6 Balkonkraftwerke-Apps im Check
Seit rund einem Jahr testet connect Balkonkraftwerke. Dabei wurde im Lauf der Zeit klar: Connectivity und App-Funktionen hängen in erster Linie vom Wechselrichter ab. Wir geben einen Überblick.

Der halbe Spaß an einem Balkonkraftwerk ist die Echtzeit-, aber auch Langzeit-Beobachtung der von den Solarpanels erzeugten Erträge. Kommen Gleichgesinnte zusammen, vergleichen sie gern ihre aktuellen Einspeisewerte. Diese Informationen liefern die zu den Anlagen gehörenden Apps. Nachdem wir nun ...
Der halbe Spaß an einem Balkonkraftwerk ist die Echtzeit-, aber auch Langzeit-Beobachtung der von den Solarpanels erzeugten Erträge. Kommen Gleichgesinnte zusammen, vergleichen sie gern ihre aktuellen Einspeisewerte.
Diese Informationen liefern die zu den Anlagen gehörenden Apps. Nachdem wir nun seit etwa einem Jahr Balkonkraftwerke testen (siehe unseren Vergleich), sind uns dabei immer häufiger alte Bekannte begegnet: Die Apps und ihre Anbindung ans Heimnetz hängen letztlich vom eingesetzten Wechselrichter ab.
Hier gibt es eine Handvoll einschlägiger Hersteller und Modelle – die Anbieter der Gesamtsysteme bedienen sich aus diesem Baukasten. Somit wurde klar: Was die Apps können, wie sie aussehen und wie die Informations- und Signalflüsse ausgelegt sind, ist bei den meisten Balkonkraftwerken identisch gelöst – abhängig vom Wechselrichter.
Vernetzung und App je nach Wechselrichter
Im Folgenden haben wir daher die Erfahrungen, die wir bei unseren Einzeltests gesammelt haben, zusammengetragen – sortiert nach den am häufigsten im Markt zu findenden Wechselrichtern. Wer sich für ein Balkonkraftwerk interessiert, das einen „Microinverter“ von Hoymiles, NEP, TSun und Co. beinhaltet, kann somit abschätzen, was ihn in puncto Vernetzung und App erwartet.
Auch wenn es im Detail kleinere Unterschiede bei der Connectivity gibt, setzen alle auf die vorgestellten Lösungen auf die Anbindung ans Heimnetz per WLAN. Dabei gibt es allerdings zwei Herangehensweisen: Ist das WLAN-Modul direkt im Wechselrichter integriert, hängt es vom Aufstellungsort des Balkonkraftwerks ab, ob das heimische Funknetz dort in ausreichender Qualität zu empfangen ist. Stößt dies, etwa auf Garagendächern oder Gartenhäusern, an seine Grenzen, muss ein WLAN-Repeater auf halbem Weg zwischen WLAN-Router und Balkonkraftwerk einspringen.
Die Alternative sind Lösungen mit sogenannten DTUs (Data Transfer Units). Das sind in der Regel WLAN-Sticks, die zwischen Wechselrichter und Router platziert werden. Ob auf die eine oder die andere Art: Steht erst mal die Verbindung, liefern die angebundenen Apps die zum Vergleichen und Kontrollieren benötigten Daten.
Anker
Der Fokus der Anker-„Solix“-Serie auf Komplettsysteme inklusive Energiespeicher spiegelt sich auch in der zugehörigen App wider.

Auch wenn Anker in seiner „Solix“-Serie Balkonkraftwerke ohne Speicher anbietet, liegt der Fokus des Herstellers auf Komplettsystemen mit der hauseigenen Speicherlösung „Solarbank“. Bei diesen Varianten ist der Wechselrichter samt WLAN-Modul (Wi-Fi 4/ 11n, 2,4 GHz) direkt im Speichersystem integriert. Als weitere Option bietet Anker per WLAN einbeziehbare Smart Plugs an, also ins System integrierte intelligente Steckdosen.
Klarer Fokus auf Komplettsystem
Die zugehörige App, die schlicht den Namen „Anker“ trägt, ist ganz auf dieses Konzept zugeschnitten. Sie liefert alle Angaben zum aktuellen sowie kumulierten Ertrag (nach Tag, Woche, Monat oder Jahr) und rechnet diese Werte auch gleich in CO2-Einsparungen um. Darüber hinaus zeigt sie Ladezustand und Temperatur eines angeschlossenen Energiespeichers und die Energieflüsse im heimischen Stromnetz an.
Über die App lässt sich dann auch in einem „Energieplan“ festlegen, wann welche Energiemenge gegebenenfalls aus dem Stromspeicher ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden soll.
Sind smarte Steckdosen integriert, melden diese den aktuellen Verbrauch des angeschlossenen Geräts ans Gesamtsystem, das die Einspeisung aus der Speicherbatterie ins Hausstromnetz entsprechend anpasst. Allerdings wird so natürlich nicht der Gesamtverbrauch im kompletten Haushalt erfasst. All dies stellt die App grafisch ansprechend und übersichtlich dar – auf das Anker-Komplettsystem ist sie perfekt angepasst.
Ecoflow
Auch bei Ecoflow stehen Stromspeicher und die Steuerung von Energieflüssen im Mittelpunkt – so ist auch die App des Herstellers strukturiert.

Ähnlich wie bei Anker sind auch die Balkonkraftwerke der „PowerStream“-Serie von Ecoflow auf die Einbeziehung eines Speichersystems ausgelegt – auch wenn es auf Wunsch auch ohne geht. Interessant ist dabei jedoch, dass sich das System mit allen tragbaren EcoFlow-Powerstations kombinieren lässt. Im zugehörigen Wechselrichter beziehungsweise „Ecoflow Microinverter“ ist die WLAN-Anbindung mit Wi-Fi 4/11n auf 2,4 GHz fest eingebaut. Wer es besonders komfortabel liebt, kann über diesen Weg auch den 10-Zoll-Touchscreen „PowerInsight“ anmelden.
Elegant gestaltete App
Die Ecoflow-App liefert aber letztlich dieselben Informationen – wobei sie erkennbar den Schwerpunkt auf die Steuerung des Gesamtsystems und die Energieflüsse darin legt. Die vom Balkonkraftwerk erzeugte Strommenge und die damit eingesparten Energiekosten werden en passant angezeigt.
Bindet man die von Ecoflow angebotenen Smartplugs mit ein, die neben WLAN auch Matter unterstützen, werden auch sie in der App berücksichtigt: Die Steuerung in der Powerstation speist dann die gemeldeten Verbräuche auf jeden Fall ins Haus-Stromnetz ein. Allerdings gilt auch hier, dass dies kaum den Gesamtverbrauch im Haushalt berücksichtigt. Umgekehrt kann der Nutzer festlegen, welche Energiemenge er maximal ins öffentliche Stromnetz zurückspeisen möchte. Die elegant gestaltete App zeigt die entsprechenden Daten und Energieflüsse jederzeit übersichtlich und praxisgerecht an.
Envertech
Die neueste Generation der Wechselrichter dieses Herstellers bietet gerade für die Anbindung ans Heimnetz interessante Optionen.

Komplettsysteme mit Wechselrichtern von Envertech bieten beispielsweise Alpha Solar oder Mein Solar an. Dabei setzen neuere Anlagen auf das für 800 Watt Einspeiseleistung ausgelegte aktuelle Modell Envertech EVT800B. Für die Kommunikation sorgt das optionale Modul Enverbridge EVB300, das in der Regel in den Paketen mit enthalten ist. Seine Besonderheit: Neben WLAN (Wi-Fi 4/11n, 2,4 GHz) unterstützt es auch eine Anbindung per LAN-Kabel (Ethernet 100 Mbit/s) sowie die eigentlich naheliegende Übertragung per Powerline (PLCC, Homeplug-Standard).
Infos via WLAN, LAN oder Powerline
Letzteres erfordert dann in der Nähe des Routers einen kompatiblen Powerline-Adapter als Gegenstelle. Komfortabel: Für die Erstanmeldung nimmt die App „Enverview“ via Bluetooth Kontakt mit dem Wechselrichter auf. Unabhängig davon, wie die Netzwerkanbindung technisch realisiert ist, meldet der Wechselrichter sich über ein gratis anlegbares Benutzerkonto in der Cloud des Herstellers an und hinterlegt dort die aktuellen Ertrags- und Statusdaten.
Hoymiles
Die populären Wechselrichter sind in vielen Balkonkraftwerk-Sets zu finden. Die zugehörige App liefert viele Infos und ist grafisch ansprechend.

Die Wechselrichter von Hoymiles, wie zum Beispiel das verbreitete Modell HMS-800, werden von vielen Balkonkraftwerk-Anbietern eingesetzt, unter anderem Plug the Sunshine, Priwatt, Alpha-Solar und vielen anderen. Die aktuelle Generation gibt es in zwei Ausführungen: Als HMS-800W mit integriertem WLAN (Wi-Fi 4 / 11n, 2,4 GHz) oder in der Standard- Ausführung mit dem externen WLAN-Stick „DTU Lite“, der dann als Relaisstation zwischen dem RF-Funk des Wechselrichters und dem heimischem WLAN fungiert.
Frische Daten alle Viertelstunde
Auf dem einen oder anderen Weg überträgt der HMS-800 seine Ertragsdaten im 15-Minuten-Rhythmus in die Cloud von Hoymiles. Von dort liest sie die App „S-Miles Intaller“ aus und präsentiert sie dem Nutzer übersichtlich aufbereitet – was allerdings voraussetzt, dass man ein kostenloses Nutzerkonto bei Hoymiles einrichtet. Dies passiert bereits bei der Ersteinrichtung, worauf auch der App-Name hinweist. Die App bleibt aber auch im laufenden Betrieb die zentrale Kontaktstelle für Nutzer und Besitzer des Mini-Kraftwerks.
Angezeigt werden dabei der aktuelle Ertrag, der Ertragsverlauf über wählbare Zeiträume (aktueller Tag, Woche, Monat, Jahr oder Gesamt) sowie weitere Daten wie etwa die insgesamt eingesparten Kilogramm CO2 und Stromkosten. Außerdem unterstützt die App bei der Suche nach eventuellen Fehlern, indem sie die Leistung pro Solarmodul anzeigt und gegebenenfalls Fehlercodes inklusive kurzer Erläuterung darstellt.
NEP
Der Wechselrichter NEP BDM800 verfügt über eingebautes WLAN und kommuniziert via Cloud. Interessant ist ein optionales Bedienpanel.

Balkonkraftwerke mit einem Wechselrichter vom Hersteller NEP (Northern Electric Power) finden sich im Angebot von Alpha Solar, Lichtblick oder Metz sowie auch in Sets, die beispielsweise von Conrad oder Metro vertrieben werden. Im typischerweise eingesetzten Modell NEP BDM800 ist ein WLAN-Modul (Wi-Fi 4/11n, 2,4 GHz) eingebaut. Eine interessante Option für Smarthome-Perfektionisten ist das für rund 350 Euro optional angebotene „Gateway“ BDG-256 – ein per WLAN angebundenes Bedienpanel mit Touchscreen. Dieses dient dann im Übrigen auch als Relaisstation ins heimische Funknetzwerk.
Ertragsdaten via Hersteller-Cloud
Die meisten Nutzer werden sich aber für die App „NEP Viewer“ entscheiden. Sie unterstützt die Anmeldung des Wechselrichters im heimischen WLAN. Dazu verbindet sie sich zunächst mit einem Setup-WLAN, trägt darüber die Zugangsdaten zum eigenen Heimnetz ein und weist den BDM800 dann an, sich dort anzumelden. Auch bei NEP ist ein kostenloses Benutzerkonto in der Hersteller-Cloud erforderlich. Die Kommunikation zwischen App und Wechselrichter läuft dann über die NEP-Cloud.
In der App erscheint die aktuelle Energieproduktion als Zahlenwert oder auch als Tagesverlauf-Diagramm. Die Tageserträge werden aufaddiert und lassen sich als Wochen- oder Monats-Werte abrufen. Dabei ist die Darstellung übersichtlich und schnörkellos. Ist ein Batteriespeicher Teil des Systems, zeigt die App zusätzlich die aktuellen Energieflüsse.
TSun
Die ebenfalls weit verbreiteten Wechselrichter von TSun besitzen eingebautes WLAN – und liefern ihre Infos via Cloud an die zugehörige App.

Auch Wechselrichter des Herstellers TSun (sprich: Tie-Sann) sind in vielen Balkonkraftwerk-Sets zu finden, etwa von den Anbietern EPP-Solar, Powerness, Priwatt und anderen. Für genehmigungsfreie 800-Watt-Konfigurationen kommt in der Regel das Modell TSOLMS800 zum Einsatz. Der eigentlich für 600 Watt spezifizierte TSOL-MS600 lässt sich per App auf einen Maximal-Output von 800 Watt updaten. Ein WLAN-Modul mit Wi-Fi 4/11n auf 2,4 GHz ist in den Wechselrichter eingebaut.
Baum-Äquivalent fürs Öko-Gewissen
Zur Ersteinrichtung meldet sich die App „TSun Smart“ per Bluetooth am Wechselrichter an. Zu diesem Zweck muss sich das Smartphone nah genug am Balkonkraftwerk befinden, gleichzeitig aber im heimischen WLAN angemeldet sein. Da eine entsprechende WLAN-Abdeckung für den laufenden Betrieb erforderlich ist, lässt sich auf diese Weise gleich prüfen, ob dies gegeben ist. Praxistipp: Machen Sie vor der Montage mit dem Smartphone ein Foto des auf dem Wechselrichter aufgeklebten Etiketts. Denn für den Kopplungsprozess muss der Nutzer die Seriennummer in der App eintragen.
Mit Umweg über die Tsun-Cloud samt entsprechender Anmeldung liefert die App alle relevanten Infos wie aktuellen Ertrag, Ertragsverlauf über den Tag sowie tägliche, monatliche, jährliche und seit Inbetriebnahme der Anlage erzeugte Strommenge. Die eingesparte CO2-Menge rechnet die App zudem in gepflanzte Bäume um – wobei die Grundlage dieser Umrechnung etwas unklar bleibt.