IFA 2019
Fx Tec Pro 1 im ersten Test: Der Communicator kehrt zurück
Fx Tec zeigt mit dem Pro 1 auf der IFA 2019 ein Android-Smartphone mit QWERTZ-Tastatur unter dem Display. Erinnerungen an Nokias legendären Communicator werden wach.

Nokias Communicator-Serie (1996-2007) gilt als Urvater des Smartphones und hatte seinerzeit einen legendären Ruf. Das Klapp-Telefon mit vollständiger Tastatur zierte damals die Bürotische einer ganzen Managergeneration. In diese Fußstapfen möchte das britische Startup Fx Tec treten, das auf der IFA das Pro 1 gezeigt hat, ein Android-Smartphone mit einer QWERTZ-Tastatur unter dem Display, die über einen Slider-Mechanismus freigelegt wird.
Zu dick für den Massenmarkt
Das Smartphone ist zugeklappt 14 Millimeter dick und diese Zahl ist auch der Grund dafür, warum kein großer Hersteller mehr Tastatur-Smartphones baut. Die Mehrheit der Verbraucher ist nicht bereit, im Austausch für eine komfortable Tastatur ein so dickes Phone in der Tasche zu tragen, und schreibt stattdessen über den Touchscreen. "Mehrheit" bedeutet aber nicht, dass es niemanden gibt und genau das ist das Kalkül von Fx Tec, dem laut Eigenbeschreibung "Startup für hochwertige mobile Nischengeräte". Man setzt auf eine spitze Zielgruppe, aber in einem globalen Maßstab. Das Pro 1 wird ab Mitte September über die Webseite www.fxtec.com verkauft und weltweit geliefert, zum Lieferumfang gehören 3 Netzteile mit unterschiedlichen Steckern (UK, USA, Europa). Der Preis liegt bei 649 Euro.

Dass man dafür nicht die neueste Technik bekommt, liegt auf der Hand. Fx Tec setzt stattdessen auf ältere Komponenten. Qualcomms Snapdragon 835 hat mehr als 2 1/2 Jahre auf dem Buckel. Die Performance reicht für Alltagsanwendungen, bei intensivem Multitasking dürfte es aber an die Grenze gehen. Und was ist mit Updates? Android 9 ist installiert, aber wird Qualcomm auch Treiber für Android 10 oder 11 entwickeln? Fx Tec versuchen, dieses Problem zu umgehen, indem sie den Bootloader freischalten und auf die mögliche Installation des alternativen Betriebssystems Sailfish verweisen. Allerdings stellt sich hier die Frage nach der Zielgruppe: Will man den Business-Nutzer erreichen oder den Nerd? Beides gleichzeitig ist schwer. Hinzu kommt, dass das alte SoC nicht besonders energieeffizient ist, was angesichts eines 3200-mAh-Akkus zum Problem werden könnte.
Fx Tec Pro 1 technische Daten
- Größe, Farben: 154 x 74 x 14 mm, schwarz
- SoC und Speicher: Qualcomm Snapdragon 835, 6 GB RAM, 128 GB ROM
- Display: OLED, 6 Zoll, 2160 x 1080 Pixel
- Kamera: 12 MP Weitwinkel (Sony IMX 363) + 5 MP Bokeh / Frontkamera mit 8 MP
- Anschlüsse: USB-C, Klinke
- Akku: 3200 mAh, 18-Watt-Netzteil im Lieferumfang
- System: Android 9 Pie
- Extras: QWERTZ- oder QWERTY-Tastatur unter dem Display, Fingerabdrucksensor seitlich im Rahmen integriert, micro-SD oder zweite SIM, Stereo-Lautsprecher
Das an den Ecken gerundetete OLED gibt sich dagegen deutlich moderner, auch der seitlich im Rahmen integrierte Fingerabdrucksensor gefällt. Positiv sticht zudem die Tastatur (als QWERTZ oder QWERTY lieferbar) heraus. Die 66 Tasten sind in 5 Reihen angeordnet und bieten kurze, knackige Druckpunkte. Die Tasten sind hintergrundbeleuchtet, sodass man auch im Dunklen gut schreiben kann. Der Slider-Mechanismus macht einen stabilen Eindruck, hier wackelt oder klappert nichts. Die Display-Einheit rastet in einem Winkel 155 Grad fest ein und ermöglicht einen optimalen Blick auf den Inhalt, der selbstverständlich ins Querformat wechselt, wenn das Phone aufgeschoben wird. Das ganze Smartphone wirkt solide verarbeitet, das mattschwarze Polycarbonatgehäuse ist aber keine haptische Offenbarung, es passt eher zum Image eines Arbeitsgerätes: Das Pro 1 will keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern funktionieren.

Fazit: Smartphone für echte Fans
Die immense Nachfrage habe ihn überrascht, so ein Mitarbeiter von Fx Tec im Gespräch mit connect. Was man eben so sagt, wenn man Journalisten vom Produkt überzeugen will. Tatsächlich gefällt uns die Idee hinter dem Pro 1 gut, das veraltete SoC lässt aber Zweifel an der Nachhaltigkeit des Projektes aufkommen. Vieleicht kann ein Volltest diese Zweifel ausräumen. Der ist Anfang Oktober angedacht, wenn die finalen Samples verfügbar sind.