Strahlung im Zug
Hondou beschrieb das Simulationsmodell eines teilweise abgeschirmten Raums mit räumlich verteilten Strahlungsquellen. Das theoretische Modell, angewendet auf einen mit maximal 300 Personen ausgelasteten japanischen Zugwaggon, zeigte, dass schon eine gesamte Sendeleistung von 12 Watt ausreicht, um d...
Hondou beschrieb das Simulationsmodell eines teilweise abgeschirmten Raums mit räumlich verteilten Strahlungsquellen. Das theoretische Modell, angewendet auf einen mit maximal 300 Personen ausgelasteten japanischen Zugwaggon, zeigte, dass schon eine gesamte Sendeleistung von 12 Watt ausreicht, um die empfohlenen Grenzwerte für Strahlenbelastung zu überschreiten.
Nun entsprechen 12 Watt laut Artikel etwa 25 japanischen Handys. Bei 300 Personen und einer plötzlich eintretenden Verspätung kommt leicht eine deutlich höhere Anzahl benutzter Telefone in einem Waggon zusammen; entsprechend groß war die Aufregung.

Doch wenn Mobilfunkgegner diese Studie zitieren, um auf das grenzwertüberschreitende Zusammenwirken mehrerer Handys hinzuweisen, übersehen sie eine Schwäche, die selbst Hondou bewusst war: In seinen Modellrechnungen ließ er die Signaldämpfung durch Einrichtung und mehr noch durch im Waggon anwesende Personen außer Acht.
Wie also sieht es messtechnisch wirklich in deutschen Zügen aus? Und kommen Simulationen, die Personen als lokale Dämpfung für das Hochfrequenzfeld berücksichtigen, eventuell zu ganz anderen Ergebnissen?
Keine signifikante Belastung messbar
Für den einzelnen Telefonierer darf hier zunächst Entwarnung gegeben werden. Die abschirmende Wirkung der Waggon-Hülle von S-Bahnen und Zügen hat nur einen marginalen Einfluss auf die Strahlenexposition des Handynutzers. Die SAR-Werte sind etwa 10 bis 15% erhöht gegenüber Gesprächen, die an derselben Stelle im Freien geführt werden. Das gilt zumindest für ein frei im Raum befindliches Handy.
Wird das Mobiltelefon jedoch auf der einen Seite vom Nutzerkopf und auf der anderen Seite unmittelbar von der Metallwand des Zuges eingegrenzt, stieg die Strahlungsbelastung des Telefonierers um 30 bis 50%. Trotz der abschirmenden Wirkung der Zughülle, die auftreffende Strahlung zu einem Teil zurück in den Inneraum reflektiert, erwies sich die Belastung von Nichttelefonierern im Zug als um mehrere Größenordnungen niedriger als die der Handynutzer.
Interessant sind in diesem Zusammenhang die Repeater-Waggons von ICEs. Diese mit Handy-Symbol gekennzeichneten Waggons leiten Mobilfunksignale verstärkt durch die stark abschirmende Metallhülle der mit metallbeschichteten Fenster ausgestatteten ICEs. Wirksam sind sie bei den GSM-Netzen von T-Mobile, Vodafone, E-Plus und nach und nach auch von O2.
Bessere Netzversorgung, geringere Belastung

Die höheren Basisstations-Pegel sorgen hier für signifikant reduzierte Sendeleistung der Handys, zudem werden die Sender der Mobiltelefone am Repeater deutlich weniger wegen Zellwechseln auf Maximalleistung geschaltet. Durch diese deutlich bessere Netzversorgung fällt die Strahlenbelastung für Handynutzer wie für passiv im Abteil sitzende Mitfahrer wesentlich niedriger aus. Letztere werden nicht mehr belastet als unter ähnlichen Bedingungen im Freien.
Und was ist, wenn viele Nutzer auf einmal in einem großen Abteil telefonieren? Gemessen hat das Forschungsteam in einem Bus, zunächst mit zwei dem Messkopf gegenübersitzenden Telefonieren und zweien, die direkt hinter der Sitzreihe des Messkopfes standen. Da dies keine nennenswerte Belastung ergab, durften die vier Versuchspersonen danach mit je zwei Handys telefonieren. Es befanden sich also acht Handys in einem teilgeschirmten Raum in unmittelbarer Nähe des Messkopfes.
In allen Fällen lag die Strahlenbelastung unter 0,1 W/kg, also bei weniger als einem 20stel des Grenzwertes. Diese Tendenz bestätigen auch gerechnete Simulationen eines Zugabteils, solange die strahlungsabsorbierenden Eigenschaften mit in die Simulation eingerechnet werden. Der von Hondou apostrophierte Effekt, der wohl auch die Handy-Popcorn-Filme auf YouTube inspiriert hat, kann damit getrost ins Reich der Fabeln verwiesen werden.
Das rät connect:
Wählen Sie für guten Empfang und niedrige Strahlenexposition in ICEs einen Repeater-Wagen.
Wählen Sie in normalen Zügen einen Fensterplatz.
Meiden Sie außerhalb von Repeater-Wagen Telefongespräche mit Handy zwischen Kopf und Metallseitenwand oder zwischen Kopf und metallbedampftem Fenster.