TCL 75MQLED85 im Test: Lichtblick in der Oberklasse
Im Kampf um die TV-Krone fährt der chinesische Riese TCL große Geschütze auf. Beim neuen 75MQLED85 geht es diesmal nicht um überlebensgroße Bilddiagonalen, sondern um tolle QD-Mini-LED-Technik. Die wird im Fachhandel als verführerisches Sonderangebot feilgeboten. Hier unser Test.

TCL ist einer der beiden chinesischen TV-Hersteller, die in den vergangenen Jahren den Weltmarkt eroberten, die japanischen Traditionsmarken dabei hinter sich gelassen haben und nun Samsung angreifen. Das tun sie nicht allein durch wahnwitzige Preisattacken, bei denen sie zum Beispiel gigantische 98...
TCL ist einer der beiden chinesischen TV-Hersteller, die in den vergangenen Jahren den Weltmarkt eroberten, die japanischen Traditionsmarken dabei hinter sich gelassen haben und nun Samsung angreifen. Das tun sie nicht allein durch wahnwitzige Preisattacken, bei denen sie zum Beispiel gigantische 98-Zöller für weniger als 2000 Euro anbieten; sondern auch mit oft hochwertiger Basistechnik und Innovationen.
So war TCL schon 2019 die erste Marke, die ein Backlight aus Tausenden Mini- LEDs hinter die LCD-Schicht packte und damit starke Kontraste bei minimierten Fehlern durch Lichtkränze bot. Dabei half ihnen sogar der stärkste Konkurrent Samsung auf die Sprünge, denn er war damals Anteilseigener an TCLs Displayfabrik CSOT.
Unsere Neuheit ist nicht mehr so ultraflach wie ihr Urahn X10. Dafür hat sich die Basistechnik weiterentwickelt. Dabei kommt es nicht auf die reine Zahl der Lichtspender an, sondern darauf, wie viele Zonen der Bildfläche individuell adressierbar sind. Und da ist TCL mit 1248 Zonen, die wir im Labor ausmachen konnten, auf der sicheren Seite. Andere Hersteller nennen das Backlight ihrer Geräte schändlicherweise schon bei einem Zehntel dieser Feinheit Full Area Local Dimming (FALD).

Eine ordentliche Portion Verwirrung serviert TCL dagegen mit seinen Produktnamen. Es gibt baugleiche Modelle, die in Deutschland unter einem ganz anderen Namen verkauft werden als im Rest Europas, andere gibt es mit leicht abgeänderten Spezifikationen im Angebot von Fachhandel, Großfläche und Online-Handel. Wir fanden bei Drucklegung dieses Artikels übrigens auch keinen 75MQLED85X1 auf der Internetseite von TCL, dafür aber beim Fachhändler Expert und bei einigen Internetquellen zu teilweise sensationellen Preisen.
Und wenn solch ein Gerät neben dem Hinweis auf Mini-QLED eine 85 im Namen trägt, liegt eine Verwandtschaft zu TCLs Topmodell 75C855X1 (hier unser Test) nahe. Diesen Fernseher, der offiziell rund 1000 Euro teurer ist, haben wir erst vor Kurzem mit der Gesamtnote bewertet. Wie sich herausstellen sollte, liegt ein Vergleich gar nicht so fern.

Mini-LED mit Quantum Dot: das Wesentliche an Bord
TCL hat stolze elf Modellreihen allein an Mini-LED-Fernsehern. Sie unterscheiden sich in Lichtleistung, Dimmingzonen, Videoprozessor und natürlich Bonusfeatures sowie Verarbeitungsqualität. Unser Hauptaugenmerk lag auf den Unterschieden unseres Probanden zum C855, den wir ja noch gut kannten.
Auf den ersten Blick ähneln die Geräte sich sehr. Unserem Testgerät lag sogar dieselbe hochwertige Fernbedienung bei, laut Datenblatt hätte es eigentlich eine einfachere Variante sein müssen.

Der mit 31 Kilogramm schön massive MQLED85 steht jedoch statt auf einem Fuß aus Edelmetall auf einem aus plastikummanteltem Gussseisen. Die gute Nachricht ist, dass Google TV (Android 12) über dieselbe Hardware läuft wie beim großen Bruder und ebenfalls satte 48 Gigabyte Massenspeicher frei verfügbar sind. Alle vier HDMI-Eingänge bieten die volle Bandbreite von 48 Gbit/s – zwar ohne DSC-Dekompression, dafür aber mit variablen Bildraten bis 144 fps. Bei Full-HD sind es sogar 240 fps, wenn auch ohne spürbaren Gewinn an Reaktionsschnelligkeit.
Ein einziger USB-Slot kann externe Medien abspielen, jedoch keine TV-Signale empfangen. Die kommen über einen Vierwege-Single-Tuner rein, der alle üblichen Auflösungen unterstützt – bis auf HD+.
Optimale Einstellungen: TCL 75MQLED85
Vollbild an/ausEinstellung | Wert |
---|---|
Bildmodus | Kino |
Helligkeit | 100 |
Kontrast | 90 |
Schwarzstufe | 50 |
Schärfe | 0 |
Farbsättigung | 50 |
Gamma | 2 |
Farbtemperatur | warm -5 |
RGB-Gain (Hoch) | 0, 0, 0 |
RGB-Offset (Niedrig) | 0, 0, 0 |
Empfhohlener Sehabstand | |
TV: 4,7 m | DVD: 4,1 m |
HD: 2,7 m | UHD: 1,6 m |
Gaming: | Mit variablen Bildraten bis 144 fps und Latenzen unter 13 ms steht immersivem Gaming nichts im Weg. Sehr lobenswert sind die eingeblendeten Kommentare, die alle Optionen erklären. |
Streaming und Sonderinhalte
Alle Hersteller setzen heutzutage auf Streaming, und so bietet auch TCL alle entscheidenden Apps zur Installation an. Über TCL-Channels ist Etliches an Sonderinhalten erhältlich. Hier überbieten sich die Marken geradezu mit unzähligen fragwürdigen Kanälen für spezielle Interessen. Ebenso wie Streaming liegen schicke Bildschirmschoner mit Kunstgalerien, Cloud-Gaming, Bildschirmspiegelung und Netzwerkquellen im Trend. Unser Kandidat hat dies alles, deshalb gibt es in der Kategorie Ausstattung keine Abzüge.
Gaming beim TCL 75MQLED85
Positiv überrascht waren wir, als wir Spielekonsolen anschlossen. Der Fernseher erkannte, dass wir spielen wollten, und präsentierte eine ausführliche On-Screen-Erklärung des Bildschirmmenüs „Spielleiter“ und dessen Funktionen. Von HGIG über Schattenoptimierung bis zu Ultra-Widescreen ist nämlich viel möglich, was aus dem MQLED85 einen exzellenten Gaming-TV macht. Im PC-Modus wird übrigens die Bildelektronik übergangen, die ihre Farbanteile leider nicht sonderlich scharf zeichnet. So sind im PC-Modus messerscharfe Monitorbilder zu sehen.

Wenn einem so viel Gutes wird beschert, werden auch Zweifel wach. So begaben wir uns natürlich auf die Suche nach Sparmaßnahmen, die TCL am Topmodell durchführen musste. Der C855 blendete unsere Augen mit bis zu 4000 Nits aus mehr als 2000 Mini-LED-Zonen und hatte eine mit ein Prozent relativ hochwertige Raumlichtunterdrückung. Beim MQLED85 hat TCL tatsächlich die teure Panelvergütung eingespart und spiegelt mit 3,3 Prozent. In vergleichbar mäßigem Farbblickwinkel halbiert sich der bewertete Winkelkontrast auf circa 3200:1 – ein immer noch sehr guter Wert.

Bildqualität
Alles in allem eignet sich der MQLED85 für ein moderat beleuchtetes Wohn- oder Gamingzimmer fast genauso gut wie das 1000 Euro teurere Spitzenmodell. Das ist im Dunklen einfach oft zu knallig. TCL hat vor allem im Kinomodus der Farbgebung dieselbe Sorgfalt angedeihen lassen, sodass auch der Testkandidat eine hohe Natürlichkeit bietet, selbst dann, wenn man das Backlight auf viel zu hohe Brillanz einstellt.
Nahezu katastrophal war der allererste Bildeindruck, als nach der Sendersuche „Das Erste“ mit 720p HDTV im Standardmodus lief. Das Bild ist ab Werk nicht nur etwas kalt, sondern so glattgebügelt und filtriert, dass Details in der Totalen wirken wie Malen nach Zahlen mit der groben Kelle. Man sollte sofort in den Kinomodus schalten oder besser noch an den vielen Reglern drehen, die TCL bereit stellt. Die reichen von mehreren Optionen zur Kontrastoptimierung bis hin zu den umfassenden Möglichkeiten einer Laborkalibration.
Beim Testen der HDR-Fähigkeiten – außer HLG und PQ unterstützt das Gerät HDR10+ und DolbyVision IQ – fiel uns auf, dass das TV-Gerät seine Dynamik stärker in den Vordergrund drängt als der C855. Das lokale Dimmen klappt dank der 1248 Zonen sehr gut. Es kam weder zu auffälligem Absumpfen von Nachtlandschaften noch zu starken Halos um helle Objekte.
Die Kontrastspanne wurde jedoch in jedem Modus (außer bei völlig deaktiviertem Dimmen) etwas aufgehübscht. In Ausnahmefällen kamen periphere Bildbereiche leicht ins Pumpen, aber das werten ungeschulte Augen, die die Originale nicht kennen, vielleicht sogar als Vorteil. Wenn man sie beim passenden Quellmaterial in der richtigen Stufe einsetzt, funktionieren TCL-Bildoptimierungen wie Rausch- und Artefaktfilter sowie das De-Banding sehr effizient, die Bewegungsglättung arbeitet deutlich fehlerärmer als bei Vorgängern und kann das schlimmste Filmruckeln gern etwas mildern.
Klangqualität: Stereolösung von Onkyo
Beim Klang setzt TCL auf eine Stereolösung von Onkyo, die viele DSP-Spielereien samt Einmessautomatik bietet, was die erträgliche Boxenqualität aufwertet. Mit so einem prächtigen Preis-Leistungs-Verhältnis untermauert TCL zu Recht seinen Platz in den Top 3 der TV-Marken weltweit.
Fazit: TCL 75MQLED85
Der TCL 75MQLED85 kommt mit einer Vollausstattung für Streaming und Gaming. Obendrein liefert er für seinen Preis besonders satte und leuchtstarke HDR-Erlebnisse.
Aus dem Messlabor
Bildmessung Ultra-HD HDR BT.2100 12 Bit

In Spitzlichtern kratzt der 75MQLED85 kurzzeitig an der 2000-Nits-Marke. Dabei bleibt der Turboboost des Dimmings nicht immer unbemerkt. DCI wird zu 96%, also farbenfroh abgedeckt.
Bildmessung HDTV Full-HD, BT.709, 8 Bit

Farben und Weißabgleich sind im Kinomodus bestens definiert. Doch schon bei unserer neutralen Messsequenz versucht das Dimming, den Kontrast zu maximieren.
Panel unter der Lupe

Beim VA-LCD-Panel aus eigener Fertigung sieht man schön, dass Subpixel in zwei Flächen unterteilt angesteuert werden. Das verbessert Reaktionszeit und Blickwinkel.
Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com
Daten und Messwerte: TCL 75MQLED85
Vollbild an/ausMerkmal | |
---|---|
Daten und Messwerte | |
Hersteller | TCL |
Modell | 75MQLED85X1 |
Preis | 2400 Euro |
Internet | www.tcl.eu |
MESSWERTE | |
Abmessungen in cm (B × H × T) | 167 × 103 × 34 (7,2) cm |
Bilddiagonale / Gewicht | 189 cm / 31 kg |
Kontrast ISO / in-Bild / dynamisch | 1063 / 7795 / 129k |
Flächen- / Spitzenweiß / HDR | 672 / 1820 / 1864 cd |
Gamma / Abweichung vom Ideal | 2,4 / 2 % |
Farbtemperatur / Abweichung | 6907 K / 2 % |
Farbraum HDTV / HDR-BT.2020 | 100 % / 79 % |
Ausleuchtung / Farbverteilung | 94 % / 98 % |
Latenz Film- / Gamemodus | 115 / 21 ms |
Einschalt- / Umschaltzeit | 5 / 2,6 Sek. |
Verbrauch max. / Film / Standby | 305 / 83 / 0,4 W |
ANSCHLÜSSE | |
Tuner: analog / DVB-T / -C / -S | 1 / 1 / 1 / 1 |
IP-Tuner / CI-plus | Google-TV / 1 |
HDMI / Komponente / AV-in | 4 / 0 / 1 |
USB (davon 3.0) / Netzwerk / WLAN | 1 (1) / 1 / ac |
Audioausgang | optisch, Kopfhörer, Bluetooth 5.2 |
AUSSTATTUNG | |
Hintergrundbeleuchtung / regelbar | Mini-QLED / + |
… via Lichtsensor / via Bildinhalt | + / + |
100 Hz / 200 Hz / Backlight-Blinking | + / FHD / + |
High Dynamic Range (HDR) | DVIQ, HDR10+, HLG |
Filmmakermode / ALLM / HGIG | - / + / + |
G-Sync / FreeSync / VRR | - / Premium Pro / 48-240 |
FPS 2K / 4K / 8K | 240 / 144 / - |
Farbtemperatur / Farbraum | Kalibr. / Kalibr. |
… RGB Gain+Offset / 10p / 20p | + / - / + |
Gamma / Rausch- / Artefaktfilter | +/+/+ |
Medienwiedergabe | USB, ChromeCast, Airplay2 |
DLNA-Heimnetz | Client |
HbbTV / Betriebssystem | + / Google-TV (12) |
Smart-TV-Apps* | A, Ap, D, Di, G, J, M, Mx, N, P, R, Ra, S, Sp, W, Y, Z |
Sprachsteuerung / Smartphone-App | Google+Alexa / + |
Festplatte für Aufnahmen / über USB | - / - |
Zubehör | - |
Besonderheiten: | Dolby-Atmos, dts-Virtual-X, Onkyo-Boxen mit Woofer, Audioeinmessung, DDC-Kalibration, TCL GameMaster Pro 3.0, Imax Enhanced |
*Abkürzungen für Smart-TV-Dienste: A=Amazon Prime Video, Ap=Apple TV , D=DAZN, Di=Disney+, G=Google Play Movies, H=HD+, J=Joyn, M=Magenta-TV, Mx=Maxdome, N=Netflix, P=Paramount+, R=RTL+, Ra=Rakuten, S=Sky, Sp=Spotify, W=Webbrowser, Y=Youtube, Z=Zattoo
Testergebnisse: TCL 75MQLED85
Vollbild an/ausKategorie | Punkte |
---|---|
BILDQUALITÄT max. 500 | 464 überragend |
TV-Empfang 50 | 42 |
High Definition 75 | 73 |
Ultra High Definition (+HDR) 85 | 82 |
Kontrast 90 | 85 |
Schärfe 60 | 54 |
Farbtreue 55 | 53 |
Ausleuchtung / Blickwinkel 40 | 33 |
Bildverbesserung 45 | 42 |
KLANGQUALITÄT max. 60 | 37 befriedigend |
AUSSTATTUNG max. 260 | 222 sehr gut |
Tuner 65 | 54 |
Anschlüsse / Kommunikation 85 | 73 |
Medien / Smart-TV / Gaming 60 | 55 |
Sonstiges /Ökologie 50 | 40 |
BEDIENUNG max. 105 | 95 überragend |
Menügestaltung / Handling 25 | 21 |
Einstellungsmöglichkeiten 40 | 39 |
Installation 15 | 13 |
Fernbedienung 25 | 22 |
VERARBEITUNG max. 80 | 68 sehr gut |
Anmutung 25 | 21 |
Material 55 | 47 |
URTEIL max. 1005 | 886 sehr gut |