Klipsch Reference Premiere RP-600M im Test
Der Firmengründer holte mit dem Klipschorn einst ungekannte Basspegel aus wenigen Watt. Die RP-600M holt das Rockkonzert dagegen aus kompaktesten Maßen. Lesen Sie mehr dazu in unserem Test der Klipsch Reference-Premiere-Serie.

Mit der Neuauflage der Reference-Premiere-Serie nach vier Jahren knüpft Klipsch an alte Traditionen an. Der Regallautsprecher Klipsch RP-600M, der von der Größenklasse her dem RP-160M nachfolgt, verspricht mit der Angabe von 8 Ohm im Datenblatt und dem typischen Hochtonhorn sogar noch mehr, signa...
Mit der Neuauflage der Reference-Premiere-Serie nach vier Jahren knüpft Klipsch an alte Traditionen an. Der Regallautsprecher Klipsch RP-600M, der von der Größenklasse her dem RP-160M nachfolgt, verspricht mit der Angabe von 8 Ohm im Datenblatt und dem typischen Hochtonhorn sogar noch mehr, signalisiert das doch, dass hier viel Dynamik bei wenig Eingangsleistung zu holen ist.
Und das, obwohl die Box gerade einmal 7,3 Kilogramm wiegt. Die Nennimpedanz ist bei 3,5 Ohm Minimum vielleicht etwas zu optimistisch angegeben, aber beim Strom ist die 600er auch messtechnisch auf der genügsamen Seite.
Das wird durch eine neue Kombi aus 18er-Tiefmitteltöner mit leichter, gehärteter Cerametallic-Membran und einem flachen, beidseitig verrundeten Reflextunnel erreicht, der auch größere Hübe und damit schnellere Luftbewegungen kompressionsfrei bewältigen soll.
Die kupferfarbene Membran wird dabei von einer zweilagig mit Kupferdraht gewickelten Schwingspule angetrieben, die aufgrund ihrer Leichtigkeit und des starken Magnetantriebs auch mit schnelleren Bewegungen bis in den Präsenzbereich hinein keine Probleme hat.
Da die Membran hart bleibt, fängt die Konstruktion zum oberen Einsatzbereich hin schon nennenswert zu bündeln an, wenn das Horn vom Öffnungswinkel her genau daran angepasst ist, um eine konstante Directivity zu erreichen.

Einmal Horn, immer Horn
Dieses ultimative Klipsch-Markenzeichen wird als Hybrid-Tractrix bezeichnet, was sich durch einen aus resonanzdämpfendem Spezialgummi gefertigten, viereckigen Außentrichter mit verrundeten Kanten und einem kegelförmig runden, harten Innenteil zusammensetzt und so definierten Abstrahlwinkel mit der Minimierung von Resonanzen verbinden soll – was unser Labor sowohl im Frequenzgang unter Winkeln als auch beim Wasserfall eindrucksvoll bestätigen konnte.
Der rechnerische Öffnungswinkel von 90 Grad weitet sich dabei nach außen auf, was zugleich Kantenbeugungseffekte von Hornmund und Gehäusekanten fast vollständig eliminiert. Befeuert wird das Horn von einer klassischen 1-Zoll-Titan-Kalotte, die hinter einem Druckkammerring mit nur vorsichtiger Aufladung und einem eingearbeiteten Phaseplug arbeitet, was wiederum stehende Wellen und Interferenzen im Hornansatz minimieren soll.
Die rückwärtige Kammer ist ventiliert, um Resonanzeffekte zu vermeiden und auch unterhalb des Einsatzbereiches – ab recht tiefen 1500 Hz – den Hochtöner belastbarer zu machen und Verzerrungen zu reduzieren, die sich sonst, nur leicht von der Filterflanke bedämpft, ins Klangbild hörbar einschleichen könnten.
Sturm, Drang und Klang
In der bei stereoplay üblichen Standardaufstellung zum Beginn jedes Hörtests – 2,7 m Hörabstand, freistehend, eingewinkelt – überzeugte die Klipsch bei Marillions „Made Again“ mit einer natürlich dargestellten Stimme und Offenheit in den Höhen, bediente allerdings Klischees über Hörner: Ultradynamisch, trocken, direkt und extrem spritzig, was mit dem schlanken, behänden Tiefbass nicht so recht harmonieren wollte.
In deutlichen vergrößertem Abstand und mit Wandunterstützung drehte sich dieses tonale Bild komplett: Der Raum machte in die Breite auf, die Ortbarkeit verblüffte, ohne dass dem Hörer Stimmen zu nahe traten, und warme Stimmen sowie ein satt kickendes Fundament bildeten ein gutes Gleichgewicht zum stürmischen Höhenbereich.
Die RP-600M vermittelte selbst bei mäßigen Pegeln glaubwürdig den Druck eines Rockkonzerts, blieb aber in den Höhen sehr sauber.
Klipsch Reference Premiere - Inside The Technology
Klassik war weniger ihr Metier: Zwar klangen Stimmen und Instrumente von Brittens „War Requiem“ (dirigiert von Noseda) unverfärbt, doch eher monolithisch mit wenig aufgefächerten Details, als lausche man einem historischen Kinofilm-Soundtrack und keiner HiRes-Aufnahme.
Bei jazzigen Stücken beeindruckte die Klipsch vor allem mit Impulsgenauigkeit und satten Ansätzen. Miles Davis‘ „Tutu“ hämmerte mit unbändiger Energie und ansatzlosem Punch, wobei die Klipsch bis zum Erreichen ihrer Pegelgrenze locker und gelöst klang. Keine Box für alle – aber ein idealer Einstieg für Rock- und Dynamik-Fans.
