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Mobilfunk

O2 und die Netzabhängigkeit

Autoren: Redaktion connect, Bernd Theiss und Wolfgang Boos • 21.9.2007 • ca. 3:15 Min

So hat sich O2 geschlagen Im GSM-Bereich schaltet O2 das T-Mobile-Roaming sukzessive ab, was teilweise zu Problemen führt. Auch müssen die Münchner den HSDPA-Ausbau vorantreiben. Derzeit brodelt es bei O2 gewaltig. Nicht nur, dass aus Kostengründen um die 700 Arbeitsplätze abgebaut werden. ...

So hat sich O2 geschlagen

Im GSM-Bereich schaltet O2 das T-Mobile-Roaming sukzessive ab, was teilweise zu Problemen führt. Auch müssen die Münchner den HSDPA-Ausbau vorantreiben.

Derzeit brodelt es bei O2 gewaltig. Nicht nur, dass aus Kostengründen um die 700 Arbeitsplätze abgebaut werden. Um Geld zu sparen, sperrt O2 auch in immer mehr Gebieten das T-Mobile-Roaming, das historische Gründe hatte: Als letzter Netzbetreiber gestartet, suchte damals noch Viag Interkom nach einer Lösung, um seinen Kunden sofort ein gutes Netz zur Verfügung zu stellen. So wurde mit T-Mobile ein Vertrag geschlossen: Überall dort, wo es kein eigenes Netz gab, konnten und können O2-Kunden quasi unmerklich und automatisch über das exzellent ausgebaute T-Mobile-Netz telefonieren. Das funktionierte recht reibungslos, musste von O2 aber teuer bezahlt werden.

Trotzdem hat man in den letzten Jahren eher den UMTS-Ausbau vorangetrieben als das eigene GSM-Netz ausgebaut. Unter neuer Leitung und Spardruck von der spanischen Mutter Telefonica hat sich die Strategie geändert: Derzeit baut O2 mit Hochdruck eigene GSM-Sender auf und sperrt in immer mehr Regionen das T-Mobile Netz. Doch das ist ein diffiziles Unterfangen: Das T-Mobile-Netz ist über Jahre gewachsen, außerdem stehen O2-Antennen an ganz anderen Standorten und haben somit eine ganz andere Ausleuchtung - das verlangt eine Menge Feintuning im Netz. Die Folge: In einigen Region können Kunden ihr Handy vorübergehend nicht mehr nutzen. Immerhin hat O2 angekündigt, in solchen Fällen Kulanz zu zeigen.

Telefoniemessungen

Messequipment
Oben rechts befindet sich der Scanner, links oben die Messhandys, links unten die Rechner mit den Datenkarten.
© Archiv

Zwar schlagen diese Effekte noch nicht aufs Testergebnis durch, trotzdem landet O2 bei den Telefoniemessungen knapp hinter dem Erzrivalen E-Plus - beim letztjährigen Drivetest lagen die Münchner hier noch vorne. So war bei O2 auf Überlandfahrten eine Gesprächsabbruchrate von 1,7 Prozent zu verzeichnen - das ist zwar nicht dramatisch, doch die anderen sind hier mit deutlich unter einem Prozent besser. In Innenstadtbereichen, in denen O2 ein eigenes, dichtes und gewachsenes GSM-Netz unterhält, liegen die Münchner aber auf dem sehr hohen Niveau der Konkurrenz und schaffen gemeinsam mit E-Plus bei den Rufaufbauzeiten sogar Topwerte.

Dennoch hat O2 seit geraumer Zeit ein weiteres Problem: Die Verstärker in den ICE-Waggons lassen das O2-Signal nicht passieren. Hier sprang in der Vergangenheit oft das T-Mobile-Netz in die Bresche. Wenn nun das Roaming in immer weiteren, nun auch ländlichen Gebieten abgeschaltet wird, wird Telefonieren im ICE zunehmend zum Glücksspiel - zumindest so lange, bis die Bahn beim ICE-Umbau neue, O2-taugliche Repeater einsetzt.

Datenmessungen

Bei den Datenmessungen macht sich die Investition ins UMTS-Netz, zumindest im Vergleich zu E-Plus, bemerkbar. Zwar ist beim Blick auf die Scanner-Karte bei E-Plus deutlich häufiger ein UMTS-Netz in der Luft, was an den hohen Standorten liegen dürfte. Bei O2 ist das Netz, wenn vorhanden, aber dichter ausgebaut. Hinzu kommt die HSDPA-Versorgung in immerhin sechs Städten. Das ist zwar nicht wirklich viel, reicht aber, um E-Plus in Sachen Datenübertragung deutlich auf Distanz zu halten. Vor allem bei IMAP-Messungen im Gebäude kommt O2 mit durchschnittlich 354 kbit/s doch recht nahe ans UMTS-Maximum heran, was für ein recht dichtes Netz und einige HSDPA-Samples in den Großstädten spricht; E-Plus schafft hier gerade mal 174 kbit/s im Schnitt, was ein Indiz dafür ist, dass bei den Messungen einige Downloads auf GPRS zurückgeschaltet haben.

Aus Perspektive des Netzes ist O2 derzeit also nicht perfekt aufgestellt: Im GSM-Bereich rumort es aufgrund der Ausdünnung des T-Mobile-Roamings, UMTS ist für Businesskunden kein Lockmittel und mit HSDPA kann O2 bislang nur in sechs Städten dienen.

connect-Urteil: befriedigend (362 Punkte)

Kommentar: O2 muss Farbe bekennen und neue Ziele definieren, um eine starke Position im Mobilfunkmarkt einzunehmen. Die Qualitäts- und Innovationsführerschaft liegt bei Vodafone und T-Mobile, die wahrgenommende Preisführerschaft bei E-Plus, die das GSM-Netz obendrein noch mit deutlich geringeren Kosten betreiben dürften. Hier hilft nur ein zügiger Ausbau des eigenen Netzes bei langer Aufrechterhaltung des T-Mobile-Roamings und zügigem HSDPA-Upgrade. Wobei man sich dabei zunächst getrost auf 1,8 Mbit/s beschränken darf - die sind auch für Business-kunden ausreichend. Wenn die Blauen ihre Hausaufgaben machen und konsequent in Qualität investieren, stehen die Chancen gut - tariflich ist O2 schließlich gut aufgestellt.

image.jpg
© Archiv

Vor allem auf dem Land zwischen großen Städten hat das UMTS-Netz von O2 noch deutliche Lücken. Allerdings waren die gemessenen Städte zum größten Teil versorgt. Den Datenturbo HSDPA mit bis zu 1,8 Mbit/s gibt es bislang nur in Köln, Düsseldorf, Frankfurt/Main, München, Hamburg und Berlin.

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