Preis, Kameraqualität, Leistung, Verarbeitung
Vivo X90 Pro im Test: High-End-Geheimtipp mit Zeiss-Kamera
Das Vivo X90 Pro gibt sich im Test als ein Top-Phone mit richtig starker Ausstattung und Zeiss-Kameraeinheit, inklusive starker Fotoqualität.
- Vivo X90 Pro im Test: High-End-Geheimtipp mit Zeiss-Kamera
- Vivo X90 Pro im Kameratest

Mit Vivos X90 Pro kommt etwas Abwechslung auf den deutschen Smartphone-Markt. Auch, wenn Vivo hierzulande noch nicht denselben Bekanntheitsgrad wie Samsung oder Xiaomi hat, muss sich der Hersteller technisch keinesfalls hinter den Marktführern verstecken. Bereits der Vorgänger, das X80 Pro, konnte das beweisen.
Das neue Vivo X90 Pro legt im Test nun noch eine Schippe drauf und stellt ein weiteres Mal das Kamerasystem in den Fokus. Als Partner hat sich Vivo dafür ein weiteres Mal den Optikspezialisten Zeiss ins Boot geholt. Und bei der Fotoqualität sieht es da auch dank des großen 1-Zoll-Sensors bei der Hauptkamera richtig gut aus.
Vivo X90 Pro im Unboxing
Vivo X90 Pro: Preis und Marktstart
- Vivo X90 Pro (12/256 GB): 1.199 Euro
- Marktstart: 24. März 2023
Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern geht Vivo preislich einen anderen Weg. Statt den Preis zu erhöhen, kostet das X90 Pro mit 1.199 Euro rund 100 Euro weniger als das X80 Pro. Wie gut das Top-Smartphone tatsächlich ist, erfahren Sie im Test.

Vivo X90 Pro im Test: Topverarbeitung und weiche Kunstlederrückseite
Bereits im letzten Jahr ist Vivo mit dem Design ihres Top-Smartphones sehr selbstbewusst umgegangen. Das X90 Pro führt diese Line fort: riesig und kreisrund prangt die Kameraeinheit auf der Rückseite des Phones und sieht dabei aus wie das Objektiv einer Systemkamera. Satte 4,7 Millimeter ragt die Einheit dabei aus dem Gehäuse – da kann man beim Wegstecken schon mal an der Hosentasche hängenbleiben.
Gegen härteres Material als Stoff schützt eine Schicht aus Gorilla Glas auf der Decklinse. In der rechten Ecke weist ein dezentes blaues Zeiss-Logo auf die wiederholte Zusammenarbeit mit dem Optikspezialist hin. Einen ungewöhnlichen Weg geht Vivo auch beim restlichen Gehäuse: Statt auf Glas treffen unsere Finger auf schwarzes Kunstleder. Haptisch ist das X90 Pro durch das warme und weiche Material ein echter Genuss. Eine Hülle, um das Phone vor Fingertapsern zu schützen oder es griffiger zu machen, kann man sich eigentlich sparen – obwohl bei Vivo immer noch eine im Lieferumfang zu finden ist.

Das Kunstleder wird von einem dünnen Metallrahmen eingefasst, wobei die Rückseite leicht abgerundet in ein ebenfalls zu den Längsseiten gebogenes Display übergeht. Der Verzicht auf Glas bringt auch einen weiteren Vorteil mit sich: Trotz der für High-End-Smartphones ausgewachsenen Abmessungen von 164 x 75 Millimetern ist das X90 Pro mit 215 Gramm vergleichsweise leicht.
So bringt das Xiaomi 13 Pro mit seinem Keramikgehäuse beispielsweise 15 Gramm mehr auf die Waage. Somit liegt das X90 Pro angenehm in der Hand und ist trotz der großen Kamera ideal ausbalanciert. Ein IP68-Schutz vor Staub und Wasser rundet das Premiumpaket bei der Verarbeitung ab.

Vivo X90 Pro: Vollflächiges Riesen-Display mit sehr guter Qualität
Ausgewachsen gibt sich das Display mit seiner Diagonale von 6,8 Zoll. Da das OLED zu den Seiten gebogen ist und auch die Ränder an Ober- sowie Unterseite sehr schmal gehalten sind, erblickt man bei Draufsicht fast nur Display. Mit einer Screen-to-Body-Ratio von 92 Prozent schlägt das X90 Pro damit sogar das Xiaomi 13 Pro und Samsung Galaxy S23 Ultra. Geschützt wird die Anzeige übrigens von einem Spezialglas der Zeiss-Schwester Schott.
Inhalte zeigt das X90 Pro dank einer Auflösung von 1.260 x 2.800 Pixeln knackscharf an. Vivo verbaut zudem ein LTPO-Panel, das die Bildwiederholrate dynamisch zwischen 1 und 120 Hertz regelt. Bewegte Inhalte wie Schrift beim Scrollen stellt das X90 Pro also immer flüssig dar und spart dabei zudem noch Energie. Bei der Farbdarstellung verweist Vivo auf einen besonderen Zeiss-Modus, den man in den Displayeinstellungen anwählen kann. Er soll Farben besonders natürlich wiedergeben und gerade auch mit dem X90 Pro aufgenommene Foto lebensnah darstellen.
Qualitativ legt Vivo beim Display des X90 Pro im Vergleich zum Vorgänger in allen Belangen noch eine Schippe drauf und steigert Helligkeit, Kontraste und Ablesbarkeit, auch bei schrägem Blickwinkel. Einen Schritt zurück gehen die Chinesen allerdings beim Fingerprintsensor: War das X80 Pro noch mit einem sehr großen Ultraschallsensor ausgestattet, steckt im X90 Pro nun wieder ein optischer Sensor in normaler Größe. Auch die praktischen Schnellstartfunktionen zu oft genutzten Apps, die beim Verweilen auf dem Sensor auswählbar waren, sind leider passé. Nichtsdestotrotz entsperrt man das Gerät mit seinem Finger fix und problemlos.

Leistungsstarker Chipsatz, auch ohne Qualcomm
Im Inneren setzen die meisten Hersteller von Oberklasse-Smartphones Qualcomm-Technik ein. Vivo verbaut beim X90 Pro allerdings einen Dimensity 9200, das Mediatek-Äquivalent zum Snapdragon 8 Gen 2. Im Vergleich mit Letzterem liegt die Systemleistung fast auf Augenhöhe. Während der Snapdragon in den Benchmarks eine höhere Single-Core-Leistung einfährt, bekommt man mit dem Dimensity bessere Multicore- und Grafik-Performance. Hier schlägt das X90 Pro zum Beispiel Xiaomis 13 Pro, muss sich aber hinter dem sowieso höher getakteten Prozessor des S23 Ultra einreihen.
Benchmark-Feinheiten hin oder her: Das X90 Pro hat eine überragende System-Performance und bedient sich ausgesprochen flüssig. Dank 12 GB RAM sind viele offene Apps und Multitasking kein Problem, zumal man diesen um zusätzliche 8 GB über den Gerätespeicher (225 GB) erweitern kann.

Zeiss-Kamera: Die besten Nachtvideos und Fotos
Spannend ist, dass Vivo dem Hauptchipsatz einen zweiten Chip, rein für die Bildverarbeitung spendiert – das erinnert uns an Oppo. Die Rechenpower des V2-Chips nutzt Vivo für eine bessere KI-Rauschunterdrückung, HDR-Verarbeitung mit natürlicheren Farben, die Szenenerkennung sowie Optimierung.
Das Kamerasystem besteht dabei aus drei Optiken, die wieder unter Zusammenarbeit von Zeiss entstanden sind. Der Optikspezialist hat dem X90 Pro unter anderem eine Linsenbeschichtung für klarere Bilder und weniger Reflexionen verpasst. Neben Xiaomi ist Vivo nun einer der wenigen Hersteller, die einen großen 1-Zoll-Sensor für die Hauptkamera nutzen und sogar der erste Hersteller, der diesen mit einer großen f/1,75-Blende kombiniert. Gerade für Nachtaufnahmen soll das möglichst viel Licht auf den Sensor schaufeln. Und tatsächlich: Beim X90 Pro haben wir die bislang beste Fotoqualität bei Nacht gemessen!
Vivo X90 Pro: Testergebnisse Kamera
Vivo X90 Pro | Bewertung |
---|---|
Ultraweitwinkel: | gut (81 Punkte) |
Weitwinkel: | überragend (97 Punkte) |
Fotoqualität Weitwinkel hell: | überragend |
Fotoqualität Weitwinkel dunkel: | sehr gut |
Fotoqualität Weitwinkel Nacht: | sehr gut |
Zweifachzoom optisch: | gut (79 Punkte) |
Langes Tele: | nicht vorhanden |
Auch bei den restlichen Werten hält das Phone mit den High-End-Kollegen mit. Schade nur, dass sich Vivo ein Tele mit mehr als zweifacher Vergrößerung gespart hat. Das war beim Vorgänger noch dabei.
Eindrücklich finden wir zudem den Video-Nachtmodus, der dem X90 Pro auch zur besten Bewegtbildqualität bei wenig Licht verhilft. Aktiviert wird das Bild nicht nur heller, im Vergleich mit der Oberklasse-Konkurrenz wie dem iPhone 14 Pro, Pixel 7 Pro oder Xiaomi 13 Pro erhält das X90 Pro Details deutlich besser. Bei den Kollegen sehen Videos nachts eher matschig aus.

Zeiss hat neben den Linsen auch Hand an das Farbmanagement angelegt, das die Umwelt besonders natürlich abbildet. In der Kamera-App finden sich zudem spezielle Zeiss-Porträt-Stile sowie ein riesiger Funktionsumfang mit Features wie Miniatureffekten, Doppelbelichtungen, speziellen Modi für Sternenhimmel oder Essen. Ein Profi-Modus für Foto und Video ist ebenfalls dabei, inklusive RAW-Funktionalität. Dabei hat man auch die Möglichkeit in sRAW zu knipsen und sich so die digitale Bildverarbeitung mit der Verrechnung mehrerer Fotos zu Nutze zu machen – gerade für die Rauschreduzierung. Ein Sportmodus für rasante Momente schafft eine Serienbildgeschwindigkeit von 20 fps, damit entgeht einem nichts.

Zeiss-Bokeh-Stile: Porträts mit analogem Objektiv-Charakter
Das Zweifachzoom ist besonders für Porträt-Aufnahmen gedacht, da es eine zu Systemkameras äquivalente Brennweite von 50 Millimetern hat. Zeiss spendiert dem X90 Pro dabei sechs verschiedene Porträt-Stile, von denen vier an bekannte Zeiss-Objektivlinien angelehnt sind. Mit "Biotar", "Sonnar", "Planar" oder "Distagon" erhält man ganz spezifische Objektiv-Charakter, die sich bei den Porträts in unterschiedlich starkem Bokeh und verschiedenen Linseneffekte niederschlagen. Uns hat die sehr gute und natürlich Freistellung der Objekte gefallen und auch die Fotos erhalten dadurch etwas mehr Pfiff. Wir hätten uns jedoch gewünscht, dass man die Stärke des Bokehs bereits vor der Wahl des Stils abschätzen kann, zum Beispiel durch eine Blendenzahl, wie bei einem richtigen Objektiv.

Vivo X90 Pro Connectivity: Nicht das schnellste, aber stabilste WLAN im Test
Etwas aufgerüstet hat Vivo bei der Connectivity. Das X90 Pro lässt sich im Dual-SIM-Betrieb nun auch mit einer E-SIM nutzen. 5G sowie Bluetooth 5.3 sind als aktuelle Standards gesetzt. HiRes-Audio hört man per LDAC-Standard. In der Oberseite des plan angeschliffenen Rahmens sitzt obendrein ein Infrarot-Blaster, mit dem man über eine extra App die Fernbedienungen seiner Heimkinoanlage und weiterer Geräte einspeichern kann.
Der USB-Port unterstützt 3.2 Gen 1, dementsprechend lässt sich das Phone auch kabelgebunden an einen Monitor anschließen. Daten schaufelt man mit einem gemittelten Durchsatz von 103 Mbyte/s auf das X90 Pro, was eher im unteren Mittelfeld liegt – so schafft das S23 Ultra die zweieinhalbfache Geschwindigkeit.

Drahtlos surft man mit WiFi 6, dort fehlt jedoch mit der E-Erweiterung weiterhin die maximale Ausbaustufe. Im Testlabor haben wir dennoch ordentliche, wenn auch nicht klassenbeste Datenraten ermittelt: Maximal 953 Mbit/s sind demnach beim X90 Pro drin, was etwas weniger ist als beim S23 Ultra (1015 Mbit/s) und deutlich weniger als beim Xiaomi 13 Pro (1330 Mbit/s). Allerdings kommt es nicht immer auf das Maximum an, sondern auch darauf, wie gut ein Gerät die Datenrate bei größerem Abstand zum Router hält. Und hier liegt das Vivo mit 332 Mbit/s klar vor Samsung (290 Mbit/s) und Xiaomi (269 Mbit/s).
Alles Einstellungssache: Funtouch OS 13
Bei der Software setzt Vivo auf seine native Nutzeroberfläche Funtouch OS. Durch die schlanke Gestaltung spart man sich übrigens einiges an Speicher. Samsungs Oberfläche verbraucht beispielsweise fast 10 GB mehr Platz. Zugegebenermaßen hat man dort aber noch etwas mehr Funktionalität. Die Einstellungstiefe bei den verschiedensten Systemanimationen ist allerdings unerreicht.
Vivos Updatestrategie kann teilweise noch nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Für drei Jahre erhält das X90 Pro Systemupdates und Sicherheitspatches. Samsung liefert eine Android-Version mehr aus und verteilt wie Xiaomi über fünf Jahre Patches.

Starke Akkulaufzeit, rasantes Laden mit 120 Watt und gemischte Messwerte
Nicht lumpen lässt sich Vivo beim Lieferumfang und legt ein dickes 120-Watt-Netzteil bei. Der 4.870-mAh-Akku ist damit in 24 Minuten wieder voll geladen. Kabellos lädt man mit 50 Watt, umgekehrt auch Kopfhörer oder andere Geräte über das Phone. In unserem Laufzeit-Benchmark erreicht das X90 Pro überragende 12:04 Stunden. Allerdings: Xiaomis 13 Pro arbeitet mit einer ähnlichen Akkukapazität noch effizienter und erreicht zwei Stunden mehr. Dennoch kommt man mit dem X90 Pro locker über einen Nutzungstag.
Lesetipp: Die Handys mit der besten Akkulaufzeit
Gute Ergebnisse liefert das Phone bei den Empfangseigenschaften im LTE- und GSM-Netz ab. Eine schwache Sendeleistung bei 1,8 GHz verhindert ein besseres Abschneiden. Zudem könnten auch die restlichen LTE-Bänder noch etwas mehr Strahlungsleistung bieten.

Sehr gut eingestellt ist hingegen der 5G-Emfpang, der sich im oberen Drittel bewegt. Gerade im wichtigen 3,6-GHz-Band punktet das X90 Pro mit guter Sendeleistung und bietet durchweg über alle Bänder hohe Empfindlichkeiten. Damit liegt das Phone in dem Bereich gleichauf mit der aktuellen Galaxy S-Klasse. Besser dürfte noch der connect-Strahlungsfaktor ausfallen, der mit -0,05 recht hoch liegt.
Bei der Telefonieakustik hat Vivo nachgebessert, die war beim Vorgänger eher mäßig. Auf gutem Niveau ist nun die Geräuschunterdrückung und auch die Lautstärke liegt beim X90 Pro meist auf einem guten Level. Mit Ausnahme der Lautstärke in Emfpangsrichtung, die darf Vivo gerne etwas anheben, dann verbessert sich auch der Klang in dem Bereich weiter.
Vivo X90 Pro: Testergebnisse
Vivo X90 Pro: | Testergebnisse Punkte |
---|---|
Preis (Euro): | 1.199 |
Preis-Leistungs-Verhältnis: | befriedigend |
AUSDAUER (max.125): | überragend (125) |
AUSSTATTUNG (max. 210): | sehr gut (187) |
System (max. 50): | 49 |
Display (max. 35): | 34 |
Connectivity (max. 25): | 20 |
Kamera (max. 80): | 65 |
Audioplayer (max. 5): | 5 |
Features (max. 5): | 5 |
Lieferumfang (max. 10): | 10 |
HANDHABUNG (max. 40): | gut (31) |
Handlichkeit (max. 20): | 11 |
User Interface (max. 5): | 5 |
Verarbeitungsqualität (max. 15): | 15 |
MESSWERTE (max. 125): | befriedigend (93) |
Akustik (max. 55): | 42 |
Senden und Empfangen (max. 70): | 51 |
5G-Bewertung: | sehr gut |
LTE-Bewertung: | gut |
GSM-Bewertung: | gut |
URTEIL (max. 500): | 436 sehr gut |
Fazit
Das Vivo X90 Pro reiht sich mit sehr guten 436 Punkten auf dem zehnten Platz unserer Bestenliste ein. Vivo bringt damit ein richtig gutes High-End-Smartphone nach Deutschland, das durch eine starke Ausstattung und besonderes Design glänzt. Auch die Fotoqualität sowie die umfangreiche Kamera-App überzeugen. Für einen Preis von 1.199 Euro ist das X90 Pro kein Schnäppchen. Wir hätten uns dafür vor allem einen stärkeren optischen Zoom gewünscht. In der Oberklasse ist ein Zweifachtele einfach zu wenig, auch wenn es gute Bilder macht.