Vor- und Monoverstärker
Rotel Michi M8 Mono & Michi P5 im Test
Wer schon einmal ein 500-PS-Auto fahren konnte, der ahnt vielleicht, wie sich ein 1000-Watt-Verstärker anhört. „Souverän“ trifft es aber noch nicht so ganz. Lesen Sie unseren Test zum MICHI M8 Mono und dem MICHI P5 von Rotel.

Wer sich mit diesen Verstärkern beschäftigt, kommt nicht umhin, sich mit „Michi“ zu befassen. Denn der Name dieser 2019 präsentierten Rotel-Baureihe kommt natürlich nicht von ungefähr, sondern steht für eine tiefere Bedeutung.
Also, was bedeutet „Michi“ ? „Im kulturellen und geistigen Schaffen Japans nimmt der Begriff WEG (michi) eine eigenartig zentrale Stellung ein. Überall gibt es in Japan einen WEG.
Keine geistige Regung, kein kulturelles Schaffen findet ohne den jeweiligen WEG Gestalt. Er ist der maßgebende Begriff für eine jede der mannigfachen Künste des Insellandes.
Das Wort ,Künste‘ ist hier in der ganzen Weite und Tiefe dieses Begriffes im ostasiatischen Sinne aufzufassen. Zu den Künsten gehört in alter Zeit in China und Japan all das, was von Wert ist, um den Charakter eines Menschen zu entwickeln, sein Selbst einer Vollendung nahezubringen“. (Zum Begriff „Weg“ im Rahmen der japanischen Künste, Horst Hammitzsch, 1957).
Rotel-Kenner werden sich erinnern, dass es schon einmal eine Michi-Serie gab. Bei Rotel steht Michi für ein Flaggschiff-Produkt, für das Beste, was das immer noch familiengeführte, nunmehr 55 Jahre alte Traditionsunternehmen zu entwickeln und zu produzieren vermag.
Und nicht von ungefähr handelt es sich bei Michi P5 und den Monoblöcken M8 um eine Vor-/Endstufenkombi. Denn State-of-the-Art-Vor-/Endverstärkerkombis genießen in der High-End-HiFi-Technik schon immer einen ganz besonderen Stellenwert.

In Form der Top-Produkte eines Herstellers stehen sie üblicherweise für das, was machbar und möglich ist, nicht selten in Form von Cost-no-Object-Kunstwerken, bei denen man der Entwicklungsabteilung augenzwinkernd einen goldenen Freibrief überreichte.
Jedoch sind wir hier bei Rotel. Und damit bei einem Hersteller, der die Preis-/Leistungs-Relation noch nie aus den Augen verloren hat.Und wohl deshalb handelt es sich bei P5 und M8 zwar um teure Kreationen, aber nicht um solche, die in sehr hoch fünfstellige oder gar sechsstellige Regionen (ja, auch das gibt es) vorstoßen.
Das sieht man insbesondere am Beispiel des Vorverstärkers P5, der 23 Kilo auf die Waage bringt und mit 3500 Euro zu Buche schlägt.
Der P5, der genau wie seine Mono-Partner ein praktisch fugenloses, satt dimensioniertes Gehäuse von beeindruckenden Ausmaßen aufweist, ist ein in Dual-Mono-Technik gebauter Analogamp mit DAC, MM-/MC-Phonoverstärker und, so profan sich das bei einem solchen Boliden anhören mag, Kopfhöreranschluss.
Ein USB-Eingang kennzeichnet, dass der P5 zudem aktuelle Anforderungen berücksichtigt, belegt durch MQA- und DSD-Kompatibilität. Apropos Anschluss: Die Rückseite des Rotels bietet alles, was in einer komplexen (analogen) Installation nötig werden könnte, einschließlich symmetrischer Verbindungen.
Nicht minder üppig fällt das Digitalmenü aus, hinter dem AKM-Premium-Wandler mit 32 Bit/768 kHz-Kapazität stehen. Doch damit nicht genug: Bluetooth mit aptX und AAC ist ebenfalls an Bord des P5, der mithilfe einer Netzwerkschnittstelle Updates und Kommunikation erlaubt.
Intern unterstützen nicht weniger als 17 unabhängige Spannungsregelungen die Energieversorgung, basierend auf zwei gekapselten Ringkerntrafos.
Im Betrieb organisiert ein ausgefuchstes, aber übersichtliches Betriebssystem auch das sanfte Relaisklicken, mit dem die Signale geroutet werden, natürlich auch jenes vom Phonoeingang, der im MC-Betrieb lediglich fixe 130 Ohm Eingangswiderstand bietet; wenn man es so interpretieren möchte, unsere einzige zarte Kritik an einem Vorverstärker, der auch perfekte, ja ideale Messwerte aufweist und auf der analogen Ebene mit praktisch linealglatten Frequenzgängen einschließlich eines hoch präzisen RIAA-Entzerrers enorm breitbandig ist.

Majestätisch Ist wohl die Bezeichung, die auf die P8-Monos am ehesten zutrifft. 59 Kilogramm Kampfgewicht pro Monoblock sprechen für sich selbst und für ein Transportproblem, das unter anderem durch zwei gigantische Netztrafos pro Monoverstärker verursacht wird.
Je einer der bei Rotel im Hause gefertigten Energielieferanten ist für eine Hälfte der symmetrischen Betriebsspannung verantwortlich, die hier unter anderem eine Phalanx von 32 hoch belastbaren Ausgangstransistoren versorgt.
Elektroniker wissen, dass in solchen Extremfällen allein schon die Treiberstufe Dimensionen aufweist, die man nicht alle Tage sieht.
Die Abwärme einer solchen AB-Endstufe lässt sich wohl nur noch mit aktiver Kühlung beherrschen, der Vorteil der Kühlkanäle ist auch eine „enge“ Montage der Power-Transistoren sowie lastabhängig steuerbare, große Lüfter, die langsam laufen und deshalb ebenso unhörbar ans Werk gehen wie die ganz erstaunlichen Rotel-Netztrafos.
In puncto schierer Leistung und, wohlbemerkt, Stabilität, erreicht die P8 Sphären, die man gemessen haben muss, um die Fakten zu glauben:
Knapp 1200 Watt Sinusleistung an der dampfenden Laborlast bei lediglich 0,5 Prozent Klirr, 2400 Watt Musikleistung an vier Ohm. Und da wäre noch mehr drin, würde nicht der Schutzschalter des 234-Volt-Netzes bei 16 Ampere Abgabeleistung dichtmachen.
Frequenzgang, Klirr und Rauschen, alles auf erhabenstem Niveau, wobei die Monos ungewöhnlicherweise im Hinblick auf Störspannung via unsymmetrischem Anschluss besser abschneiden als über die XLR-Eingänge.
Den schönen Displays mit ihrem mitlaufenden Spectrum Analyzer, der zwar eine gute Show, aber weniger echte Präzision abliefert, sollte man nicht so viel Aufmerksamkeit schenken wie dem Klang der Kombi, der selbst abgebrühte Tester um eine Erfahrung reicher macht:
Hubraum ist durch nichts zu ersetzen außer durch noch mehr Hubraum... Schraubstockartige Kontrolle und schier unbegrenzter Stromnachschub münden hier in einem Klang, der ebenso artefaktfrei wie zunächst auf Dynamik zentriert zu sein scheint:
Selbst „gutmütige“, kleinere Lautsprecher mutieren nun zu muskelbepackten (Studio-)Monitoren, die mit rasiermesserscharfen Impulskanten ein Timing hinwerfen, das man bis dato so nicht gehört hat.

Dass da knurrige, perfekt bis aufs i-Tüpfelchen konturierte Tiefton-Orgien im Ernstfall gefährlich werden und eine kundige Hand am Pegelsteller nötig ist, sei nur am Rande erwähnt.
Dass das Ganze aber auch mit Finesse, äußerster, bisweilen schonungsloser Präzision, Ehrlichkeit, Klangfarbenreichtum, 3D-Präsentation und bemerkenswerter Emotionalität einhergeht, ist abgesehen von den Beschleunigungswerten die wirklich wichtige Nachricht.
Schiere, ja brutale Power, Hand in Hand mit Klangqualität aus dem 7. High-End-Himmel: keine Fragen mehr, Euer Ehren. Wer diesen Weg beschreiten kann, wird sehr, sehr glücklich werden.
Fazit - Rotel Michi P5
Schlicht perfekt. Und klanglich unangreifbar. Dazu eine echte Anschlusszentrale mit USB-fähigem DAC und Phono. Für das Gebotene ein wahrer State-of-the-Art-Hit, für den Rotel einen absoluten Kampfpreis aufruft. Höchst empfehlenswert!
Fazit - Rotel Michi M8 Mono
Gäbe es so etwas wie eine weltweite Endstufen-Hierarchie, würde die Rotel Michi M8 Mono sie durcheinanderwürfeln. Das Powerhorse stellt nicht nur Leistungsrekorde auf, sondern garniert seine Kilowatt mit perfekt kontrolliertem Klang und messtechnischer Perfektion.