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Systemkamera mit L-Bajonett

Leica SL3 im Test: 60 Megapixel-BSI-Sensor

Die SL3 ist das vierte Modell der spiegellosen SL-Baureihe von Leica. Sie hat einen Sensor mit 60 Mega­pixeln, einen neuen schwenkbaren Monitor und ein optimiertes Bediensystem. Wir haben sie getestet.

Autor: Wadim Herdt • 25.4.2024 • ca. 11:10 Min

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Kauftipp "Bildqualität"
Spiegellose Systemkamera
LeicaSL3
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Leica SL3 im Test: 60 Megapixel-BSI-Sensor
Leica SL3 im Test: 60 Megapixel-BSI-Sensor
© Leica

Die spiegellose KB-Kamerareihe mit L-Bajonett startete Leica 2015 mit der SL. Klare, an die historischen Vorbilder erinnernde Gehäuselinien, eine robuste Bauweise und Eleganz zeichneten die SL-Modelle von Anfang an aus. Die SL3 folgt der Formsprache älterer Modelle, hier und da mit kleinen Anpassu...

Pro

  • Beweglicher Monitor
  • AF-System ist schneller geworden
  • Touchbedienung ist flüssiger

Contra

  • Raum für weitere Optimierungen beim AF-C-Modus, der Motiverkennung oder der Serienbildgeschwindigkeit

Fazit

Insgesamt ist die Leica SL3 eine tolle Kamera mit vielen cleveren Lösungen. Testurteil: 72 Punkte 14 Punkte über Durchschnitt; Kauftipp "Bildqualität"

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Die spiegellose KB-Kamerareihe mit L-Bajonett startete Leica 2015 mit der SL. Klare, an die historischen Vorbilder erinnernde Gehäuselinien, eine robuste Bauweise und Eleganz zeichneten die SL-Modelle von Anfang an aus.

Die SL3 folgt der Formsprache älterer Modelle, hier und da mit kleinen Anpassungen. Das Gehäuse aus Magnesium und Aluminium hat einen Kunstlederbezug, der Body ist wie immer abgedichtet, um das hochwertige Innere vor Staub und Spritzwasser zu schützen. Die SL3 wiegt rund 770 Gramm und damit etwa 70 Gramm weniger als die SL2. Die Abmessungen sind ähnlich, wenn auch die Neue circa 5 mm weniger breit ist.

Kamerabody

Leica hat die Griffform überarbeitet, um das Handling zu verbessern. Für kleine Hände könnte der Handgriff fast schon zu groß sein, dafür finden „große Pratzen“ genug Platz zum Greifen. Ohne die typische Fingermulde für den Mittelfinger lässt sich der Handgriff etwas weniger bequem halten als die von Canon, Nikon oder Sony. An den Auslöser kommt man jedoch ohne Probleme heran.

Der Ein-/Aus-Schalter wurde durch eine runde, beleuchtete Taste ersetzt – eine Kleinigkeit, die der Kamera sehr gut steht. Neu ist ein Einstellrad auf der Oberseite, links neben dem Sucher, das standardmäßig für die ISO-Steuerung zuständig ist. Auf der rechten Oberseite sind weiterhin ein Schulterdisplay, ein Einstellrad und zwei Funktionstasten zu finden.

Auf der Rückseite hat Leica die drei Tasten rund ums Display beibehalten, sie aber wie bei der Leica Q3 rechts vom Display platziert. Dazu hat die Kamera einen praktischen Joystick und eine Fn-Taste. Der Joystick kennt immer noch keine diagonalen Bewegungen – schade. Zwei weitere Funktionstasten sind neben dem Bajonett vorne am Body positioniert.

Bis auf die Ein-/Aus-Taste und das linke obere Einstellrad sind alle mechanischen Bedienelemente mit den Fingern der rechten Hand erreichbar. Je nach Handgröße muss man zwar eventuell umgreifen, doch im Prinzip lässt sich die Kamera gut blind mit dem Blick durch den Sucher bedienen.

Leica SL3 im Test: Steckplätze, Anschlüsse
Die Leica SL3 hat Steckplätze für die schnellen CFexpress-Karten vom Typ B und für die günstigeren UHS-II-SD-Karten. Der USB-C-Anschluss dient der Datenübertragung, dem Tethering und der Stromversorgung. Hinzu kommen ein HDMI-2.1-Ausgang.
© TestLab / Wadim Herdt

Die Leica SL3 hat Steckplätze für die schnellen CFexpress-Karten vom Typ B und für die günstigeren UHS-II-SD-Karten. Die CFe-Karten dürften fürs Filmen interessant sein, um die 8K-Videos zügig auf die Karte zu schreiben. Beim Fotografieren dürften in der Regel die SD-Modelle genügen, da die SL3 trotz maximaler Bildrate von 15 B/s mit ihrem elektronischen Verschluss ihrem Wesen nach keine Sportkamera ist.

Der interne Pufferspeicher ist auf 8 GB gewachsen – eine Verdoppelung gegenüber der SL2. Der USB-C-Anschluss dient der Datenübertragung, dem Tethering und der Stromversorgung. Hinzu kommen ein HDMI-2.1-Ausgang sowie Bluetooth und Wi-Fi.

Die Kamera verwendet einen stärkeren BP-SCL6-Akku mit 2220 mAh, doch auch seine Kapazität ist zu knapp – 250 Aufnahmen nach CIPA-Standard. Auf einen ausgedehnten Fotoausflug sollte man einen Zweitakku mitnehmen. Ein Ladegerät ist nicht im Lieferumfang enthalten, doch Leica bietet separat das Doppelladegerät BC-SCL6 für 155 Euro an. Ein Ersatzakku (BP-SCL6) kostet 170 Euro.

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Sensor

Technisch hat die SL3 viel von der Q3 übernommen. Mit dem 60-Megapixel-BSI-Sensor ist die Auflösung viel höher als die 47 Megapixel der SL2. Wie die Q3 kann SL3 mit 60, 36 oder 18 Megapixeln unter Nutzung der vollen Sensorfläche fotografieren. Neu ist die native duale Empfindlichkeit des Sensors: Die Einstellung „Low“ gilt für ISO 50 bis 280 und die Einstellung „High“ für den ISO-Bereich von 320 bis 100 000.

Als Bildformate bietet die SL3 neben JPEG wie immer RAW im DNG-Format mit 14-Bit-Farbtiefe. Laut Leica soll der Dynamikbereich der Kamera 15 Blenden betragen. Für die Bildberechnung ist der Maestro-IV-Prozessor zuständig – diesen baut Leica auch in die Q3 ein. Der Sensor ist beweglich gelagert – somit bleibt die kameraseitige Bildstabilisierung entlang von 5 Achsen ein Teil der Ausstattung.

Eine Pixel-Shift-Funktion hat die Leica SL3 nicht - zumindest nicht derzeit: Beim Vorgängermodell wurde diese Funktion später per Update nachgerüstet. Schnell kann man die SL3 nach heutigen Maßstäben nicht nennen. Mit der AF-Nachführung schafft die Kamera mit dem mechanischen Verschluss 5 B/s, ohne kommt sie mit dem elektronischen Verschluss auf 15 B/s.

Bis 5 B/s kann die Kamera RAWs mit 14 Bit in Folge aufnehmen, ab 7 B/s werden sie mit 12-Bit-Farbtiefe gespeichert. Der mechanische Verschluss ermöglicht Belichtungen von 1/8000 s bis 60 Minuten, mit dem elektronischen stehen 1⁄16000 bis 60 s zur Verfügung.

Leica SL3 im Test: Aufsicht
Aufsicht: Leica SL3
© Leica

Phasen-AF-System

Im Wesentlichen scheint in der SL3 das AF-System aus der Q3 zu stecken, das im Detail für SL-Kameras angepasst wurde. Das optimierte AF-System arbeitet mit einem von Panasonic übernommenen Hybrid-AF, der eine präzise Kontrastmessung mit DFD-Technik (Tiefenmap und Phasenvergleichsmessung) verknüpft und somit schnelle und zuverlässige Ergebnisse liefert.

Die Anzahl der AF-Felder wächst von 225 (SL2) auf 315. Unter den AF-Betriebsarten sind wie bei dem Vorgängermodell die Optionen iAF, AF-S und AF-C gelistet. iAF erkennt automatisch Bewegungen und schaltet zwischen AF-S und AF-C um. Neben Spot, Feld, Zone und Matrix bietet die SL3 Tracking und Motiverkennung, die zwischen Personen und Tieren unterscheidet, wobei der Tier-AF noch als Beta bezeichnet wird.

Für die Verfolgung stehen vier programmierte AF-Profile bereit: Kinder/Haustiere, Teamsport, Läufer und Wildtiere. Diese sind an bestimmte Bewegungsmuster angepasst und lassen sich bei Bedarf leicht über das Menü nachjustieren.

Die AF-Performance überzeugt, doch in der Praxis fallen einige Schwächen auf, die sich ähnlich teure Kameras der Konkurrenz nicht leisten. Bei der Verfolgung arbeitet die Kamera in der Regel zuverlässig. Dabei ist grundsätzlich entweder Einzelbild oder Serienbilder mit langsamem Tempo bis 5 B/s nutzbar – bei hoher Seriengeschwindigkeit führt die Kamera die Schärfe nicht nach. Die Qualität hängt natürlich unter anderem von Bewegungsgeschwindigkeit und -vektor ab, doch die meisten Bilder sind scharf.

Die Motiverkennung ist nach aktuellen Standards ausbaufähig, die Konkurrenz hat mehr Erkennungsmuster zu bieten. Gesichts- und Augenerkennung klappten sehr gut. Die Tiererkennung funktioniert bei verbreiteten Arten wie Hunden oder Katzen und bei Vögeln überzeugend, aber mit höherer Fehlerquote. Erkennt die SL3 mehrere Objekte gleichzeitig, kann man mit Hilfe von Joystickbewegungen hin und her wechseln. Um aber zwischen den Augen zu wählen, muss man den Joystick drücken.

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Die Markierungsrahmen sind etwas zu unruhig, sie bewegen sich ständig um das Objekt herum – das irritiert. Störend ist auch das ständige, deutlich hörbare Nachjustieren im AF-C-Betrieb: Es fällt sowohl beim Verfolgen von Menschen als auch von leblosen Objekten auf. Ein ähnliches Verhalten kennen wir sonst von reinen Kontrast-AF-Systemen, die die Schärfe in kleineren Schritte anpassen.

Bei Serienaufnahmen bleibt die Anzeige zwar frei von schwarzen Zwischenbildern, aber die Kamera friert dafür die „echten“ Zwischenbilder für einen kurzen Moment ein. Zudem zeigt sie die Zwischenbilder mit einer niedrigeren Auflösung an. Offenbar kann Leica die Datenströme im AF-C-Betrieb nicht schnell genug verarbeiten.

Manuelles Scharfstellen mit Lupe oder Fokus-Peaking

Da der Joystick nur senkrechte und waagerechte Bewegungen ausführen kann, kommt man dem Finger auf dem Display oft schneller ans Ziel. Der berührungsempfindliche Bereich des Monitors lässt sich aber nicht verkleinern. Das wäre wünschenswert, um Motive am linken Rand einfacher zu fokussieren.

Sucher und Monitor

Die Sucherauflösung ist dieselbe wie im Vorgänger SL2: 1 920 000 RGB-Bildpunkte. Damit gehört die SL3 weiterhin zu den Kameras mit den höchstauflösenden Suchern auf dem Markt. Die effektive Vergrößerung beträgt 0,78x. Der Sucher kann mit 60 oder 120 B/s betrieben werden. Die halbe Frequenz liefert noch eine gute Darstellung, selbst bei schnellen Schwenks ist die Verzögerung minimal. Das Bild ist hell und kann auch in komplizierten Beleuchtungssituationen überzeugen.

Der Monitor ist neu. Er ist weiterhin 3,2 Zoll groß und touchfähig, aber nicht mehr starr, sondern neigbar eingebaut. Drehen lässt er sich nicht. Eine sinnvolle und längst überfällige Optimierung, die das Fotografieren mit dem Monitor als Motivfänger in vielen Situationen komfortabler macht.

Beim Ausklappen schaltet die Kamera automatisch von Sucher auf Display um, selbst wenn „nur EVF“ als Anzeigemodus ausgewählt wurde. Tolle Sache. Die Auflösung des Displays hat sich im Vergleich zur SL2 von 770 000 auf 770 800 RGB-Bildpunkte leicht verbessert.

Leica SL3 im Test:
Der Monitor misst 3,2 Zoll und ist touchfähig. Er ist neigbar eingebaut, allerdings lässt er sich nicht drehen.
© Leica

Video

Dank der höheren Sensorauflösung legt die SL3 kräftig bei Videofunktionen zu und kann jetzt mit 8K-Auflösung (8192 x 4320 Pixel), 10 Bit und 30 B/s filmen. In 4K-Qualität sind nun Aufnahmen mit 60 B/s möglich, und in der Full-HD-Einstellung liefert SL3 120 B/s.

Sie beherrscht auch die modernen Codecs wie H.265 und Apple ProRes. Dank Verwendung von CFexpress-Typ-B-Karten kann sie hochauflösende Filme intern speichern. Alternativ können die Filme über eine HDMI-Schnittstelle an die externen Geräte weitergereicht werden.

Bedienung

Am Bedienkonzept hat Leica weiterhin gefeilt und den ohnehin intuitiven Ansatz nochmals verbessert. Kaum eine Kamera lässt sich mit ähnlich wenigen Bedieninstrumenten so einfach und effektiv beherrschen: eine Tugend, an der Leica festhält. Das optimierte reduzierte Icon-Design erleichtert das Ablesen von Einstellungen im Sucher oder vom Display.

Die Icons drehen sich mit der Kamera mit, wenn man die Kamera aus dem Hoch- ins Querformat oder umgekehrt dreht. Nur wenige Bedieninstrumente tragen feste Funktionsbeschriftungen. Der Grund ist simpel: Die meisten mechanischen Tasten und Einstellräder können an die individuellen Vorlieben angepasst werden. Ausnahmen sind Ein-/Aus-Button, Play- und Menü-Taste sowie die Druckfunktionen vom Joystick und dem hinteren Einstelllrad. Die Funktion der Einstellräder lässt sich für alle Aufnahmenprogramme von P bis M separat festlegen.

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Während die Umprogrammierung eines Einstellrads umständlich im Menü erfolgt, genügt längerer Druck auf eine Fn-Taste, um entsprechende Änderungsroutinen aufzurufen. Schnell und bequem. Der einzige Kritikpunkt betrifft die Lock-Funktion. Im Menü lassen sich die Einstellräder und die Tasten sperren, aber eben alle zusammen. Schön wären mechanische Sperren, die die beiden großen Einstellräder oben auf der Kamera einzeln blockieren; sie sind nämlich leichtgängig und verstellen sich leicht.

Touch-Bedienung im gesamten Kameramenü trägt zur Flexibilität des Bedienkonzepts wesentlich bei. Alle Einträge des Hauptmenüs lassen sich per Fingertipp anpassen, ebenso die Touch-AF-Optionen, die Schnellmenüs und die Blätter- und Zoom-Funktionen beim Betrachten der Bilder.

Außer den Touchgesten für die AF-Steuerung bietet die SL3 die Option, mit einem horizontalen Wisch zwischen Foto und Video zu wechseln. Ein vertikaler Wisch schaltet vom Aufnahme- in den Vorschaumodus um, und die Geste von unten nach oben ruft das Schnellmenü auf.

Schnell- und Hauptmenü

Das Kameramenü besteht aus zwei separat verwalteten Bereichen für Foto und Video. Die beiden Bereiche werden in der SL3 farblich voneinander getrennt: Rot für Foto, Gelb für Video. Die meisten Einstellungen sind in beiden Teilen vorhanden: Man kann sie unabhängig voneinander vornehmen. Anfangs fühlt man sich im Menü etwas verloren, da die Reiter keine Icons haben wie bei der Konkurrenz, und man muss Schritt für Schritt durch die Liste scrollen, um die gesuchte Einstellung zu finden.

Zum Glück ist die Liste kurz: Das Menü des Fotomodus besteht aus insgesamt 33 Einträgen, im Videomodus sind es 31. Im Alltag ruft man ohnehin in der Regel das Schnellmenü auf – mit einem Druck auf die Menü-Taste oder einen Wisch von unten nach oben übers Display.

Das Schnellmenü hat neben dem Infobereich zu den diversen Kameraeinstellungen 8 Platzhalter für Kamerafunktionen. Man kann sie durch langes Drücken auf das zu ändernde Icon schnell an die eigenen Anforderungen anpassen, separat für Foto und für Video.

Leica-SL3-ISO-Empfindlichkeiten Bilder 3 und 4
Hohe ISO-Empfindlichkeiten
© TestLab / Wadim Herdt

Hohe ISO-Empfindlichkeit

Dieser Vergleich visualisiert s die RAW-Vorteile bei hohen Empfindlichkeiten, die RAW-Aufnahmen wurden in Lightroom entwickelt und entrauscht. Obwohl die Leica SL3 für eine 60-MP-Kamera bis ISO 3200 recht gute JPEGs liefert, ist der Qualitätsverlust offensichtlich: Die Details gehen zurück, die Farben werden blasser und das Bildrauschen kräftiger (1).

Das RAW-Format liefert bei gleicher Empfindlichkeit weit bessere Bildqualität (2). Bei ISO 6400 (3) ist die RAW-Aufnahme detailärmer, aber immer noch dem ISO-3200-JPEG eindeutig überlegen. Auch bei ISO 12500 liegt der Vorteil auf RAW-Seite (4), wenn auch nun die Unterschiede kleiner werden. Das feinkörnigere RAW-Rauschen bei ISO 12500 (4) ist visuell oft wenig störend.

Leica-SL3-ISO-Empfindlichkeiten Bilder 1 und 2
Hohe ISO-Empfindlichkeiten
© TestLab, Wadim Herdt

Bildqualität

Mit dem 60-Megapixel-Sensor kann die SL3 die Bildqualität im Vergleich zum Vorgängermodell spürbar anheben, und das über den gesamten gemessenen ISO-Bereich. Bei ISO 50 klettert die Auflösung auf 2952/2792 LP/BH – das sind circa 300 Linienpaare mehr als bei der SL2. Auf monochromen Siemenssternen bleibt die Auflösung bis ISO 1600 quasi gleich und reduziert sich eine Stufe höher nur moderat um 130/190 Linienpaare.

Auch auf farbigen Dead-Leaves-Feldern messen wir hohe Werte bei ISO 50: 1755/1776 LP/BH. Bei ISO 400 legt die Kamera bei hohen Kontrasten leicht zu – den gleichen Effekt sehen wir auch bei der Siemens-Auflösung und bei der Q3. Bei ISO 800 bleiben die Dead-Leaves-Werte noch relativ stabil im Vergleich zu ISO 50, sinken aber bei ISO 1600 um 250 LP/BH. Niedrigkontrastige Felder verlieren bei ISO 3200 nochmals circa 200 LP/BH.

Das Bildrauschen ist stärker ausgeprägt als bei der Leica SL2– infolge der höheren Pixeldichte ist diese negative Entwicklung plausibel. Schon bei ISO 800 steigt der VN-Wert über 2, und bei ISO 3200 klettert Visual Noise auf 3,0. Generell ist das Rauschen feinkörnig und stört den Bildeindruck wenig, aber bei ISO 3200 ist es deutlich. Visuell fallen in den ISO-3200-Bildern zudem durch höhere Detailverluste auf – vor allem in Bildbereichen mit niedrigem Kontrast. Hier würden wir eine Grenze ziehen.

Bis ISO 1600 geht die Textur zwar auch zurück, aber eben graduell und ohne größere Einbrüche. Ab ISO 3200 lassen JPEGs kräftiger nach – je nach Motiv können die Verluste vertretbar oder zu groß sein.

Leica SL3 im Test: Bildstabilisierung
Kameraseitige Bildstabilisierung: Man braucht nicht viel, um bei 60 Megapixeln die Aufnahmen zu verwackeln. Die kameraseitige Bildstabilisierung ist in Situationen mit wenig Licht eine wertvolle Hilfe. So gut wie etwa die OM System OM-1 II, die wir gleichzeitig im Labor hatten, gleicht Leica die Handbewegungen nicht aus: Ihr Sensor ist größer und die Objektive schwerer. Bei 50 mm Brennweite und 1/5 s ist die stabilisierte Aufnahme (2) problemlos vorzeigbar. Ohne Stabilisierung (1) ist das definitiv nicht der Fall.
© TestLab / Wadim Herdt

JPEG-Format und ISO 6400 ist keine empfehlenswerte Kombination. Die JPEG-Signalverarbeitung wirkt insgesamt ausgewogen: keine Schärfe- und Kontrastexzessen und nur wenige störende Artefakte. Mit RAWs lässt sich die Feinzeichnung noch einmal steigern – je höher die Empfindlichkeit, desto größer die Vorteile von RAW.

Moderne Rauschfilter wie das Lightroom-Denoise-Tool beseitigen das Grießeln mit einer beeindruckenden Effizienz. Mit RAW und einer entsprechenden Nachbehandlung kann die SL3 sogar bis ISO 6400 mit einigen Einbußen und sichtbarem Bildrauschen, aber ohne wirkliche Nachteile verwendet werden.

Online-Siegel
Kauftipp "Bildqualität"
Spiegellose Systemkamera
LeicaSL3
Zusätzliche Infos
Getestet durch die Redaktion ColorFoto

ISO 12500 wirkt allerdings zu körnig und zeigt weniger Details – selbst bei RAW ist diese Empfindlichkeit im Normalfall keine Empfehlung, aber zur Not nutzbar. Die Möglichkeit, die Auflösung des Sensors zu reduzieren, ist aus unserer Sicht für die meisten Anwendungen wenig sinnvoll: die Feinzeichnung nimmt erwartungsgemäß ab, aber das Bildrauschen verbessert sich bei hohen Empfindlichkeiten kaum.

Somit ist die Reduktion der Auflösung nur dann eine vernünftige Option, wenn die Anforderungen an die Bildqualität zweitrangig sind und man zugleich kleinere Dateien wünscht – etwa um diese schneller übertragen zu können. Bei 36-MPEinstellung halbiert sich die Datei- Größe im Vergleich zu den Aufnahmen mit der maximalen Auflösung, bei 16 MP schrumpft der Speicherverbrauch nochmal um mehr als 50%.

Fazit

Der Umstieg auf einen Sensor mit 60 Megapixeln stärkt eine der wesentlichen Säulen von Leica-SL-Kameras - die Bildqualität. Die SL3 reicht zwar nicht ganz an die der M11 heran, liegt aber selbstbewusst auf dem Niveau von Canon- und Sony-Kameras mit 50- bis 60-MP-Sensoren.

Leica hat an vielen Stellen optimiert, ohne das Gesamtkonzept umzudenken: Das Gehäuse der SL3 ist leichter geworden, der Monitor beweglich, das AF-System schneller und die Bedienung samt Touchbedienung nochmals flüssiger. Hier und da sehen wir noch Raum für weitere Optimierungen – etwa beim AF-C-Modus, der Motiverkennung oder der Serienbildgeschwindigkeit. Doch insgesamt ist die Leica SL3 eine tolle Kamera mit vielen cleveren Lösungen. Kauftipp Bildqualität.

Technische Daten: Leica SL3

Vollbild an/aus
Gerät Leica SL3
Bildsensor60 Megepixel, 36 x 24 mm, 9520 x 6336 Pixel
EmpfindlichkeitISO auto, manuell: 50 - 100000
DateiformatJPEG, RAW (14 Bit), RAW + JPEG
Video8192 x 4320 Pixel 30 B/s; 3840 x 2160 60 Pixel B/s, 1920 x 1080 Pixel 120 B/s
AutofokusHybrid-AF-System (Phasen- und Kontrast-Messung), Personenerkennung, Tiererkennung (Beta), Tracking
BelichtungsmessungSpot, mittenbetont, Mehrfeld
BelichtungssteuerungP, A, T, M
Monitor3,2-Zoll LCD, 777 600 RGB-Bildpunkte, touch, schwenkbar
SucherOLED-Sucher, 1 920 000 RGB-Pixel, 100% Bildfeld, eff. 0,78x, 120 B/s
AusstattungBildstabilisierung ,Zubehörschuh, HDMI, USB 3.2 Typ C, WiFi, Bluetooth, 8 GB Speicher
Maße und Gewicht151 x 108 x 85 mm, 769 g
Preis6800 Euro