Windows Tablet
Huawei Matebook im Test (Tablet-Wertung)
Mit dem Windows-Tablet Huawei Matebook sorgte der drittgrößte Smartphone-Hersteller auf dem diesjährigen Mobile World Congress für eine echte Überraschung. Wie gut sich Huawei im neuen Terrain schlägt, zeigt der Test.

Was die Chinesen zu ihrem ersten Windows-Tablet bewogen haben mag, lässt sich mit einem Blick auf den Markt erklären, der allgemein eine rückläufige Tendenz zeigt. Android-Tablets halten im 2. Quartal 2016 zwar noch einen Anteil von 65 Prozent; einen Zuwachs verbuchen derzeit aber nur die sogenannten 2-in-1-Geräte mit ansteckbarer Tastatur, von denen allein in den ersten drei Monaten des Jahres 4,9 Millionen Stück über den Tresen gingen. Den Grund für den Wandel sieht das Marktforschungsunternehmen IDC, das die Zahlen erhoben hat, in der zunehmend produktiven Nutzung der Geräte durch die Anwender.
Microsoft Windows gilt nach wie vor als arbeitstauglichste Plattform für Konsumenten. Die biometrischen Entsperrverfahren, die seit Windows 10 mit Windows Hello den Zugriffsschutz stärken sollen, setzen auch bei der Hardware die passende Technik wie einen Iris- oder Fingerabdruckscanner voraus - für Huawei eine leichte Übung: Die Chinesen haben die Fingerprintsensoren ihrer Smartphones in den vergangenen zwei Jahren konsequent verbessert, sie gelten als besonders schnell und zuverlässig. So ließ sich auch das Testgerät so einfach entsperren wie ein Smartphone.

Anders als bei Huaweis Android-Tablet Mediapad M2 sitzt der Scanner nicht mehr in einer Taste unter dem Bildschirm, sondern liegt jetzt unauffällig zwischen den beiden Lautstärketasten im schmalen Rand des Matebooks, wo er sich mit einer natürlichen Bewegung während der Verwendung gut bedienen lässt. Die unkomplizierte Handhabung des Scanners wird an Bedeutung gewinnen, wenn auch im Browser und in Drittanbieter-Apps wie Dropbox die langfristig geplante Ablöse des herkömmlichen Passwortverfahrens kommt.
Hochwertiges Chassis
Der Aluminium-Unibody macht schon optisch einen guten Eindruck, Liebe zum Detail steckt unter anderem in der edel geschliffenen Kante auf der Rückseite. Technisch ist den Chinesen offenbar eine perfekte Flächennutzung gelungen. Der unnütze Rand um das Display herum nimmt nicht selten 25 bis 30 Prozent der Oberfläche ein, beim Matebook belegt er kaum mehr als 20 Prozent - fast 80 Prozent gehören dem Display. Demzufolge ist das Matebook gegenüber Tablets mit gleicher Displaygröße wie Samsungs Galaxy TabPro S auch etwas zierlicher. Die 12-Zoll-Diagonale erweist sich als guter Kompromiss für mobiles Arbeiten, das Seitenverhältnis von 3:2 kommt dem Lesen von Dokumenten im DIN-Format entgegen.

Dabei kann man das für einen 12-Zöller geringe Gewicht von 649 Gramm durchaus auch mal länger in der aufgestützten Hand halten - einer der Vorteile von Tablets gegenüber Notebooks. Ein Nachteil der dünnen Bauform ist dagegen der knappe Platz für den Akku, zumal Windows deutlich mehr Energie verbraucht als Android oder iOS. Der 4430-Milliampere-Akku des Matebook bringt es im connect-Ausdauertest gerade mal auf 4:40 Stunden und zieht das Testergebnis des schönen Tablets mächtig nach unten.
Ausstattung: viel dran, wenig drin
Der Blick auf die Ausstattung des Huawei Matebook ergibt dann ein geteiltes Bild: Betrachtet man das Innenleben des Tablets, sieht es dürftig aus, was im Test weitere Punkteinbußen nach sich zieht. Zwar verfügt das Matebook über eine Kamera für Videokonferenzen, die mit 5 Megapixeln auch vernünftig auflöst; auf eine rückseitige Kamera, in der Regel die Hauptkamera, muss der Anwender jedoch verzichten.

Das mag in Anbetracht der Größe des Tablets noch nachvollziehbar erscheinen. Die Lautsprecher dagegen lassen für einen ausgewogenen Klang die Bässe vermissen und markieren eine Schwäche. In dieser Hinsicht geben die Android-Tablets von Huawei eine deutlich bessere Vorstellung. Auch ein Modem fehlt. Der interne Speicher ist modell- und damit investitionsabhängig, denn ein Fach für externe Speichermedien zum Nachrüsten besitzt das Matebook nicht.
Auf der anderen Seite punktet Huawei mit dem mitgelieferten Zubehör: Im Karton liegt nicht nur ein Adapter für USB-Sticks, sondern auch ein Kabel für die Anbindung von Equipment mit herkömmlichem Micro-USB-Anschluss oder dem Smartphone an das Matebook mit dem zwar schnellen, aber noch nicht so weit verbreiteten USB-Typ-C-Port.

Das Problem der Stromversorgung bei paralleler kabelgebundener Bildausgabe über den Universalanschluss löst Huawei im Zubehörprogramm. Das elegante MateDock (UVP 99 Euro) mit LAN-Port, VGA, HDMI und zwei USB-3.0-Anschlüssen hat zusätzlich Platz für die mitgelieferten Kabel und Stecker sowie eine Schlaufe für den Huawei MatePen (69 Euro). Der wiederum erfreut mit Funktionstasten für die Wahl des Schreib-, Lösch- oder Auswahlwerkzeugs und einem integrierten Laserpointer.

Modellvarianten und Preise
Huawei stattet das Matebook mit neuesten Core-m-Prozessoren von Intel aus. Die sind leistungsstark, aber nicht für schnelles Gaming geeignet: Zwar kommen sie ohne Lüfter aus, was an sich gut ist; ohne lassen sich aber die hohen Taktraten nicht über längere Zeiträume aufrechterhalten. Das Testgerät, die Business-Edition zu 1199 Euro, setzt auf einen Intel-Core-m5-Prozessor, eine 256-Gigabyte-SSD und 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Die Elite-Edition mit m3-Chip, 128-Gigabyte-SSD und 4 Gigabyte Arbeitsspeicher ist mit 899 Euro deutlich günstiger. Jeweils im Preis enthalten: das Matebook Portfolio Keyboard, ein schickes Kunstleder-Bookcover mit Standfunktion und Tastatur. Zwei Positionen ermöglichen Displaywinkel von 112 und 123 Grad. Die großen Tasten der beleuchteten Tastatur haben einen guten Druckwiderstand, ebenso das große Klickpad darunter.
Optisch und funktional ist Huawei mit dem waschechten 2-in-1 ein großer Wurf gelungen. Der Fingerabdruckscanner und der optionale MatePen unterstützen alle aktuellen Windows-Features. Der schwache Akku setzt der mobilen Nutzung allerdings enge Grenzen.