Optimierung des Netzwerks für besten Klang
Am Ende zählt das letzte Bit. Auch wenn digital eigentlich nichts mehr zu machen ist, kann man die Infrastruktur eines Netzwerks verbessern, die Übertragungsstabilität erhöhen und am Ende beim Klanggenuss profitieren.

Dass die Konfiguration von Netzwerkketten, digital hin oder her, nicht „Jacke wie Hose“ ist, können wir anhand vieler Vergleiche bestätigen. Schon ein besser geschirmtes Netzwerkkabel bringt je nach Umgebung ein paar Prozentpunkte mehr Stabilität in den Datenstrom. Fü...
Dass die Konfiguration von Netzwerkketten, digital hin oder her, nicht „Jacke wie Hose“ ist, können wir anhand vieler Vergleiche bestätigen. Schon ein besser geschirmtes Netzwerkkabel bringt je nach Umgebung ein paar Prozentpunkte mehr Stabilität in den Datenstrom. Für den Musikhörer kann dies bereits einen hörbaren Vorteil ergeben. Doch was bedeuten die seltsamen Kürzel auf dem Kabelmantel? Unser kleines Glossar gibt Auskunft.
Welche Übertragungsgeschwindigkeit theoretisch möglich ist, spielt hingegen in der Praxis eine untergeordnete Rolle. Nehmen Sie zum Vergleich die Tabelle „Musikformate und Datenraten...“ aus Teil 4 unserer Ratgeber-Serie: 10 Mbit/s genügen für einen konstanten und selbst hochauflösenden Audio- Stream. Aber 4K? Auch ein unkomprimiertes 4096 x 2160- UHD-Videoformat sprengt kaum die 80 Mbit/s. Im Heimnetzwerk sind das einfach zu bewältigende Bandbreiten, die selbst ein Cat.5e-Kabel spielend überträgt. Allenfalls ein Fast- Ethernet-Chip, der noch in den alten Routern und Netzwerkkarten schlummert, kann bei einem 4K-Stream in Schwierigkeiten geraten – jedoch nicht bei den geringen Anforderungen der Audioströme.
Audio-Netzwerkkabel
Hochwertig verarbeitete Netzwerkkabel arbeiten mit besserem Steckermaterial und Dreifach- Schirmung; dadurch unterstützen sie eine konstante Übertragungsrate. Audioquest geht bei seinem Cat.7 Diamond sogar so weit, das Dielektrikum per elektrostatische Aufladung zu kontrollieren, um negative Einflüsse auf das Audiosignal ganz auszuschließen.

Ein weiterer Vorteil von Cat.7-Kabeln besteht in der Norm IEEE 802.3an, die vier abgeschirmte Adernpaare innerhalb eines gemeinsamen Schirms vorschreibt (S-FTP). Die höhere Bandbreite wird durch einen dickeren Querschnitt der Kupferadern erreicht, was bei größeren Längen zu einem geringeren Spannungsabfall führt. Die bessere Schirmung begünstigt zudem das engere Zusammenlegen in Kabelbündeln, was bei Hausinstallationen oft unvermeidlich ist.
Doch Vorsicht: Cat.7 verwendet eine andere Steckernorm (GG-45), gängige RJ- 45-Buchsen benötigen daher einen Adapter. Die maximale Bandbreite reduziert sich so auf 500 MHz, da GG45 für höhere Datenraten ausgelegt ist. Wer außerdem Cat.7 mit Cat.6 oder Cat.5 kombiniert, reduziert die Bandbreite auf die niedrigere Cat-Stufe (6 oder 5).
Gegen USB-Jitter
Nicht zu unterschätzen bei der Übertragung von Audiosignalen aus dem Computer ist der Störfaktor Jitter. Gerade USB-Ports, die vom Betriebssystem multifunktional im Hintergrund abgefragt werden, sind hier belastet. Audioquest bringt auch dafür mit dem Jitterbug eine frische Lösung, die auch an NAS-Festplatten oder Routern zur Entstörung der Datenleitung genutzt werden kann.

Wir haben das am DACKopfhörerverstärker Meridian Prime getestet: eine geradezu minimalistische High-End-Anwendung. Das Ergebnis war ein gut wahrnehmbarer Zugewinn an Details und Durchsichtigkeit bei gleichzeitig kontrastreicherem, dynamischem Verhalten. Für 49 Euro können wir den kleinen USB-Filter empfehlen.
Galvanische Entkopplung
Das Klassik-Label Acousence hat sich der Verbesserung von Netzwerk-Übertragungen fernab von Kabelstandards verschrieben. Der GISO Isolator entwickelte sich aus den vielfältigen Praxiserfahrungen mit digitalen Störquellen in den oft schwierigen Umgebungen bei einer Musikproduktion. Im Inneren stecken kleine Bauelemente, die das Signal auf induktivem Wege übertragen: ebenso wie beim Prinzip AES/ BU in der professionellen Studiotechnik. Außerdem sind nur zwei der sonst üblichen vier Leitungspaare verbunden, was selbst zur Übertragung hochauflösender 24-bit / 192-kHz-Signale vollkommen ausreicht. Je nach Netzwerkumgebung differiert aber die Wirksamkeit. Im stereoplay-Hörraum haben wir eine leicht bessere Strukturierung und Verfeinerung des Audiosignals wahrgenommen.
Powerline-Adapter
Ähnliches gilt für den Einsatz eines Powerline-Adapters. Ein probates Mittel, um den Unwägbarkeiten offener Kabelwege aus dem Weg zu gehen. Ein auf das Stromnetz moduliertes Netzwerk liegt aber in Sachen Störabstand hinter einer isolierten Kabelleitung. In der Praxis reduzieren sich die Geschwindigkeiten der 500-Mbit-Powerline- Adapter auf etwa 40 Mbit/s netto, jedoch stabil und über mehrere Stockwerke hinweg.

Für eine optimale Qualität sollten die „Powerliner“ vornehmlich an einem geschlossenen Stromkreis und an Einzelsteckdosen hängen – ohne Kühlschrank oder Stromzähler dazwischen. Liegen die Stromkreise im Haus getrennt, muss der Elektriker zudem einen Phasenkoppler einbauen. Mit etwas Glück fährt man damit aber immer noch besser als mit den Instabilitäten mancher 2,4-GHz- WLAN-Installationen.
XBMC/KODI
Bei anspruchvollen Filmfans längst etabliert und durch seine vielfältigen Skins beliebt, fristet XBMC bei Musikfans leider ein Schattendasein. Das könnte Festplattenhersteller QNAP nun ändern. Bis heute haben zu dem ehemals als Xbox Media Center bekannten Open-Source-Projekt weltweit mehr als 450 Entwickler beigetragen. Die jüngste Neuerung führte zu einer Namensänderung: Die Software heißt nun Kodi. Nahezu alle Betriebssysteme werden mit einer Kodi-App bedient, bekannte Streaming-Boxen mit Unterstützung geradezu überschüttet: Fire TV, Chromebox, OUYA, Raspberry Pi etc.
QNAP hat nun zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und zur App-Unterstützung gleich eine HDMI-Schnittstelle in die neuen NAS-Modelle verbaut (siehe Abbildung unten). Musikformate verwaltet Kodi unter einem eigenen Punkt, die die frei zugängliche Metasuche MusicBrainz durch passende Metatags ergänzt. Kodi enthält auch eine Rip-Funktion und kann bei eingelegter CD den Rip-Vorgang automatisch starten – wie ein Medienserver!

Im Grunde ist Kodi auch ein Server und Plex sehr ähnlich (basiert auf Kodi), nur sind keine Internet-Freigaben möglich. Kodis große Stärke liegt in den unendlichen Anpassungsmöglichkeiten der Software, die automatisch Medien indexiert, differenzierte Künstlersuchen anbietet und mit den sogenannten Skins für jeden Geschmack ein passemdes schönes Screen-Design liefert.
HDMI & NAS
Die „QNAP-Idee“ ist genial: Eine NAS braucht der Mediensammler ohnehin, warum nicht auch die erforderlichen Schnittstellen mitliefern? Und dazu vielleicht eine Apple-like-Fernbedienung? Et voilà, fertig ist die kurzkettige Medienzentrale.
Aber wie kommt der HDMI-Ton in die HiFi-Anlage? Per optischen Digitalausgang am Flachbildschirm. Muss dieser beim Musikhören immer eingeschaltet sein? Wenn der Ton über HDMI gesendet wird, dann ja. Die NAS hängt doch parallel am LAN-Netz und sendet Audiodaten ebenso an den HiFi-Streamer. Geht das auch mit Kodi? Ja, hierfür steht eine vereinfachte Variante in Form einer iPad-/iPhone-App zur Verfügung: die Kodi Music Remote. Eine echte Win-Win-Situation, denn die App bildet die zuvor erstellte Musiksammlung auf den mobilen Geräten nur ab, ohne die Inhalte neu indexieren zu müssen!

Welche Punkte dafür in der Kodi-Konfiguration geprüft werden müssen, finden Sie unter „Support“ auf der Website. Bei der Formatunterstützung muss man sich jedenfalls keine Gedanken machen, denn Kodi spielt nicht nur nahezu alle Mediencontainer und Audioformate (außer DSD), sondern geht auch spielend mit komplexen HD-Videos und Digital-Fotografien um. Wer schon immer nach einer „Insel“ für alle Medien gesucht hat, kann hier seinen Anker auswerfen. Ein bisschen Erfahrung im Umgang mit dem Netzwerk und etwas Experimentierfreude bei der Zusammenstellung des Systems sollte man jedoch mitbringen. Bleibt zu erwähnen, dass auch die Xbox und die PlayStation mit Kodi zusammenarbeiten.
Experimentiergeist ist gefragt
Die hier vorgestellten Produkte wären unmöglich ohne Entwickler mit dem Sinn für das iterative Experiment. Auch der Nutzer ist hier gefordert zu probieren, zu generieren und zu verschalten. Gerade in der Welt der Nullen und Einsen zeigt sich, wie vielfältig und weitreichend die Erfahrungs- und Erweiterungsmöglichkeiten noch im Audiobereich sind.
Software treibt Hardware treibt Software: ein Spielchen, das die PC-Industrie schon immer getrieben, die HiFi-Digitalkonjunktur aber gerade erst entfacht hat. Ob Sie nun die simple Stecklösung oder das weltweite Medienarchiv favorisieren: Lassen Sie sich nicht aufhalten.