Nothing Phone 3 im Test: Das etwas andere Flaggschiff
Das Phone 3 von Nothing hat ein eigenwilliges Design. Muss sich der Rest der Ausstattung unterordnen? Wir haben Akku, Kamera, Display und Co. für Euch getestet.

Mit dem Phone 3 bietet Nothing das bislang ambitionierteste Modell seiner jungen Smartphone-Serie. Für einen Einstiegspreis von 799 Euro bietet das Gerät nicht nur hochwertige Technik, sondern auch ein auffällig eigenständiges Designkonzept. Ist alles nur Show? Und reicht das, um sich gegen etab...
Mit dem Phone 3 bietet Nothing das bislang ambitionierteste Modell seiner jungen Smartphone-Serie. Für einen Einstiegspreis von 799 Euro bietet das Gerät nicht nur hochwertige Technik, sondern auch ein auffällig eigenständiges Designkonzept.
Ist alles nur Show? Und reicht das, um sich gegen etablierte Flaggschiffe durchzusetzen? Unser Test liefert Antworten.

Nothing Phone 3 besticht mit extravagantem Design
Beim Design bleibt sich Nothing treu und dann auch wieder nicht. Die Rückseite besteht aus Gorilla Glass Victus und gibt den Blick auf ein technisches Innenleben frei, das von einem geometrisch gegliederten Dreispaltenraster geprägt ist. Auf der kleinteiligen Rückseite gibt es viel zu entdecken. Bereits hier entscheidet sich, ob man gewillt ist, das Smartphone zu kaufen. Denn wer mit dem eigenwilligen Design absolut nichts anfangen kann, wird sich wahrscheinlich gleich nach etwas anderem umsehen. Das gilt auch für Symmetrieliebhaber. Denn die obere Kamera ist etwas deplatziert im Verhältnis zur Hauptkamera darunter.
Soweit so normal, zumindest bei Nothing. Das auffälligste Merkmal auf der Rückseite ist die neue Glyph Matrix, ein rundes LED-Display mit 489 einzeln ansteuerbaren Dioden. Es ersetzt die LED-Streifen aller vorherigen Nothing-Phones. Ein mutiger Schritt, mal eben ein Alleinstellungsmerkmal über den Haufen zu werfen, mit dem Nothing in der Smartphone-Welt bekannt geworden ist. Zur Funktionsweise der Glyph Matrix später mehr.

Die harten Fakten des Phone 3: mit seinen Abmessungen von 161 x 76 x 9 Millimetern und einem Gewicht von 218 Gramm liegt es im oberen Bereich vergleichbarer Smartphones. Dafür bietet das Gehäuse eine IP68-Zertifizierung und ist somit gegen Wasser und Staub geschützt. Vorder- und Rückseite bestehen aus widerstandsfähigem Gorilla Glass, der Rahmen aus recyceltem Aluminium. Das Phone 3 ist dementsprechend sehr hochwertig und das merkt man haptisch auch.

Glyph Matrix: Eine Rückseite mit Funktionen
Die größte Neuerung beim Nothing Phone 3 haben wir ja bereits erwähnt: die Glyph Matrix auf der Rückseite. Das pixelige, monochrome Minidisplay wird über den ebenfalls neuen, drucksensitiven Glyph Button gesteuert, der unter dem Glas der Rückseite eingelassen ist.
Ein kurzer Druck wechselt zwischen den Anwendungen („Glyph Toys“), ein langer startet sie. Neben eingehenden Benachrichtigungen zeigt das Display unter anderem folgendes:
- Digitale Uhr und Stoppuhr
- Batterie- und Lautstärkeanzeige
- Selfie-Vorschau über die Hauptkamera („Glyph Mirror“)
- Minispiele wie „Spin the Bottle“, „Magic 8 Ball“ oder „Rock, Paper, Scissors“
- Sonnenstand (Solar Clock) und Wasserwaage
Ein Highlight ist die Option „Essential Notifications“, mit der sich bestimmten Kontakten oder Apps individuelle Icons zuweisen lassen – etwa ein pixeliertes Bild des Haustiers für Nachrichten des Partners.
Der Haken: Einige angekündigte Funktionen wie die Anrufer-Icons waren zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar und sollen per Update folgen. Zudem ist die Matrix nur sichtbar, wenn das Gerät mit der Rückseite nach oben liegt.
Ich finde: Die Idee der Glyph Matrix ist charmant und einfach mal etwas neues. Sie kann durchaus als nützliche Infoquelle dienen, wenn das Phone mit der Rückseite nach oben auf dem Tisch liegt. Einige Features sind allerdings auch verspielter Gimmick. Noch fehlt der volle Funktionsumfang. Ob sich durch die offene Entwickler-Schnittstelle langfristig für viele Apps Funktionen entwickeln, wird sich zeigen.

Hervorragende Displayqualität
Die Vorderseite wird von einem 6,7 Zoll großen OLED-Display eingenommen, das mit 1.260 x 2.800 Pixeln auflöst. Die Pixeldichte von 460 ppi bietet knackig scharfe Inhalte, die adaptive Bildwiederholrate von 120 Hz sorgt zudem für flüssiges Scrollen. Dank HDR10+ und 10-Bit-Farbtiefe ist die Anzeige auch was die Farbstandards betrifft auf dem neusten Stand. Der unter dem Display verbaute optische Fingerabdrucksensor reagiert zudem zügig.
Was die Displayqualität betrifft, bleibt sich Nothing seiner bisherigen Tradition treu und verbaut beim Phone 3 ein richtig starkes OLED-Panel. Dank hoher Kontraste bei Tageslicht und in Innenräumen, besticht das Smartphone mit einer exzellenten Ablesbarkeit, selbst bei Sonnenschein. Dafür sorgt auch die starke Helligkeit von bis zu 739 Nits im Alltag und sehr hohe 1.489 Nits im Boost. Zudem ist die Blickwinkelstabilität top, also die Ablesbarkeit bei seitlicher Sicht.
Damit gehört das OLED-Display des Phone 3 zu einem der besten im Premiumbereich und übertrifft sogar das schon exzellente Panel von Honor 400 Pro.

Performance: Solide Leistung, teils too hot to handle
Im Inneren arbeitet der Snapdragon 8s Gen 4, ein Chipsatz der Oberklasse auf 4-nm-Basis und kombiniert das mit 16 GB RAM. In Benchmarks liegt der Chip etwas hinter Qualcomms High-End-SoC Snapdragon 8 Elite und eher auf dem Niveau des Snapdragon 8 Gen 3, ein Top-Chip aus dem Vorjahr. Damit liegt das Phone 3 bei der Leistung ungefähr auf dem Niveau des Honor 400 Pro.
Im Alltag spielt es freilich absolut keine Rolle, ob wir einen High-End-SoC haben oder nicht. Das Phone 3 liefert eine schnelle, flüssige Performance. Apps starten zügig, Multitasking funktioniert problemlos, und auch grafikintensive Spiele laufen meist sauber.
Problematisch wird es bei Dauerlast, denn das Phone 3 neigt zumindest bei Benchmarks zur Überhitzung. So konnten wir den 3D-Mark-Stresstest nicht durchführen, da das Phone vorher wegen Überhitzung abbrach.
Beim Gaming hielt sich die Wärmeentwicklung des Phone 3 im normalen Rahmen. Wer aber Power-Gamer ist und das Phone 3 unter Dauerbelastung nutzt, könnte von Leistungsdrosselungen betroffen sein.
Ansonsten spendiert Nothing unserem Testgerät 512 GB Speicher, wovon unterm Strich 486 GB übrigbleiben. Das ist im Vergleich zu andren Smartphones viel, Nothing setzt nämlich auf eine schlanke Software-Oberfläche.

Software: Reduziert und durchdacht
Die Nutzeroberfläche des Phone 3 Nothing OS 3.5 basiert auf Android 15. Die Oberfläche ist dabei frei von Bloatware, setzt auf eine klare, monochrome Designsprache mit großen Widgets und Nothings eigener Punktschrift.
Uns gefällt Nothing OS ausgesprochen gut. Wir finden sie ansprechender und aufgeräumter als die Oberflächen von Xiaomi, Honor und Co.

Ein paar Besonderheiten gibt es, wie zum Beispiel den Essential Space, eine Art digitales Tagebuch bzw. ein digitales Gedächtnis. Mit einer dezidierten Taste unter dem Powerbutton, dem Essential Key, speichert man Screenshots mit Notizen oder nimmt Sprachmemos auf. Eine Recorder-Funktion kann auch Meetings aufzeichnen und per KI transkribieren.
Ansonsten verspricht Nothing 5 Jahre Android-Upgrades sowie 7 Jahre Sicherheits-Patches. Eine vorbildliche Update-Garantie in dieser Preisklasse.

Vierfach 50 Megapixel, teils mit Schwächen
Das Phone 3 setzt auf ein Vierfach-Setup mit jeweils 50 Megapixeln:
- 50-MP-Ultraweitwinkelkamera (114 Grad, f/2.2)
- 50-MP-Hauptkamera (1/1.3", f/1.68, OIS/EIS)
- 50-MP-Tele-Kamera (3-facher optischer Zoom, 60-fach digital, Makro-Fokus)
- 50-MP-Frontkamera (f/2.2, 4K-Video)

Die Ausstattung des Phone 3 klingt vielversprechend. Doch so richtig überzeugen konnte die Fotoqualität im Testlabor nicht. Die Ultraweitwinkeloptik ist dabei die schwächste Einheit. Trotz 50 MP mangelt es den Bildern stark an Details. Strukturen wirken unnatürlich.
Die Hauptkamera liefert bei viel Licht eine überragende Qualität ab, die auf einem Niveau mit dem Poco F7 Ultra, oder Pixel 9a spielt. Bei Dunkelheit bricht die Qualität allerdings stärker ein. Die Qualität ist dann immer noch leicht besser als die des F7 Ultra, kommt aber nicht an die des Pixel 9a oder Honor 400 Pro heran.
Das 3-fach-Tele liefert gerade bei viel Licht eine wirklich starke Qualität und kann sich diesmal nachts auch gegen das Poco F7 Ultra oder Honor 400 Pro behaupten.

Ganz erklären können wir uns die teils abfallende Fotoqualität nicht, den Nothing war, was den Punkt betrifft, immer recht gut. Vielleicht ist es die komplexe Verrechnung von mehreren RAW-Bildern, die noch nicht ganz ausgereift ist.
Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Farbabstimmung der Fotos. Die Bilder haben gute Kontraste und wirken nicht unnatürlich aufgehellt in den dunklen Bereichen. Außerdem ist das Farbmanagement sehr natürlich und nicht so bunt wie bei Honor oder Xiaomi.
Ein schönes Feature sind zudem die kuratierten Fotofilter für einen ansprechenden Schwarz-Weiß- oder Retro-Look.

Kameraqualität Nothing Phone 3
Vollbild an/ausKamera | Lichtbedingung | Bewertung der Fotoqualität |
---|---|
Ultraweitwinkel | 56 (ausreichend) |
hell | Nacht | ausreichend | mangelhaft |
Weitwinkel | 93 (sehr gut) |
hell | Nacht | überragend | befriedigend |
digitaler Zweifachzoom | 79 (gut) |
hell | Nacht | sehr gut | ausreichend |
3-fach-Tele | 84 (sehr gut) |
hell | Nacht | überragend | ausreichend |
GESAMTWERTUNG | 84 (GUT) |

Schneller WLAN-Download
Nothing stattet das Phone 3 mit allen aktuellen Standards aus: Wi-Fi 7, Bluetooth 6.0, NFC, 5G sowie Dual-SIM samt E-SIM-Unterstützung. Wer kabellos seine HiRes-Musik genießen möchte, bekommt mit AptX-HD und LDAC die entsprechenden Standards. Auch Bluetooth-LE ist mit an Bord.
Ein kleiner Dämpfer bei der Ausstattung: Das Phone 3 bietet nur einen langsamen USB-2.0-Anschluss. Damit gibt es auch keine Display-Port-Unterstützung. Fairerweise muss man erwähnen, dass die Konkurrenz wie das Honor 400 Pro oder Xiaomi 14T Pro ebenfalls nur langsame Ports verbauen.
Im WLAN-Test bei uns im Labor rennt das Phone 3 ganz schön. Der maximale Download von 1860 Mbit/s ist ziemlich stark und auf High-End-Niveau. Bei schlechter Verbindung zum Router sind 291 Mbit/s drin, das ist nicht außergewöhnlich viel, sondern bewegt sich ziemlich genau im Durchschnitt.

Durchweg guter Empfang
Bei den Empfangsmessungen im Testlabor bleibt beim Phone 3 alles unauffällig. Nothing mag vielleicht eine junge Marke sein, doch diesen wichtigen Part haben sie besser drauf als viele alt eingesessenen Hersteller. Wir vergeben sowohl für den LTE- als auch den 5G-Empfang jeweils die Note "sehr gut". Damit ist das Phone 3 besser als Honors 400 Pro (gut/sehr gut) und Xiaomis Poco F7 Ultra (gut/befriedigend).
Auch die Sprachqualität beim Telefonieren ist klar und sehr gut. Nur die Geräuschunterdrückung liegt in beiden Szenarien qualitativ etwas unterhalb der Konkurrenz.

Akku und Laufzeit: Ausdauernd und schnell geladen
Nothing verbaut beim Phone 3 einen Akku 5.150 mAh, der auf moderne Silizium-Karbon-Zellen setzt. Damit bleibt er vergleichsweise dünn. In unserem genormten Laufzeittest erreicht das Phone 3 eine sehr gute Akkulaufzeit von 17:59 Stunden. Damit kommt man als Nutzer zwischen 1,5 bis zwei Tage aus.
Auch im Marktvergleich ist das ausgezeichnet, denn das Honor 400 Pro kommt auf 16:25 Stunden, das Xiaomi 14T Pro auf 15:35 Stunden und
Geladen wird das Phone 3 mit bis zu 65 Watt kabelgebunden oder 15 Watt drahtlos. Peripherie lässt sich auf dem Phone mit zu 7,5 Watt auftanken (wireless reverse charging). Mit einem entsprechenden Netzteil ist das Phone 3 in 21 Minuten auf 50 Prozent und in 59 Minuten vollgeladen.

Fazit: Smartphone mit Charakter
Das Nothing Phone 3 ist kein klassisches Flaggschiff, sondern ein ziemlich spezielles Smartphone. Das Design muss man auf alle Fälle mögen. Die Glyph Matrix ist ein erfrischend neues Features, wenn auch noch nicht ganz ausgereift und sollte kein Kaufgrund sein.
Die Verarbeitung des Phone 3, die Displayqualität und Akkulaufzeit sind auf dem Niveau der Konkurrenz und teils sogar bessert. Uns gefällt auch die Software-Oberfläche von Nothing ziemlich gut. Ein kleines Manko ist die Fotoqualität. Gerade das Ultraweitwinkel muss noch einmal justiert werden. Die Fotoqualität bei Nacht ist zudem bei der Konkurrenz teilweise besser.
Kurz gesagt: Wer bewusst etwas Eigenständiges haben möchte und mit kleinen Ecken und Kanten leben kann, bekommt mit dem Nothing Phone 3 ein etwas anderes Oberklasse-Phone mit Charakter.

Testergebnisse Nothing Phone 3
Vollbild an/ausKategorie | Bewertung (Punkte) |
---|---|
Marke | Nothing |
Modell | Phone 3 |
Preis (Euro) | 899 |
Preis-Leistungs-Verhältnis | gut |
AUSDAUER (125) | sehr gut (117) |
AUSSTATTUNG (210) | sehr gut (178) |
System (55) | sehr gut (49) |
Display (35) | überragend (35) |
Connectivity (25) | gut (19) |
Kamera (80) | gut (60) |
Features (15) | überragend (15) |
HANDHABUNG (40) | gut (30) |
Handlichkeit (25) | befriedigend (17) |
Verarbeitungsqualität (15) | sehr gut (13) |
MESSWERTE (125) | gut (104) |
Akustik (35) | sehr gut (30) |
Senden und Empfangen (90) | gut (74) |
LTE-Bewertung | sehr gut |
5G-Bewertung | sehr gut |
connect-URTEIL (500) | sehr gut (429) |
Messergebnisse Nothing Phone 3
Vollbild an/ausMarke | Nothing |
---|---|
Modell | Phone 3 |
CONNECTIVITY | |
normierter Strahlungsfaktor/SAR-Wert (-/W/kg) | -0,42/1,290 |
maximaler Durchsatz WLAN (Mbit/s) | 1860 |
mittlerer Durchsatz WLAN mit Dämpfung (Mbit/s) | 291 |
AKUSTIK-MESSUNG | |
Sende-/Empfangsrichtung (Sprechen/Hören) | |
Lautstärkewert (dB) | 12,5/16,8 |
Klang (MOS/max. 5) | 3,9/3,4 |
Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5) | 3,4 |
Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5) | 3,1 |
AKKULAUFZEIT | |
typische Ausdauer max. Hz. (Stunden) | 17:28 |
Ladezeit bis 50/100 Prozent (Minuten) | 21/59 |
DISPLAY | |
Helligkeit/Boost (cd/m²) | 739/1489 |
AUDIOPLAYER | |
max. Lautstärke Lautsprecher (dB) | 80 |
GRÖSSE UND GEWICHT | |
Abmessungen (L x B x H in mm) | 161 x 76 x 9 |
Gewicht (Gramm) | 218 |