Piega Master Line Source 2: Hörtest
- Piega Master Line Source 2 im Test
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Elegant gemischtDer Systemmix von schnellem Bändchen und schwerfälligem Konus ließ bei solchen Konstruktionen früher das Klangbild zuweilen etwas auseinanderfallen. Übertrieben ausgedrückt: Holte der Trichter gerade aus, den Bassdrum-Kick zum Hörer zu donnern, hatte die Folie den gleichzeitig...

Elegant gemischt
Der Systemmix von schnellem Bändchen und schwerfälligem Konus ließ bei solchen Konstruktionen früher das Klangbild zuweilen etwas auseinanderfallen. Übertrieben ausgedrückt: Holte der Trichter gerade aus, den Bassdrum-Kick zum Hörer zu donnern, hatte die Folie den gleichzeitigen Schlag aufs Crash-Becken schon ans Trommelfell geblitzt.
Da stiftete die Piega MLS 2 aber von Beginn an mehr Zusammenhang. Das brachte die Tonträgerlegende "La Spagna" ans Licht, die gerade als UHQCD (Ultimate High Quality CD, Import, Sieveking Sound) das fernöstliche Licht der Welt wieder erblickt hat. Die altertümlichen, von den teils exotischen Streich-, Zupf-, Blas- und Schlaginstrumenten des Atrium Musicae de Madrid zum Leben erweckten Tänze aus dem 15. bis 17. Jahrhundert sind ein audiophiler Prüfstein der Diamant-Klasse. Dank der exzellent eingefangenen Kapellen-Akustik seit ihrem Ersterscheinen 1980 auf dem schwedischen Edel-Label BIS.
Mit höchster Eleganz, frappierender Auflösung und unangestrengter Dynamik stellte die Piega etwa das diffizile Zirpen, Zingeln, Plingen, Klöppeln und Flirren des "Spaniol Kochesberger" (Track 9 heißt wirklich so) in den Hörraum. Allerdings zierte sich die Gnädigste davor ein wenig: Wie jeder Dipol verlangt sie sehr viel Hingabe und Geduld bei der Aufstellung, Plug'n'Play ist nicht. Und noch ein Tipp: lieber drei- als zweimal die richtige Polung beim Lautsprecheranschluss kontrollieren. Korrekt eingenordet, mit dem richtigen Abstand zur rückwärtigen Wand und zu den Seitenwänden, im richtigen sanften Winkel zu den Hörplätzen eingewinkelt, zirkelte die Schweizerin aber eine wunderbar homogene und klar ortbare Klangbühne ab. Der bei Dipolen gefürchtete Mittentunnel blieb geschlossen.

Diana Krall forderte mit fast schon erschreckender Präsenz "Hit That Jive Jack" von ihrer auf zwei schnelllaufende 45er LPs umgeschnittenen 1996er-Großtat "All For You" (ORG). Mit unbeeindruckter Präzision zog die MLS 2 die rasanten Linien des Basses nach - ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Timing zwischen Grund- und Oberton perfekt stimmt. Chapeau!
Ohne jede Aufdringlichkeit und trotzdem mit der nötigen Verve, ohne auch nur den Hauch einer Verfärbung und trotzdem mit unzähligen Nuancen spürte sie jedem Detail bei Stimmen und Instrumenten nach. Wer einmal gehört hat, wie dieser Lautsprecher das feine Crescendo über einen Bogenstrich auf der Geige nachzeichnet, will nicht mehr wirklich zurück in die kompromissbehaftete Klangwelt vieler konventioneller Lautsprecher. Selbst fieseste Impulse wie die computergenerierten Rhythmen bei "Manchild" von Neneh Cherry schüttelte die Piega dazu mit einer Lässigkeit aus den Membranen, dass man sich um die Pegelfestigkeit der Bändchen wirklich keine Sorgen mehr machte.
Apropos Pegel: Da ließ es die Jury wie gewohnt am Ende mal wieder richtig krachen. Was für eine grandiose Rockband Queen einmal waren, bewies einmal mehr "Ogre Battle" von "Queen II" - irgendwie wirkte auf uns der Zweier-Zwang. Die MLS 2 zog mit einer Vehemenz und markerschütternden Lautstärke in diese Schlacht, dass die Jury bei dieser wahrlich nicht highendig produzierten Scheibe eher um die Reserven der Endstufen als um die der sensiblen Bändchen fürchtete.
Weil der gleichzeitige Lustgewinn beim Abweichen von audiophilen Tugenden so groß war, wanderte gleich noch ein Rockklassiker in den Player: "Celluloid Heroes" vom just remasterten Kinks-Meisterwerk "Everybody's In Show-Biz" von 1972. Und dies hinterließ bei entsprechend sozialisierten Mitgliedern der Hörjury nur noch verklärte Gesichter.
Fazit
Den "Master"-Titel kann AUDIO der Piega Master Line Source 2 nach eingehender Hörprüfung mit Nachdruck verleihen. Der Name ist Programm, und das macht nicht zuletzt unglaublich Spaß. Die allerletzten Zentimeter Tiefendimension, die allertiefsten Geschosse im Basskeller mögen andere, noch teurere Lautsprecher etwas beherzter ausleuchten - zum Beispiel die fast dreimal so teure Master Line Source. Doch auf die meisten dynamischen Konkurrentinnen, auf "normale" Hörräume beziehungsweise Wohnzimmer bezogen: Mit dieser 2. hört man besser.