersteller besitzt eine treue Fangemeinde und konnte bereits in der Vergangenheit mit seinen Modellen OnePlus 5 und OnePlus 5T bei connect mit ausgezeichneten Ergebnissen für Aufsehen sorgen. Nun steht mit dem Oneplus 6 für mindestens 519 Euro UVP das neueste Flaggschiff zum Test parat. Was es alles leistet und ob es wieder die Smartphone-Elite von Samsung und Huawei ärgern kann?
Die Qual der Wahl
Das Oneplus 6 wird in fünf Varianten angeboten. So ist das Phablet in den Farben Schwarz Glanz, Schwarz Matt und Weiß Perlmutt in unterschiedlichen Arbeits- und Nutzerspeicherkonfigurationen von 4 und 64 GB für 519 Euro bis 8 und 256 GB für 619 Euro erhältlich. Das Testgerät von connect kam in glänzendem Schwarz mit 8 GB RAM und 128 GB internem Speicher für eine UVP von 569 Euro in der Redaktion an.

Tolle Haptik mit kleinen Mankos
Der erste Eindruck passt, denn was der Tester da aus der weißroten Verpackung entnahm, ist ein richtig feines Phablet. Die Kombination aus kratzerhemmendem Gorilla-Glas 5 auf Vorder- wie Rückseite und einem edlen Metallrahmen gefällt. Auf der rechten Geräteseite ist hier ein griffiger dreistufiger Schieberegler integriert, über den sich die Situationsprofile „Lautlos“, „Vibrieren“ und „Ton“ schnell auswählen lassen. Das rückseitige Glas ist an den seitlichen Rändern elegant gebogen und liegt richtig gut in der Hand des Nutzers. Wie üblich gilt bei feuchten Händen aber auch hier: Akute Rutschgefahr! Das im Lieferumfang befindliche dunkel-transparente Cover sollte dies jedoch zu verhindern wissen. Wie beim Honor 10 (Test in connect 8/18) ziert eine bereits aufgebrachte Displayschutzfolie die Front des Oneplus. Ein Kopfhörer wird auch hier nicht mitgeliefert.
Drei Mankos teilt das Oneplus 6 mit dem Honor 10: Zum einen zieht die glänzende Oberfläche Fingerabdrücke förmlich an, zum anderen steht auch hier die auf der Rückseite zentral angeordnete Kameraoptik ein gutes Stück heraus. Daher wackelt das Oneplus 6 bei der Bedienung auf einer harten Oberfläche sogar noch mehr als das Honor 10. Auch ein zertifizierter Wasser- und Staubschutz fehlt dem Oneplus 6. Der Hersteller spricht zwar von einem „Wetterschutz“, doch in die Badewanne sollte der Nutzer das Phablet eher nicht mitnehmen.

Feinste Hardware
Als Treibsatz setzt Oneplus auf das High-End-SoC Qualcomm Snapdragon 845 mit acht bis zu 2,8 Ghz schnellen Kernen. In Verbindung mit den spendablen 8 GB Arbeitsspeicher bleiben im Alltag dann auch keine Performancewünsche offen, was auch für den nicht erweiterbaren Nutzerspeicher mit 113 GB gilt. Ansatzlos werden Apps geöffnet und Multitasking-Anwendungen verzögerungsfrei durchgeführt. In den Benchmark-Messungen liegt diese Kombination sogar noch vor dem bisherigen Primus in dieser Disziplin, dem Samsung Galaxy S9+ mit seiner Exynos-9810-Plattform. Vor allem Gamer dürften sich über die Leistungsfähigkeit des Oneplus 6 freuen, zumal es einen speziellen Spielmodus mitbringt. Der versteckt sich in den Einstellungen unter „Erweitert“ und bietet die Möglichkeit, etwa Akku-Sparfunktionen zu deaktivieren, die Netzwerknutzung anderer Apps einzuschränken und Benachrichtigungen zu blockieren. So kann sich der Zocker voll und ganz auf das Spielgeschehen konzentrieren.
Damit die Spiele auch richtig gut in Szene gesetzt werden, spendiert Oneplus ein 6,3 Zoll großes OLED-Display im 19:9-Format. Auch hier gibt es einen Einschnitt im oberen Displaybereich, der sich auf Wunsch aber auch Schwarz hinterlegen lässt und somit optisch nicht so auffällig in den Vordergrund tritt. Die Statusanzeige von Akku, Empfang und Co bleibt dabei erhalten. Die Helligkeitsausbeute von 493 cd/m2 kann sich für ein selbstleuchtendes OLED-Display sehen lassen, Schwächen gibt es lediglich bei den Konrastwerten in heller Umgebung. Dafür gefällt die Anzeige mit der brillanten Darstellung der Inhalte und satter Farbwiedergabe.

Von der flinken Sorte
Auch für die restliche Hardware-Abteilung hat Oneplus nur die besten Smartphone-Zutaten für das 6 herausgesucht. So bietet das Phablet im LTE-Betrieb eine Downloadrate von bis zu 1 Gbit/s sowie eine Uploadrate von 150 Mbit/s und erreicht damit die Kategorie 16. Auch schnelles ac-WLAN mit 2,4- und 5-GHz ist ebenso an Bord wie NFC, Bluetooth der Version 5.0 und Dual-SIM-Funktion.
Dafür sieht es in puncto Zusatz-Apps und Sonderfunktionen eher mau aus. Bis auf eine Oneplus-Community- und Oneplus-Switch-App, mit der sich der Datenumzug vom alten Smartphone auf das neue komfortabel bewerkstelligen lässt, herrscht hier Ebbe, was aber Teil des Oneplus-Konzepts ist.
Oneplus mit "eigenem" OS
Als Besonderheit setzt Oneplus bei seinen Modellen auf ein hauseigenes Betriebssystem, das auf den Namen Oxygen OS hört. Bei genauer Betrachtung handelt es sich hier aber lediglich um eine sanft angepasste Android-Version. Beim Testmuster kam die Version 5.1.7 zum Einsatz, die auf dem aktuellsten Android 8.1 basiert.
In puncto Benutzeroberfläche gibt es einen lediglich dezent angepassten Look gegenüber einem Modell mit nativem Android zu entdecken. In Sachen Features hat das Oneplus 6 zwar wenige, aber dennoch ein paar Besonderheiten zu bieten: Hier gehört etwa der bereits erwähnte Spielemodus dazu, aber auch eine üppige Gestensteuerung. Im Einstellungsmenü lassen sich unter den Punkten „Tasten“ und „Gesten“ zahlreiche Funktion konfigurieren. So können die drei Android-Flächen mit jeweils bis zu zwei weiteren Funktionen belegt werden. Bei aktiviertem Sperrbildschirm lassen sich zudem über das Zeichnen von O, V, S, M und W per Finger auf dem Screen Funktion und Apps direkt starten.

Dual-Cam mit Mankos
Oneplus verpasst seinem Phablet eine Dual-Kamera-Einheit aus dem Hause Sony mit 16- und 20-Megapixeln, ein duales Fotolicht sowie einen optischen Bildstabilisator, um das Maximum an Schärfe auch bei widrigen Bedingungen herauszuholen. Beide Sensoren verfügen über eine Optik mit einer großen Blende von jeweils f/1.7 μm möglichst viel Licht und Details einzufangen. Soweit zumindest die Theorie.
Die Messergebnisse für die Kamera fielen leider eher ernüchternd aus. So leistete sich das Oneplus 6 zu viele Fehler, wie etwa Unschärfe im Randbereich, und konnte lediglich die Verbalnote „befriedigend“ erreichen. Dies gilt auch für den Einsatz des Phablets in dunkler Umgebung, wo sich schnell Bildrauschen zeigt. Ob wir hier ein „Montagsmodell“ mit eventuell schlecht montierter Optik hatten, ließ sich leider mangels zweitem Testgerät nicht herausfinden. Schade, denn ansonsten machte die Dual-Kamera mit ihrer üppigen Ausstattung samt Bokeh für die 16-Megapixel-Front- sowie die Hauptkameras eine gute Figur.
Eine gute Vorstellung zeigte das Oneplus 6 auch beim Videodreh. Mit einer Auflösung von maximal 3840 x 2160 Pixeln bei 60 FPS konnte der Tester feine Videoqualität in den Speicher bannen. Zudem gibt es eine Super-Zeitlupen-Funktion zu entdecken, die bei HD-Auflösung 480 Bilder pro Sekunde aufzeichnet und so besondere Situationen einfangen kann.
Starke Leistung im Labor
Im Labor zeigte das Oneplus 6 dann, dass es trotz großem Display und potenter Hardware ein sehr effizientes Energiemanagment besitzt. Das chinesische Phablet holte aus seinem 3300 mAh großen Energiespender eine Laufzeit von satten 8:28 Stunden, was einem sehr guten Wert entspricht und die verlorenen Punkte bei der Kamera wieder etwas aufholen kann. Damit der Akku fix befüllt werden kann, befindet sich ein 20-Watt-Schnellladenetzteil im Lieferumfang. Nur Gutes gibt es auch von der Funk- und Akustikabteilung zu berichten – so erreicht das Oneplus 6 im Test 419 Punkte und ist bis auf Weiteres das beste Modell der Chinesen in der connect-Bestenliste.