90 Jahre Lautsprechergeschichte
Die Entwicklung der Lautsprecher
Im Jahr 1925 kamen die ersten Lautsprecher auf den Markt. stereoplay lässt die Erfolgsgeschichte dieser wichtigsten HiFi-Komponente Revue passieren – mit den bedeutendsten, größten und skurrilsten Schallwandlern.

Nanu, warum 90 Jahre Lautsprechergeschichte? Das wird sich so mancher historisch versierte Leser fragen. Und in der Tat lag die eigentliche Erfindung des Lautsprechers im Jahr 1925 schon einige Jahre zurück: Die ersten Schallwandler wurden von Philipp Reis und Alexander Graham Bell bereits für ihre Telefone in den 1860er- und 1870er-Jahren entwickelt. Das technische Prinzip des dynamischen Lautsprechers, bei dem eine vom elektrischen Musiksignal durchflossene Spule im permanenten Magnetfeld eine Membran antreibt, geht auf Erfindungen von Oliver Lodge und Werner von Siemens zurück und wurde bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert in Deutschland und England patentiert.
Markteinführung 1925
Dass erst im Jahr 1925 die Markteinführung erfolgte, hing mit der Verspätung bei der Entwicklung entsprechend leistungsstarker Röhrenverstärker (also 1 Watt und mehr) zusammen, die erst in den 1920er-Jahren zur Blüte kam. Dafür präsentierten 1925 auch zahlreiche Hersteller ihre neuen Schallwandler, etwa Celestion, Siemens, RCA und Thomson-Houston. Viele der noch heute bekannten Marken wie Bang & Olufsen, Isophon und Tannoy folgten noch in den 1920ern; eine schier unendliche Vielfalt von Schallwandlern kam auf den Markt.
Wegen der damals noch sehr schwachen und zumeist nur in Hufeisenform verfügbaren Eisen-Permanentmagnete waren die meisten Lautsprecher-Chassis elektrodynamisch ausgeführt. Ein Elektromagnet erzeugte also mit Versorgungsspannung das feststehende Magnetfeld. Auch die nach wie vor geringen Verstärkerleistungen – selbst die Ende der 1920er aufkommenden Pentoden lieferten kaum 10 Watt, Transistorverstärker kamen erst in den 1950ern auf – zwangen damalige Lautsprecher-Entwickler zu eher hohen Wirkungsgraden, auf echte Basswiedergabe wurde zumeist verzichtet. Andere Antriebsprinzipien wie das ebenfalls 1924 erfundene Bändchen konnten sich am Markt deshalb nicht durchsetzen.
Hornlautsprecher, Breitbänder, Koax
In größeren Räumen, erst recht in Kinos und Konzertsälen dominierten Hornlautsprecher nach dem schon im Grammophon-Zeitalter bekannten Druckkammer-Trichter-Prinzip, die zuweilen gigantische Ausmaße erreichten und Massenveranstaltungen sowie elektrisch verstärkte Konzerte erst möglich machten.
Anfangs waren alle Lautsprecher am Markt Breitbänder; erst 1930 wurden Spezial-Chassis und mit ihnen Frequenzweichen erfunden, die Mehr-Wege-Lautsprecher mit Tief-, Mittel- und Hochtöner ermöglichten.
In den 1940er-Jahren wurden Tief- und Hochtöner erstmals auch ineinander verschachtelt: Damit war der Koax geboren, namentlich von Altec Lansing (1943) und Tannoy (1947).
Offene und geschlossene Gehäuse
Eine weitere Besonderheit der frühen Lautsprecher: Wegen der damals zumeist sehr leicht gebauten und weich eingespannten Membranen und Schwingspulen dominierten offene Boxenkonstruktionen, sehr große Gehäuse und Hörner. Erst in den 1950er-Jahren wurden kleinere geschlossene Gehäuse populär. Die weiter folgenden Evolutionsschritte der Lautsprechergeschichte waren eher Verfeinerungen des bestehenden Prinzips. Mit wenigen Ausnahmen, wie der Erfindung der Aktivboxen in den 1960ern, bei der jedes Chassis von einer eigenen Endstufe kontrolliert wird, in den 1990er-Jahren erweitert durch die digitalen Aktivboxen, bei denen die gesamte Weichenfunktion durch einen DSP vorgenommen wird.
Das spannende Feld der Lautsprechergeschichte könnte Bücher füllen. Nicht nur heutige Vintage-Sammler beweisen, dass alte Boxen ihre Qualitäten haben. Einige Konstruktionen wie das Klipschorn werden seit Jahrzehnten nur wenig modizifiert angeboten.
In der Bildergalerie können Sie anhand einiger klassischer Boxen die Geschichte der Lautsprecher Revue passieren lassen.