Sony Xperia M5 im Test
Mehr zum Thema: SonyMit dem Xperia M5 schickt Sony ein Mittelklasse-Modell ins Rennen, das auf den ersten Blick viel vom Premium-Smartphone Z5 übernimmt. Wie der Test zeigt, ist das Original allerdings die bessere Wahl.

Bei seiner Mittelklasse dreht Sony ordentlich an der Preisschraube und setzt neue Schwerpunkte: Während der Vorgänger Xperia M4 Aqua (Test) mit einer UVP von 279 Euro gestartet war und als Unterwasser-Smartphone vermarktet wurde, steht beim mit 399 Euro deutlich teureren M5 die Frontkamera...
Bei seiner Mittelklasse dreht Sony ordentlich an der Preisschraube und setzt neue Schwerpunkte: Während der Vorgänger Xperia M4 Aqua (Test) mit einer UVP von 279 Euro gestartet war und als Unterwasser-Smartphone vermarktet wurde, steht beim mit 399 Euro deutlich teureren M5 die Frontkamera im Vordergrund. Die wurde auf 13 Megapixel aufgebohrt und liefert eine beeindruckende Qualität. Sie ist sehr lichtstark und übertrifft auch Oberklassemodelle wie Samsungs Galaxy S6 (Test) locker - für Selfie-Fans ist das M5 also eine klare Empfehlung. Anders sieht es bei der 21-Megapixel-Hauptkamera aus, die nur bei optimalen Lichtverhältnissen überzeugt. Wenn es dunkler wird oder die Lichtsituation komplex (Gegenlicht), kommt es vergleichsweise schnell zu Bildrauschen und Artefakten. Positiv hervorzuheben ist dagegen das übersichtliche Kameramenü, das eine Vielzahl von Einstellungen bietet, und die praktisch nicht vorhandene Auslöseverzögerung. Die separate Kamerataste wird ebenfalls vielen Smartphone-Fotografen gefallen.
Kein Wasserbad?
Auf den ersten Blick kann man das M5 kaum vom Flaggschiff Xperia Z5 (Test) unterscheiden. Doch spätestens beim Anfassen wird deutlich, dass das Selfie-Smartphone eine Preisklasse tiefer angesiedelt ist: Der Rahmen glänzt zwar metallisch, besteht aber nur aus Kunststoff, was man schnell spürt, wenn man ihn in die Hand nimmt. Nach dem Einschalten fallen außerdem die breiten Ränder um das Display auf, die dafür sorgen, dass der 5-Zöller genauso hoch und breit ist wie das Z5, obwohl dessen Display mit 5,2 Zoll deutlich größer ausfällt.

Die Verarbeitung ist bei beiden Modellen ohne Fehl und Tadel, die Gehäuse sind so dicht, dass auch ein Regenschauer keinen Schaden anrichten kann. Die Modelle erfüllen sogar die strengen Anforderungen der Schutzklasse IP68 und stecken somit auch einen Tauchgang problemlos weg. Sony vermeidet allerdings jeden Hinweis darauf, vermutlich um den Garantieanspruch einzuschränken, wenn ein Nutzer das Gerät unsachgemäß verwendet und etwa die Schutzkappe für Micro-SD und Nano-SIM nicht richtig geschlossen hat.
Ein paar Extras fehlen
Beim Display liefern die Japaner die gewohnt hohe Qualität: Das LCD ist mit 496 Candela leuchtstark, bietet eine scharfe Full-HD-Auflösung, ausgeprägte Kontraste und ist außerdem sehr blickwinkelstabil. Unter dem Display schlummert eine kleine Überraschung: Sony setzt erstmals auf Mediateks neuen Mittelklasse-SoC Helio X10. Der Achtkerner ist eine gute Wahl: Mit mehr als 14.196 Punkten im Grafikbenchmark 3DMark liegt die Leistung über Durchschnitt, den Alltag mit Standardaufgaben wie Internetsurfen bewältigt das SoC spielerisch. Der Arbeitsspeicher ist mit 3 GB so üppig bemessen, dass auch bei intensiver Nutzung die Leistung konstant bleibt. Nach unseren Tests sind wir uns sicher: Vom X10 wird man künftig häufiger hören.
Weniger gefallen hat uns dagegen die auf dem Smartphone installierte Software. Sony liefert das M5 mit der Android-Version 5.1 aus, die zwar immer noch weit verbreitet, aber schon über ein Jahr alt ist und auf immer mehr Geräten vom Nachfolger 6.0 Marshmallow ersetzt wird. Das ist auch die Version, die auf einem Smartphone dieser Preisklasse aufgespielt sein sollte - andere Hersteller wie HTC oder Huawei machen es vor. Ein entsprechendes Update für das M5 ist zwar angekündigt, aber wann es kommt, ist noch offen.

Die Sony-Oberfläche Xperia UI gefällt mit einer dezenten und modernen Optik und ist mit ein paar Sonderfunktionen angereichert, die Sonys Know-how im Entertainment-Bereich demonstrieren: Die PlayStation-App verbindet Smartphone und Spielkonsole, spezielle Klangprofile verbessern die Audioqualität. Der Abstand zum Z5 wird aber auch hier deutlich, denn das M5 kann keine verlustfreien Audioformate wie FLAC oder ALAC abspielen und auch die Klangverbesserung DSEE HX wird nicht unterstützt. Stereo-Lautsprecher fehlen ebenfalls, stattdessen ist ein Speaker links unten in den Rahmen eingelassen. In Anbetracht einer Preisempfehlung von 400 Euro hat Sony ein bisschen zu viel weggelassen.
Enttäuschung im Testlabor
Die Akustik ist sehr gut, genauso wie die Funkeigenschaften in den wichtigen 3G- und 4G-Frequenzen. Die Ergebnisse im GSM-Netz, das nur noch vergleichsweise selten genutzt wird, aber eine wichtige Backup-Funktion bei schlechter Netzabdeckung erfüllt, sind mit 9 von 15 Punkten allerdings ernüchternd.
Noch schlimmer wird es beim Akku, der mit einer Kapazität von 2600 mAh zwar ausreichend bemessen ist (das Galaxy S6 kommt mit 2550 mAh), aber im genormten connect-Nutzungsmix nur 4:39 Stunden durchhält. Damit gehört das M5 zu den kurzatmigsten Smartphones, die wir jemals gemessen haben - nicht jeder Nutzer wird mit diesem Gerät über den Tag kommen.
Fazit: Keine Empfehlung
Mit einer hochwertigen Selfie-Kamera als Alleinstellungsmerkmal schafft es das Xperia M5 nicht, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Ausstattung ist solide, mit einer UVP von 400 Euro ist der Preis aber viel zu hoch angesetzt. Hinzu kommt die miese Akkulaufzeit. Wenn es ein Sony sein soll, dann empfehlen wir, entweder 100 Euro draufzulegen und zum Xperia Z5 zu greifen, oder das ältere Xperia Z3+ (Test) zu kaufen. Beide Modelle erzielten Topergebnisse im Testlab, laufen mit Android 6 und werden von einem Rahmen zusammengehalten, der nicht aus Kunststoff, sondern aus Aluminium besteht.