Getestet: Anker Solix Solarbank 2 Pro ist teuer, aber richtig gut
Die Anker Solix Solarbank 2 Pro ist ein Balkonkraftwerk, das out-of-the-box funktioniert, es kann besonders einfach installiert werden und der Kabelsalat ist minimiert. Der Test zeigt, wie gut es arbeitet und wo die Nachteile liegen.

Preise und ÜberblickDie 2024er Balkonkraftwerk-Generation von Anker Solix besteht aus drei Modellen, der Solarbank 2, der Solarbank 2 Plus und dem Spitzenmodell Solarbank 2 Pro. Im Test soll es um die Solarbank 2 Pro gehen. Sie ist seit Juni 2024 erhältlich und war seinerzeit das weltweit erste Al...
Preise und Überblick
Die 2024er Balkonkraftwerk-Generation von Anker Solix besteht aus drei Modellen, der Solarbank 2, der Solarbank 2 Plus und dem Spitzenmodell Solarbank 2 Pro. Im Test soll es um die Solarbank 2 Pro gehen. Sie ist seit Juni 2024 erhältlich und war seinerzeit das weltweit erste All-in-One-Balkonkraftwerk inklusive Speicherlösung mit einer Eingangsleistung von 2400 Watt. Die Besonderheit: Ein Wechselrichter mit vier Ladereglern (MPP-Trackern) ist direkt in das Speichersystem integriert, er macht das System zu einer bequemen Out-of-the-box-Lösung, bei der man weniger Kabel verlegen muss. Die vier MPP-Tracker haben den Vorteil, das jedes Panel einzeln optimiert wird, man kann also auch zum Beispiel unterschiedliche Panels mit der Solarbank 2 Pro betreiben. Bei anderen Herstellern (und auch bei der Solarbank 1 von 2023) ist oft nur ein MPPT integriert, der mehrere Panels reguliert, was weniger effizient ist.
Die Solarbank 2 Pro kostet 1.099 Euro. Auf seiner Website bietet Anker diverse Sets mit Solarmodulen und Erweiterungsakkus an. Wir haben das "Flachdach Investitionsset", bestehend aus 4 Panels + Halterungen, einer Zusatzbatterie mit 1,6 KWh und einem Smart Meter getestet. Damit steigt der Preis auf satte 2.398 Euro. Lohnt sich das?

Stromspeicher auf LFP-Basis mit bis zu 9,6 KWh
Das Speichersystem in der Solarbank 2 Pro fasst 1,6 Kilowattstunden, über den Anschluss von fünf stapelbaren Zusatzbatterien ist ein Ausbau auf maximal 9,6 Kilowattstunden möglich. Bei den Akkus setzt Anker auf die LFP-Technologie und spricht von einer Nutzungsdauer von 15 Jahren (bzw. von 70 Prozent Leistung nach 6.000 Ladezyklen). Die Garantie beträgt sehr gute 10 Jahre.
Solarpanels mit top Qualität
An der linken Seite der Solarbank 2 Pro sind 8 MC4-Steckerbuchsen positioniert, pro Buchsenpaar lässt sich ein Solarpanel mit bis zu 600 Watt anschließen. Anker bietet 3 unterschiedliche Paneltypen an (BiFazial, IBC, PERC), die mit 500 Euro (4er Set) oder 200 Euro (2er Set) nicht sehr günstig sind, aber mit 23 bis 25 Prozent einen hohen Wirkungsgrad erzielen. Die bifazialen Module, die uns geliefert wurden, haben auch in puncto Verarbeitung überzeugt. Das gleiche gilt für die mitgelieferten Halterungen, die aus präzise gefrästen Aluminiumschienen und hochwertigen Schrauben bestehen.
Mit der gesetzlichen Einspeisungsbegrenzung auf 800 Watt erscheint der Anschluss von 4 Panels mit einer Gesamtleistung von 2.400 Watt überdimensioniert. Aber hier geht es vor allem darum, dass auch an schattigen Tagen noch eine gute Solarleistung erzeugt wird, zudem ist man flexibler mit der Ausrichtung der Panels zur Sonne.

Weitere Komponenten: Smart Meter oder smarte Steckdosen
Die dritte Komponente des Systems ist das Smart Meter, das den Stromverbrauch in der Wohnung in 3-Sekunden-Intervallen messen kann, was für eine besonders effiziente Verteilung des gewonnenen Stromes sorgt. Das Problem: Für die Messung muss das Smart Meter direkt hinter dem Stromzähler montiert werden und dafür ist ein Elektriker erforderlich. Es gibt zahlreiche Videos, die erklären, wie man das Modul selbst einbaut, aber davon ist dringend abzuraten. Die Arbeit an der Verkabelung des Stromkastens ist lebensgefährlich.
Mittlerweile gibt es eine Alternative: Die neu vorgestellten Smart Plugs von Anker steckt man einfach in die Steckdose, sie erfassen den jeweiligen Energiebedarf der angeschlossenen Verbraucher und lenken so die Einspeisung des Balkonkraftwerkes besonders effizient. Allerdings wird eben nur der Verbrauch an der jeweiligen Steckdose erfasst, nicht der Verbrauch innerhalb des gesamten Haushaltes.

Vor- und Nachteile proprietärer Lösungen
Ein weiterer Nachteil: Anker unterstützt keine etablierten Standards oder Anbieter, sondern bastelt seine eigene proprietäre Lösung. Bei einem Anker Balkonkraftwerk müssen also alle Komponenten (bis auf die Solarpanels) auch von Anker kommen. Dass es auch anders geht, zeigt Zendure, die mit dem Unternehmen Shelly zusammenarbeiten und deren smarte Stromzähler unterstützen. Bei Zendure ist die Latenz allerdings relativ groß: Es dauert mitunter mehr als 30 Sekunden, bis der reale Stromverbrauch erfasst ist - der Toast ist schon braun, bis das System zusätzlichen Strombedarf erkennt und hochregelt. Bei Anker hingegen ist man nah dran an den vom Hersteller angegebenen 3-Sekunden-Intervallen. Anker schafft das, so unsere Vermutung, weil sie ihre Hard- und Software optimal abstimmen können. Proprietäre Lösungen haben eben Vor- und Nachteile.
Design und Verarbeitung top
Nach dem Auspacken präsentiert sich die Solarbank 2 Pro in Top-Form. Die Kombination aus Akku und Wechselrichter steckt in einem robusten Aluminiumkorpus, der mit dem blauen LED-Band in der Mitte futuristisch aussieht. Design und Verarbeitung sind spitzenklasse, dazu passt auch, dass das Gerät nach IP65 zertifiziert ist und bei Temperaturen von -20 Grad bis +55 Grad zuverlässig arbeiten soll.
Üppiger Lieferumfang
Der gute Eindruck setzt sich beim Lieferumfang fort. Es gibt viele Kabel: Anker legt 8 MC4-Solarkabel in die Box, sodass man sofort mit 4 Panels starten kann. Die Kabel sind mit 3 Meter ausreichend lang. Eine Länge von 5 Metern wäre noch praktikabler gewesen - so lang ist nämlich das Schuko-Kabel, über das man die Solarbank mit dem Stromnetz verbindet. Es gibt zudem eine Kurzanleitung in Papierform und eine ausführliche digitale Anleitung. Sogar Werkzeug in Form von Schraubendreher und Schraubenschlüssel legt Anker bei. Hier bleiben kaum Wünsche offen.
Montage, Inbetriebnahme, Connectivity
Entsprechend einfach gestaltet sich die Inbetriebnahme, Aufstellen und Verkabeln sind schnell erledigt, hier gibt es keine Stolpersteine. Auch die Anmeldung und Registrierung über die Anker-App hat man schnell gemeistert. Per Bluetooth koppelt sich die Box zwecks Ersteinrichtung mit dem Smartphone, danach erfolgt die Kommunikation über WiFi. Einziger Wermutstropfen: Die Solarbank 2 Pro unterstützt nur 2,4-GHz-Wifi, bei dem Preis hätten wir uns 5-GHz-Wifi gewünscht. Stark: Über eine Schuko-Steckdose kann man direkt Verbraucher an die Solarbank 2 Pro anschließen. Allerdings ist die Leistungsabgabe auf 1.000 Watt begrenzt. Man kann also keinen Fön oder eine Waschmaschine anschließen.

App mit moderner Optik und vielen Optionen
Die App präsentiert sich mit einem modernen Interface, das die wichtigsten Informationen auf einen Blick einblendet. Man kann hier Statistiken zum Verbrauch aufrufen und freut sich, über die bisher eingesparten Euro, die aufgelistet werden. Wer kein Smart Meter oder Smart Plug installiert hat, legt hier zudem die Einspeisemenge in das Stromnetz fest. Es lässt sich genau festlegen, wieviel Watt zu welchem Zeitpunkt eingespeist werden sollen.
Lohnt sich eine Anker Solarbank 2 Pro?
Nach Angaben von Anker kann man mit einem Solarbank-2-Pro-System mit vier Panels und 3 Erweiterungsakkus bis zu 900 Euro im Jahr sparen. Das halten wir für zu hoch gegriffen, realistisch und alltagstauglich scheinen 400 bis 450 Euro. Man benötigt also mindestens fünf Jahre, um die Kosten für die Solarbank 2 Pro rein zu holen.
Fazit: Teuer, aber richtig gut
Die Anker Solix Solarbank 2 Pro ist eine gelungene Komplettlösung, die nahezu alle Komponenten eines Balkonkraftwerkes in einem hochwertigen Gehäuse unterbringt. Nicht nur hier stimmt die Qualität, auch die Panels, die Halterungen und das Smart Meter sind vom Feinsten. Die App präsentiert sich ebenfalls gelungen. Die hohe Qualität lässt sich Anker allerdings teuer bezahlen. Mit Blick auf den Preis ist das Festhalten an 2,4-GHz-WiFi unverständlich. Ein weiterer Nachteil einer solchen out-of-the-box-Lösung ist die mangelnde Kompatibilität mit anderen Herstellern.