Standbox
Nubert nuVero 170 Exclusiv im Test
Die nuVero 170 von Nubert ist in ihrer Exclusiv-Variante nicht nur etwas fürs Auge. Wir haben die riesige Standbox mit ihrem beeindruckenden Bass getestet.

Was eine Zwei-Mann-Box sein soll, kann man sich als Leser vermutlich denken. Als Zwei-Mann-Box klassifizieren wir bei stereoplay Lautsprecher, die man allein nicht auspacken und aufstellen kann und daher auf die Hilfe eines Kollegen angewiesen ist. Wir haben zwar etwas Übung im Umgang mit Lautsprechern und kommen daher auch mit den größeren Exemplaren ziemlich gut zurecht, aber ab gewissen Dimensionen muss man eben passen. Solche Kaliber stehen bei stereoplay übrigens weitaus öfter vor der Tür, als man vielleicht annimmt.
Auch die nuVero 170 ist ein Paradebeispiel für eine solche Zwei-Mann-Box. Bei Nubert erfüllte man sich mit dem imposanten Lautsprecher einen schon seit Längerem gehegten Traum: Das bisherige High- End-Flaggschiff nuVero 140 schien noch immer Potenzial zu haben. Der etwas über 1,40 m hohe und knapp 50 kg schwere Lautsprecher mit 3,5-Wege-Prinzip und einer respektablen Bestückung mit sieben Schallwandlern, den stereoplay noch vor der offiziellen Premiere auf der HIGH END 2015 exklusiv testen konnte, sollte nicht das Ende der Fahnenstange markieren.
Und so wiederholt sich die Geschichte, allerdings in deutlich größeren Dimensionen: 1,70 m misst die nuVero 170 – Nubert hält also an der Nomenklatur fest, die sich an der Gehäusegröße orientiert – und bringt mit 70 kg gut 20 Kilogramm mehr auf die Waage als ihre schon durchaus mächtige Vorgängerin. Und wie vor zwei Jahren wird der Gigant auf der HIGH END zum ersten Mal offiziell vorgestellt, schaffte es aber schon vorab exklusiv zum Test bei stereoplay.

Groß, größer, nuVero
Das größere Volumen macht die Box im Bass noch stattlicher, wobei es gar nicht so einfach ist, die nahezu unglaublichen Werte der nuVero 140 tatsächlich zu überbieten. Letztendlich ist jedes einzelne weitere Hertz im Tiefgang und jedes zusätzliche Dezibel beim Maximalpegel hart erkämpft.
Nubert vergrößerte dafür neben dem Gehäuse die Membrandurchmesser im Tiefton von 18 auf 22 cm und stellte das 3,5-Wege- Konzept mit unterschiedlich weit nach oben eingesetzten Tieftönern auf echte vier Wege mit jeweils eigenen, genau auf den Einsatzbereich abgestimmten Schallwandlern um. Für den Bassbereich bis 160 Hz sind insgesamt drei Langhub-Tieftöner mit einem enorm wuchtigen Doppelmagnetantrieb zuständig, der Hersteller spricht sogar von „Ultra-Langhub“-Tieftönern. Eine doppelte Zentrierspinne sorgt dafür, dass die von einer breiten Gummi-Sicke gehaltene vierlagige Glasfaserverbund- Membran absolut kontrolliert ausgelenkt wird und nicht zu taumeln beginnt.
Den Tiefmitteltonbereich zwischen 160 und 450 Hz übernehmen zwei kleinere Konustreiber mit 15 cm Durchmesser, die in diesem Frequenzbereich weniger stark bündeln, als es die größeren Tieftöner tun würden. Ein Prinzip, das sich über die oberen Wiedergabezweige fortsetzt.
Auch der 52-mm- Flachmembran-Wandler, der breitbandiger agieren könnte, aber nur bis 2000 Hz spielen muss, und die 26-mm-Seidenkalotte, die den Hochtonbereich darüber abdeckt, sind so ausgelegt, dass Bündelungseffekte minimiert werden. Dadurch liefert der Lautsprecher eine besonders gleichmäßige Schallausbreitung in der Horizontalen, was die Messergebnisse bestätigen.
Mittel- und Hochtöner sind asymmetrisch in ihre Träger eingelassen – eine Anordnung, die charakteristisch für Nubert ist. Sie bedingt eine unterschiedliche Schalllaufzeit zu den Gehäusekanten, wodurch sich Kantenreflexionen weniger stark ausbilden.

Auf die Spitze getrieben
Nubert hat bei der nuVero 140 mit der sogenannten „doppelten D’Appolito-Anordnung“ sehr gute Erfahrungen gemacht. Dahinter steckt die Idee, den Hochtöner nicht nur von einem Paar parallel laufender Mitteltöner zu flankieren wie bei herkömmlichen D’Appolito-Lautsprechern, sondern das Ganze oben und unten auch noch mit zwei Tieftönern zu ergänzen.
Für die nuVero 170 wurde die Idee um eine Stufe erweitert. Da sie aufgrund des Vier-Wege-Prinzips einen zusätzlichen Treibertyp aufweist, wird der zentrale Hochtöner jetzt sogar von insgesamt drei Wandlerpaaren symmetrisch umrahmt. Diese „dreifache D’Appolito- Anordnung“ führt zu einem speziellen Abstrahlverhalten mit einem eindeutig definierten akustischen Zentrum auf Höhe des Hochtöners und vertikaler Schallbündelung, die Boden und Deckenreflexionen zu den höheren Frequenzen hin immer mehr reduziert.
Bildlich beschrieben erzeugt die nuVero 170 eine Art Hörfläche parallel zum Boden, weshalb sie auch außerhalb des Stereodreiecks noch beeindruckende Klangresultate liefert, egal, ob man als Zuhörer sitzt oder steht.

Nubert spielt Bach
Was die nuVero 170 tatsächlich zu leisten vermag, sollte sich direkt bei Bachs Toccata und Fuge in d-Moll herausstellen. Bei der von dem exzentrischen Virtuosen Cameron Carpenter auf der Orgel der New Yorker Trinity Church eingespielten Aufnahme, die auch auf dem stereoplay-Album „Natural Bass Vol. 1“ zu finden ist, lief die neue nuVero ohne großes Aufwärmen zur Bestform auf, wenn auch wenig überraschend: Eine Box, die einen so eindrucksvollen Tiefgang aufweist, empfiehlt sich geradezu für derart gewaltige Werke.
Den meisten Eindruck hinterließ daher nicht einmal das zweifelsohne phänomenale Bassfundament, sondern der überwältigende Eindruck von Raumweite, den der Lautsprecher erzeugte, und der auch die Aufnahme in besonderem Maße auszeichnet.
Schon jetzt kündigte sich eine Sensation an, daher wurden die Anforderungen an die Box sofort nach oben geschraubt. Jetzt galt es für die nuVero 170, das schwere Testprogramm der stereoplay zu durchlaufen. Zu den kritischsten Titeln, die Lautsprecher regelmäßig an ihre Grenzen bringen, gehört die „Kleine Fuge in g-Moll“, ebenfalls von Bach, die von Jacques Loussier für Jazztrio arrangiert und mit ihm am Klavier eingespielt wurde.
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Eine harte Aufgabe für die nuVero, nicht wegen der impulsiven Schläge auf das Tomtom, die sie locker wegsteckte, sondern weil das Stück absolute Zeitrichtigkeit einfordert. Bei vier Wegen und den gewählten Trennfrequenzen war es nicht selbstverständlich, dass sie auch diese Aufgabe bravourös meisterte.

Fazit
Nubert ist also ein „Bravourstück“ gelungen, das auf alle Fälle ganz oben mitspielt. Vielleicht fehlt der Box im Vergleich eine Nuance an Feinauflösung, was sie aber durch ihre mühelose Basswiedergabe und die atemberaubende Raumdarstellung mehr als wett macht. Sie ist entweder in der Exclusiv-Variante mit einem in Gold oder Silber lackierten Klangsegel und Kunstlederbezug erhältlich oder in der Standardausführung wahlweise mit einer weißen, braunen oder schwarzen Front.
Ausgeliefert und aufgestellt wird die nuVero übrigens von zwei erfahrenen Möbelpackern. Eine Zwei-Mann-Box eben!