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Canton GLE 476.2 im Test
Das Finish des GLE 476.2 von Canton ist geradlinig, die Verarbeitung ebenso. Wir lauschen einem 2,5-Wege-Konzept, die untere Bassmembran wird bei 300 Hertz sanft ausgeblendet. Lesen Sie in unserem Test, was dieser Lautsprecher zu bieten hat.

Man wirft in der Klasse unter 1000 Euro nicht immer mit Duftstoffen um sich. Die meisten Hersteller sparen. Doch die Kunst liegt darin, zu wissen, an welchen Stellen man die Schrauben anlegen kann, denn im großen Finale geht es um den Klang. Nach dieser Maxime hat Canton seine GLE 476.2 gebaut.
Hier gibt es nichts, was der Musikfreund als Fetisch schnupfen könnte. Kein Weihrauch, kein massives Edelholz. Der Lautsprecher besteht aus MDF-Platten, die wahlweise mit schwarzer oder weißer Folie überzogen werden. Da kommt für die Augen und Hände nur begrenzte Leidenschaft auf. Und dennoch stimmt definitiv alles, was den Klang erhöht.
So verbaut Canton hier seine anerkannten Tiefmitteltöner. Die Diagonale liegt bei 18 cm, die Sicke ist mehrfach gefaltet, als Membranmaterial schwingt Aluminium. Wir haben es hier mit einem 2,5-Wege-System zu tun.
Obwohl beide Chassis identisch sind, wird eines bei 300 Hertz ausgeblendet. Über 3200 Hertz wiederum springt der Hochtöner an, auch hier spendiert Canton das Feine des Hauses – eine 25-mm-Membran aus einem Aluminium-Mangan-Mix. Nominell reicht der Frequenzgang von 25 bis 40 000 Hertz.
Gefertigt wird alles in der Canton-eigenen Fabrik in Tschechien. Die Verarbeitung ist zielgerichtet, die Frontbespannung sitzt magnetisch, im Rücken liegen eine Bassreflexöffnung und ein gutes Single-Wiring-Terminal. So baut man die gepflegte Einsteigerklasse.
Die ersten Takte belehrten uns eines Besseren: Hier zelebriert Canton nicht den Einstieg, sondern den Aufstieg. Das war ein großartiges, reiches Panorama, alles sehr stimmig, alles auf den Punkt. Zum Start haben wir ein paar Songs von Prince herbeigestreamt.
Der Mann besaß ein Gespür für griffige Basslinien und smarte Gitarrenriffs. Das muss einen mit Druck aus der Boxenebene anspringen. Ein passender, guter Lautsprecher muss hier schnell sein und Spielfreude mitbringen.
Die GLE 476.2 verfügte über diesen Antritt. Toll, welche Informationsdichte sie auf den Hörplatz schoss. Alles fügte sich stimmig; und so brillant sie aufspielte, so ehrlich war sie auch. Da tönte nichts überzogen oder gar scharf, die Membranen arbeiteten in schönster Geradlinigkeit.
Kammermusik mit Feingeist
Deshalb gönnten wir uns zur finalen Einpunktung noch ein Häppchen Klassik. Franklin Cohen spielt die Klarinette, der berühmte Vladimir Ashkenazy begleitet am Klavier. Herrlich, wie die beiden Brahms-Sonaten hier erblühten, wie sich Samt mit schmachtenden Phrasen mischte – Kammermusik kann an einem guten Lautsprecher mehr faszinieren als das große sinfonische Gedeck. Die Canton vereint Schlauheit mit Charme – und der Preis ist mehr als fair.