Neue Mate 30 Serie

Huawei Mate 30 Pro gibt Startschuss für ein 3. Ökosystem

19.9.2019 von Andreas Seeger

Mit dem Mate 30 Pro hat Huawei nicht nur ein neues Top-Smartphone vorgestellt, sondern auch den Startschuss für ein drittes Ökosystem neben Android und iOS gegeben. In Deutschland wird der Highender nur über wenige Kanäle erhältlich sein.

ca. 4:35 Min
Testbericht
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Huawei Mate 30 Pro
Highender zum Spitzenpreis von 1.099 Euro, aber ohne Google Play Store. Dem Huawei Mate 30 Pro fehlt das App-Ökosystem von Android.
© connect

Im Vorfeld der Präsentation bemühte der Chef von Huaweis Westeuropa-Sparte, Walter Ji, das große Ganze und verwies auf die Höhen und Tiefen in der 32-jährigen Geschichte seines Unternehmens. Mehrmals war von „Opportunities“ die Rede, und von „Challenges“. Das Wort „USA“ fiel in den 30 Minuten nicht ein einziges Mal, und doch stand Donald Trump die ganze Zeit wie ein Elefant im Raum.

Die Botschaft Jis war trotzdem klar: Die aktuellen Herausforderungen (in erster Linie der Google-Bann) machen Huawei auf lange Sicht nur stärker. Gleichzeitig gab er ein klares Bekenntnis zu Westeuropa ab. Man werde an diesem für Huawei außerordentlich wichtigen Markt in jedem Fall festhalten. Neben dem gerade eröffneten Huawei-Flagship-Store in Madrid kündigte er für dieses Jahr zwei weitere in Barcelona und Paris an, für das nächste Jahr stehen Deutschland,  Großbritannien und weitere Länder auf der Liste.

Neues Top-Smartphone Mate 30 Pro

Aber das neue Spitzenmodell Mate 30 Pro (zu den technischen Daten) macht deutlich, in welchen Schwierigkeiten Huawei steckt. Mit Blick auf die Hardware ist alles bestens, die Chinesen haben wieder ein Top-Smartphone auf die Beine gestellt, das sowohl bei Design und Haptik, als auch bei der technischen Ausstattung überzeugt.

Das Mate 30 ist minimal größer als der Vorgänger (1 Millimeter höher und breiter) und ein paar Gramm schwerer (198 statt 189 Gramm), aber weil das Display an den langen Rändern noch stärker umgebogen ist und der Rand oben und unten noch schmaler ausfällt, wächst die Diagonale von 6,4 auf 6,5 Zoll.

Huawei Mate 30 Pro
Huawei Mate 30 Pro
© Huawei

Der Metallrahmen ist entsprechend dünn, die Glas-Optik ist modern und futuristisch, auch im Hinblick auf die mächtige kreisrunde Kameraeinheit auf der Rückseite. Gut gefallen hat uns der plan geschliffene Rahmen oben und unten, den man in ähnlicher Form auch vom P30 Pro kennt.

Das Gehäuse wird in vier Farben angeboten: silber, grün, purpur und schwarz, der Glasrücken ist dabei immer glänzend, aber nicht glatt, weil die Oberfläche per Laserbestrahlung in millimeterfeine Linien unterteilt ist. So werden Fingerabdrücke vermieden und das Phone liegt griffig in der Hand.

Viel Platz für Seitentasten lässt der Rahmen nicht, Huawei hat rechts nur die Powertaste platziert. Aber wie reguliert man die Lautstärke? Ein längerer Druck auf den äußeren Display-Rand blendet einen interaktiven Lautstärkeregler ein, danach schiebt man den Finger oder Daumen einfach nach oben oder unten. In der Praxis hat das (noch) nicht gut funktioniert, das Bedienelement wurde entweder nicht eingeblendet oder reagierte nicht auf die Fingergeste – Kritiker der kurvigen Edge-Displays werden sich hier bestätigt sehen.

Bei der Kamera setzt Huawei weiter auf eine Triple-Optik, die einen Brennweitenbereich von 16 bis 80 Millimeter abdeckt, das fotografische Spektrum reicht also von Ultra-Weitwinkel bis 3-fach Zoom. Der Hauptsensor knipst in der Standardeinstellung mit aktiviertem Quad-Binning wieder mit 10 Megapixel, wer will kann aber auf 40 Megapixel hochgehen.

Worauf Huawei bei der Präsentation Wert legte: Der Sensor ist mit 1/5,4 Zoll größer als der vom Galaxy Note 10 und vom iPhone 11 Pro, was in der Tat ein nicht unerhebliches Detail ist. Qualitativ wird hier sicher wieder bewährter Leica-Standard geboten. 

Huawei Mate 30 Pro
Die mächtige Kamera-Einheit auf der Rückseite beherbergt drei Optiken, einen ToF-Sensor und einen Laser-Autofokus.
© connect

Huawei betonte zudem den Videobereich, hier habe man deutliche Verbesserungen erzielen können. Eine Weltneuheit ist Ultra-Slow-Motion mit bis zu 7680 Bildern pro Sekunde (!), womit sich Momente einfangen lassen, die bisher mit keiner Smartphone-Kamera visualisiert werden konnten. Die Videokamera unterstützt zudem 4K Low-Light-Zeitraffer-Videos im Ultra-Weitwinkelmodus. Vielversprechende Beispiele wurden gezeigt.

Ohne Play Store nur schwer verkäuflich

Zur weiteren Ausstattung gehören der neue Top-Chipsatz Kirin 990 und die vom Mate 20 Pro bekannte Sensorphalanx auf der Vorderseite für eine Gesichtsentsperrung auf dem Niveau von Apples Face ID.

Aber was nützt die beste Technik, wenn die Apps fehlen? Denn das ist das eigentliche Problem von Huawei und dem Mate 30 Pro: Aufgrund des Handelsstreits mit den USA ist es den Chinesen nicht möglich, Google-Dienste auf dem Smartphone zu installieren. Das Betriebssystem basiert zwar auf Android, aber es ist die Open-Source-Variante (AOSP), die komplett Google-frei ist.

Das bedeutet nicht nur, das Gmail, Maps, Docs, YouTube, Fotos und Chrome fehlen, auch die tief im System verankerten Play Services, die unter anderem Push-Nachrichten auf den Sperrbildschirm holen (Firebase Cloud Messaging), sind nicht dabei.

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Huawei hat den größten Teil davon mit eigenen Diensten ersetzt, den Huawei Mobile Services (HMS). Da man im Heimatmarkt China ohnehin ohne Google unterwegs ist, war das keine große Herausforderung. Die Crux für europäische Nutzer (und alle Nutzer außerhalb von China) ist aber der Play Store mit seiner App-Vielfalt. Huawei versucht, diesen mit seiner „App Gallery“ zu ersetzen, muss dafür aber mit jedem App-Entwickler eine entsprechende Vereinbarung abschließen. Der Entwickler muss außerdem eine Schnittstelle zu den HMS in seiner App implementieren.

Das ist eine gewaltige Herausforderung. Bekannte Apps wie Facebook und Whatsapp sind zwar bereits in der App Gallery vertreten, aber ohne die Play Services werden neue Nachrichten nicht per Push auf dem Sperrbildschirm eingeblendet. Das klappt nur, wenn WhatsApp & Co HMS unterstützen. Und selbst wenn sich das für bekannte Apps umsetzen ließe: Was ist mit weniger populären Apps, die für die individuelle Nutzung bedeutsam sind, etwa der App des lokalen Verkehrsunternehmens? Und was ist mit neuen, trendigen Apps?  

Das bedeutet: In Deutschland ist das Mate 30 Pro nur schwer verkäuflich. Daher wurden auch Preise genannt (1099 Euro für das Mate 30 Pro mit 8/256 GB), aber keine Verfügbarkeit angegeben. Wir vermuten, dass das Phone in limitierter Stückzahl in Deutschland über ausgewählte Kanäle erhältlich sein wird.

HUAWEI Mate30 Series Global Launch

Quelle: Huawei via YouTube
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Grundstein für ein drittes Ökosystem

Hier schließt sich der Kreis und wir sind wieder bei den eingangs erwähnten 32 Jahren. Ein Zeitraum, der das gesamte Internetzeitalter einschließt. Die Botschaft von Ji war auch: Wir haben einen langen Atem und wenn jetzt ein oder zwei oder drei schlechte Jahre kommen, dann werden wir trotzdem unbeirrt weiter machen.

Richard Yu, der Chef der Smartphone-Sparte von Huawei erklärte am Ende seiner Präsentation, dass sein Unternehmen demnächst weltweit eine Milliarde US-Dollar in das „HMS Ecosystem Incentive Programm“ investieren wird. Man nimmt also eine Milliarde Dollar in die Hand, um eine App-Infrastruktur neben dem Google Play Store aufzubauen. Eine gewaltige Summe, eine gewaltige Herausforderung. Aber wenn es einer schaffen kann, dann Huawei.

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