Standlautsprecher
Bowers & Wilkins 703 S2 im Test
Mit der 700er-Serie beweist Bowers & Wilkins, dass herausragende Chassis-Technologie kein Vermögen kosten muss. Wird die 703 S2 aber auch ohne den abgesetzten Hochtöner im Test überzeugen?

Kann man ein Lautsprecherkonzept beliebig skalieren? Offensichtlich ja, und Bowers & Wilkins zeigt, wie es geht: Mit der 700er-Serie hat der englische Traditionshersteller einen ganzen Lautsprecherverband geschaffen, der alle Größenordnungen abdeckt, von der kleinen Kompaktbox bis zur großen Standbox. Mit zwei dazu passenden Centern und einem Subwoofer lassen sich mit der 700er-Serie auch Surround-Setups in verschiedenen Größen realisieren.
Da in der gesamten Serie durchgehend dieselbe, aus den Spitzenmodellen der 800er- Reihe entlehnte Chassis-Technologie zum Zug kommt, erhält man dabei ein besonders homogenes Klangbild. Die 703 S2, um die es hier geht, reiht sich mit einer reinen Gehäusegröße von 20 × 99 × 30 cm (B×H×T) zwischen der etwas kleineren 704 S2 und dem Flaggschiff 702 S2 ein, dessen Gehäusedimensionen kaum größer sind. Von der Treiberbestückung her ähnelt sie ebenfalls der Großen und spielt mit den größeren Versionen der Konustreiber, einem sickenlosen 15-cm-Continuum-Mitteltöner und 16,5-cm-Aerofoil-Bässen. Davon besitzt sie allerdings nur zwei, anstatt drei wie das Topmodell 702 S2.

Von der Bauart her lehnt sich die 703 S2 jedoch eher an die kleinere 704 S2 an. Bowers & Wilkins hat das Markenzeichen der 800er-Serie, den mit einem tropfenförmigen Gehäuse abgesetzten Hochtöner, nur für zwei Modelle der 700er-Serie übernommen. So müssen sich die beiden kleineren Standboxen aus der 700er-Serie mit einer schlichteren äußeren Form begnügen, die 1-Zoll-Karbonkalotte für den Hochton ist bei ihnen direkt in die Schallwand eingelassen. Allen Hochtönern liegt aber dieselbe Technologie zugrunde, die extra für die neue 700er-Serie entwickelt wurde.
Bowers & Wilkins überzieht dazu eine doppellagige Trägerkalotte aus Aluminium mit einer dünnen Kohlenstoffschicht, was die Aufbruchfrequenz der Membran auf 47 kHz anhebt und den hochgelobten Diamantkalotten der 800er-Serie aus reinem Kohlenstoff klanglich sehr nahekommen soll, speziell in Bezug auf das Auflösungsvermögen.

Hörtest: Temperamentvoll gelassen
Vor allem bei den Schallwandlern weist die 703 S2 also zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den Modellen aus B&Ws Topserie auf. Da überraschte es auch nicht, dass sie im Hörtest von Beginn an einen äußerst guten Eindruck hinterließ. Bei Paul O’Brians Version von „Big Yellow Taxi“ arbeitete die Box die Feinheiten der Stockfisch-Aufnahme so perfekt heraus, als hätte sie nie etwas anderes gespielt. Auch wenn sie immer wieder durch den energisch einsetzenden Bass gefordert wurde, ließ sie sich niemals aus dem Konzept bringen und legte genau die richtige Mischung aus Temperament und Gelassenheit an den Tag, die mitreißendes und trotzdem entspanntes Musikhören verspricht.
Noch deutlicher als bei „Big Yellow Taxi“ offenbarte die 703 S2 dann beim vierten Satz der Fantastischen Symphonie von Hector Berlioz, wie plastisch und weiträumig sie abbilden kann. Sie brachte das erweitert instrumentierte Orchester voll zur Geltung und modellierte eine in sich stimmige Szene, die in Breite und Tiefe bemerkenswerte Dimensionen aufwies.

Perfekt skaliert
Nicht nur klanglich, auch messtechnisch reiht sich die 703 S2 zwischen der größeren 702 und der kleineren 704 ein. Bowers & Wilkins ist damit das Kunststück gelungen, die Standboxen der 700er-Serie fein säuberlich zu skalieren. Wer also für einen abgesetzten Hochtöner keinen Tausender drauflegen will, ist mit der 703 S2 bestens bedient.