Loewe Inspire 65 dr+ im Test
Die OLED-Fernseherserie „Inspire“ von Loewe bringt elegantes Design in Einklang mit modernster Technik. Unser Test zeigt, dass deutlich mehr in ihm steckt als in seinen Vorgängern.

Wer ein TV-Gerät kaufen will, dessen Entwicklung und Produktion nachhaltig in Deutschland stattfinden, hat leider nur wenig Auswahl. Schnell landet man bei der Traditionsmarke Loewe, die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann und sich jetzt wieder in Familienbesitz befindet. Und...
Wer ein TV-Gerät kaufen will, dessen Entwicklung und Produktion nachhaltig in Deutschland stattfinden, hat leider nur wenig Auswahl. Schnell landet man bei der Traditionsmarke Loewe, die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann und sich jetzt wieder in Familienbesitz befindet. Und obwohl der Hersteller mit der Zweitmarke „we“ preiswertere, pfiffige Produkte für eine jüngere Zielgruppe eingeführt hatte, sind die einzigartigen Luxusfernseher unbestritten Kern des Erfolgs.
Man darf jedoch die Vokabel „ Luxus“ keinesfalls mit überteuerter Verschwendung übersetzen, die nur einer elitären Gruppe zugänglich sein soll. Bei Loewe bezahlt man einen angemessenen Aufpreis für hochwertige Materialien wie Metall und Stoff, ordentliche Lautsprecher, aber vor allem auch dafür, dass das Design der Fernseher perfekt auf viele hauseigene Aufstellvarianten und Soundlösungen abgestimmt ist.
Es ist nun einmal leider so, dass ein massiv ausgeführter Metallstandfuß in spezieller Lackierung, vielleicht sogar mit motorischer Ansteuerung, im Einkauf beinah mehr kostet als ein TV-Panel. Asiatische Hersteller, die nur auf riesige Stückzahlen im Verkauf schielen, konzentrieren sich gern auf eine möglichst gute Kombination aus Display und Prozessor zum Spottpreis, minimieren aber alles andere, was Geld kostet. Zudem scheinen sich dort oftmals Designer von Bild- und Tonkomponenten nicht zu kennen, so unterschiedlich sind ihre Ansätze.
Loewe kann zwar ebenfalls nur auf dieselben Basiskomponenten zurückgreifen, weiß diese aber bestens auszuwählen und zu veredeln. Zudem trennen charmante Details wie magnetisch gehaltene Abdeckungen über Kabelführungen oder Kunststoffteile, die präziser als üblich entgratet wurden, die designtechnische Spreu vom Weizen.
Jedenfalls versetzt eine Loewe-Anlage, also die Kombination aus TV-Gerät, Standlösung und Soundbar, Innenarchitekten und Ästheten zu Recht deutlich stärker in Verzückung als die Produkte jeder anderen Marke.

Inspiration für ein Fernsehgerät
Loewe kann durchaus mit relativ kleinen Produktionskapazitäten und längeren Laufzeiten von Modellreihen qualitativ punkten. So soll der Hersteller höher belastbare elektronische Bauteile verwenden, um die Betriebszeit zu verlängern. Es ist ja überhaupt viel nachhaltiger und effizienter, ein mechanisch hochwertiges Gerät längere Zeit zu verwenden, das darf dann ruhig auch etwas teurer sein.
Die Entwicklung des TV-Markts geht allerdings auch an Loewe nicht vorbei, sodass alle paar Jahre das Portfolio grundsätzlich überarbeitet werden muss. Wir hatten Mitte 2021 den Loewe bild.i 65 getestet, dem der neue Inspire 65 wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Seitdem hat aber das Wohnzimmergaming seinen Siegeszug angetreten und verlangt TV-Geräten maximale HDMI-Pixelraten ab.
Zur selben Zeit startete Samsung seinen Angriff mit der QD-OLED-Technik, den LG Display, der Lieferant aller anderen OLED-Panels, mit den neuartigen Produkten der evo- und MLA-Klasse konterte. Kurz gesagt: Seit 2021 ist erstaunlich viel passiert, und diese stille Revolution spiegelt Loewes neues TV-Gerät „Inspire“ wider.

Er ist derzeit mit 65 und 55 Zoll (3000 Euro) auf Loewes Webseite gelistet, soll aber auch noch mit 77 und 48 Zoll kommen. Die Ergänzung „dr+“ weist auf die Integration einer Terabyte-Festplatte hin, mit der man Live-TV pausieren oder aufnehmen kann. Das funktionierte im Test sogar mit den Inhalten einiger privater HD-Sender – allerdings nur, wenn man die Dienste des Anbieters HD-plus in Anspruch nimmt, dessen Dekodierungsoption nebst Bonusangeboten vorinstalliert und ein halbes Jahr kostenlos nutzbar ist. Auf diesen Zug sind glücklicherweise die meisten TV-Hersteller bereits aufgesprungen.
Der eingebaute Speicher darf aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass Loewe einen Dreiwege-Singletuner verwendet. Man kann also keinen anderen Transponder aufzeichnen als den, den man gerade sieht. Für Aufnahmen in Abwesenheit ist das völlig in Ordnung.
Was die Belastbarkeit der HDMI-Eingänge betrifft, hat Loewe gut nachgelegt. Das neue Motherboard SL850 bietet mit zwei der vier Buchsen die vollen 48 Gbit/s und damit 144 fps in Ultra-HD an, für Gamer sogar frei von Tearing in variablen Bildraten bis hinunter zu 48 fps. Für Full-HD ist sogar ein Interlaced-Verfahren mit 240 Hertz möglich, das die Übertragungszeit vom Gaming- PC nochmals verkürzen soll. Wir haben in der Mitte des Bildschirms 5 Millisekunden Latenz bei UHD in 120 fps gemessen – das ist nahezu perfekt.
Auch sehr schön, dass im Spielemodus sofort farblich messerscharfes RGB zu sehen ist. Viele Konkurrenten lassen die Signale immer noch durch Prozessoren laufen, die die Farbauflösung halbieren. Loewe ermöglicht damit auch den Einsatz als PC-Monitor, der einem klassischen Loewe-Fan jedoch kaum in den Sinn kommen wird.

Smart wie eh und je
Vor sehr vielen Jahren war Loewe mit dem Modell „connect“ absoluter Wegbereiter des vernetzten Fernsehers. Mittlerweile musste der Hersteller aber wie jeder andere jenseits der Top 3 die Pflege eines eigenen Betriebssystems aufgeben. So hat man sich für VIDA als Basis A entschieden, das Zugang zu den entscheidenden Smart-TV-Diensten gewährt, und es zu Loewe os8 verfeinert.
So klappt die Sprachsteuerung bestens, und auch per Handy lässt sich das Gerät steuern oder mit Medien bespielen. Das Beste ist die äußerst schnelle Reaktion in den Einstellungs- und Bedienmenüs. Sie sind besonders gut lesbar und ordentlich sortiert. Von der strikten Linie der Simplizität weicht Loewe ein wenig ab, da man Zugang zu sehr vielen Einstellungen der Bildverarbeitung erhält.
Optimale Einstellungen: Loewe Inspire 65 dr+
Vollbild an/ausOPTIMALE EINSTELLUNGEN |
---|
Bildmodus |
OLED-Anzeige |
Lichtsensor |
Helligkeit |
Kontrast |
Farbsättigung |
Schärfe |
Gamma |
Farbtemperatur |
RGB-Gain (Hoch) |
RGB-Offset (Niedrig) |
EMPFOHLENER SEHABSTAND |
TV 4,0 m |
HD 2,3 m |
GAMING |
War die Kalibration früher kompetenten Loewe-Händlern vorbehalten, kann nun jeder mit dem nötigen Fachwissen und passenden Gerätschaften eine komplette Farbkalibration mit 20-Punkt-Gammakorrektur durchführen. Die vielen Bildfilter zur Nachschärfung, Bewegungsglättung und Befreiung von Artefakten darf man nach eigenem Gusto ausprobieren.

Positiver Effekt der geringen Produktionskapazität des Loewe-Werks ist die Farbkalibration, die der Hersteller an jedem Exemplar in der Fabrik durchführt. Andere nehmen sich nur die Zeit, grundsätzliche Abweichungen von Bauteileserien zu kompensieren. Loewe dagegen gönnt sich eine tiefergreifende Korrektur der Serienstreuung
An den Messungen unseres zugegeben frühen Produktionsmusters können wir eine exzellente Werkseinstellung des Kinomodus jedenfalls belegen. Genauso sicher sind wir, dass es sich beim OLED-Panel um die neueste Variante des evo-Displays handelt. Es spielt in HDR bis hinauf über 1000 Nits, wenn das Testbild klein genug ist. Da sind wir bei einer Leuchtdichte angelangt, die den meisten DCI-Masterings völlig gerecht wird.
Für brillanter angelegte Filmkonserven greifen die Algorithmen von Dolby Vision und HDR10+ und passen die Inhalte gut ans Panel an. Bei HDR fällt zudem eine Akzentuierung von dunklen Vollfarben auf, die den Farbkontrast kräftiger zeichnet. Wie bei WRGB-Panels üblich, müssen hellste Spitzlichter aufgeben, wenn sie farbübersättigt sind. Insgesamt ist positiv, dass Loewe alle Werksmodi sinnvoll vorgewählt hat, sodass man durchaus in „Standard“ oder energiesparend fernsehen darf. Wer wissen will, wie das Studio ausgesehen hat, wechselt zu „Kino“.
Fazit
Loewe bringt sozusagen neuesten Wein in alten Schläuchen. Dem exzellent designten und bestens verarbeiteten Korpus des Vorgängers bild.i wird im Inspire mit modernsten Chips und brillantem OLED-Panels neues Leben eingehaucht
Aus dem Messlabor
Bildmessung Ultra-HD HDR BT.2100 12 Bit

Im kalten Dynamikmodus oder bei kleinen Messfenstern erreicht die Brillanz 1000 Nits. Dabei sind die Positionen der Farben toll kalibriert. Dunkle Volltöne wirken sehr kräftig, in Spitzlichtern erzeugen die Weißpixel mehr Anteile der Energie.
Bildmessung HDTV Full-HD, BT.709, 8 Bit

Alle Farbtöne sitzen nahezu perfekt, belegt durch die Ergebnisse von Delta E2000 unter 2. Das Eingangssignal wird optimal genutzt und clippt exakt bei 100 Prozent Digitalpegel.
Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com
Display unter dem Mikroskop

Daten und Messwerte: Loewe Inspire 65 dr+
Vollbild an/ausDaten und Messwerte |
---|
Hersteller |
Modell |
Preis |
Internet |
MESSWERTE |
Abmessungen in cm (B × H × T) |
Bilddiagonale / Gewicht |
Kontrast ISO / in-Bild / dynamisch |
Flächen- / Spitzenweiß / HDR |
Gamma / Abweichung vom Ideal |
Farbtemperatur / Abweichung |
Farbraum HDTV / HDR-BT.2020 |
Ausleuchtung / Farbverteilung |
Latenz Film- / Gamemodus |
Einschalt- / Umschaltzeit |
Verbrauch max. / Film / Standby |
ANSCHLÜSSE |
Tuner: analog / DVB-T / -C / -S |
IP-Tuner / CI-plus |
HDMI / Komponente / AV-in |
USB (davon 3.0) / Netzwerk / WLAN |
Audioausgang |
Besonderheiten: |
AUSSTATTUNG |
Hintergrundbeleuchtung / regelbar |
via Lichtsensor / via Bildinhalt |
100 Hz / 200 Hz / Backlight-Blinking |
High Dynamic Range (HDR) |
Filmmakermode / ALLM / HGIG |
G-Sync / FreeSync / VRR |
FPS 2K / 4K / 8K |
Farbtemperatur / Farbraum |
RGB Gain+Offset / 10p / 20p |
Gamma / Rausch- / Artefaktfilter |
Medienwiedergabe |
DLNA-Heimnetz |
HbbTV / Betriebssystem |
Smart-TV-Apps |
Sprachsteuerung / Smartphone-App |
Festplatte für Aufnahmen / über USB |
Zubehör |
Besonderheiten:"Drehfuß |
*Abkürzungen für Smart-TV-Dienste: A=Amazon Prime Video, Ap=Apple TV , D=DAZN, Di=Disney+, G=Google Play Movies, H=HD+, J=Joyn, M=Magenta- TV, Mx=Maxdome, N=Netflix, P=Paramount+, R=RTL+, Ra=Rakuten, S=Sky, Sp=Spotify, W=Webbrowser, Y=Youtube, Z=Zattoo
Testergebnisse: Loewe Inspire 65 dr+
Vollbild an/ausKategorie | Punkte/Note |
---|---|
BILDQUALITÄT max. 510 | 483 überragend |
TV-Empfang 50 | 47 |
High Definition 75 | 74 |
Ultra High Definition (+HDR) 90 | 83 |
Kontrast 90 | 88 |
Schärfe 60 | 56 |
Farbdarstellung 60 | 54 |
Ausleuchtung / Blickwinkel 40 | 38 |
Bildverbesserung 45 | 43 |
KLANGQUALITÄT max. 60 | 46 gut |
AUSSTATTUNG max. 260 | 220 sehr gut |
Tuner 65 | 55 |
Anschlüsse / Kommunikation 85 | 73 |
Medien / Smart-TV / Gaming 60 | 52 |
Sonstiges /Ökologie 50 | 40 |
BEDIENUNG max. 105 | 92 sehr gut |
Menügestaltung / Handling 25 | 20 |
Einstellungsmöglichkeiten 40 | 35 |
Installation 15 | 14 |
Fernbedienung 25 | 23 |
VERARBEITUNG max. 80 | 73 überragend |
Anmutung 25 | 23 |
Material 55 | 50 |
URTEIL max. 1015 | 914 überragend |
Lowew Sound
Loewe besitzt als deutscher Innovator ordentliche Kompetenz in der Audioentwicklung. Das kann richtig gut klingen.

Eine harmonische und im besten Fall mächtig räumliche Klangatmosphäre trägt einen guten Teil zum Filmerlebnis bei. Packt man jedoch den Fernseher Loewe Inspire 65 aus, scheint er ähnlich wie ein Monitor gar keine Schallwandler zu besitzen. Loewe ist stolz auf diesen „invisible sound“, denn tatsächlich gibt das Gerät doch Töne von sich:
Der edle Stoffbezug des Korpus ist nicht nur ein Designaspekt. Die Performance ist dann jedoch eher für Genügsame und hebt sich nicht sonderlich von asiatischen TV-Marken ab – zumindest, wenn diese sich mal richtig Mühe geben, tonal ausgewogen zu agieren.
Bei der Lieferung hatte das Fernsehgerät deshalb die Klang Bar I huckepack. Diese passive Stereobox kostet 300 Euro. Sie wird einfach an zwei Schrauben unter dem TV-Gerät befestigt und über einen Mehrfachstecker angeschlossen. Die optische Integration gelingt perfekt dank der Verwendung desselben Stoffs.

Und damit setzt sich der Inspire von den meisten anderen TVs durch einen besonders angenehmen Klang ab. Das System erfordert erst einmal weder Atmoswandler noch Dutzende Kanäle, seine 80 Watt konzentrieren sich auf gute Musikalität und klare, natürliche Stimmlagen.
Der dezente, aber ehrliche Hochtonbereich spratzelt und zischelt deutlich weniger, als es bei anderen TV-Herstellern modern zu sein scheint. Wir hatten die Klang Bar I schon 2021 mit dem TV bild i.65 angehört, doch laut Loewe wurde sie verbessert und setzt nun auf kräftigere Chassis sowie größere Passivmembranen.
Bars, Woofer und Multiroom
Zwar lässt sich der Inspire jetzt dank DTS Play-Fi mit Soundlösungen diverser Hersteller kombinieren, doch Loewes Soundbars passen halt so wunderbar auf die hauseigenen Stand- und Wandbefestigungen. Als Basis für ein aktives Mehrkanalsystem dienen die Bar 3 (1000 Euro) oder die Bar 5, die es im Set mit dem Sub 5 für 1500 Euro gibt.
Letztere ist ein 5.1.2-System, das Dolby Atmos und DTS:X in 360-Grad-Surroundsound umsetzt. Der Zusatz MR im Namen beider Bars deutet an, dass die Systeme mit Multiroomlautsprechern ergänzt werden können. Die nahtlose Integration von Bild und Ton war schon immer Loewes Stärke.