Aktive Wireless-Kompaktbox
Piega Premium Wireless 301 im Test
Die Schweizer Manufaktur Piega baut zwar imposante Großlautsprecher, doch unter ihren Premium-Wireless-Systemen ist sogar ein Winzling. Und die 301 spielt groß auf. Lesen Sie hierzu unseren Test.

Wer an Lautsprecher von Piega denkt, denkt normalerweise an zwei Dinge: Bändchenhochtöner und Aluminiumgehäuse. Stimmt soweit, obwohl es im Portfolio tatsächlich auch Holzgehäuse und AMT- Hochtöner gibt. Auf jeden Fall verbindet der kenntnisreiche HiFi-Fan mit Lautsprechern aus Horgen am schönen Zürichsee feinen HiFi-Klang zu eher gediegenen Preisen, jedenfalls keine Marktschreier.
Wer an Bluetooth- beziehungsweise Wireless-Lautsprecher denkt, denkt normalerweise an Brüllwürfel, die mit quäkig-plärrigem Sound an Bushaltestellen, in Schwimmbädern und anderen Treffs der lärmverliebten Jugend für eine vom Rest der Welt ungewollte Umgebungsbeschallung sorgen.
Auch wenn es längst ernstzunehmende, richtige HiFi-Lösungen für zu Hause und für das entspannte Musikhören gibt, ihr Nervtöter-Image haben die Drahtlos-Dinger weg, vor allem, wenn sie klein daherkommen. Und jetzt stellt Piega gleich drei Pärchen Wireless-Speaker vor, einer davon richtig klein, und zwar innerhalb ihrer Premium-Serie.
Es handelt sich um die aktivierten, also mit eigenen Endstufen ausgerüsteten und drahtlos anzusteuerden Varianten der Premium 701, Premium 501 und Premium 301. Die heißen jetzt also Premium Wireless. Zu berappen sind 6000 Euro für die schlanke Zweieinhalb-Wege-Box 701, 4500 Euro für die noch schlankere, etwas weniger hohe Zweieinhalb-Wege-Säule 501 und 2500 Euro für die kompakte Zweiwege-Box 301.
Pro Paar in der silberfarbenen, sprich: Aluminium-Ausführung, in Schwarz kostet der Spaß 100 Euro Aufpreis. Fast schon zwingend gehört der „RRP Connect“ für 500 Euro mit zum Team – dazu kommen wir später.

Edle Bestückung
Das ist nicht wirklich wenig Geld. Dafür müssen die Premium Wireless schon wirklich Premium-Klänge liefern. Der Autor konnte exklusiv vor Markteinführung alle drei Modelle im prächtig ausgestatteten Piega-Hörraum in Horgen hören. Und kann bestätigen, dass alle drei ihr Geld auch wirklich wert sind, denn sie stehen alle für klasssische Piega-Tugenden:
Von Hand gefertigt im Hochlohnland Schweiz, exzellent ausgeführte Aluminium-Gehäuse, fein aufgelöste, detaillierte und mustergültig farbstarke und impulstreue Klänge, die mit vorbildlicher Schweizer Neutralität unverfärbt ein nie genervtes Ohr erreichen. Was in der 301 und der 501 sicher nicht zuletzt auf das Konto des langbewährten „Linear Drive Ribbon 2642 MKII“ geht, des Bändchens, das 26 mm breit und 42 mm hoch ist.
In der 701 kommt eine Weiterentwicklung mit der Bezeichnung LDR 3056 zum Einsatz – die Abmessungen ergeben sich aus der Bezeichnung. Den Tief- und Mitteltonbereich übernimmt in der 301 ein 120-mm-Konus, von Seas nach Piega-Vorgaben gebaut und von zwei strömungsgünstigen Bassreflex-Öffnungen an der Rückseite unterstützt.
In der 501 werkeln zwei der 120er, in der 701 zwei Konen mit jeweils 140 mm Durchmesser. Zum Test und damit auch in das unbestechliche Messlabor und den bewährten Hörraum von AUDIO schmuggelte der Autor ein Paar der da bereits serienreifen 301. Gerade die Kleine mit ihren zierlichen Maßen kaum höher als ein LP-Cover, kaum breiter als ein Taschenbuch und kaum tiefer als ein AUDIO-Heft breit ist, hatte es ihm angetan.
Möglicherweise, weil der Schreiber dieser Zeilen zuvor schon die kapitalen Piega-Großtaten Master Line Source 2 (unser Test) und Master Line Source 3 begeistert getestet hatte. Und nun besonders neugierig war auf die feine Schweizer Boxenbaukunst im Kleinformat. Entwickler Domink Züger verwies auf etliche Besonderheiten der ersten mit „Digital Signal Processing“ gerüsteten Piega-Lautsprecher.
Zum Beispiel, dass man hier definitiv nicht die Zielgruppe der High-Ender ins Auge fasse, obwohl die – durchaus erreichte – Zielvorgabe ja definitiv Premium-Klang war. Aber schon an an einigen äußeren Details merkt man die Ansprache an Nicht-Freaks. So findet man auf der Rückseite des elegant halbellipsen-förmig sich verjüngenden Gehäuses einen Kippschalter, der die „Speaker Position“ definiert.
Da greift eine Ortsentzerrung für den Bass, wenn die Lautsprecher frei, an der Wand oder sogar in der Ecke stehen. Aber die Schalterstellungen heißen nicht etwa „0 dB“, -3 dB“ oder „-6 dB“, sondern volkstümlich verständlich „neutral“, „wall“ oder „corner“.

Vielfältige Anpassung
Wovon der Hörer bewusst nichts mitbekommt, ist die nicht abschaltbare Loudness-Funktion. Bevor die Puristen sich nun abwenden: In der 301 funktionierte die Anpassung des Frequenzgangs an die menschliche Hörempfindlichkeit bei niedrigen Lautstärken ganz hervorragend, keine Spur von dröhnender Bassblähung.
Und bei HiFi-gerechten und erst recht bei höheren Lautstärken, zu denen die aktive 301 dank 100 Watt starker Endstufenmodule durchaus in der Lage ist, konnten auch kritische Ohren keine Manipulation mehr ausmachen. Und wenn es zu laut wird, nimmt eine clevere Begrenzer-Schaltung zuerst die Frequenzbereiche im Pegel zurück, die den Lautsprecher besonders stressen.
Subjektiv kann die 301 richtig laut Kapelle machen – Respekt. Doch so richtig spannend macht ja erst der Drahtlosbetrieb in Piegas Premium-Wireless-Linie. Die Lautsprecher sind zwar auch mit analogen Hochpegel-Cincheingängen ausgestattet (dahinter wird mit einer Auflösung von 24 Bit/192 Kilohertz in digital gewandelt), die bei Nutzung die Wireless-Funktion abschalten, doch Drahtlos-Fähigkeit haben heißt Drahtlos-Fähigkeit nutzen.
Klar, auch die Piegas kommen nicht ganz ohne Kabel aus, der Strom kommt schon aus der Netzsteckdose via „Rasierapparat-Stromkabel“ ans Gerät. Aber sonst braucht der Spaß keine Schnüre. Insbesondere wenn der eingangs erwähnte Piega Connect mit im Spiel ist, denn dann wird aus einem (mono ist möglich) oder zwei Bluetooth-Lautsprechern ein echtes Wireless-Musiksystem.
Das Connect fungiert als Interface zur bestehenden Anlage, selbst ist es zum Beispiel nicht streamingfähig. Mit den Lautsprechern koppelt es sich problemlos, und zwar unabhängig vom sonst im Haus aufgespannten WiFi-Netzen.

Von der meist überlasteten Frequenz 2,4 Gigahertz lässt sich auf eher störungsfreie 5,2 oder 5,8 GHz ausweichen. Die Datenübertragung beträgt in zwei von drei möglichen, schaltbaren „Groups“ mit Boxen 24 Bit und 48 Kilohertz, also mehr als CD-Qualität. In der highendigen „Group Red“ spielt High Resolution mit 24/96.
Die Rückseite des cleveren Kistchens, das seine Lautstärkeregelung aus dem Signalweg nehmen kann, wenn alles vom Zuspieler geregelt werden soll. Es hält neben digitalem Coax- und optischen Eingang auch noch ein analoges Cinchpaar offen und kann einen Subwoofer einbeziehen. Nur sein USB-Eingang ist – wie auch bei den Boxen – keine Signalschnittstelle, sondern dient dem „Service“, also dem Aufspielen neuer Software.
Während des Tests musste die Crew das einmal tun – es gelang ohne Probleme. Im Hörtest bestätigten sich alle schon vorne aufgeführten klanglichen Tugenden. Auch die Premium Wireless 301 ist mit ihrer Neutralität, ihrer für jede Art von Musik einnehmenden Spiel- und Detailfreude eine echte Piega. Und im Verbund mit dem Connect ist sie richtig clever, die Kleine.
Fazit
Piegas kleinste Premium Wireless ist eine Wohltat für alle, die das Gequäke billiger Bluetooth-Speaker nicht ausstehen können. Mit dem Piega Connect füllt die ganz unkompliziert zu bedienende 301 locker die Marktlücke kompakter, kabelloser High-End-Boxen.