B&W 800 D3 im Test
Bowers & Wilkins hatte zunächst seine kleineren Boxen vorgestellt und schiebt nun die große 800 D3 nach. Wir haben die Edel-Standbox für Sie getestet.

- B&W 800 D3 im Test
- Unterschiede zur B&W 802 D3 und Fazit
Die Mannen von Bowers & Wilkins haben uns erstaunlich lange warten lassen. Normalerweise segelt zuerst das Flaggschiff in den Hafen ein, danach folgen die Beibote. Doch B&W hat die Ankunft sein Flaggschiffs hinausgezögert – vielleicht, um die Spannung zu halten. Nun, jetzt ist sie da, die...
Die Mannen von Bowers & Wilkins haben uns erstaunlich lange warten lassen. Normalerweise segelt zuerst das Flaggschiff in den Hafen ein, danach folgen die Beibote. Doch B&W hat die Ankunft sein Flaggschiffs hinausgezögert – vielleicht, um die Spannung zu halten. Nun, jetzt ist sie da, die brandneue 800 D3.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass jetzt Dutzende von Tonstudios den Vorgänger ausmustern und auf das aktuelle Exemplar umsteigen, denn die Fortschritte sind hör- und sichtbar. Obwohl die Form schlanker wirkt als die der Vorgängerin, hat B&W die reine Membranfläche exakt gleich belassen. So nahe die Verwandtschaft aussieht, B&W hat mitgezählt: Es sind genau 868 Veränderungen, die die neue 800 D3 auszeichnen. Das ist kein verwandelter, sondern faktisch ein neuer Lautsprecher.
Die größte Baustelle: das Gehäuse, die aus einem Stück verpresste Holzschale, die B&W mit einer hochfesten Matrixkonstruktion im Inneren kombiniert. Die Basschassis werden in einem Alu- Stranggussprofil verschraubt, der Hochtöner und der Mitteltöner sitzen in ihrem eigenen „Tubine Head“, einem Bauteil aus ebenfalls mehrfach verstrebtem Aluminium. Allein die Gehäusefertigung hat langes Nachdenken erfordert, kaum ein anderer Hersteller auf dem Erdball betreibt solchen Aufwand.

Doch wo sind die dottergelben Kevlar-Membranen hin? B&W hat sie ausgemustert. Das neue Traummaterial für den Mitteltöner heißt „Continuum“, ebenfalls ein Geflecht, das über den ganzen Querschnitt gleichmäßig schwingen soll. In der Tiefe rackern dazu Bassmembranen aus „Aerofoil“, maßgenau berechnet und unterschiedlich stark über den kompletten Querschnitt, um mehr Präzision zu zaubern.
Lesetipp: Lautsprecher richtig aufstellen und einwinkeln
Beibehalten hat B&W seine Vorliebe für Diamantkalotten- Hochtöner. Das schwingt leicht und superstabil, die Verkleidung davor ist akustisch einberechnet und deshalb fix montiert. Die Weichen werden auf der Aluminium- Rückwand befestigt; das sieht bewusst luftig und reduziert aus. Die wenigen Bauteile sollen das hohe Tempo des Signalflusses garantieren.
Hohes Tempo
Die Klangbeschreibung könnten wir kurz halten: Das war schlicht perfekt. Unangefochten einer der besten Lautsprecher, der je in unserem Hörraum gastierte. Die B&W 802 D3 ist seit langem unsere Referenz, doch die 800er konnte alles teils deutlich besser. Zunächst faszinierte ihr hohes Tempo: Alles schien der 800 D3 leichtzufallen, nichts klebte an den Membranen. Überhaupt: Die Membranen waren als Schallquelle nicht wahrzunehmen, es kam ein überaus geschlossenes Klangbild aus dem Nichts, deutlich vor der Lautsprecherachse.

Wir haben uns als Testmusik in das Remastering der Sibelius-Symphonien unter Lorin Maazel verliebt (Wiener Philharmoniker, Decca) – nie haben wir diese Aufnahme dynamischer, mitreißender, schlicht besser erlebt als über diese B&W 800 D3. Das war am Rande des Unglaublichen. Nie hätten wir vermutet, dass diese Feindynamik in der Aufnahme steckt – die 800 D3 ließ sie uns erleben. Und zwar mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit: Die 800 D3 musste nicht drücken, nicht schwitzen, nicht rackern – alles fiel ihr leicht.
Diese maximale Feinauflösung dynamischer Entwicklungen war Sonderklasse, nie zuvor haben die Sibelius-Aufnahmen eine derartige Pracht und Fülle ausgestrahlt. Dabei gelang der B&W alles ohne Anstrengung; dieser Lautsprecher empfiehlt sich auch für lange Hörsitzungen.