Sony KD-65X85L im Test

Wenn der Preis beim Kauf eines 65 Zoll großen Smart-TVs im moderaten Rahmen bleiben soll, muss man Kompromisse eingehen. Das hat schon unser großer Topseller-Vergleichstest (hier unser Vergleichstest) mit den 12 beliebtesten Fernsehern bis 1.000 Euro gezeigt. Im Fall des gut 1.200 Euro teuren Sony KD-65X85L lautet der Deal: Verzichte auf OLED und Quantum Dots, im Gegenzug musst du bei der Ausstattung keine Abstriche machen.

Wer mit einem klassischen LCD-TV leben kann – und es gibt immer noch reichlich Modelle, die mit hoher Bildqualität glänzen – bekommt bei Sony ein Modell der oberen Mittelklasse, das kaum etwas vermissen lässt. Da wäre das 120-Hz-Panel, das Cineasten und Gamer gleichermaßen anspricht.

Dazu Full Array Local Dimming für stärkere Kontraste und Schwarzwerte. Sogar Dolby Vision und Dolby Atmos sind mit von der Partie. Auf dem Papier macht der Sony KD-65X85L also auf jeden Fall schon mal eine gute Figur.

Das trifft auf das Gehäuse genauso zu. Auch wenn der TV insgesamt nicht der schlankeste ist und auch der umlaufende Rahmen ein wenig aufträgt, wirkt der Sony 65er selbst in sehr modern eingerichteten Wohnzimmern nicht wie ein Fremdkörper.

Das kann man von der doch sehr altbackenen Standard-Remote leider nicht behaupten. Zum Glück legt der Hersteller noch eine zweite, deutlich ansprechendere und sinnvoll belegte Kompaktfernbedienung bei. Dafür machen die praktischen Standfüße, die sich ohne Schrauben befestigen lassen und zwei verschiedene Standbreiten erlauben, die Aufstellung besonders leicht.

Google TV: Easy going

Sony ist einer der großen Hersteller, der kein eigenes Smart-System für TVs anbietet, sondern auf die Android-Plattform zurückgreift. Und auch wenn Firmen wie LG, Hisense und Samsung zeigen, dass hauseigene Systeme durchaus ihre Vorteile haben, ist man bei Google TV bestens aufgehoben.

Nahezu jeder besitzt einen Google-Account, was zumindest schon mal die Einrichtung des TVs enorm erleichtert. Denn mit der Google Home-App geht die Konfiguration erheblich schneller und einfacher vonstatten als über eine der beiden Fernbedienungen. Und wer schon mal einen Google-TV-Fernseher hatte, muss quasi gar nichts mehr einrichten.

Das System zieht sich dann alle erforderlichen Einstellungen und Apps nahezu selbständig. Google TV ist eine sehr ausgereifte Plattform, Sony optimiert die Oberfläche nur da, wo es nötig ist. Dank des großen App-Angebots und der guten Bedienbarkeit gibt es also am Smart-System nichts auszusetzen.

Bildqualität mit Luft nach oben

Sony-typisch heißt der beste Modus „Anwender“, einen FILMMAKER-Mode gibt es beim X85L nicht. Also „Anwender“ und fertig – könnte man sagen. Wer es quick & dirty mag, macht das und liegt damit schon ziemlich richtig. Denn die übrigen Modi haben eigentlich keine Daseinsberechtigung.

„Standard“ und vor allem „Brillant“ taugen bestenfalls für die Übertragung einer knallbunten Prunksitzung. Und „Kino“ macht nichts besser als „Anwender“. Wir fragen uns regelmäßig, wozu die Hersteller einen Kinomodus integrieren, wenn es nahezu immer einen anderen Modus gibt, der genau diese Aufgabe besser löst.

Aber auch der Anwender-Modus hat durchaus noch Luft nach oben. Während die Farbwiedergabe gut sitzt und auch Helligkeit (485 Nits) sowie Kontrast (18.490:1) gute Werte erreichen, fällt das Gamma gerade in helleren Bildbereich zu niedrig aus. Das erklärt zum einen den für ein klassisches LCD doch sehr guten Kontrast, führt aber andererseits zu einer künstlichen Aufhellung des Bildes.

Wir würden daher die Gamma-Korrektur im Menü auf „Min.“ stellen, was insgesamt zu einem etwas homogeneren Bildeindruck führt. Ganz dunkle Bereich saufen dann aber etwas früher ab. Doch wie heißt es so schön? „Einen Tod muss man sterben.“ Mit Helligkeit auf 22 erreicht ihr dann auch eine praxistaugliche Leuchtkraft von etwa 300 Nits.

Nichts zu kritisieren gibt es bei HDR-Material: Zwar dürfte die Leuchtkraft ruhig etwas höher sein als die gemessenen 731 Nits, was in dieser Preisklasse aber nicht zu erwarten ist. Dafür ist die Abbildungsleistung tadellos, und der P3-Farbraum wird immerhin zu gut 94 Prozent abgedeckt.

Sony bewirbt den KD-65X85L mit dem Feature Local Dimming, das zu einem höheren Kontrasteindruck und einer besseren Schwarzdarstellung führt, da in dunklen Bereichen das Backlight zonenweise gedimmt wird. Die Anzahl dieser Zonen fällt aber – zumindest nach unserer Zählung – mit 32 vergleichsweise gering aus.

Zudem zeigt sich im übrigen, nicht gedimmten Bild, ein Helligkeitspumpen, das allerdings nur bei flächig-schwarzem Inhalt erkennbar ist. Tatsächlich schafft es Sony, auch mit nur 32 Dimming Zones einen tollen Bildeindruck hinzubekommen.

Stellt ihr dann noch „MotionFlow“ auf Auto, klappt es auch mit der Wiedergabe von 60i- und 24p-Inhalten problemlos. Die Blickwinkelstabilität ist einem Modell der oberen Mittelklasse angemessen, Wunder darf man sich indes keine erwarten. Vor allem kräftige Farben verblassen relativ früh.

Gamer freuen sich ebenfalls über das flotte Panel und die Unterstützung von VRR und ALLM. Auch der Klang geht in Ordnung. Hardcore-Gamer werden aber zum Headset greifen, und echte Cineasten investieren in eine Soundbar, die dank eARC problemlos Anschluss findet.

Fazit

Sony vereint mit dem KD-65X85L große Bildfläche mit guter Bildqualität und großzügigem Ausstattungspaket. Dank 120-Hz-Panel und Local Dimming freuen sich Gamer und Cineasten gleichermaßen.

* Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com