Apple-Smartphone
Apple iPhone 8 und 8 Plus im Test
Beim iPhone 8 und 8 Plus wurde vor allem das Design mit dem breiten Rahmen ums Display kritisiert. Doch der Test zeigt: Unter der Haube haben die neuen Top-Smartphones von Apple viel zu bieten.
- Apple iPhone 8 und 8 Plus im Test
- iPhone 8 und 8 Plus: Kamera im Test

Bei der Präsentation der neuen iPhones stand das iPhone X mit seinem fast randlosen Display klar im Rampenlicht. Die 8er sehen daneben wie Oldtimer aus, und schon damals war klar, dass die Kalifornier es schwer haben werden, dafür jenen Zauber zu entfachen, der viele Apple-Produkte von der Konkurrenz abhebt. Zum Verkaufsstart gab es denn auch keine langen Schlangen, die ersten Einschätzungen und Tests waren bestenfalls zurückhaltend formuliert.
„Die Standard-Option“ betitelte das bekannte US-Tech-Magazin The Verge seinen iPhone-Test. Diese nüchterne Zeile trifft es ganz gut: Das Problem der 8er-iPhones ist, dass sie kein X sind. Dass sie im übermächtigen Schatten des neuen Hype-Modells stehen, führt aber zu einem falschen Eindruck. Denn in Wahrheit sind beide 8er absolute Top-Smartphones und viel besser als ihr Ruf.
Das Brett in der Hand
Der breite Rahmen, der die Displays einfasst, macht es aber auch schwer, die Geräte zu mögen. Vor allem das große iPhone 8 Plus wirkt wie aus der Zeit gefallen, wenn man es neben moderne Android-Boliden wie Samsungs Galaxy S8 Plus oder Huaweis Mate 10 Pro legt. Die Zahlen verdeutlichen das Problem: Das Apple-Gerät mit seinem 5,5-Zoll-Display liegt mit 158 x 78 Millimeter und 202 Gramm Gewicht wie ein Brett in der Hand, während sich Samsungs Randlos-Smartphone mit 160 x 74 Millimeter und 173 Gramm anschmiegsamer gibt – und das, obwohl das Display mit 6,2 Zoll viel größer ist.
Beim iPhone 8 fallen die Ränder dagegen nicht so unangenehm auf. Der kompakte 4,7-Zöller ist ein perfekter Handschmeichler und läuft in seiner Größenklasse praktisch außer Konkurrenz. Von Sonys Compact-Serie einmal abgesehen gibt es kein Smartphone, das technisch top ist und anstandslos auch in kleinen Taschen verschwindet.

Glas statt Metall
Beide iPhones profitieren von einem neuen Glasgehäuse, das sich herstellerübergreifend immer stärker gegenüber Metall durchzusetzen scheint. Diese Entwicklung überrascht nicht, denn Glas hat nicht nur die besseren Funkeigenschaften, sondern ist auch kratzfester und macht zudem drahtloses Aufladen möglich. Die Rückseite der 8er besteht nun also aus einer Glasplatte, die zu den Rändern hin gerundet ist und nahezu fließend in den stabilen Rahmen aus eloxiertem Aluminium übergeht. Die Konstruktion wirkt außerordentlich stabil, auch der haptische Eindruck überzeugt auf ganzer Linie. Das Gehäuse ist wieder wasserdicht nach IP67, ein kurzes Wasserbad ist also kein Problem; wobei Apple hierfür keine Garantie übernimmt.
Wenn man die breiten Streifen auf der Vorderseite mal beiseite lässt, dann ist das Gehäuse eine durchaus gelungene Weiterentwicklung. Dass die Kameralinsen nach wie vor etwas herausstehen und die Geräte „kippeln“, wenn sie auf dem Tisch liegen, möchten wir an dieser Stelle zwar erwähnen, aber nicht kritisieren, denn andere Hersteller schaffen es ebenfalls nicht, die Optik ebenmäßig zu integrieren. Die Physik gibt vor, dass solche optischen Systeme eine gewisse räumliche Tiefe benötigen. Wer eine tolle Kamera in seinem (ultraflachen) Smartphone möchte, muss in diesen sauren Apfel beißen.

Mehr Leistung geht nicht
Beim Display setzt Apple nach wie vor auf LCD, diesmal allerdings angereichert mit HDR-Unterstützung und der True-Tone-Technologie, die im Hintergrund permanent einen Weißabgleich durchführt und das Farbschema in Abhängigkeit vom Umgebungslicht anpasst. Das hat vor allem bei Kunstlicht in Innenräumen sichtbare Auswirkungen, dann werden Farben intensiver dargestellt. Dieses feine Detail deutet das Ergebnis unserer Messungen bereits an: Apple kann sein traditionell hohes Niveau halten, schafft es sogar, das Kontrastverhältnis in einer hellen Umgebung leicht zu verbessern; allerdings ist dieser Unterschied nicht mit bloßem Auge wahrzunehmen. Kurz und gut: Die Darstellungsqualität ist in jeder Hinsicht exzellent.
Auch beim Chipsatz lassen die Kalifornier nichts anbrennen – es gibt Experten, die die Ingenieure aus Cupertino für die besten SoC-Designer der Branche halten (SoC = System on a Chip). Der neue A11, der den Beinamen „Bionic“ trägt, weil er wie Huaweis Kirin 970 für Machine Learning optimiert ist (wobei Apple hier keine Details verrät), liefert genügend Argumente, die diese Sichtweise bestätigen. Der Sechskerner, der beim iPhone 8 mit 2 GB RAM und beim 8 Plus mit 3 GB RAM auskommt, treibt nahezu alle Benchmarks auf Rekordhöhen. Antutu etwa zeigt 204.465 Punkte, während ein HTC U11 mit Qualcomms Top-Chipsatz Snapdragon 835 bei 175.948 Punkten stehen bleibt. Die außerordentliche Leistungsfähigkeit spiegelt sich allerdings nicht in der Bedienung, bei der Systemperformance haben wir zwischen der 7er- und der 8er-Generation keine Unterschiede feststellen können.

Starke Performance im Testlab
Eine der wichtigsten Neuerungen ist die verbesserte Akkulaufzeit, die beim kleinen 8er sogar dramatisch anwächst. Das ultrakompakte Smartphone legt im Vergleich mit dem Vorgänger im connect-Nutzungsmix von 6:01 Stunden auf 8:31 Stunden zu und wird damit vom Bankdrücker in der letzten Reihe zum Klassenprimus. Beim iPhone 8 Plus steigt die Laufzeit von 8:06 Stunden auf 9:33 Stunden. Im Ausdauerranking stehen die beiden Kollegen damit weit oben im gehobenen Mittelfeld. Wie macht Apple das? Da die Kapazität der Akkus gegenüber den 7er-Modellen nicht gestiegen ist, bewältigt die neue A11-Prozessorgeneration typische Anwendungen und die Funkverbindungen offenbar deutlich effizienter. Eine beeindruckende Leistung, zu der man Apple nur gratulieren kann.
Weniger gefallen hat uns dagegen der knauserige Umgang mit Zubehör: Die neuen iPhones lassen sich zwar drahtlos via Qi aufladen, eine entsprechende Ladeschale gehört aber nicht zum Lieferumfang. Auch ein Schnellladenetzteil liegt nicht bei, obwohl die neuen Modelle diese Technologie erstmals unterstützen; eine Frechheit angesichts von Einstiegspreisen um 800 bzw. 900 Euro.
Fazit
Unabhängig davon bleibt aber festzuhalten, dass die neuen 8er die mit Abstand besten iPhones sind, die wir in den Händen gehalten haben. Beide Modelle sind technisch und haptisch absolute Spitzenklasse, hinzu kommt mit iOS 11 ein modernes und sehr sicheres Betriebssystem. Einzig das Design und das damit verbundene Verhältnis von Display- zu Gehäusegröße überzeugen nicht. Wer damit leben kann, sollte trotz der hohen Preise zuschlagen.
Ebenfalls interessant: Im Video zeigen wir Ihnen außerdem den großen Bruder des iPhone 8. Sehen Sie das iPhone X im Unboxing!