Huawei P20 Pro und P20 im Test
Mehr zum Thema: HuaweiHuaweis 2018er Topmodelle P20 und P20 Pro beeindrucken im Test mit edlem Design, technischen Innovationen und starker Ausdauer. Es gibt zwar auch Lücken in der Ausstattung. Dennoch reicht es, um Samsungs S9-Doppelpack in die Schranken zu weisen.

- Huawei P20 Pro und P20 im Test
- Huawei P20 und P20 Pro: Kamera, Akustik, Speicher
Wer 650 Euro (P20) oder 899 Euro (P20 Pro) für ein Smartphone ausgibt, der will schon etwas Besonderes in Händen halten. Hier punktet Huawei auf Anhieb: Das Design der neuen Flaggschiffe überzeugt. Die Chinesen setzen wie beim Mate 10 Pro auf einen auf Hochglanz polierten Aluminiumrahmen, der die...
Wer 650 Euro (P20) oder 899 Euro (P20 Pro) für ein Smartphone ausgibt, der will schon etwas Besonderes in Händen halten. Hier punktet Huawei auf Anhieb: Das Design der neuen Flaggschiffe überzeugt. Die Chinesen setzen wie beim Mate 10 Pro auf einen auf Hochglanz polierten Aluminiumrahmen, der die beiden Glasplatten vorne und hinten zusammenhält. Im Vergleich mit dem Ende 2017 vorgestellten High-End-Modell gibt es nur wenige Unterschiede: Die Kameraeinheit sitzt nicht mehr mittig auf dem Rücken, sondern am rechten Rand. Und der Fingerabdrucksensor ist zurück auf die Front gewandert. Huawei hat ihn bei der P20-Serie ganz schmal gemacht und unter das Display gepresst. Das wird sicher nicht jedem gefallen, aber unabhängig davon arbeitet der Sensor so schnell und zuverlässig, wie man es von Huaweis Oberklasse gewohnt ist.
Auch bei Verarbeitung und Haptik werden die Chinesen dem Ruf gerecht, den sie sich in den letzten Jahren aufgebaut haben. Mit dem zu den Seiten hin stark gerundeten Glas liegen beide Modelle hervorragend in der Hand und vermitteln gleich ein Premium-Gefühl. Die beiden Zwillinge sehen sich so ähnlich, dass wir uns fragen, warum das Pro-Modell wasserfest nach IP67 ist, das andere aber nicht. In dieser Preisklasse gehört eine IP-Zertifizierung heute einfach dazu – für das P20 bedeutet das einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber einem Galaxy S9. Zu kritisieren ist auch, dass die Doppeloptik auf der Rückseite bei beiden P20-Geräten mehr als einen Millimeter heraussteht, während Samsung es schafft, sie nahezu glatt im Gehäuse verschwinden zu lassen.

Apple war nur zufällig der Erste
Der Größenunterschied ist viel kleiner, als wir ursprünglich erwartet hatten. Das Pro ist nur einen halben Zentimeter länger und drei Millimeter breiter als das P20, der Gewichtsunterschied liegt bei unter zehn Gramm. Zum kleineren Modell greift man also nicht unbedingt, weil es handlicher ist, aber dazu später mehr. Beide Geräte sind alles andere als kompakt und lassen sich mit einer Hand nicht mehr vollständig bedienen – wer ein griffiges Smartphone sucht, ist hier also falsch.
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Entschädigt wird man im Gegenzug mit riesigen 18:9-Displays, die fast die gesamte Vorderseite ausfüllen. Sofort fällt auf, dass Huawei auf den Spuren von Apple wandelt, denn gerundete Ecken und die Ausbuchtung am oberen Rand erinnern doch stark an das iPhone X. Wer jetzt den Vorwurf erhebt, dass die Chinesen bestehende Konzepte einfach kopieren, sollte bedenken, dass die Produktplanung für ein solches Topgerät herstellerübergreifend bei mindestens einem Jahr liegt. Als das X vorgestellt wurde, war das P20 längst fertig konzipiert. Das neue Display-Design mit dem „Notch“ ist jetzt überall zu sehen, weil die technische Entwicklung es erlaubt. Dass Apple zufällig der Erste war, bedeutet in diesem Fall gar nichts.

Unterschiedliche Displays
Weil das P20 Pro genauso groß ist wie das Mate 10 Pro, hat auch das Display eine ähnliche Größe. Aufgrund des neuen Bildschirmdesigns wächst die Diagonale marginal von 6 auf 6,1 Zoll, in der Praxis bemerkt man diesen Unterschied nicht. Das kleinere P20 bietet mit 5,8 Zoll immer noch eine ansehnliche Fläche, allerdings baut Huawei hier kein OLED-Panel wie beim Pro ein, sondern ein LCD. Das wirkt sich auf die Blickwinkelstabilität und die Intensität der Farben aus – beides ist bei OLED etwas besser. An einem sonnigen Tag spielt dagegen LCD seine Vorteile aus, dann kann man auf dem P20 Inhalte besser erkennen.
Die Auflösung beträgt bei beiden Screens 2240 x 1080 Pixel. Huawei bleibt also dem Full-HD-Format treu, obwohl Kontrahenten wie Samsung längst bei 2960 x 1440 Pixeln angekommen sind. Ist das ein Nachteil? Kaum. Wer frontal auf die Displays schaut, wird es schwer haben, hier einen Unterschied zu erkennen.

Starker und moderner Motor
Beim Prozessor setzt Huawei wieder auf das hauseigene Spitzenmodell Kirin 970, das im Herbst 2017 auf der IFA vorgestellt wurde und auch das Mate 10 Pro antreibt. Der Chipsatz kommt mit einem für maschinelles Lernen optimierten Rechenkern, der „Neural Processing Unit“ (NPU), die das Gespann aus CPU und GPU ergänzt. Damit gelingen ambitionierte Aufgaben wie etwa die Objekterkennung in Bildern nicht nur schneller, sondern auch effizienter als mit einer herkömmlichen Prozessorarchitektur.
Der Kirin 970 bildet auch die Grundlage für die intelligente Szenenwahl der neuen Kamera. In einschlägigen Benchmarks erreicht der Chip zwar nicht das Leistungsniveau von Apples A11 (iPhone X) oder Qualcomms brandneuem Snapdragon 845, die beide ebenfalls für maschinelles Lernen optimiert sind. Aber das spielt im Alltag keine Rolle – weder intensives Multitasking noch anspruchsvolle Apps bringen die P20-Modelle aus dem Takt, die Benutzerführung läuft immer schnell und flüssig. Der Arbeitsspeicher ist mit 4 GB (P20) beziehungsweise 6 GB (P20 Pro) ausreichend groß für alle Herausforderungen, die das Jahr 2018 in Sachen Software und System bereithält.