Nachgemessen: Mobilfunkdurchlässige Scheiben in Zügen
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Der Einsatz von mobilfunkdurchlässigen Scheiben anstelle von Signalverstärkern und Repeatern bringt in der Theorie viele und große Vorteile, die wir unbedingt in der Praxis überprüfen wollten. Dazu setzten wir auf die langjährige und bewährte Kooperation mit unserem Netztest- und Messtechnik-...
Der Einsatz von mobilfunkdurchlässigen Scheiben anstelle von Signalverstärkern und Repeatern bringt in der Theorie viele und große Vorteile, die wir unbedingt in der Praxis überprüfen wollten. Dazu setzten wir auf die langjährige und bewährte Kooperation mit unserem Netztest- und Messtechnik-Partner umlaut.
Messungen der Mobilfunkleistung in Zügen sind für die Aachener Benchmarking- Experten wahrlich kein Neuland – denn diese Übung ist eine wichtige Disziplin in unseren jährlichen Mobilfunk-Netztests im DACH-Raum und in anderen Ländern.
Überdies waren die Voraussetzungen günstig, da derzeit ICE-Züge beider Varianten im Einsatz sind: solche mit der bisherigen Repeater-Technik und solche, bei denen die Umrüstung auf gelaserte Scheiben bereits vollzogen ist.
Maßgeschneidertes Testprogramm
connect und umlaut setzten ein maßgeschneidertes Testprogramm auf: Vom 10.09. bis zum 20.09.2025 fuhren zwei Teams von umlaut vier Mal mit der Bahn von Düsseldorf nach München und zurück – insgesamt unternahmen sie also acht einzelne Bahnreisen.
Die Züge wählten sie so aus, dass vier davon mit Repeatern ausgerüstet waren und vier mit den neuen mobilfunkdurchlässigen Scheiben. Die Information erhielten wir jeweils vor Abfahrt des Zuges von der Deutschen Bahn.
Das in den Tests verwendete Equipment und die angewendete Messmethodik kennen connect-Leser bereits von unseren Mobilfunk-Netztests: Die Sprach-, Daten- und App- Tests wurden auf dem Samsung Galaxy S24 Ultra durchgeführt. Für jeden der berücksichtigten Netzbetreiber (Telekom, Vodafone und O2/Telefónica) waren drei Telefone im Einsatz: eines für die Sprachtests, eines für die Datenmessungen und das dritte für den Test "Konversations-App".
Für alle Messungen wurde "5G bevorzugt" eingestellt, die Firmware der Test-Smartphones entsprach jeweils der Original-Netzbetreiberversion. Für die Sprachtests wurden Telefonverbindungen mit einer stationären (Smartphone-)Gegenstelle aufgebaut und ihre Erfolgsquoten, Rufaufbauzeit und Sprachqualität gemessen.
Um für den Test realistische Bedingungen zu schaffen, fand im Hintergrund Datenverkehr statt. Die Übertragungsqualität wurde mit dem für HD-Voice geeigneten POLQA-Wideband- Codec bewertet. Auf allen Telefonen war "5G Non-Stand- alone bevorzugt" konfiguriert, Sprachtelefonie wird dabei über VoLTE abgewickelt.
Zur Beurteilung der Daten- Performance wurden mehrere populäre Live-Internetseiten sowie die als Kepler-Seite bekannte statische ETSI-Referenz- Seite abgerufen. Überdies wurden 10 bzw. 5 MB große Dateien herunter- bzw. hochgeladen, um die Leistung bei weniger umfangreichen Datenübertragungen zu bestimmen.
Und wir ermittelten die Datenrate in einer 7-Sekunden-Periode beim Up- und Download großer Dateien. Ergänzend erfassten wir die durchschnittliche Bildauflösung, die Erfolgsquote sowie die Zeit bis zum Start der Wiedergabe von Youtube-Videos.
Eine Over-the-Top-Sprachverbindung (OTT) bildet der Testfall „Konversations-App“ ab. Zudem zählen eine interaktive Multiplayer-Session und ein Video-Chat zum Testumfang, um Latenzen und Paketverzögerungen zu erfassen.
Vorteil für mobilfunkdurchlässige Scheiben
Um die Messergebnisse auf einer übergeordneten Ebene vergleichen zu können und bewusst nicht in Konkurrenz zu unseren normalen Mobilfunk- Netztests zu treten, der wieder Ende 2025 ansteht, haben wir die Ergebnisse der einzelnen Netzbetreiber anonymisiert.
Die Grafiken zeigen exemplarisch, wie die bei Download- und Upload-Messungen ermittelten Datenraten von den mobilfunkdurchlässigen Scheiben profitieren. Die Balken stellen die sogenannten P90-Werte dar – die jeweils schnellsten 10 Prozent im gesammelten Datenpool.
Außerdem haben wir den erzielten Punkten für die jetzt durchgeführten Messungen die entsprechenden Teilergebnisse aus unserem letzten Mobilfunknetztest von Ende 2024 gegenübergestellt – siehe Tabelle unten. Dabei haben wir allerdings nur zwei Netzbetreiber berücksichtigt, weil es im Netz des Dritten auf einer der acht Messfahrten zu Inkonsistenzen kam, die den Vergleich beeinträchtigt hätten.
Doch die Ergebnisse zeigen auch so, dass in Zügen mit mobilfunkdurchlässigen Scheiben bei Sprach- und Datenmessungen eindeutig bessere Messwerte erzielt wurden als in den Repeater-Zügen. Dass die in unserem letzten Netztest erreichten Punkte zum Teil über beiden Vergleichswerten liegen, lässt sich damit erklären, dass in den seinerzeit durchgeführten Tests andere Bahnstrecken gemessen wurden, auf denen die Versorgung durch die Mobilfunkbeteiber augenscheinlich insgesamt besser war. Zudem ist das Verhältnis von Zügen mit mobilfunkdurchlässigen Scheiben zu solchen mit Repeatern im letzten Netztest nicht bekannt
Insgesamt belegen die neuen Vergleichsmessungen aber klar: Bei guter Streckenversorgung liegen die erzielten Ergebnisse in Zügen mit mobilfunkdurchlässigen Scheiben auf einem ähnlichen Niveau wie in Innenräumen von Gebäuden in der Stadt. Mit ihrer Strategie, die Scheiben in den Zügen mobilfunkdurchlässig zu machen, hat sich die Deutsche Bahn für eine leistungsfähige und zukunftssichere Technologie entschieden. Für Reisende heißt das, dass sie ihren eigenen Mobilfunktarif während der Zugfahrt bestmöglich nutzen können.