Tesla Model 3 im Test: Zukunftsweisend
Im connect Test muss sich das Tesla Model 3 in den Bereichen Infotainment, Navigation, Connectivity und UI beweisen. Wie schlägt sich das Elektroauto?

Tesla präsentierte Ende letzten Jahres eine überaus erfolgreiche Jahresbilanz: Mit weltweit circa 367.500 ausgelieferten Fahrzeugen läutete das Unternehmen eine neue Ära ein und konnte zuletzt auch an der Börse überzeugen. Ein wichtiger Treiber dieser positiven Entwicklung i...
Tesla präsentierte Ende letzten Jahres eine überaus erfolgreiche Jahresbilanz: Mit weltweit circa 367.500 ausgelieferten Fahrzeugen läutete das Unternehmen eine neue Ära ein und konnte zuletzt auch an der Börse überzeugen.
Ein wichtiger Treiber dieser positiven Entwicklung ist sicherlich das Model 3. Grund genug für uns, uns einmal ausführlich mit dem jüngsten Spross des Autoherstellers aus Palo Alto in Kalifornien auseinanderzusetzen. Das Elektroauto gilt in allen Bereichen als überaus innovativ und zukunftsorientiert. Daher konnten wir es kaum erwarten, Infotainment, Connectivity, Navigation und User Experience sowohl im Alltag als auch unter Laborbedingungen ausgiebig zu testen.
Allerdings haben wir uns innerhalb der Redaktion dafür entschieden, das Model 3 aus der klassischen Punktewertung zu nehmen, da sich die Umsetzung der einzelnen Testbereiche innovationsbedingt deutlich von den üblichen Fahrzeugkonzepten unterscheidet.
Es sei nicht zu viel verraten, wenn ich vorwegnehme, dass es auch beim Tesla bei den von uns getesteten Kriterien durchaus Luft nach oben gibt. Allerdings beherrscht es wahrscheinlich kein anderer Fahrzeughersteller, neue Funktionalitäten so schnell und reibungslos über Overtheair-Softwareupdates in ein Auto zu bringen.

Elektroauto im Test: Tesla Model 3 Long Range AWD
- Leistung: 317 kW/430 PS
- Drehmoment: 644 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 233 km/h
- Beschleunigung: (0-100 km/h) 4,6 s
- Verbrauch: 16,9 kWh/100 km
- Preis: ab 54 090 Euro
Tesla Model 3: Infotainment
Als wir uns das erste Mal hinter das Steuer des Tesla Model 3 setzten, wurde uns bewusst, dass hier wohl Entwickler am Werk waren, die eine neue Philosophie in die elektrifizierte Mobilität von morgen bringen wollten. Sie vernachlässigten vermutlich bewusst das bestehende Konzept, eine Vielzahl von Informationen auf zahlreiche Screens zu verteilen.
Touchscreen als Zentrale
Stattdessen reduzierten sie die Infotainmentschnittstelle auf das Wesentliche: Der 15,4 Zoll große und mittig platzierte Touchscreen ist die einzige Steuer- und Informationseinheit im Model 3. Hier kann der Fahrer sämtliche Einstellungen für das personalisierte Fahrzeugsetting vornehmen und relevante Informationen wie Geschwindigkeit, Verbrauch oder Routenführung ablesen.

Auch auf klassische Hardkeys wurde weitgehend verzichtet. Lediglich am Lenkrad gibt es zwei innovative Scrolltasten, die multifunktional in Abhängigkeit vom auf dem Screen gewählten Menüpunkt genutzt werden können.
So ist es möglich, mit der linken Scrolltaste die Lautstärke der jeweils aktiven Quelle zu regulieren, Radiosender zu wechseln, die Außenspiegel zu justieren und das Lenkrad einzustellen. Die rechte Taste unterstützt Funktionalitäten wie das Aktivieren des befehls orientierten Sprachdialogsystems, das Verstellen des Tempomats oder die Regelung des Abstands zum vorausfahrenden Fahrzeug.
Spotify ja, aber kein Apple Carplay oder Android Auto
Für die musikalische Untermalung während der Fahrt stehen serienmäßig DAB+-Radio sowie implementierte Streamingdienste wie Spotify und TuneIn zur Wahl. Auch das Smartphone kann via Bluetooth-Anbindung als Zuspieler genutzt werden. Apple Carplay oder Android Auto sucht man allerdings vergebens.
Innovative Dashcam-Funktion
Als überaus innovativ empfanden wir die der Beta-Version implementierte Dashcam-Funktion. Dazu nutzt der Tesla die Kameras, die auch für die Autopilotfunktion vorgesehen sind, um entsprechende Aufnahmen im Verkehrsraum zu machen.
Für die Nutzung ist ein USB-Stick mit mindestens 32 Gigabyte erforderlich, der in einen der vorderen USB-Ports eingesteckt wird. Die Aktivierung der Dashcam erfolgt über ein Symbol auf dem Touchscreen.

Tesla Model 3: Navigation
Die Navigation zählt ohne Zweifel zu den Paradedisziplinen des Tesla Model 3. Zielangaben können unterschiedlich eingegeben werden: klassisch über das Touchdisplay, über das Sprachdialogsystem oder via Google Maps vom Smartphone aus. Dabei kann der Fahrer nach Adressen und POIs suchen.
Ladestopps planen
Mithilfe der Aktivierung der Onlineroutenplanung kann man aufkommende Staus umfahren. Die Routenauswahl erfolgt unter Berücksichtigung aktueller Verkehrsdaten, wobei man definieren kann, ab welcher Zeitverzögerung die Stauumfahrung automatisch erfolgen soll. Der Menüpunkt Trip-Planer trägt dafür Sorge, dass das System dabei notwendige Ladestopps einkalkuliert.
Die Kartendarstellung ist übersichtlich, man kann zwischen 2D- und Satellitenansicht wählen. Der Verkehrsfluss auf den Straßen wird in Echtzeit mit farblich verschiedenen Kennzeichnungen markiert. Mit zwei Fingern lassen sich Ausrichtung und Größe des Kartenauschnitts am Touchscreen beliebig verändern.
Autopilot-Upgrade kostet extra
Wer bereit ist, zusätzliche 6.300 Euro für das Navigieren mit Autopilot auszugeben, erhält erweiterte Funktionalitäten, die ihn auf Autobahn fahrten aktiv unterstützen– derzeit noch auf Basis einer Betaversion im Rahmen der gegenwärtigen Gesetzeslage. Model 3 ist dann in der Lage, mithilfe des erweiterten Lenkassistenten die Fahrspur automatisch zu wechseln und auf Abfahrten zu steuern.

Auf unseren Testfahrten hat uns dieses zukunftsgerichtete Feature noch nicht überzeugen können. Der Tesla agierte beim Fahrspurwechsel sehr hektisch und vermittelte kein Gefühl der Sicherheit.
Etwas enttäuscht hat uns zudem, dass die Kamerasensoren momentan keine Verkehrsschilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen erkennen; sie werden noch klassisch über das Kartenmaterial ausgewiesen. Besonders auf Autobahnen, auf denen sich die erlaubte Geschwindigkeit nach dem aktuellen Verkehrsfluss richtet, sollte man sich nicht allein auf die Informationen im Fahrzeug verlassen, sondern die Anzeigen auf der Straße im Blick behalten.

Tesla Model 3: Connectivity
Wie bei unseren vorherigen Testkandidaten lautet auch im Model 3 die Devise „Always-on“. Eine eingebaute SIM-Karte sorgt dafür, dass das Auto mit allen notwendigen Daten aus dem mobilen Netz versorgt wird. Dies gilt beispielsweise für Softwareupdates, die over the air in das Fahrzeug gelangen, oder für die Live-Traffic-Informationen zur optimalen Routenführung.
Über einen Spotify-Account kann zudem Musik unabhängig von einer Smartphonekopplung gestreamt werden. Ein Webbrowser ermöglicht das Surfen im Internet.
Premium- und Standard-Paket
Zu beachten ist aber, dass sich die Kostenstruktur für die dauerhafte Konnektivität verändert hat. Tesla-Kunden, die ihr Fahrzeug vor dem 1.7.2018 bestellt haben, konnten sich noch über zeitlich unbegrenzten, kostenlosen Datentransfer übers Mobilfunknetz freuen. Mittlerweile gibt es ein Standard- und ein Premiumpaket.
„Standard“ umfasst nur noch den Datenaustausch via Mobilfunk für die grundlegenden Navigationsfunktionen. In der Premiumvariante macht der kalifornische Hersteller sämtliche datenabhängigen Dienste vollumfänglich zugänglich.

Immerhin stellt Tesla das Premium-Paket bei Neufahrzeugen im ersten Jahr kostenlos zur Verfügung. Danach kann es am Touchscreen im Fahrzeug abonniert werden.
Über ein integriertes WLAN- Modem erkennt das Auto im Umkreis von zehn Metern verfügbare Netze und gewährt nach der Passworteingabe den Zugriff darauf. Das Smartphone lässt sich über eine Bluetooth-Schnittstelle anbinden und erlaubt Telefonie sowie Musikstreaming.
Zu diesen Schnittstellen gesellen sich im Frontbereich der Mittelkonsole zwei USB-Ports. Daran kann man das Mobiltelefon über ein zusätzliches Kabel laden, alternativ lassen sich auch Flash-Speicher anschließen, beispielsweise wenn man Musik abspielen will.
Die Tesla-App gewährt dem Fahrer auch außerhalb des Autos Zugriff. So kann er das Smartphone als digitalen Schlüssel einrichten oder Klimaanlage und Sitzheizung aktivieren. Auch das Ver- und Entriegeln der Türen sowie die Kontrolle des Akkustands und der Reichweite beim momentanen Ladezustand sind auf diese Weise einsehbar.

Tesla Model 3: User Experience
Unsere Partner von umlaut haben die User Experience des Model 3 eine Woche lang auf Herz und Nieren getestet. Das Angebot an Funktionalitäten innerhalb der Tesla-App im Zusammenspiel mit dem Fahrzeug bewerteten die Kollegen als überaus positiv.
Die Applikation informiert insbesondere hinsichtlich Reichweite ausführlich und transparent. Auf demselben Niveau liegen Alarmanlage und Wächtermodus.
Wächtermodus nutzt Sensoren und Kameras
Bei letztgenanntem Feature werden Kameras und Sensoren des Tesla dazu genutzt, das geparkte Fahrzeug zu überwachen. Im Falle einer Gefährdung löst der Wächtermodus Alarm aus und nimmt die entsprechenden Sequenzen auf.
Bei der eigentlichen Alarmfunktion sei angemerkt, dass im Falle einer Auslösung keine Deaktivierung aus der Ferne über die App möglich ist. Der Tesla fordert dann ein, dass sein Besitzer ihn persönlich aufsucht.
Navigation hui, Sprachbedienung pfui
Auch die Navigation haben wir unter die Lupe genommen. Beim Abgleich mit der Referenz Google Maps stimmten die kalkulierten Fahrzeiten weitestgehend überein.
Gravierender Schwachpunkt im Model 3 ist die Sprachbedienung. Anders als bei den vorherigen Testkandidaten fehlt die Möglichkeit, Funktionalitäten wie die Lautstärke oder die Temperatur via Sprachbefehl zu regulieren. Die verbale Kommunikation zwischen Mensch und Auto beschränkt sich auf Telefonie, Navigation und Webradio.
Die Bereiche Produktivität und Unterhaltung konnten hingegen überzeugen. Termine aus dem persönlichen Kalender werden übersichtlich angezeigt, das Streamingangebot mit Spotify und TuneIn ist sehr gut.
Tesla Model 3: Test-Fazit
Beim Model 3 hat man das erfrischende Gefühl, ein Auto zu erleben, das in den von uns getesteten Bereichen frei von jeglichen Konventionen ist und durchaus mit spannenden Ansätzen überzeugt.
Für manche mag es eine Umstellung sein, sämtliche Informationen und Einstellungen über einen einzigen15,4-Zoll-Touchscreen zu steuern. Bedenkt man jedoch, dass die Reichweite eines Fahrzeugs im Zeitalter der Elektromobilität die entscheidende Währung ist, so ist klar, dass andere Verbraucher im Auto so schlank wiemöglich zu halten sind – und das haben die Entwickler wirklich konsequent umgesetzt.
Was der Tesla wahrscheinlich bis heute besser kann als viele andere E-Modelle, ist das Softwareupdate over the air. So ist gewährleistet, dass man sich auch lange nach dem Kauf an neuen Features erfreuen kann. Einzig das aktuelle Sprachdialogsystem hat uns und umlaut nicht überzeugen können.