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Samsung Galaxy S21 FE (Fan Edition) im Test
Mit dem Galaxy S21 Fan Edition verpasst Samsung der auslaufenden S21-Serie eine Frischzellenkur. Ein cleverer Schachzug, der sich nicht nur für das Unternehmen lohnt. Auch der Kunde profitiert davon, denn das S21 FE entpuppt sich als kompakter Allrounder, der vieles richtig macht, wie unser Test zeigt.
- Samsung Galaxy S21 FE (Fan Edition) im Test
- Samsung Galaxy S21 FE: Kamera im Test

Jedem Studenten der Betriebswirtschaftslehre wird das Konzept des Produktlebenszyklus mindestens einmal im Studiums begegnen. Wie der Name vermuten lässt, unterteilt es den Lebenszyklus eines Konsumguts von der Markteinführung bis zum Verkaufsende in mehrere Phasen, die verschiedene Charakteristika aufweisen und jeweils auch eine unterschiedliche Produktpolitik erfordern.
Samsungs 2021er-Top-Serie Galaxy S21 lässt sich derzeit irgendwo zwischen der Sättigungs- und der Rückgangphase verorten. Mit gezielten Maßnahmen und Strategien kann ein Unternehmen diese Phasen aktiv beeinflussen und zum Beispiel den Produktlebenszyklus künstlich verlängern.
Die „Fan Edition“ von Samsung, die im Oktober 2020 mit dem Galaxy S20 FE ihren Anfang nahm, ist eine solche Strategie wie aus dem Lehrbuch: Mit Hilfe einer Neuauflage wird das nahende Ende des Lebenszyklus noch einmal hinausgezögert.
Die Tatsache, dass Korea nun auch die S21-Serie mit einer Fan Edition anreichert, deutet auf einen Erfolg dieser Strategie hin. Allerdings kommt das S21 FE im Vergleich zum Vorgänger mit dreimonatiger Verspätung. Hat Samsung den Verkaufsstart hinausgezögert, weil das bestehende Portfolio mit dem Flip 3 und der S21-Serie so gut performt hat? Oder hat die Chipknappheit die Produktion verzögert? Diese Fragen sind nicht so leicht zu beantworten, zumal sich Korea hier nicht in die Karten schauen lässt.
Sicher ist aber, dass das S21 FE in mehrfacher Hinsicht zwischen den Stühlen sitzt: Die neue Serie Galaxy S22 ist bereits in Sichtweite, und mit dem S21 sitzt der Fan Edition diesmal ein starker Konkurrent aus dem eigenem Haus im Nacken. Ist es überhaupt sinnvoll, die Neuauflage zu kaufen, oder ist man mit dem Original besser bedient? Diese Frage wird zu klären sein.
Unboxing: Samsung Galaxy S21 FE
Abmessungen, Design, Display & Haptik
Ein wichtiges Unterscheidungskriterium ist die Größe: Mit seinem 6,4-Zoll-Display ist das S21 FE genau zwischen dem S21 und dem S21+ angesiedelt und kommt damit für unseren Geschmack nahe an die Idealmaße eines Smartphones heran. Es passt noch in die Hosentasche und liegt sehr gut in der Hand, was es auch dem für diese Größe kleinen Gewicht verdankt.
Ebenfalls positiv wirkt sich das gelungene Design der Kameraeinheit aus, die nur minimal heraussteht und in Form einer sanften Wölbung fast fließend in die Rückseite übergeht. Es gibt nur wenige Smartphones mit einer vergleichbaren Displaydiagonale, die so handlich sind.
Die Verarbeitung schließt daran nahtlos an und erfüllt Samsung-typisch sehr hohen Qualitätsansprüche, was von der IP68-Zertifizierung unterstrichen wird – das S21 FE verträgt also problemlos einen Regenschauer und sogar kurze Tauchgänge (in Süßwasser). Der matt glänzende Aluminiumrahmen macht das Gehäuse verwindungssteif und vermittelt hohe Stabilität.
Gut gefallen hat uns zudem, dass er im selben Farbton lackiert ist wie die Rückseite. Das FE gibt es in vier Farben, neben den Klassikern Schwarzgrau und Weiß wagt Samsung mit Pink und Grün auch ein paar bunte Farbtupfer. Getrübt wird der gute Eindruck aber von der Entscheidung des Herstellers, bei der Rückseite auf Kunststoff zu setzen.
Die matte Polycarbonat-Oberfläche macht zwar einen hochwertigen Eindruck und fühlt sich keineswegs billig an, sie liegt aber nicht so kühl in der Hand wie Glas und ist vor allem nicht so kratzfest. Kunststoff ist dafür aber weniger bruchempfindlich, und viele Nutzer werden ohnehin eine Schutzhülle dazukaufen, darum wollen wir den Kunststoffrücken auch nicht überbewerten.

Samsung baut das OLED etwas dichter an die Ränder als beim Galaxy S20 FE, sodass die Vorderseite fast vollständig vom Display ausgefüllt wird. Stark: Eine Schutzfolie ist bereits ab Werk aufgeklebt. Das ist in Anbetracht des mageren Lieferumfangs eine kleine Sensation, denn Samsung macht es wie Apple und verzichtet auf ein Netzteil und Kopfhörer.
Was die Verpackung schön klein hält, ist nicht für jeden Nutzer ein guter Deal. Sicher haben zwar fast alle ein passendes Netzteil in der Schublade, aber wenn es schon älter ist, ist der Ladedurchsatz nicht besonders hoch, sodass das Laden mehrere Stunden dauern kann. Ein passendes 25-Watt-Schnellladenetzteil kostet im Samsung-Shop knapp 20 Euro.
Doch zurück zum Display: Korea baut ein OLED mit klassentypischer Full-HD-Auflösung ein, das qualitativ im guten Mittelfeld angesiedelt ist. 120 Hertz für ein besonders weiches Scrolling werden unterstützt. Dass hier nicht die neueste und besonders energieeffiziente LTPO-Generation mit dynamischer Hertz-Regulierung zwischen 1 und 120 Hertz zum Einsatz kommt (so wie bei den anderen S21-Modellen), ist in Anbetracht der langen Akkulaufzeit zu verkraften, dazu später mehr.

Prozessor, Speicher & Connectivity
Betrachten wir zunächst den Prozessor, bei dem Samsung erfreulicherweise keine Kompromisse eingeht. Qualcomms letztjähriges Top-Modell Snapdragon 888 macht auch 2022 noch eine gute Figur. Intensives Multitasking und Gaming auf höchsten Detailstufen werden anstandslos verkraftet, Letzteres jedoch nicht über einen längeren Zeitraum:
Unter Dauerlast schaltet das SoC einen Gang zurück. Die Speicherausstattung unseres Testmodells ist mit 8/256 GB üppig, wer mit weniger auskommt, greift zur kleineren Modellvariante, die mit 749 Euro immerhin 70 Euro günstiger zu haben ist.
Doch aufgepasst: Im Gegensatz zum S20 FE hat der Nachfolger keinen Speicherkartenslot. Dual-SIM wird unterstützt in Form von zwei Nano-SIM-Karten, eine eSIM ist nicht eingebaut. Auch auf eine Klinkenbuchse verzichtet Samsung, aber das tun mittlerweile die meisten Hersteller, sodass man das nur schwer kritisieren kann.
Von diesen Kritikpunkten abgesehen ist die Connectivity umfangreich: 5G wird natürlich unterstützt, genauso wie Wi-Fi 6, das sich im Test gut abgestimmt präsentiert: Die Verbindung bleibt selbst mit Dämpfung bei hohen Datenraten stabil. Mit dem S21 FE surft es sich also dann noch auch gut im WLAN, wenn der Router weiter weg steht.
Der Datendurchsatz über die USB-Schnittstelle (3.2 Gen 1) ist ebenfalls hoch. Erfreulicherweise unterstützt das S21 FE Samsungs Desktop-Modus DeX, der ausschließlich den Premium-Smartphones der Koreaner vorbehalten bleibt und ein desktop-ähnliches Arbeiten ermöglicht, wenn man das Smartphone mit einem Monitor und entsprechendem Zubehör verbindet. Bluetooth 5.0 und NFC werden auch unterstützt.
Soundqualität
Warum Samsung den modernen Standard 5.2 ignoriert, bleibt ein Geheimnis, genauso wie das Fehlen von Qualcomms aptX HD. Auf HiRes-Audio muss man deshalb aber nicht verzichten, Sonys LDAC ist an Bord. Dieser Standard wird aber nicht von allen Kopfhörern unterstützt, bei der Auswahl der richtigen Ohrstöpsel sollten audiophile Nutzer also genauer hinschauen (Sony-Kopfhörer sind logischerweise eine sichere Adresse).
Samsung bietet darüber hinaus diverse Features, die die Soundqualität verbessern, darunter Dolby Atmos, einen Equalizer und Adapt Sound, mit dem man den Frequenzgang individuell auf das Gehör abstimmen kann. Die Stereolautsprecher runden das Unterhaltungspaket ab. Der Klang ist lautstark, aber vergleichsweise dünn – andere Smartphones (etwa das iPhone 13) schaffen mehr Bass und klingen somit voller.

Dass die Qualität des Kamerasystems nicht an die der S21-Serie heranreicht, überrascht nicht. Sie ist mit dem des S20 FE vergleichbar, wobei die Superweitwinkelkamera einen deutlichen Sprung nach vorn macht. Die Qualität ist für diesen Preis in Ordnung.
Es gibt hier sicher noch Luft nach oben, aber entscheidend ist in unseren Augen, dass das Dreifachzoom einen großen Brennweitenbereich abdeckt, der bei guten Lichtverhältnissen vom Superweitwinkel- bis bis in den Telebereich gute bis sehr gute Fotos produziert.
Der Fotograf bleibt also flexibel, was zusätzlich mit den vielen Extras unterstützt wird, die der Hersteller draufpackt: Es gibt eine RAW-Option, bei der Haupt- und Selfiekamera gleichzeitig aufnehmen und die Ergebnisse in einem Video zusammengeführt werden. Die Selfiekamera schafft wieder 32 Megapixel in einer guten Qualität.
Akku-Laufzeit & Funkeigenschaften
Immer stärker verfestigt sich der Eindruck, dass das S21 FE ein grundsolides Smartphone ist, dessen herausragende Eigenschaft es ist, nicht aufzufallen. So auch bei der Akkulaufzeit: 9:34 Stunden in unserem genormten Testverfahren sind nicht herausragend, aber eine sehr gute Zeit, die den Anwender auch bei intensiver Nutzung verlässlich durch einen Tag bringt.
Wir messen bei aktivierter 120-Hertz-Option. Da kein LTPO-Display eingebaut ist, heißt das im Umkehrschluss, dass sich die Laufzeit mit 60 Hertz spürbar verlängern dürfte. Ein Netzteil gehört wie bereits erwähnt nicht zum Lieferumfang, aber man kann das S21 FE auch kabellos aufladen. Stark: Wireless Charging wird in beide Richtungen unterstützt, das Smartphone kann also zum Beispiel die Kopfhörer laden. Dass der Akku so lange durchhält, könnte auch damit zusammenhängen, dass Samsung die Mobilfunkantennen so gut abgestimmt hat.
Die von uns gemessenen Funkeigenschaften sind durch die Bank sehr gut. Das bedeutet, dass das S21 auf energieeffiziente Weise permanent mit dem Mobilfunknetz verbunden ist. Ebenso überzeugend ist die Akustik beim Telefonieren: Mit der hohen Lautstärke und der sehr guten Sprachqualität liefert das S21 FE hier überdurchschnittlich ab.
Samsung gelingt ein gut abgestimmtes Gesamtpaket, das sich hinter dem S21 nicht verstecken muss. Am Ende liegen beide Smartphones dicht beieinander, wobei das S21 mit Blick auf die Ausstattung die Nase vorn hat. Die Fan Edition ist aber die aktuellere Version mit dem größeren Display. Hier eine Wahl zu treffen, fällt schwer.