Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Ausbau und Modernisierung

Interview: Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb, DB Fernverkehr AG

Autor: Redaktion connect mit Unterstützung der DB • 28.10.2025 • ca. 2:20 Min

Der Fernverkehr auf der Schiene ist eines der klimafreundlichsten Verkehrsmittel. Welche Rolle spielt der Mobilfunk in Fernverkehrszügen?Als nachhaltiges Mobilitätsunternehmen wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, also unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten und für ...

Der Fernverkehr auf der Schiene ist eines der klimafreundlichsten Verkehrsmittel. Welche Rolle spielt der Mobilfunk in Fernverkehrszügen?

Als nachhaltiges Mobilitätsunternehmen wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, also unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten und für unsere Reisenden ein gutes Reiseerlebnis bieten. Um noch mehr Menschen für Reisen auf der Schiene zu begeistern, muss die Bahn Vorteile gegenüber anderen Fortbewegungsmitteln bieten. Ein großes Plus ist es da, dass unterwegs Zeit für Angenehmes oder Nützliches bleibt, etwa zum Arbeiten oder um einen Film zu schauen. Dabei ist eine gute Internetverbindung über Mobilfunk essenziell.

Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb, DB Fernverkehr AG
Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb, DB Fernverkehr AG
© DB Fernverkehr AG

In den letzten Jahren haben sie massiv in den Streckenausbau mit Mobilfunk investiert. Was haben sie gemacht?

Um in Zügen Konnektivität zu gewährleisten, muss der Mobilfunk entlang der Strecke ausgebaut sein.

Wir haben dafür zunächst 2021 eine Kooperation mit der Telekom gestartet und zusammen einen dreistelligen Millionen Betrag in den Ausbau investiert. Ein Jahr später sind wir uns auch mit Vodafone einig geworden, eine lückenlos breitbandige Versorgung entlang stark frequentierter Strecken sicherzustellen.

Bei der Deutschen Telekom sind mittlerweile, und damit deutlich vor dem vereinbarten Zeitplan, die Ziele erfüllt: 21600 Kilometer Hauptverkehrs- und fahrgaststarke Strecken, auf denen jeden Tag die Mehrzahl unserer Fernverkehrsgäste unterwegs sind, sind breitbandig ausgebaut. 12000 Kilometer sogenannter Nebenstrecken sind mit immerhin 100 Mbit/s versorgt. Vodafone baut derzeit noch aus.

Was leistet die Deutsche Bahn noch, um die Mobilfunkversorgung besser zu machen?

Wir arbeiten hart daran, die gute Versorgung entlang der Strecke in die Wagen zu bringen. Ein Zug-Waggon ist wie ein faradayscher Käfig, seine metallische Hülle schirmt das Innere damit vom Mobilfunk außen ab.

Selbst die Glasfenster in den Wagen ändern daran nichts. Bei den meisten Zügen sind sie zum Schutz vor der Wärme des Sonnenlichtes mit einer dünnen, durchsichtigen Schicht Metall bedampft.

Auch diese schirmt elektromagnetische Wellen ab. Vom Mobilfunk draußen dringt nur ein geringer Anteil nach innen. Das ist zu wenig, um eine verlässliche Mobilfunkverbindung herzustellen.

Und was kann die Deutsche Bahn dafür tun?

Früher haben wir in die Wagen Repeater eingebaut, die die Signale verstärkt von außen nach innen transportieren. Doch mittlerweile gibt es mobilfunkdurchlässige Scheiben.

Bei diesen wird die Metallbeschichtung per Laserverfahren in feinen Linien gitterförmig unterbrochen. Das macht sie für Mobilfunkstrahlung durchlässig, das Signal hinter der Scheibe im Inneren des Zuges ist hundert Mal stärker als zuvor. Für den Reisenden ist das ein Erlebnis wie in einer gut versorgten Wohnung, er/sie telefoniert und surft auf gutem Niveau.

Die wenige Mikrometer breiten Linien ändern fast nichts an der wärmeisolierenden Wirkung der Scheiben, das Klima im Inneren bleibt gleich. Auch die mechanische Stabilität bleibt unverändert. Und am Ausblick verändert sich ebenfalls nichts.

Ist das die Zukunft?

Ja, davon gehen wir aus. Neue Züge wie der ICE 3neo und der ICE L sind bereits mit diesen Scheiben ausgestattet.

Bei ICEs und beim doppelstöckigen Intercity aus dem Bestand lasern wir sukzessive das feine Gittermuster in die Scheiben, die dafür noch nicht einmal ausgebaut werden müssen. Wir werden in den nächsten Jahren den Großteil aller Scheiben der Fernverkehrsflotte lasern lassen.

Wir halten dieses Verfahren für zukunftsfähig, denn im Gegensatz zu Repeatern lassen mobilfunkdurchlässige Scheiben alle für die Zugversorgung relevanten Frequenzbereiche durch. Auch gegenüber zukünftigen Mobilfunkstandards sind sie durchlässig.